Verwöhnt vom Erfolg sucht der mittlerweile erwachsene Ferruccio Lamborghini (jetzt von Frank Grillo verkörpert) den legendären Enzo Ferrari (gespielt von Gabriel Byrne) auf, um sich über die schlechte Gangschaltung der Ferraris zu beklagen. Ferruccio Lamborghini bietet Enzo Ferrari eine Partnerschaft an, um das Problem gemeinsam zu lösen. Aber Enzo schickt Ferruccio weg und erwidert noch arrogant, dass die Firma Lamborghini lieber bei ihren Traktoren bleiben soll. Gekränkt in seiner Ehre schwört sich Ferruccio nun, den besten GT-Sportwagen zu bauen, den die Welt gesehen hat.
Review
LAMBORGHINI wirkt durch seine Kritiklosigkeit und durchgehend positive Inszenierung Ferruccio Lamborghinis so, als ob dieser durch eine rosarote Fanbrille entstanden wäre, und reiht sich somit in die Riege der Biopics wie ELVIS oder BOHEMIAN RHAPSODY ein. Während diese Filme zwischenmenschliche Konflikte wenigstens spannend inszenieren konnten, scheitert der Film nicht nur daran, sondern generell an den Beziehungen und der Chemie der Charaktere. Im ersten Akt wird die beste Freundschaft zwischen Romano Reggiani und Matteo Leoni vorgestellt. Diese beiden wirken sich jedoch so fremd, dass es einem schwer fällt zu glauben, die beiden seien überhaupt befreundet. Hinzu kommt ein gelangweiltes Auftreten von Romano Reggiani. Es wird nicht ersichtlich, wie dieser Mann charmant und ein Frauenheld sein kann.
Weiterhin hat LAMBORGHINI: THE MAN BEHIND THE LEGEND das Problem, dass zwischenmenschliche Konflikte angefangen, aber nie genug Raum bekommen und teilweise nicht auserzählt werden. Wenn diese Konflikte dann aber doch zu einem Ende kommen, geschieht dies abrupt, überhaupt nicht vorhersehbar und lässt die zuschauende Person auch ratlos zurück, da durch diese Ereignisse keine Charakterentwicklung oder Reflektion ausgelöst wird. Der Film eilt lieber in die nächste Szene, in der Frank Grillo gedankenverloren auf seine Autos, Skizzen oder Fotosammlung schaut. Dabei wird schnell klar, dass es sich bei diesen Szenen um Trailershots handelt, um das Bild des nachdenklichen und weisen Mannes zu schaffen. Doch eigentlich verkörpern Romano Reggiani und Frank Grillo einen Ferruccio Lamborghini, der durch machohaftes Verhalten, Fremdgehen, Ignoranz, sowie Abwesenheit gegenüber der Familie glänzt.
Der Versuch, die Großen zu erreichen
In LAMBORGHINI: THE MAN BEHIND THE LEGEND gibt es mehrere kleinere Rennen und Testfahrten mit Prototypen. Bei diesen fällt schnell auf, dass der Film sich wahrscheinlich LE MANS 66 als Vorbild genommen hat. Die Kameraarbeit ist dabei gut und es ist jederzeit zu erkennen, was gerade passiert. Jedoch fahren die Autos teilweise sehr langsam, wodurch das Gefühl eines entscheidenden Rennens nicht aufkommt. Zudem sind die Rennen zu selten und auch die Probefahrt des Prototyps taucht nur ein- bis zweimal kurz auf.
Doch trotz dieser zu kurzen Szenen und einer Lauflänge von gerade einmal 97 Minuten gibt es viele Überlängen. Gerade die Dialoge wirken teils belanglos und wie aus den Fingern gesogen. Meistens sind diese auch nur da, um gegen Ferrari zu sticheln oder um noch einmal zu betonen, dass Lamborghini nicht nur Autos, sondern die besten Autos baut. Es kommt leider nicht selten vor, dass der Blick der zuschauenden Person vom Bildschirm auf das eigene Smartphone ausrutscht.
Italien von seiner schönsten Seite
Ein Augenschmaus sind die italienischen Drehorte und schön inszenierten Szenenbilder. Diese sind nicht nur durch die italienische Landschaft mit ihren Bergen, Weinfeldern, sowie den Städten mit den engen Gassen wunderschön, sondern erlauben es einem auch, die Welt des Films zu genießen. Einzig allein eine Szene spielt vor einem klar erkennbaren Greenscreen, auf dem ein weites Gelände mit Regen eingespielt wird. In dieser Szene fehlt das Regengeräusch, was vor allem dadurch störend auffällt, dass eine Einstellung davor im echten Regen gespielt und man den Regen gehört hat. Gerade da dies eine bedeutsame Szene für den ist, wäre eine bessere Inszenierung wünschenswert gewesen.
Die größte Stärke von LAMBORGHINI: THE MAN BEHIND THE LEGEND ist der Einsatz der echten Luxusfahrzeuge der Zeit. Dem Filmteam ist es nicht nur gelungen, die Fahrzeuge zu organisieren, sondern auch eine Erlaubnis zu bekommen, diese benutzen zu dürfen. Dadurch musste kaum CGI zum Einsatz kommen und es kann die Schönheit und den Klang der Luxusautos bewundern. Wenn Frank Grillo in einem Lamborghini Miura sitzt und durch die bergige Natur Italiens fährt, ist das zweifelsfrei ansehnlich und als Zuschauer*in möchte man davon mehr sehen. Aber diese Szenen kommen nur vereinzelt und hauptsächlich im dritten Akt vor.
Fazit
Der Trailer hat viele Erwartungen geweckt und den Zuschauer*innen die Hoffnung auf ein zweites LE MANS 66 gegeben. Diese Hoffnung wird vom Film schnell torpediert und es wird klar, dass es sich hier um eins dieser Biopics handelt, das leider schnell in Vergessenheit gerät. Enttäuschung macht sich bemerkbar. Wer den Trailer aber nicht gesehen hat, bekommt mit LAMBORGHINI: THE MAN BEHIND THE LEGEND einen Film, der zwar Potential hat, dieses aber nicht nutzt. Einzig die schönen Landschaftspanoramen und Sportwagen sind einen Blick wert. Durch die Lauflänge von 97 Minuten und eben die echten Autos könnte der Film autobegeisterten Menschen gefallen.
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Originaltitel | Lamborghini: The Man Behind the Legend |
Kinostart | 17.11.2022 |
Länge: | 97 minuten |
Produktionsland | Italy |
Genre: | Drama | Historie |
Regie | Bobby Moresco |
Executive Producer | Guglielmo Marchetti | Jeff Bowler | Frank Grillo | Barry Brooker | Sergio Navarretta | Roman Kopelevich | Julien Favre | Stan Wertlieb | Bret Saxon |
Producer | Andrea Iervolino | Monika Bacardi | Danielle Maloni | Allen Dam |
Kamera | Gian Filippo Corticelli | Blasco Giurato |
Musik | Tuomas Kantelinen |
Cast | Frank Grillo, Romano Reggiani, Gabriel Byrne, Matteo Leoni, Hannah van der Westhuysen, Mira Sorvino, Chiara Primavesi, Francesca Tizzano, Francesca De Martini, Fortunato Cerlino, Giulio Mezza, Giorgio Cantarini, Giovanni Scotti, Lorenzo Viganò, Patrick Brennan, Leonardo Cecchi, Luca Riemma, Andrea Bruschi, Clementino, Tommaso Basili |
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