Rezension
2024 ist wahrhaftig kein außergewöhnlich erfolgreiches Jahr für gut gemachte Horrorfilme. Sicherlich gab es einige Lichtblicke: zum Beispiel das stilistisch schaurige Serienmörderspektakel LONGLEGS oder den erst kürzlich erschienenen feministischen Body-Horror Triumph THE SUBSTANCE. Dennoch erscheinen immer wieder im (Home-)Kino langweilige und klischeehafte Gruselfilme, die man gefühlt bereits fünf Mal zuvor in ähnlicher Fassung gesehen hat.
KNOCK KNOCK KNOCK ist dabei keine Ausnahme. In dem Film von Regisseur Samuel Bodin geht es um den schüchternen achtjährigen Peter (Woody Norman), der mit seinen mysteriösen und überfürsorglichen Eltern Carol und Mark (Lizzy Caplan und Antony Starr) in einem Haus lebt, aus dessen Wänden Peter immer wieder seltsame Klopfgeräusche hört. Jedoch wird es noch unheimlicher für den kleinen Alleingänger, wenn plötzlich eine Stimme aus den Wänden seines Kinderzimmers zu ihm spricht …
Kein Vertrauen, kein Hype
Ursprünglich ist KNOCK KNOCK KNOCK unter dem Titel „Cobweb“ in den USA am 21. Juli 2023 in den Kinos erschienen – am gleichen Tag wie die beiden Filme BARBIE und OPPENHEIMER. Dementsprechend schwer wurde es für den deutlich kleineren Indie-Horrorstreifen, sich gegen das Kinoerlebnis des Jahres 2023, BARBENHEIMER, zu behaupten. KNOCK KNOCK KNOCK erhielt zudem kaum Marketing und verschwand bereits nach kurzer Zeit wieder aus den Kinos. Noch dazu spielt der Film an Halloween – umso unverständlicher, dass dieser mitten im Sommer, und nicht wie bei anderen Horrorfilmen üblich im Oktober, veröffentlicht wurde. Man könnte fast schon anmaßen, dass niemand von Anfang an so richtig Hoffnung und Vertrauen in den Film hatte.
Wie viele Klischees kann man in 88 Minuten bedienen?
Fatalerweise leidet KNOCK KNOCK KNOCK unter altbekannten Schwächen, die man bereits aus anderen kürzlich herausgebrachten Horrorfilmen kennt: die Charaktere verhalten sich typisch gedankenlos und fast jede Wendung in der Story ist nach kurzer Zeit absehbar. Allen voran das Motiv eines Monsters, welches sich in den Wänden eines Hauses versteckt, ist monoton, stumpfsinnig und bereits viel zu oft verwendet worden.
Auch die Bildgestaltung und die Filmmusik wirken häufig aufgesetzt. Beides soll eine angespannte und düstere Stimmung erzeugen, bewirkt allerdings eher das Gegenteil. Vor allem der wiederholt eingesetzte Soundtrack mit den Chorgesängen hinterlässt einen bitteren Beigeschmack. Zu offensichtlich ist hier der klägliche Versuch, das sonst so farb- und spannungslose Geschehen aufzupeppen.
Zwei kleine Lichtblicke
Einzig die schauspielerischen Darbietungen der beiden Eltern hauchen KNOCK KNOCK KNOCK immerhin eine winzige Portion Spannung und Dramatik ein. Lizzy Caplan, die man am ehesten aus der Kultkomödie GIRLS CLUB – VORSICHT BISSIG! kennt, und Antony Starr, der große Bekanntheit durch seine Rolle als Homelander in der Serie THE BOYS erlangte, überzeugen als furchteinflößende Eltern. Besonders eine Szene, in der Peter einen Albtraum hat, zeigt eindrucksvoll die mysteriöse und bedrohliche Aura, die das Elternpaar umgibt. Von Beginn an spürt man, dass die beiden etwas verstecken und auffällig geheimnisvoll agieren. Dies wirkt jedoch, trotz der großen logischen und erzähltechnischen Schwächen im Drehbuch, nie künstlich aufgesetzt.
In einem gewissen Maße hoch anrechnen kann man außerdem die Gedanken und Motive, die KNOCK KNOCK KNOCK anspricht und dem Film ein wenig Bedeutung verleihen. Offensichtlich ist hierbei das Thema einer komplizierten Familie, in der die Eltern-Kind-Dynamik auf die Probe gestellt wird. Auch elterliche Schuldgefühle, sowie die Gefühle und die Einsamkeit eines jungen Kindes werden erforscht und behandelt.
Unfreiwillig komisches Monster
Der eigentliche Horror in KNOCK KNOCK KNOCK liegt weniger in den blutrünstigen Toden der Charaktere, sondern eher im lächerlichen Design des Monsters verborgen. Dieses wird fast bis zum Ende des Films gar nicht oder nur als Schatten und im Dunklen gezeigt. Die Offenbarung seines Gesichts macht jene Entscheidung schnell verständlich: Durch die mauen visuellen Effekte im Charakterdesign wirkt es comichaft, albern und lädt mehr zum Lachen als zum Gruseln ein.
Darüber hinaus gibt es rund um die Herkunft und die Entstehung des Monsters mehr Fragen als jene, die vom Film beantwortet werden. Das Design und die übernatürlichen Fähigkeiten ergeben im Kontext der eigentlich realistischen Story wenig Sinn.
Fazit
KNOCK KNOCK KNOCK hätte ein passabler Film werden können, denn er birgt durchaus tiefergehende Motive und Bedeutungen. Doch diese Elemente geraten durch die billige Optik und den fehlenden Gruselfaktor zu oft in den Hintergrund. So ist es zwar löblich, dass der Film mit Fragen des Elternseins und Kindseins spielt, nichtsdestotrotz strebt er dabei gleichzeitig auch noch an, ein Horrorfilm zu sein. Das gelingt aber bei Weitem nicht. Lediglich die Schauspieler*innen zeigen gelungene Darbietungen – allein können sie das Gesamtprodukt aber auch nicht retten.
KNOCK KNOCK KNOCK ist ab dem 4. Oktober als DVD und Blu-ray erhältlich.
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Originaltitel | Cobweb |
Kinostart | 19.7.2023 |
Länge: | 88 minuten |
Produktionsland | United States of America |
Genre: | Horror |
Regie | Samuel Bodin |
Executive Producer | Connor DiGregorio | Christopher Woodrow | Josh Fagen |
Producer | Roy Lee | Seth Rogen | Evan Goldberg | James Weaver | Andrew Childs |
Kamera | Philip Lozano |
Visual Effects | James David Hattin |
Musik | Sofia Hultquist |
Cast | Lizzy Caplan, Antony Starr, Cleopatra Coleman, Woody Norman, Luke Busey, Aleksandra Dragova, Jay Rincon, Anton Kottas, Steffanie Sampson, Jivko Mihaylov, Iliyan Nikolov, Aleksander Asparuhov, Victoria Velikova, Kate Nichols, Leah-Felicity Bay, James Robinson, Olivia Sussman, Debra Wilson |
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