Living - Einmal wirklich leben |
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Veröffentlichung: 2022-11-04Genre: DramaLänge: 102 minutenBudget: $ 10,000,000 | |
ÜbersichtGroßbritannien, 1953: Das vom Zweiten Weltkrieg zerstörte London ist noch immer im Begriff, sich von den Spuren der Zerstörung zu erholen. Williams, ein hochrangiger Beamter des London County Council, ist ein ohnmächtiges Rädchen in der bürokratischen Stadt, die um den Wiederaufbau kämpft. Im Büro unter Papierkram begraben, hat sich sein Leben lange leer und bedeutungslos angefühlt. Mit dem Erhalt einer erschütternden medizinischen Diagnose ändert sich plötzlich sein gesamtes Leben. Die Diagnose, Krebs im Endstadium, zwingt ihm dazu, sein Leben zu überdenken. Er fasst den Entschluss, seine Ersparnisse abzuheben und zu einem idyllischen Badeort zu fahren, um seinen letzten Lebensabschnitt zu beginnen, den er sich mithilfe von zahlreichen Schlafmitteln so schnell wie möglich herbeiwünscht. Als er auf den fremden Mr. Sutherland trifft, kommt plötzlich jedoch alles anders. Quelle: www.themoviedb.org |
Rezension
Die lebensunfähige Lethargie im Zentrum Akira Kurosawas sozialkritischer Sterbestudie Ikiru, die Oliver Hermanus‘ erbaulicher Elegie als Vorbild dient, spiegelt sich weniger in Plot und Figuren als in der inszenatorischen und narrativen Unentschlossenheit. Wie der gleichsam desillusionierte und desinteressierte Verwaltungsbeamte Williams (Bill Nighy) begnügt sich das romaneske Remake damit, seine Nische vorbildlich auszufüllen, nachdem einige zaghafte Versuche der Emanzipation versanden. Von einer fatalen Krebsdiagnose aus seiner apathischen Arbeitsroutine gerissen, sucht der emotional isolierte Protagonist in Begleitung des Zufallsbekannten Sutherland (Tom Burke) Striptease-Shows und Bars vergeblich nach Erfüllung. Jene ersehnte Sinnhaftigkeit findet er unverhofft auf Arbeit im persönlichen Engagement für den Bau eines Spielplatzes.
Letzter ist auch bei Hermanus‘ Ort der sentimentalen Schlüsselszene, die Kazuo Ishiguros Drehbuch in Kontrast zu Kurosawa als tränenreichen Triumph darstellt. Die Verlagerung der Gegenwartshandlung in die 50er und dramaturgische Fixierung auf den von Nighy mit stoischer Schwermut gespielten Hauptcharakter verwässern zusätzlich die spitzfindige Systemkritik des Originals. Dessen von pessimistischen Pointen untermauerte Vorführung einer bleiernen Bürokratie, die ihre Handlanger abstumpft, weicht einer pathetischen Persönlichkeitsskizze. Darin vergiftet nicht die behördliche Maschinerie die Menschen, sondern krankt am Motivationsmangel von Mitarbeitern wie dem von Harris treffen „Mr. Zombie“ getauften Williams: Ein Wiedergänger des Stevens aus Remains of the Day, befangen von melancholischer Monotonie.
Fazit
Der pragmatische Pessimismus Akira Kurosawas Klassikers ersetzt eine melodramatische Mischung aus Rührseligkeit und Romantik, die mehr als sozialpädagogisch denn sozialkritisch auftritt. Bill Nighys anrührende Darstellung trägt die nah am Kitsch konstruierte Story, die auf die existenzialistischen Fragen der filmischen Vorlage allzu simple Antworten gibt. Das stereotype Szenenbild und die adretten Kostüme verstärken die pittoreske Künstlichkeit des gediegenen Grabgesangs, dessen beschauliche Botschaft das fatalistische Fazit des Originals konterkariert.
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Originaltitel | Living |
Kinostart | 4.11.2022 |
Länge: | 102 minuten |
Produktionsland | Japan |
Genre: | Drama |
Regie | Oliver Hermanus |
Executive Producer | Nik Powell | Ko Kurosawa | Daniel Battsek | Sean Wheelan | Ollie Madden | Ian Prior | Peter Hampden | Thorsten Schumacher | Norman Merry | Kazuo Ishiguro | Kenzo Okamoto | Emma Berkofsky |
Producer | Stephen Woolley | Elizabeth Karlsen | Jane Hooks |
Kamera | Jamie D. Ramsay |
Musik | Emilie Levienaise-Farrouch |
Cast | Bill Nighy, Aimee Lou Wood, Alex Sharp, Tom Burke, Adrian Rawlins, Oliver Chris, Hubert Burton, Zoe Boyle, Barney Fishwick, Patsy Ferran, Michael Cochrane, Lia Williams, Anant Varman, Jessica Flood, Jamie Wilkes, Richard Cunningham, John Mackay, Ffion Jolly, Celeste Dodwell, Jonathan Keeble |
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