Review Fakten + Credits


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Rezension

Familie steht für viele Menschen an erster Stelle. Wir kommen als erstes nach der Geburt in Kontakt und mit ihr wachsen wir auf. Unsere Moralvorstellungen und Werte werden zunächst einmal durch unseren engsten Kreis geprägt – meistens eben Eltern und nahe Verwandte. Doch was passiert eigentlich, wenn wir an dem Verhalten und den Ansichten unserer nahestehenden Personen zweifeln? Wie wirkt sich das auf unsere Beziehung gegenüber diesen Personen aus? Das sind zentrale Fragen, die in NEVER LET GO im Raum stehen. Halle Berry spielt eine alleinstehende Mutter von zwei Kindern, welche abgeschottet in einer einsamen Hütte im Wald leben. Kontakt zu Außenstehenden ist weder möglich noch erlaubt. Grund dafür ist „das Böse“, welches sich vor geraumer Zeit auf der Erde verbreitet hat. Ein Kontakt damit und das Böse durchdringt auch dich. Einzige Möglichkeit sich fortzubewegen? Ein Seil, was im Haus seinen Anfang findet und jederzeit Körperkontakt mit den drei Protagonisten haben muss.

Was ist wahr?

an einem Küchentisch sitzen zwei junge Brüder

Never Let Go ©2024 Leonine Studios

Das alles erzählt Momma (Halle Berry) zumindest ihren zwei Söhnen, Samuel (Anthony B. Jenkins) und Nolan (Percy Daggs IV). Zweifel an der Geschichte kommen durch die Handlung bereits schnell auf. Noch mehr als Zweifel, stehen jedoch offene Fragen im Raum. Wie sieht das Böse überhaupt aus? Warum sind die drei Figuren im Haus und mit dem Seil sicher? Wie kam es dazu, dass sich das Böse ausgebreitet hat – wenn es überhaupt existiert? Nicht alle Fragen werden im Laufe des Films abschließend beantwortet. Was jedoch schnell klar wird: Nur Momma kann das Böse sehen – ihre Kinder müssen ihr also blind vertrauen. Womit der zentrale Konflikt des Geschehens auch offenbart wird. Sobald Nolan Skepsis gegenüber Mommas Geschichte äußert, während Samuel weiterhin zu ihr hält, bahnt sich Schlimmes an.

Die Grundprämisse von NEVER LET GO ist nichts Neues. Ähnliche Konzepte kennt man bereits aus anderen Horrorfilmen wie z.B. in A QUIET PLACE oder IT FOLLOWS. Auch dort spielen mysteriöse böse Kreaturen, die einen verfolgen, eine zentrale Rolle. Während solche Filme meistens einer klaren Struktur mit einem fokussierten und eindeutigen Handlungsstrang folgen, bleibt NEVER LET GO so ambivalent wie möglich. Dass Halle Berrys Charakter an irgendeiner Form von mentalen Problemen leidet, ist das Einzige, was sich klar sagen lässt. Alles weitere dürfen sich die Zuschauer*innen selbst zusammenreimen.

Verpasste Chancen und Schauspielkunst als einziger Lichtblick

eine Frau steht mit einer Armbrust bewaffnet im Wald

Never Let Go ©2024 Leonine Studios

Während offene Enden und mehrdeutige Interpretationsansätze normalerweise keineswegs Kritikpunkte wären, sind die im Fall von NEVER LET GO leider zu Ungunsten am Start. Vor allem wenn der Film gegen Ende seine selbst aufgestellten Regeln komplett missachtet. Wie kann man sich dann eine eigene Interpretation aufbauen, wenn durch die Lücken und Regelbrüche in der Handlung keine wirklich richtig sein kann? Besonders viel Lust und Ehrgeiz, lange über den Film zu philosophieren, besteht ohnehin nicht. Dafür fehlt es dem Film an Originalität und Tiefgründigkeit: Mentale Gesundheit als Leitmotiv in einem Horrorfilm wurde dafür bereits zu häufig verwendet. Die Plot-Twists und Jumpscares wirken undurchdacht und tragen kaum zur Spannung bei. Dadurch zieht sich der Film unnötig in die Länge – die 1,5 Stunden wirken hier eher wie drei.

Ein Aspekt sticht in NEVER LET GO jedoch deutlich hervor. Die schauspielerischen Leistungen des Trios wirken überzeugend und leiden nicht unter dem mangelnden Drehbuch. Während man von Halle Berry eine gewisse Leistung erwarten kann, glänzen hier vor allem die jungen Schauspieler, die den Film über weite Teile zu zweit tragen.

Wo ist die Logik geblieben?

eine schwarzhaarige Frau geht auf einer Treppe in die Hocke

Never Let Go ©2024 Leonine Studios

Letztlich bleibt einem allerdings ein fader Horrorfilm in Erinnerung – beziehungsweise nicht in Erinnerung – bei dem man das Gefühl hat, dass es einige Handlungsstränge aus dem Drehbuch nicht in den finalen Film geschafft haben. Anders ist es schwer begreiflich, wie es der Film schafft, seinen enthüllenden Twist am Ende nochmal komplett zu invalidieren. Die Kernideen hinter dem Film, also mütterliche Liebe und familiäre Konflikte, wirken wenig gereift und hinterlassen durch die Doppeldeutig- und Widersprüchlichkeit kaum Eindruck.

Fazit

NEVER LET GO hat durchaus interessante Grundgedanken, die für einen packenden Beginn des Films reichen. Je länger dieser jedoch andauert, desto mehr verstrickt er sich in Widersprüchlichkeit und lässt sich zu sehr auf billige Horror-Klischees ein. Man kann (zu) viel über NEVER LET GO rätseln und nachdenken – klare Antworten bekommt man am Ende nicht. Für diejenigen, denen das nichts ausmacht, kann der Film ein lohnendes Filmerlebnis mit drei starken Performances bieten.

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Review Fakten + Credits


Originaltitel Never Let Go
Kinostart 18.9.2024
Länge: 101 minuten
Produktionsland United States of America
Genre: Horror | Drama
Regie Alexandre Aja
Executive Producer Emily Morris | Chelsea Kujawa | Aaron Janus | Halle Berry | Holly Jeter | Christopher Woodrow | Connor DiGregorio
Producer Shawn Levy | Dan Cohen | Alexandre Aja
Kamera Maxime Alexandre
Musik Robin Coudert
Cast Halle Berry, Anthony B. Jenkins, William Catlett, Percy Daggs IV, Matthew Kevin Anderson, Christin Park, Stephanie Lavigne, Cadence Compton, Mila Morgan, Georges Gracieuse, Kathryn Kirkpatrick, Adrien Morot, Kathy Tse

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