FilmkritikFakten + Credits
Mama weint in Strömen

Mama weint in Strömen ©2021 Les Films du Préau

Neben vielen aktuellen Langspielfilmen und wiederaufgeführten Klassikern sorgt MAMAN PLEUT DES CORDES (im englischen MUM IS POURING RAIN, z.dt. etwa MAMA WEINT IN STRÖMEN) für eine kurze filmische Begegnung auf der diesjährigen Französischen Filmwoche. Der neue Kurzfilm von Hugo de Faucompret füllt seine knapp 30 Minuten mit farbkräftigen Animationen und einer Geschichte, die nicht vor ernsten Themen scheut und mit ihrer Warmherzigkeit und Geselligkeit die Weihnachtszeit einleitet.

Darum geht es…

Jane ist ein willensstarkes kleines Mädchen. Weil ihre Mutter eine leichte Depression hat, beschließt sie ihre Tochter für die Weihnachtsferien zur Oma zu schicken. Jane findet das gar nicht gut. Denn auf dem Land gibt es nichts zu tun und bei Omas riecht alles nach Zwiebeln. Doch ihr Urlaub entpuppt sich als ein echtes Abenteuer. Jane schließt unerwartete Freundschaften: Leon und Sonia, zwei Kinder aus dem Dorfe und Cloclo, ein großer Obdachloser mit viel Humor und musikalischem Talent, der alleine im Wald lebt. Während Jane lernt, sich den anderen gegenüber zu öffnen, wird sie ihrer Mutter die Kraft geben, die sie braucht, um aus dem Krankenhaus herauszukommen. Dank Leon, Sonia und Cloclo lernt Jane, dass das Leben trotz allem ein Fest sein kann!

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Rezension

In nur wenigen Minuten erschafft MAMA WEINT IN STRÖMEN ein ganz eigenes kleines Universum aus Ernsthaftigkeiten und Verschrobenheiten: die (stürmische) Welt einer Achtjährigen, deren Mutter sich aufgrund ihrer Depression in Behandlung begibt. Anfangs überwiegen Unverständnis und Aufbegehren, die allmählich durch magisch-realistische Begegnungen und neu erschlossene Freundschaften aufgebrochen und in ein anderes Licht gerückt werden. Dass sich dabei ernsten Themen wie Depression und einer engen Mutter-Kind-Beziehung angenommen wird, trübt die herzliche und leichtfüßige Machart Films in keiner Weise.

Mama weint in Strömen

Mama weint in Strömen ©2021 Les Films du Préau

Dieser ist seine überschaubare Laufzeit hinweg stets kurzweilig in Szene gesetzt, sowohl in seinen schweren und leisen Momenten als auch in den wenigen rasanten. Musik und Bilder ergänzen sich  unmittelbar und erwecken nicht nur aufgrund ihrer teils meditativen Naturverbundenheit Erinnerungen an alte Meisterwerke des japanischen Animationsstudios Ghibli. Auch die eigensinnigen und in zwei dutzend Minuten gut aufbereiteten Charaktere entfachen solche Assoziationen und tragen zur Lebendigkeit und zur Botschaft des Kurzfilms bei.

Keiner der Charaktere verlässt sich auf ein Ideal. Sie sind kräftig, verschroben, faltig, dreckig, zerzaust und haben meist große Ohren. Sie sind keine Stereotypen, besitzen lebendige Eigenschaften und ihr individuelles Potential für Bildwitz und Slapstick, der niemals ausgereizt wird. Vor allem funktionieren sie aber auch untereinander, sowohl in ihren einerseits märchenhaften Facetten (der Riese, eine magischbegabte Großmutter) als auch andererseits auf zwischenmenschlicher Ebene. Selbst Krankenhaus und Pfleger sind keine düster oder antagonistisch gezeichneten Orte und Figuren, sondern glaubhaft dargestellt.

Mama weint in Strömen

Mama weint in Strömen ©2021 Les Films du Préau

MAMA WEINT IN STRÖMEN feiert das Leben gegen Ende im wahrsten Sinne dieser Worte. Ausgestattet ist er mit viel visuellem Witz und detaillierten Animation, hin und wieder auch mit kleinen Anleihen eines Horrorfilms. Sicherlich exerziert er angesprochene Themen nie vollständig aus, verlässt sich sogar auf die kindlich naive Sichtweise, geht in seiner Grundaussage aber dennoch zu Herzen.

Fazit

Ein kurzer Ausflug, der sich lohnt. MAMA WEINT IN STRÖMEN spricht Themen an, vor denen sich ähnlich leichtfüßige Filme lieber verstecken würden und unter deren Last er selbst niemals zu  kämpfen hat. Das mag keine tiefgründige Reflexion und Auseinandersetzung mit Depressionen liefern, wohl aber eine kleine, feine Geschichte aus Kindersicht. Eigenwillige Charaktere mit großem Charme-Potential, schöne und zuweilen gemütliche Animationen und ein hoffnungsvolles Ende: für kalte, graue Tage ein filmisches Tablett an warmen, reich verzierten Plätzchen.

Originaltitel Maman Pleut des Cordes
Kinostart demnächst
Länge ca. 29 Minuten
Produktionsland Frankreich
Genre Animation | Kurzfilm
Verleih unbekannt
FSK unbekannt

Regie Hugo de Faucompret
Drehbuch Hugo de Faucompret | Lison d’Andréa
Produzierende Antoine Liétout | Emmanuèle Petry | Jean-Baptiste Wery | Ivan Zuber
Musik Pablo Pico
Schnitt Benjamin Massoubre

Besetzung Rolle
Céline Sallette Cécile
Yolande Moreau Granny Onion
Arthur H.  Cloclo
Siam Georget Rolland Jeanne