Review
Der Regisseur Paul Thomas Anderson ist in Hollywood eher für günstige und arthousige Filme wie MAGNOLIA, THERE WILL BE BLOOD oder zuletzt LICORICE PIZZA bekannt, welche in vielen Kreisen als moderne Meisterwerke gelten. Mit ONE BATTLE AFTER ANOTHER bekam der Regisseur von Warner Bros. die Chance, einen Blockbuster zu drehen, welcher ein Budget von 130 Millionen Dollar haben soll.
In diesem geht es um den verpeilten Bob Ferguson (Leonardo DiCaprio), welcher in der Widerstandsbewegung French 75 für eine gerechte Sache gegen die ICE-Behörde kämpft und sich dabei in Perfidia Beverly Hills (Teyana Taylor) verliebt. Als das gemeinsame Kind Willa (Chase Infinity) auf dem Weg ist, überschlagen sich die Ereignisse für das Paar sowie French 75, da Perfidia vom US Colonel Steven J. Lockjaw (Sean Penn) festgenommen wird und Bob mit der Tochter überstürzt fliehen muss.
16 Jahre lang funktionierte das Versteckspiel vor dem Gesetz für Bob Ferguson und seine Tochter gut und die alten Geheimnisse der Revolutionsgruppe geraten auch dank einer Liebe zu Drogen in Vergessenheit. Doch da Lockjaw aufräumen muss, um in den rechtsextremen Christmas Adventurer Club aufgenommen werden zu können, entführt dieser Willa und bringt Bob in eine zwickliche Lage.
Ein schmaler Grat
ONE BATTLE AFTER ANOTHER könnte aufgrund seiner politischen Message aktueller nicht sein und wird mit seiner Kritik an der ICE-Behörde, Polizeigewalt, sowie erstarkender rechter elitärer Clubs in den von MAGA kontrollierten USA für ordentlich Aufsehen sorgen. Hier gelingt es dem Film auch immer wieder, dass die Grenzen zwischen Fiktion und Realität verschwimmen, sodass die Zuschauenden gerade im zweiten Akt überlegen müssen, ob es sich um einen Hollywoodfilm oder eine Reportage über das aktuelle Geschehen der USA handelt.
Doch damit ONE BATTLE AFTER ANOTHER nicht zu ernst wird und die Zuschauenden dadurch in von den Nachrichten befeuerten depressive Löcher rutschen, streut Paul Thomas Anderson Humor ein, um das Sehgefühl aufzulockern und Verschnaufpausen zu gönnen. Dabei gelingt der Witz nicht immer. Zwar lacht das Publikum meistens, doch in vereinzelten Passagen verrennt sich die Idee des Humors zu sehr.
Quentin Coen
In Sachen Humor ist Benicio del Toro als Nebencharakter eine treffende Wahl gewesen. Er verkörpert die Rolle des Sensei Sergio mit solch einer Gelassenheit und Sorglosigkeit, die den Charakter trotz typischer Sensei-Klischees realistisch erscheinen lässt. Er ist zwar ernst, aber nicht spießig, hat immer einen wirksamen Spruch parat und weiß sich sowie seinem Umfeld zu helfen. Hinzu kommt, dass Benicio del Toros Szene mit der Polizei mit zu den Highlights von ONE BATTLE AFTER ANOTHER zählt.

One Battle After Another © 2025, Warner Bros. Pictures
Abseits davon versucht ONE BATTLE AFTER ANOTHER mit dem Christmas Adventurer Club ein überzeichnetes humoristisches Element zu schaffen, verrennt sich dabei jedoch etwas. Einerseits wäre es nicht unwahrscheinlich, dass sich reiche antisemitische, rassistische, frauenfeindliche sowie queerfeindliche alte weiße Männer wirklich so verhalten und andererseits wirkt dieser Club und seine Handlung zu sehr wie ein softer Mix aus Tarantino und den Coen Brüdern, ohne die Klasse derer Filme zu erreichen.
Groß, aber nicht großartig
Neben Benicio del Toro ist die Riege an Haupt- und Nebendarstellenden immer wieder namenhaft besetzt und ein Sean Penn kann als der Antagonist Colonel Steven Lockjaw nicht nur überzeugen, sondern jagt den Zuschauenden mit der Performance immer wieder einen Schauer über den Rücken. Der Colonel in ONE BATTLE AFTER ANOTHER ist vielleicht die Performance seines Lebens, was aber immer wieder in der einheitlichen Leistung der meisten Nebendarstellenden untergeht und bei den Zuschauenden für Verärgerung sorgt.
Leonardo DiCaprio spielt zwar gewohnt stark, überzeugt aber auch nicht mit besonderen Ideen. Vielleicht mag es daran liegen, dass ONE BATTLE AFTER ANOTHER dem Oscarpreisträger nicht genug zu tun gibt und dieser eher von seinem einem Rausch in den nächsten läuft, aber eine Enttäuschung ist es dennoch allemal. Und auch die weiteren Nebencharaktere bekommen wenig Tiefe. Sie sagen ihre zwei bis drei Sätze und verschwinden danach fast schon wieder.

One Battle After Another © 2025, Warner Bros. Pictures
Einzig die Darstellerin der Tochter Willa, Chase Infinity, ist noch ein kleiner Stern am Himmel der Hoffnung für ONE BATTLE AFTER ANOTHER. Diese kann allein durch ihren Blick und die Emotion in ihren Augen zeigen, dass in ihrem Charakter viel Kraft, Trotz, Willenskraft, aber auch Unsicherheit, Verzweiflung sowie Angst stecken. Für eine erste große Rolle nach der Serie AUS MANGEL AN BEWEISEN ist das eine bemerkenswerte Leistung.
Schräg und lang
ONE BATTLE AFTER ANOTHER mag zwar wichtige und politisch brisante Themen ansprechen, verrennt sich aber in seiner eigentlichen Story zu sehr. Ab einem gewissen Punkt ist Leonardo DiCaprios Tollpatsch nicht mehr einfallsreich, sondern repetitiv. Paul Thomas Anderson findet in vielen Ideen nicht den treffenden Abschluss, wodurch sich der Blockbuster nicht auch zuletzt dank seiner Lauflänge von 161 Minuten deutlich zu lang anfühlt. Die Zuschauenden schalten zwar nicht ab, aber der Film verliert diese im dritten Akt mit jeder Minute mehr.
Erst die finale Verfolgungsjagd von ONE BATTLE AFTER ANOTHER reißt die Zuschauenden krachend aus der Langeweile hinaus. Diese hebt sich gekonnt mit einem perfekten Mix aus Humor, Spannung vom Hollywood-Mainstream ab. Und durch die unkonventionellen Kamerafahrten wird das Finale allein für ordentlich Gesprächsstoff in Filmkennerkreisen sorgen. Dem Kameramann Michael Bauman gebührt hier alle Ehre.

One Battle After Another © 2025, Warner Bros. Pictures
Mit dem Score von Johnny Greenwood provoziert ONE BATTLE AFTER ANOTHER bewusst. Wenn der Film dramatische Momente, Action oder hitzige Zuspitzungen präsentiert, werden diese von schrillen und fast schon unmelodischen Klavierklängen untermalt. Das ist so abstrakt und unpassend, dass es für die ein oder anderen Zuschauenden schon wieder interessant und passend sein dürfte.
Fazit
ONE BATTLE AFTER ANOTHER ist politisch hochaktuell, brisant und wird in Filmkreisen für ordentlich Diskussionsmaterial sorgen. Auch wenn der Film mit schönen Sean Penn, dem starken Benicio del Toro und der brillanten Chase Infinity überzeugen kann, bietet der charakterstarke Darsteller Leonardo DiCaprio wenig neues und der restliche Cast will wenig in Erinnerung bleiben. Zudem streckt sich die Handlung zu sehr und wirkt in manchen Momenten zu gewollt nach Tarantino und den Coen Brüdern. Für Paul Thomas Anderson Fans allein wegen dem Finale dennoch ein Muss.
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| Originaltitel | One Battle After Another |
| Kinostart | 23.9.2025 |
| Länge: | 162 minuten |
| Produktionsland | United States of America |
| Genre: | Thriller | Krimi | Action |
| Regie | Paul Thomas Anderson |
| Executive Producer | Will Weiske | Pete Chiappetta | Anthony Tittanegro | Andrew Lary |
| Producer | Adam Somner | Sara Murphy | Paul Thomas Anderson |
| Kamera | Michael Bauman |
| Visual Effects | Laura J. Hill | Ed Bruce | Oliver Atherton |
| Musik | Jonny Greenwood |
| Cast | Leonardo DiCaprio, Sean Penn, Chase Infiniti, Benicio del Toro, Regina Hall, Teyana Taylor, Wood Harris, Tony Goldwyn, D.W. Moffett, Paul Grimstad, Dijon, Kevin Tighe, John Hoogenakker, Eric Schweig, April Grace, Jim Downey, Alana Haim, Shayna McHayle, Brooklyn Demme, Sachi Diserafino |
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