Review Fakten + Credits

	Late Night with the Devil
	Veröffentlichung: 2024-03-19Genre: HorrorLänge: 93 minutenBudget: $ 2,000,000
	Übersicht Die Zuschauerzahlen befinden sich schon seit Langem im freien Fall: Die Sendung der Halloween-Nacht von 1977 ist für die Late-Night-Talkshow „Night Owls“ und ihren Moderator Jack Delroy die letzte Chance, sich beim Publikum zu bewähren. Demgemäß plant er mit seinen Gästen die spektakulärste Horror-Show des Jahres: Ein Hellseher nimmt Kontakt zu toten Verwandten auf, bevor er auf offener Bühne einen gewaltigen Schleimstrahl erbricht. Ein Zweifler versucht sich an der Aufdeckung der unerklärlichen Phänomene, die diesen Abend heimsuchen. Und dann ist da noch eine Parapsychologin in Begleitung der 13-jährigen Lilly, die als einzige den Massenselbstmord einer satanischen Sekte überlebt hat und vom mysteriösen Mr. Wiggles besessen sein will. Während sich hinter den Kulissen zunehmend Panik über die beängstigenden Vorkommnisse und die gefährdete Quote breitmacht, nimmt die Show ihren verhängnisvollen Verlauf. Der letzte Mitschnitt wurde nie gesendet… bis heute. Quelle: www.themoviedb.org

Rezension

Late Night with the Devil ©2024 Capelight Pictures, Wild Bunch Germany

Es ist bizarre Ironie, nicht unpassend zum diabolischen Dilemma, in dem der perfide Protagonist Cameron und Colin Cairnes teuflischen TV-Show-Horrors sich zu spät erkennt, dass der grandiose Look der Produktion LATE NIGHT WITH THE DEVIL letztlich zum Verhängnis wird. Nicht etwa die berechtigte Kritik am minimalen Einsatz AI-generierter Bilder, sondern vielmehr die detailgetreuen Rekonstruktion eines doppelten Rahmens fiktionaler Authentizität, aus dem sich das Regie- und Drehbuchautoren-Duo nicht mehr befreien kann. Resultat ist ein auch dramaturgisch destruktives Schluss-Spektakel.

Jenes richtet nicht nur in der auf Echtzeit ausgelegten Haupthandlung materielle, mentale und menschliche Verwüstung an, sondern zerstört den scheinrealistischen Stil und die immersive Illusion der Inszenierung. Die lagert die finale Folge der fiktiven Live-Show „Night Owls“, deren Moderator Jack Delroy (David Dastmalchian) vergeblich mit den Einschaltquoten der TONIGHT SHOW STARRING JOHNNY CARSON konkurriert, in eine Mockumentary über die verstörenden Ereignisse in besagter Sendung, zu deren Halloween-Special die angeblich besessene Lily (Ingrid Torelli) geladen ist.

Late Night with the Devil ©2024 Capelight Pictures, Wild Bunch Germany

Der vorangehende Auftritt des Scharlatans Christou (Fayssal Bazzi) und der Entlarvung paranormaler Phänomene verschriebenen Bühnenmagiers Carmichael (Ian Bliss) sind das atmosphärische Amuse-bouche des doppeldeutigen Dialogs des von Parapsychologin Dr. June Ross-Mitchell (Laura Gordon) begleiteten Teenagers. Der kennt einige düstere Geheimnisse des quotenversessenen Moderators, der wie zu erwarten mehr bekommt, als er erhofft hat. Genau wie das Publikum. Das traktiert der konventionelle Klimax mit schrillen Special-Effects, welche die sorgsam aufgebaute Ambivalenz zwischen Entertainment und Realität erschlagen.

Fazit

Die paradoxe Pointe Cameron und Colin Cairnes stylischen Vintage-Horrors ist dessen inszenatorische Ignoranz der eigenen Lektion: dämonische Mächte nicht leichtfertig beschwören und der Quote seine Seele opfern – oder eine Story. Die der maliziösen Mockumentary besticht als schauspielstarke Satire der kalkulierten Kontroversen und manipulativen Manierismen der Live Nightshows. Deren raffinierte Rekonstruktion kombiniert effektiv historische, tatsachenbasierte und fiktive Elemente zu einer ästhetisch und atmosphärisch gleichermaßen fesselnden Alternativ-Vergangenheit, die dramaturgisch und visuell unter der Last ihrer Ansprüche kollabiert.

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