Kinostart: 05.03.2020
Länge: ca. 108 Minuten
Produktionsland: Frankreich | Japan
Regie: Hirokazu Kore-eda
Schauspieler:innen: Catherine Deneuve | Juliette Binoche | Ethan Hawke
Genre: Drama
Verleiher: Prokino Filmverleih
Abspannszenen: 1
Als Eröffnungsfilm der Filmfestspiele in Venedig wirft LA VÉRITÈ – LEBEN UND LÜGEN LASSEN große Hoffnungsschimmer voraus, denn Regisseur Kore-Eda hat schon mit Shoplifters die Kritiker begeistert. Besetzt mit einem namhaften französischen Cast – unter anderem Juliette Binoche, Catherine Deneuve sowie Ethan Hawke – hat der Dienst IndieWire diesen Film sogar unter die 20 meisterwarteten Filme von 2019 gezählt. Kein Wunder, denn die beiden weiblichen Größen der französischen Schauspielkunst treten hier erstmalig zusammen in einem Film auf.
Diese Konstellation von Schauspielern und Regisseur erforderte zudem viel Mühen, denn Kore-Eda spricht weder französischen noch englisch, weshalb die Kommunikation einzig und allein über eine Dolmetscherin möglich war. Diese jedoch war viel zu beschäftigt, denn der japanische Autor ist bekannt dafür regelmäßig an der Optimierung des Drehbuchs zu arbeiten, was zur fast täglichen Übersetzungs-Routine für Léa Le Dimna wurde. Auch musste das Drehbuch an die europäische Sehgewohnheit angepasst werden, da in der originalen Fassung viele japanische Einflüsse erkennbar waren, die der europäischen Lebenskultur nicht so geläufig sind.
Darum geht es…
In LA VÉRITÈ – LEBEN UND LÜGEN LASSEN spielt Catherine Deneuve im gewissen Sinne sich selbst, denn als Ikone des französischen Kinos hat die Hauptfigur als Schauspielerin eigentlich alles erreicht. Doch all dieser Ruhm steht in Konfrontation mit dem Wunsch eine liebevolle und fürsorgliche Mutter zu sein beziehungsweise gewesen zu sein. Doch nach außen hin verkörpert sie genau das, was sie in ihrem neuen Buch auch unmissverständlich klar macht.
Als ihre Tochter mit Ehemann und Kind plötzlich vor ihrer Tür steht, sind die Probleme vorprogrammiert, denn Lumir, die selbst mittlerweile als sehr erfolgreiche Drehbuchautorin tätig ist, hat ganz andere Erinnerungen an ihre Kindheit. Es wird also Zeit für einige Wahrheiten!
Rezension
Bei dieser Rezension habe ich mich tatsächlich recht schwer getan und sie auch lange vor mir her geschoben. Doch es hilft alles nichts, natürlich teile ich meine Gedanken mit euch:
Im Grund handelt es sich ähnlich wie zuletzt bei DAS PERFEKTE GEHEIMNIS, um eine Art Kammerspiel, welches sich vor allem an zwei Schauplätzen abspielt. Sprich zwangsläufig besteht der Film aus eher weniger Handlung als einem Fokus auf Dialoge und innere Konflikte. Diese haben auch grundlegend tolles Potential, da viel mit der Wahrheit gespielt wird und die Begrifflichkeit „alternative Fakten“ tatsächlich mal eine sinnvolle Bedeutung erhält.
Diese gute und Unterhaltung versprechende Story wird jedoch zu Gunsten des Staraufgebots sowie dem Versuch eine lebhafte, konfliktreiche Atmosphäre zu etablieren, nahezu vollständig geopfert. Recht träge und unspektakulär wird eine Handlung präsentiert, die gerade eben nicht durch die Schauspielstars getragen wird, sondern vielmehr durch die äußerst starken Kinderdarsteller, die jedoch nur in Nebenrollen auftauchen. Zudem wird ein kleiner Figurentwist rund um die Figur des Vaters, dem ehemaligen Mann der Protagonistin, gezeichnet, die eine recht charmante Entwicklung nimmt.
Trist und unansehnlich
Schwächen zeigt LA VÈRITÈ – LEBEN UND LÜGEN LASSEN vor allem in den Dialogen, die zwar äußerst präsent sind, doch nicht so recht ausgefeilt geschrieben sind und unter den vielen verrückten Schnitten nicht wirklich zusammenpassen wollen.
Doch all dies sind tatsächlich noch Kleinigkeiten im Angesicht der finalen Entwicklung, die einem ungenügenden und nicht befriedigenden Schluss hervorzaubert. Es ist äußerst schwer die Entwicklung der Protagonistin zu akzeptieren angesichts der weit ausgedehnten Vorgeschichte. Auch die Abspannszene wirkt etwas dahin geklatscht und verspricht nicht viel Sinnhaftigkeit.
Ein Lügenpaket für die Zuschauer
Angesichts des Fakts, dass man sowieso schon zu dem Zeitpunkt alle paar Sekunden auf die Uhr schauen muss, um endlich einen Schluss herbei zu ersehenen in einer schier unendlich ausdauernden Geschichte. bringt diese Variation des Handlungsausklangs auch keine Überraschungen mehr und reiht sich stimmig in die restliche Story ein. Somit ist LA VÈRITÈ – LEBEN UND LÜGEN LASSEN, in welchem immer wieder zwischen der englischen und französischen Sprache hin und her switcht, eine Art Lügengeschenk: Schön verpackt und von außen schön anzusehen, aber letztlich ist nichts wirklich drin. Sehr schade, angesichts der interessanten Besetzung.
Zwei Größen der französischen Bühnenpräsenz kommen hier erstmalig zusammen und liefern gemeinsam eine nette kleine Geschichte ab, die letztlich sehr unter einem eher dramaturgisch unkreativem Drehbuch leidet. In dieser engen Lokalität, in der die meisten Szenen spielen existiert ein großes Konfliktpotential, welches auch weitestgehend versucht wird anzusprechen, letztlich jedoch viel zu schnell die Problematiken wieder aufklärt und daher kein bisschen Spannung erzeugt. In all diesem hingeplätschere der Story, bleiben die erhofften ansehnlichen Momente leider aus und präsentieren uns vielmehr ein unspektakuläres Familiendrama, welches dennoch zumindest einen kleinen unvorhersehbaren Twist bietet.