Originaltitel: Luca
Streamingstart: 18.06.2021
Länge: ca. 95 Minuten
Produktionsland: USA
Regie: Enrico Casarosa
Synchronsprecher:innen: Jacob Tremblay | Jack Dylan Grazer | Emma Berman
Genre: Animation | Komödie | Abenteuer
Verleih: Walt Disney Germany
Der Sommer ist angekommen und mit ihm auch eine Vielzahl an filmischen Pendants, die das beschwingte und hochsommerliche Feeling auf die Bildschirme und Leinwände bringen. Statt Sommerloch gibt es neben etlichen Filmstarts zur Wiedereröffnung der Kinos auch allerhand neue Streamingstarts. Ab 18. Juni 2021 schickt Disney einen neuen Animationsfilm aus dem Hause Pixar auf ihrem hauseigenem Streamingdienst ins Rennen. Ohne zusätzliche Gebühr ist dieser Streifen von Anfang an im monatlichen Abo enthalten, aber deswegen nicht minder sehenswert.
Von Animationsfilmkennern wurde der neuste Pixarfilm bereits heiß erwartet, Bildmaterial, Fantheorien und der Veröffentlichungsmonat sorgten im Vorneherein schon für spekulative Diskussionen, in manchen Fankreisen wurden sogar die Hoffnungen an ein CALL ME BY YOUR NAME im Disney-Gewand angeheizt. Schon im Vorfeld wurden diese Theorien von den Filmemachern dementiert. Gründe, warum der Film dennoch einigen Erwartungen standhält, gibt es zu Genüge. Gründe, weshalb er nicht an andere Pixarstreifen heranreicht, aber auch.
Darum geht es…
Luca ist ein Fischwesen und lebt mit seinen Eltern und seiner Großmutter im Meer vor der italienischen Riviera. Als er eines Tages versunkene Utensilien aus der Menschenwelt entdeckt, lernt er den jungen Alberto kennen, der ebenfalls eine freundlich gesinnte Meereskreatur ist. Alberto weiht Luca in die magischen Fähigkeiten ihrer Art ein: sobald sie das Wasser verlassen, nehmen sie die Gestalt ganz normaler Menschen an. Schon bald nutzen die beiden ihre Kraft, um außerhalb des Meeres Abenteuer zu erleben. Als Lucas Eltern davon Wind bekommen, wollen sie den Jungen zu seinem Onkel in die Tiefen des Meeres schicken. Der junge Fischwandler sieht nur eine andere Möglichkeit und flüchtet mit Alberto ins nahegelegene Menschenstädtchen. Dort lernen die beiden Jungen das Menschenmädchen Giulia kennen und entwickeln eine besondere Leidenschaft für die Vespa. Um ihre Träume zu verwirklichen und ihre Freundschaft noch weiter zu festigen, wollen die drei Underdogs an einem Dreikampf-Wettbewerb teilnehmen.
Der Sommer ist da
LUCA greift von Anfang an jene sommerliche Atmosphäre auf, die die Inhaltsbeschreibung und die Trailer schon vermuten ließen. Das weite, sonnenbeschienene Meer, ein romantisches, italienisches Fischerstädtchen, Kinder, die im Freien Fußball spielen oder ein Eis essen – der Film ist ein einziges bestimmtes Feeling, welches er bis zum Ende nicht ein einziges Mal fallen lässt. Zwar liefert der Film zwischendrin auch kleine, dramatischere Momente, aber alles spielt sich unter der friedvollen Sonne der italienischen Riviera und dem wachsamen Auge der uneingeschränkten Altersempfehlung ab.
Besonders gelungen sind jene Momente, in denen die Hauptperson Luca, im Originalton gesprochen von Newcomer-Star Jacob Tremblay (WUNDER, GOOD BOYS), die Welt um sich herum (neu) entdeckt. Seien es zu Beginn die menschlichen Relikte oder etwas später seine außergewöhnliche Gabe, außerhalb des Wassers als Mensch herumstolpern zu können. Seine Gehversuche oder seine Faszination für die Vespa wirken amüsant und glaubhaft, ebenso wie die Freundschaft, die sich zwischen ihm und Alberto, im Original vertont von Jack Dylan Grazer (ES, SHAZAM), entwickelt. Allein für diesen Teil der Geschichte nimmt sich der Film die ersten fünfundzwanzig Minuten Zeit, bevor nach dem ersten Drittel der Handlung das Fischerdörfchen als Handlungsort dazustößt.
Dort angekommen entwickelt sich die Geschichte schnell zu einer klassischen Underdog-Erzählung, mit kleinem Liebesdreieck, einem Fischfänger mit tragischer Vergangenheit und einem platten, arroganten Schnösel als Gegenspieler. Vor allem aber zieht man aus den vorangegangenen Spielminuten eine große Wirkung, ohne welche die folgenden Streit- und Freundschaftsszenen deutlich weniger Impact gehabt hätten. Unterschwellig vermittelt der Film somit, ähnlich wie es im vorherigen Pixarfilm ONWARD der Fall gewesen war, dass auch Jungen Gefühle zeigen und auch weinen dürfen.
Im Schatten vieler Pixarfilme
In LUCA steht keine große abenteuerliche Geschichte im Vordergrund, sondern das Zusammenspiel der Charaktere und die verschiedenen Beziehungen untereinander. Immer wieder aufgelockert wird das Ganze durch Slap-Stick und andere Humoreinlagen, die vor allem durch Lucas Eltern und deren Undercover-Suchaktion im Menschendorf eingebracht werden. Große philosophische oder psychologische Betrachtungen bleiben aus, einzelne Charaktere erreichen nicht immer die Tiefe, wie man sie vielleicht aus anderen Pixarfilmen wie ALLES STEHT KOPF kennt. Dafür gibt es ein paar skurrile Figuren zu bestaunen und keinen Sidekick-Overkill, die hier nur akzentuiert, aber äußerst passend eingesetzt werden.
Das Design an sich lässt sich selbstverständlich sehr gut ansehen. Die Animationen sind farbenreich und detailliert und hätten ihre Berechtigung auch ohne wenn und aber auf der großen Leinwand gehabt. Die Tatsache, dass Musical- und Gesangsnummern auch hier ausbleiben, dürfte für den ein oder anderen erwachsenen Zuschauer ein weiterer Pluspunkt sein.
Es gibt nicht viele Dinge, die wirklich harsch zu kritisieren sind. Am ehesten noch die spärliche und vorhersehbare Handlung, die doch recht generisch auf ihr primäres Zielpublikum zu geschnitten scheint. Wo andere Pixarfilme etwas tiefer in die Materie eingestiegen werden, kratzt LUCA oftmals nur an der Oberfläche und gibt nur kurze Kommentare, zum Beispiel was den Fischfang betrifft. Dennoch zünden Charaktermomente und Zwischenmenschliches viel besser, als in anderen Animationsfilmen der letzten Zeit.
Fazit
LUCA ist gut animiertes Sommerkino, welches anstatt einer originellen Geschichte lieber seine Charaktere und deren tiefe Freundschaft in den Vordergrund stellt. Auflockernde Momente und kreative Einfälle schmücken Teile der archetypischen Handlung aus, nehmen aber nie Überhand wie in anderen Genrebeispielen. Mit LUCA wird nichts Innovatives gewagt und frei von Klischees ist er auch nicht, aber der Film entfacht erfolgreiche eine kunterbunte, leichtfüßige Huldigung des italienischen Sommers und liefert vor allem gute Laune.
Synchronsprecher:in | Rolle |
Jacob Tremblay | Luca Paguro |
Jack Dylan Grazer | Alberto Scorfano |
Maya Rudolph | Daniela |
Giacomo Gianniotti | Giacomo |
Jim Gaffigan | Lorenzo |
Emma Berman | Giulia |
Francesca Fanti | Maggiore |
Gino D’Acampo | Eugenio |
Deyvi Stib Rodriguez | Luca (Latein Spanisch) |
Marco Barricelli | Massimo |
Saverio Raimondo | Ercole Visconti |
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