Originaltitel: Little Women
Kinostart: 30.01.2020
Länge: ca. 135 Minuten
Produktionsland: USA
Regie: Greta Gerwig
Schauspieler: Saoirse Ronan | Emma Watson | Florence Pugh | Eliza Scanlen
Genre: Romanze | Drama
Verleih: Sony Pictures Germany
Der zweiteilige Roman LITTLE WOMEN ist bereits unzählige Jahre alt. Um genau zu sein 152 Jahre und somit ein wertvolles Gut amerikanischer Literaturgeschichte. Unter dem Titel Good Wives schrieb die Schriftstellerin den zweiten Teil nur wenige Monate nach Veröffentlichung des ersten Werks, da dieser einen einschlagenden Erfolg verzeichnen konnte. Good Wives bildet dabei nur bedingt eine Fortsetzung, da beide Teile eigentlich in Gänze zusammengehören und somit auch wie ein einziges Werk betrachtet werden. Diese Bücher bedeuteten auch den Durchbruch von Louisa May Alcott, die in den Romanen viel autobiografischen Inhalt verarbeitete.
Ich hatte viel Kummer in meinem Leben, also schreibe ich heitere Geschichten.
Filmhistorisch Wertvoll
Seither wurde die Geschichte mehrfach adaptiert und neuinterpretiert. Die erste Verfilmung soll es bereits im Jahr 1917 gegeben haben, doch ist diese wohl verschollen. Laut IMDB stammt dieser Film von Alexander Butler und spielt unter anderem mit Daisy Burrell, Mary Lincoln und Minna Grey. Es folgten verschiedene Kinofilme und Fernsehfilme. So ist auf Amazon aktuell eine dreiteilige Serie von 2017 zu finden, die eben jene Geschichte zeigt. Die Unterschiede der verschiedensten Versionen sind eher marginal, da sie alle dem ungefähr gleichen Storyverlauf folgen und dabei sich vor allem in der schauspielerischen Interpretation unterscheiden.
Die aktuelle Fassung wurde unter der Regie von Greta Gerwig produziert und glänzt durch einen hochklassigen amerikanischen Cast. Sowohl Emma Watson als auch Saoirse Ronan, Florence Pugh und Eliza Scanlen sind in den Hauptrollen zu sehen. Dazu gesellen sich der Jungstar Timothée Chalamet, der seine wohl markanteste Rolle bisher in CALL ME BY YOUR NAME präsentieren konnte. Auch der Glanz des amerikanischen Kinos Meryl Streep ist neben Laura Dern in einer kleinen Rolle zu sehen und komplettiert das Starensemble.
Vereinte Schwestern auf getrennten Wegen
Im Film LITTLE WOMEN wird nun also die Geschichte vierer junger Mädchen erzählt, die in ärmlichen Verhältnissen aufwachsen, unterschiedlicher kaum sein könnten und doch stets eine wichtige Verbindung zueinander ausleben. Amy ist das Küken der Familie und mit gerade einmal 20 Jahren eine talentierte Künstlerin, die mit ihrer Tante nach Europa reist. Die zweit jüngste ist Beth. Mit 21 Jahren spielt sie leidenschaftlich gerne Klavier und genießt es beim Nachbarn die Möglichkeit zu bekommen ihre Fähigkeit auszuleben. Schriftstellerin Jo ist 23 Jahre alt und inszeniert gerne Geschichte, welche dann von ihren Schwestern in kleinen Theaterstücken nachgespielt werden. Meg ist die Älteste der Vier und heiratet schon früh einen stattlichen jungen Mann und interessiert sich zudem sehr für Mode jeglicher Art.
Ich habe nicht immer recht, aber ich liege nie falsch!
Die Mädchen müssen sich mit den Problemen ihrer Zeit zurechtfinden und sowohl Armut, Krankheit und Geschlechterrollen bekämpfen und zum Teil auch ertragen. Wichtige Stützen für all dies sind stets ihre Mutter und Tante, bei denen sie in jeder Situation Zuflucht suchen können. Doch gerade Jo scheint das Pech zu verfolgen und so fällt es ihr schwer die häuslichen Fänge zu verlassen und auf eigenen Beinen zu stehen.
Herzlich, aber undefinierbar
LITTLE WOMEN ist tatsächlich ein recht schwieriger Fall für eine gute Kritik, denn ohne Frage ist dies ein wunderschön anzusehender Film mit tollen Schauspielern, einer angenehmen Atmosphäre und Stimmung sowie vielen herzlichen und amüsanten Momenten. Und im Verlauf des Films passiert stetig etwas auf der Leinwand, dass den Zuschauer bei Laune behält und doch schafft es dieses Drama nicht das Publikum vollends für sich einzunehmen. Im Nachhinein wird es sogar schwer viel über dieses Werk zu sagen, da die einzelnen Momente wie Wasser durch die Hände gleiten und nur ein ärmliches und mageres Gerüst einer groben Geschichte übrigbleibt. Dennoch versuche ich einmal zu erörtern, ob sich ein Kinobesuch tatsächlich lohnt.
Bei solch einem hervorragenden Cast bietet es sich natürlich an mit eben jenem zu beginnen: Kaum überraschend dürfte sein, dass die vielen Frauen in diesem Werk ihre Rolle bravourös verkörpern, allen voran Saoirse Ronan, die wie zuletzt in LADY BIRD wieder einmal perfekt in die Rolle eintaucht und die Figur schafft nicht nur zu spielen sondern vollends auszuleben. Emma Watson tritt deutlich seltener in Erscheinung und besitzt daher keinen wirklich tragenden Part in der Geschichte, weshalb ihre immer gleiche Performance kaum weiter ins Gewicht fällt. Forence Pugh verkörpert neben Saoirse Ronan die wohl aufwendigste Rolle und präsentiert sich nach einem starken persönlichen Karriereaufstieg erneut von ihrer besten Seite mit hervorragenden mimischen Darstellungen.
Gute Laune mit mehreren Humorspitzen
Die gesamte Geschichte wird in zwei Zeitebenen erzählt. Zum einen die Gegenwart, in welcher die Mädchen sich in den 20ern befinden und zum anderen die Vergangenheit, in der die jüngste Schwester gerade einmal zwölf Jahre alt ist. Die Geschichten aus beiden Zeitschienen werden fast schon nahtlos miteinander verbunden, was es dem Zuschauer schwer macht diese auseinanderzuhalten. Insbesondere weil die Darsteller stets gleich aussehen und nur minimale Veränderungen ihr unterschiedliches Alter markieren. Die Rückblicke sind dabei vor allem erkennbar, da sie mit viel kräftigeren Farben versehen sind und daher einen Kontrast zur Gegenwart aufzeigen.
LITTLE WOMEN ist eine umfangreiche Sammlung an Problematiken, die das 19. Jahrhundert geprägt haben, verknüpft mit herzlichen und liebevollen Zusammenkünften, in denen die gute Laune der Figuren ansteckend wirkt. Immer wieder entstehen Konflikte, die sich häufig um die große Liebe drehen und Streit unter den Schwestern selbst schüren. Gleichzeitig findet jedoch vor allem das Familienleben einen wesentlichen Handlungspunkt, da sich die meiste Handlung stets auf das Elternhaus konzentriert.
Neben der stimmungshebenden und harmonischen Streichmusik sind es vor allem die Bilder, die den Rezipienten bei Laune halten, denn es gibt nicht nur wirklich schöne Landschaften und tolle Sets zu begutachten, sondern vor allem aufwendig gestaltete Kleider und Kostüm. Doch wirken die Aufnahmen teilweise etwas zu perfekt und lassen es daher nicht so recht zu sich wirklich in die Zeit hineinzuversetzen. Doch ist dies eher meckern auf hohem Niveau.
Top oder Flop?
Das große Problem des Films ist offenbar einzig und allein, dass die sehr simpel gehaltene Geschichte und die Konfliktsituation einfach schon zu oft in cineastischen Produktionen aufgegriffen wurden und sich daher nicht so recht im Kopf festsetzen wollen. So schön und harmonisch das Werk auch ist, wirkt der gesamte Film doch eher belanglos und eintönig. Die gesamte Zeit fühlt es sich so an, als würde irgendetwas fehlen, doch ist nie so richtig klar was, weshalb es dann auch umso schwieriger wird LITTLE WOMEN in Gänze zu bewerten.
Reicht ein gutes Gefühl für eine gute Bewertung? Bei mir leider nicht so ganz, denn es gibt zwar viele Filme die einzig und allein mit der Stimmung eine gute Punktzahl bei mir absahnen können, doch in Angesicht der vielen anderen tollen Werke der letzten Zeit wirken die Verwirrungen durch die Zeitebenen und die eher schlichte Story der Genialität entgegen. Daher sollte ich euch den Tipp geben: Wenn ihr beim nächsten Besuch im Kino einfach mal ein wenig die Bilder auf euch einprasseln lassen, ein paar ruhige Momente genießen und die Atmosphäre wirken lassen wollt, so fahrt ihr mit diesem Film doch recht gut. Andernfalls wird er wohl kaum für absolute Begeisterung sorgen.
Vier junge Damen im 19. Jahrhundert
Visuell betörend und von der Musik umschmeichelt erzählt LITTLE WOMEN voller Enthusiasmus die Geschichte einer berühmten und doch schon längst verstorbenen Schriftstellerin und ihrem autobiografischen Werk. Im Wesentlichen besticht der Film dabei durch eine harmonische und liebevolle Atmosphäre, die den Zuschauer in eine andere Welt entführt, schafft es jedoch damit nicht so ganz ihn bedingungslos zu verzaubern. Der hervorragende Cast bietet immer wieder starke Momente, doch bereitet vor allem die kaum erkenntliche Verknüpfung unterschiedlicher Handlungszeiten immer wieder enorme Verständnisschwierigkeiten, die nur allmählich an Klarheit gewinnen. Der wohlige Genuss des Moments wiegt leider die fehlende Eindringlichkeit nicht so recht auf, was es zudem auch schwierig macht ein Publikum für diesen Film zu definieren.