Review Fakten + Credits


Darum geht es
Der sinaloanische Polizist Miguel Ángel Félix Gallardo (Diego Luna) hat das unterdrückte und ausgehungerte Dasein in der Provinz Sinaloa satt und träumt mit seinem Freund Rafael „Rafa“ Caro Quintero (Tenoch Huerta), sowie Ernesto „Don Neto“ Carrillo (Joaquín Cosio) davon, das größte Vertriebsnetz für Cannabis in der Geschichte Mexikos zu errichten. Gemeinsam mit den anderen Plazas wie Tijuana und Juarez, sowie der Geheimpolizei DFS in der Tasche, errichten sie das Superkartell, was als das Guadalajara-Kartell bekannt ist und unter der Leitung von Miguel Ángel Félix Gallardo steht. Dieser sorgt für maximalen Profit und lässt sich auch nicht die Chance auf den Schmuggel mit kolumbianischem Kokain entgehen.

Doch der „Jefe de Jefes“ hat mit dem hitzköpfigen und überambitionierten DEA-Agenten Enrique „Kiki“ Camarena (Michael Peña) einen Gegenspieler, der ihm öfters Ärger bereiten wird. Während „Kiki“ eigentlich nach Miami versetzt werden wollte, bietet sich mit Guadalajara eine für ihn unerwartete Überraschung, die es trotzdem in sich hat. Gemeinsam mit seinen Kollegen von der DEA versucht er, gegen das Kartell zu arbeiten und muss dabei feststellen, dass die Mühlen der mexikanischen Behörden gegen ihn arbeiten.

Aus datenschutzrechtlichen Gründen benötigt YouTube Ihre Einwilligung um geladen zu werden. Mehr Informationen finden Sie unter Datenschutzerklärung.

Review

NARCOS: MEXICO war erst als vierte Staffel der Netflix-Erfolgsserie NARCOS gedacht, wobei dieser Plan verworfen und sich dazu entschieden wurde, auf den Drogenhandel in Mexiko zu fokussieren, während die Originalserie sich auf den Drogenhandel in Kolumbien fokussiert. Das bedeutet jedoch nicht, dass NARCOS: MEXICO – STAFFEL 1 wie ein stiefmütterliches Kind der Originalserie wirkt. Im Gegenteil, die Staffel weist eine Liebe zum Detail, atmosphärische Musik und eine spannende Erzählweise auf, die NARCOS schon fast in den Schatten stellen kann.

Fanservice und alte Stärken

Fans der Serie NARCOS und Liebhabende von dem Soundtrack können sich auch in NARCOS: MEXICO – STAFFEL 1 wieder über den Soundtrack von Kevin Kiner, sowie den stimmigen Intro-Song Tuyo von Rodrigo Amarante freuen. Dieser erschafft schon eine gewisse nostalgische Stimmung und sorgt definitiv für Ohrwürmer. Tuyo macht wie die thematisierten Drogen süchtig und sorgt dafür, dass das Publikum sich wieder nach den beiden Serien sehnt. Der Song ist einzigartig, bleibt präsent und wirkt trotz erneuter Verwendung nicht wie plumper Fanservice, da sich dieser wie der Rest der Musik perfekt in das Geschehen einfädelt.

Ein weiteres Highlight von NARCOS war das Setdesign, welches in NARCOS: MEXICO – STAFFEL 1 vom Umfang mehr als nur eine Schippe draufgelegt hat. Die ganzen Plazas wie Sinaloa, Tijuana, Guadalajara, Juarez und weiter haben ihre eigene Note und somit einen Wiedererkennungswert. Das Publikum kann bereits nach ein paar Folgen erraten, in welcher Region sich die jeweiligen Charaktere gerade aufhalten. Die Zuschauenden bekommen ein Gefühl für die Ortschaften und sehnen sich nach der prunkvollen, aber der Natur und Umgebung angepassten Architektur, welche noch mehr als in NARCOS in Erinnerung bleibt.

Der O-Ton macht die Musik

Eine wiederkehrende Stärke von NARCOS: MEXICO – STAFFEL 1 ist die Tatsache, dass bei den spanisch sprechenden Menschen auf Untertitel gesetzt wurde. Das kann auf den ersten Blick abschreckend wirken, verspricht aber ein nostalgisches, sowie greifbares und realistisches Gefühl. Das Untertitel lesen ist für viele eine Last, aber vielleicht auch ein netter Ansporn, um spanisch zu lernen, oder wenigstens ein paar Wortfetzen abseits der Beleidigungen mitzunehmen.

Zu anstrengend werden die Untertitel jedoch trotzdem nicht. Das liegt nicht zuletzt daran, dass bei dem Dreh schon darauf geachtet wurde nicht zu schnell oder zu langsam zu lesen, wodurch die Zusehenden in einem angenehmen Tempo mitlesen können. Es reißt nicht zu sehr wie andere Untertitel heraus. Der O-Ton passt einfach und sorgt nicht, wie in der Miniserie BAND OF BROTHERS für die Problematik, dass in der deutschen Synchro alle deutsch reden, sich jedoch US-Amerikaner und Mexikaner nicht immer verständigen können.

Ein Gesamtbild aus vielen Puzzleteilen

Während Serien wie THE MANDALORIAN oder RINGE DER MACHT damit zu kämpfen haben, dass sich zu viele Folgen wie Lückenfüller anfühlen, zeigt NARCOS: MEXICO – STAFFEL 1, wie man es richtig macht. Die Serie greift zwar auf mehrere Nebengeschichten zurück, die teils auf den ersten Blick nicht in das Bild passen wollen, bei zweiter Betrachtung jedoch zeigen, dass es sich um ein Puzzleteil handelt, das sich nicht nur perfekt in die Handlung eingliedert, sondern auch die charakterliche Entwicklung der Hauptdarstellenden vorantreibt.

NARCOS: MEXICO – STAFFEL 1 kann es sich daher erlauben, vereinzelt abseits der Haupthandlung zu spielen, da die Zuschauenden wissen, dass dieser Handlungsstrang sich irgendwann sinnvoll eingliedert und einen AHA-Moment schafft. Zudem sind diese Nebengeschichten spannend inszeniert und wissen, wie sie das Publikum bei Laune halten können.

Diego Luna in Höchstform

Das Schauspiel von NARCOS: MEXICO – STAFFEL 1 ist bemerkenswert. Egal ob José María Yazpik, Tenoch Huerta, Joaquín Cosio oder Alejandro Edda als Joaqín „El Chapo“ Guzmán, der Cast ist eine Wucht und kann durch sein Talent überzeugen und das Publikum durch einen gewissen Charme für sich gewinnen. Fanlieblinge von NARCOS können sich zudem auch über eine kurze Wiederkehr von Wagner Moura als Pablo Escobar freuen, in der er wieder unter Beweis stellt, dass er für die Rolle mehr als nur geschaffen ist.

Mehr als nur für die Rolle geschaffen ist jedoch auch Diego Luna als Miguel Ángel Félix Gallardo. Er verkörpert seinen Charakter perfekt, präzise und lebt ihn schon fast. Die Zusehenden blicken nicht gebannt einen Schauspieler zu, sondern verfolgen ein Talent, das ihnen glauben lässt, der echte Félix Gallardo sei vor der Kamera. Diego Luna ist in NARCOS: MEXICO – STAFFEL 1 am präsentesten und bleibt definitiv auch am meisten in Erinnerung, schafft es aber trotzdem, die anderen Schauspielenden nicht gegen die Wand zu spielen.

Die DEA als Feind?

Einzig Michael Peña will nicht so wirklich sympathisch wirken. Das liegt nicht daran, dass er schlecht schauspielert. Im Gegenteil, er spielt seinen Charakter glaubwürdig. Jedoch verhält sich sein Charakter Kiki wie ein ignorantes Arschloch. Er platzt in das Geschehen in Mexiko und erwartet sofort Erfolge. Der Charakter ist zu übereifrig, hungrig auf Erfolg und sorgt dabei für die ein oder andere gefährliche Situation. Es lässt sich hierbei schlecht verifizieren, wie viel von seinem Charakter echt oder fiktiv ist, jedoch wurde der echte DEA-Agent Kiki auch als so überambitioniert beschrieben, wodurch die Darstellung wieder treffend wäre.

Trotzdem schafft es NARCOS: MEXICO – STAFFEL 1 dadurch, dass die DEA vereinzelt wie der Antagonist und eine aggressive Bedrohung wirkt, der man nicht trauen sollte. Das liegt nicht zuletzt daran, dass nicht genügend auf Zeugenschutz oder sauberes Verhalten geachtet wird. Sie gehen teils mit genau denselben erpresserischen Methoden vor und wirken dadurch schon von Grund auf unsympathisch. Das Publikum erwischt sich dabei, dass es auch eher mit der Seite der Narcos mitfiebert und sich über die Misserfolge der DEA freut.

Eine gefährliche Romantisierung?

Und da ist auch der Knackpunkt von NARCOS: MEXICO – STAFFEL 1. Anfangs können die Zuschauenden die Intention der Truppe aus Sinaloa komplett nachvollziehen. Arme Menschen, die es auch schaffen wollen. Oben mitspielen ist das Ziel, ohne dabei viel Aufmerksamkeit zu erregen. Dabei präsentiert die Serie immer wieder den angehäuften Luxus, versucht dabei zwar nicht die Gewalt aus den Augen zu lassen, schafft dies aber nicht immer, wodurch es zu einer gewissen Romantisierung der Narcos kommen kann.

Gerade, wenn das Geschäft von Cannabis zu Kokain wechselt, wird es auch etwas rauer und gewaltvoller. Die Narcos sind mittlerweile erkennbar die Bösen, wirken aber durch diese Romantisierung immer noch faszinierend. Zudem herrscht auch hier die Tatsache, dass das Publikum lieber mit diesen als der DEA mitfiebert. Inszenatorisch ist das auch völlig legitim. Die Serie 4 BLOCKS hat immerhin dasselbe getan. Jedoch darf nicht vergessen werden, dass NARCOS: MEXICO – STAFFEL 1 auf echten Tatsachen beruht. So muss jede zuschauende Person für sich selbst entscheiden, ob es moralisch verwerflich ist, oder nicht.

Problemkind CGI

Während die Sets großartig und glaubhaft inszeniert sind, ist das CGI regelmäßig erkennbar. Gerade bei Eintrittswunden kann das Publikum den Gebrauch von CGI nicht verstehen, da diese oftmals in der nächsten Szene mit Maskerade und Kunstblut realisiert wurden. Der Kontrast ist stark erkennbar und findet sich in Situationen wie Explosionen oder Flügen mit Helikoptern und Flugzeugen wieder. Das CGI ist teilweise hässlich und fällt immer wieder dadurch auf, da eben in denselben Szenen auf echtes Material gesetzt wurde. Es ist nichts, was herausreißt, es ärgert trotzdem.

Fazit

NARCOS: MEXICO – STAFFEL 1 setzt perfekt da an, wo NARCOS endete. Die Serie springt in der Zeit zurück, erzählt aus neuen Perspektiven, baut auf Stärken der Vorgängerserien auf und baut diese noch aus. Fans der Originalserie sollten sich definitiv auch NARCOS: MEXICO anschauen und könnten trotz Schwächen im CGI und eines moralischen Zerwürfnisses eine neue Serienperle für sich gefunden haben. Für einige dürfte NARCOS: MEXICO wahrscheinlich sogar besser sein als NARCOS.

 

Wie hat Dir der Film gefallen?
1 Stern2 Sterne3 Sterne4 Sterne5 Sterne6 Sterne7 Sterne8 Sterne9 Sterne10 Sterne (Bisher gibt es keine User-Bewertung zu diesem Film)

Loading...





Review Fakten + Credits


Narcos: Mexico

Netzwerk: NetflixGenre: DramaStaffeln: 3Episoden: 30
Übersicht

See the rise of the Guadalajara Cartel as an American DEA agent learns the danger of targeting narcos in 1980s Mexico.

Wie hat Dir der Film gefallen?
1 Stern2 Sterne3 Sterne4 Sterne5 Sterne6 Sterne7 Sterne8 Sterne9 Sterne10 Sterne (Bisher gibt es keine User-Bewertung zu diesem Film)

Loading...