Rezension
Für eine – zumindest zu 50 Prozent der amourösen Verwicklungen – queeren Love Story, basierend auf dem Roman einer serbischen Autorin und verfilmt von einem schwulen Regisseur, istDaniel Minahans Retro-Romanze ON SWIFT HORSES eine ernüchternd straighte Geschichte. Die verwendet weniger Zeit auf dramatische oder psychologische Entwicklung als damit, herauszufinden, was und wohin sie eigentlich will. Genau wie Daisy Edgar-Jones‘ frisch verheiratete Muriel. Die junge Protagonistin erstickt langsam im All-American Dream ihres Gatten Lee (Will Poulter), der sich ein mustergültiges Mittelstandsleben im Reihenhaus mit weißem Gartenzaun wünscht. Die Alternative Azubi scheint Lees Bad Boy Bruder Julius (Jacob Elordi), zu dem sich Muriel scheinbar intuitiv hingezogen fühlt.
Doch Julius hat, wie es sein Bruder umschreibt, „passions of his own“. Die ziehen den bindungsscheuen Drifter nach Las Vegas in eine Affäre mit Casino-Spitzel Henry (Diego Calva). Beider professionelle und private Glückssträhne ist von kurzer Dauer. Genau wie Muriels Liaison mit Nachbarin Sandra (Sasha Calle) und ihre vage Anziehung zu der geheimnisvollen Gail (Kat Cunning), die sie beim Pferdewetten trifft. Diese Rennen, mit denen Muriel schnelles Geld verdient, werden zur Allegorie des Risikos der queeren Beziehungen der Hauptfiguren. So flüstert Gail zu Muriel während deren ersten Gay Bar Besuchs: „We‘re always just a breath away from losing everything“.

On Swift Horses ©2025 Leonine Studios
Doch dieses Gefühl sozialen, materiellen, romantischen oder gesetzlichen Risikos bleibt reine Behauptung. Büßen die Charaktere mal Geld ein, wird das umgehend wieder eingespielt. Offene Homophobie existiert scheinbar ebenso wenig wie Rassismus. Gewalt erfahren die queeren Figuren sowohl außerhalb als auch innerhalb der Szene. Eine gefürchtete Polizeirazzia entpuppt sich als Bluff. Die Szenen wirkt exemplarisch für den affektierten Plot. Der suggeriert beständig, das komplizierte Beziehungsgeflecht würde implodieren oder irgendetwas relevantes geschehen, nur um sich in Trivialitäten zu verlaufen. Die sterilen Hochglanz-Bilder wirken wie eine Mischung aus Modekatalog und Postkartenlandschaft, bevölkert von schön anzusehenden Stereotypen, die nie genug Raum erhalten, Tiefe zu entwickeln.
Fazit
Mit einer prätentiösen Handlung, die ebenso unentschlossen herum schlenkert wie die Charaktere, wirkt Daniel Minahans Adaption Shannon Pufahls gleichnamigen Romans wie der Pilot zu einer der TV-Serien des Regisseurs. Sein sentimentales Zeitpanorama möchte tiefschürfendes Drama sein, aber schafft es nur zu einer eleganten Kulisse kultureller Referenzen: Atombomben-Tests, Korea-Krieg, Cateye-Sonnenbrillen. Allein der hochkarätige Cast haucht den aufgesetzten Dialogen und konstruierten Charakteren ein wenig Leben ein. Die Sexszenen, die vorab werbewirksam als gewagt angekündigt wurden, haben die ästhetisierte Künstlichkeit einer Erotik-Soap. Der kunsthandwerkliche Konformismus erstickt die gediegene Inszenierung, die den repressiven Republikanismus der Ära nostalgisch verkitscht. Was bleibt, ist gleichermaßen stylisches und seichtes Schauspielkino.
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Originaltitel | On Swift Horses |
Kinostart | 24.4.2025 |
Länge: | 119 minuten |
Produktionsland | United States of America |
Genre: | Drama | Liebesfilm |
Regie | Daniel Minahan |
Executive Producer | Christine Vachon | Alvaro R. Valente | David Darby | Claude Amadeo | Randal Sandler | Bryce Kass | Jenifer Westphal | Nate Kamiya | Joe Plummer | Chris Triana | Pamela Koffler | Daisy Edgar-Jones | Jacob Elordi | Mason Plotts | Teddy Schwarzman | John Friedberg | Jeffrey Penman | Lauren Shelton |
Producer | Theresa Steele Page | Tim Headington | Peter Spears | Michael D'Alto | Mollye Asher | Daniel Minahan |
Kamera | Luc Montpellier |
Visual Effects | Scott Winston |
Musik | Mark Orton |
Cast | Daisy Edgar-Jones, Jacob Elordi, Will Poulter, Diego Calva, Sasha Calle, Don Swayze, Ryan Fitzgerald, Andrew Keenan-Bolger, Jason Kravits, Dan Martin, John Lee Ames, Patrick Burch, Dwayne Grady, Kat Cunning, Anthony Palermo, Boone Platt, Ted Barton, Chad Coe, Dani Deetté, Syd Skidmore |
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