Kinostart: 05.03.2020
Länge: ca. 100 Minuten
Produktionsland: USA
Regie: Dan Scanlon
Schauspieler:innen: Tom Holland | Chris Pratt | Octavia Spencer
Genre: Animation | Fantasy | Abenteuer
Verleih: Walt Disney Germany
Die Pixar-Studios
Wer kennt sie nicht? Die Pixar-Studios gehören zu den wohl bekanntesten Animationsstudios der Welt und überraschen regelmäßig wieder mit einer genialen Filmidee. In ihr Repertoire gehören unter anderem die Toy Story Filme (A TOY STOR: ALLES HÖRT AUF KEIN KOMMANDO wurde erst vor kurzem mit einem Oscar ausgezeichnet), WALL.E – DER LETZTE RÄUMT DIE ERDE AUF sowie auch DIE MONSTER AG und DIE UNGLAUBLICHEN. 1979 gegründet, zeichnet die Produktionsfirma seit mehreren Jahrzehnten eine hüpfende Schreibtischlampe aus, die aus dem ersten prämierten Kurzfilm DIE KLEINE LAMPE stammt.
Bereits 1991 schloss sich Pixar Animation mit Walt Disney zusammen, um gemeinsam Filme zu produzieren. Der erste gemeinsame Film war ein riesiger Erfolg und machte den Inhaber Steve Jobs (zumeist eher durch Apple-Produkte bekannt) zum Milliardär.
Doch erst vor 14 Jahren kam dann endlich der endgültige Zusammenschluss beider Firmen, bei dem Jobs zugleich in den Verwaltungsrat von Disney kam und größter Einzelaktionär wurde. Seitdem ist das Wachstum beider Unternehmen kaum noch aufzuhalten und mit jeder weiteren Produktion scheinen sie einen größeren Erfolg erzielen zu können.
Darum geht es…
Im neusten Abenteuer der kreativen Ideenschmiede Pixars, geht es um eine Fantasiewelt, in der Fabelwesen und menschenähnliche Elfen mit Magie im Einklang leben. Doch im Wandel der Generationen immer angetaner vom technischen Fortschritt, gerät damit eben jene Magie immer weiter in Vergessenheit. Auch die Elfen-Brüder Ian und Barley Lightfood sind der technischen Entwicklung erlegen. Die Beiden könnten unterschiedlicher kaum sein. Vereinen tut sie jedoch vor allem der Wunsch ihren Vater wiederzusehen, der noch vor der Geburt von Ian das zeitliche gesegnet hat und an den der ältere Bruder Barley gerade einmal drei Erinnerungsfetzen noch hat.
Mit dem 16. Geburtstag des Jüngeren ergibt sich nun eine ganz besondere und einmalige Gelegenheit: Sie bekommen einen Zauberstab mit dem benötigten Kristall geschenkt, der die Macht verleiht ihren Vater für 24 Stunden zurück ins Leben zu holen. Doch leider geht beim ersten Versuch etwas schief. Die Beine des Vaters sind herbeigezaubert, der restliche Körper jedoch fehlt. Zeitgleich ist der magische Stein zerbrochen. Die beiden Brüder müssen sich somit auf den Weg machen einen neuen Kristall zu finden, um den Zauber zu vollenden. Werden sie es rechtzeitig schaffen?
Rezension
Wie schon im Einführungstext deutlich wird, waren die Erwartungen für das neue Pixar-Abenteuer nicht gerade niedrig, womit der Film von vornherein schon eine große Bürde zu meistern hatte, die schwer erfüllbar ist. Trotzdem überrascht ONWARD: KEINE HALBEN SACHEN in den ersten Minuten mit einigen tollen magischen Bildern und Fantasieinterpretationen, die nicht nur die Kinder begeistern. In einer kurzen Vorgeschichte werden einmal die Eckdaten der Welt eingeführt und dem Zuschauer nähergebracht, bevor die Geschichte langsam sich der wesentlichen Handlung zuwendet. Die Figuren sind süß animiert und erinnern weitestgehend mit ihren sehr runden und kantenlosen Körpern an ALLES STEHT KOPF. Zudem spielt die Geschichte in einer Fabelwelt mit vielen bekannten Wesen wie Einhörnern, Manticores und Zentauren.
Die Grundidee des Films wirkt erst einmal recht sympathisch, da Magie und technischer Fortschritt beziehungsweise die Faulheit der Menschen meines Wissens noch nie in Einklang gebracht wurden. Damit wird auch ein kleiner Seitenhieb an die heutige Gesellschaft ausgeteilt, die sich gern das Leben so einfach wie möglich macht, zum Teil auch auf Kosten anderer. Doch keine Sorge, der Film artet nicht zu einer politischen Debatte oder ähnlichem aus. Die Idee wirkt anfangs charmant und unterhaltsam und steckt zumindest logisch die Rahmenbedingungen für künftige Handlungen ab.
Wie eh und je..
Leider jedoch kommt daraufhin nicht viel mehr. Es wird eine fast schon vorlagenmäßige Geschichte erzählt, die nicht so recht mit Überraschungen aufwarten kann und eher einem Roadmovie gleicht. Auf der Abenteuerreise müssen die Figuren verschiedene Prüfungen meistern, um sich Stück für Stück zum Ziel durchzukämpfen. Somit vermittelt ONWARD: KEINE HALBEN SACHEN zudem den Eindruck, dass es schon in der Geschichte wie ein Spiel angelegt ist, um anschließend noch einen kommerziellen Erfolg auf dem Spielemarkt zu garantieren. Der Ablauf ist sehr an realen Vorbildern wie INDIANA JONES UND DER LETZTE KREUZZUG angelegt.
Immer wieder werden nach „Schema F“ ein paar humoristische Szenen eingestreut, um den Zuschauer bei Laune zu halten, doch die großen Lacher bleiben leider aus. Ansonsten jedoch bleiben weitestgehend die Gefühlsregungen aus. So fasziniert der Zuschauer auch von den wirklich toll animierten und ansehnlichen Bildern ist und der Film auch visuell viel zu bieten hat im Sinne von kreativen Designs, so langweilig dröppelt er auch gefühlt 90 Minuten dahin, bis dann das Ende doch noch ein paar Emotionsregungen entlocken können. Der Schlussakt ist tatsächlich auch mit viel Liebe und mit einem netten kleinen Twist ausgestattet, der schon als etwas mutig bezeichnet werden kann und damit dann viel richtig macht. Leider jedoch kommt dieser filmische Umschwung erst viel zu spät und kann daher den restlichen Film nicht mehr wirklich retten.
Mein lieber Bruder
Zu erwähnen sei jedoch auf jeden Fall noch, dass Pixar es schafft einmal eine kleine Hommage an die Bruderliebe zu visualisieren und damit endlich einmal eine zumeist deutlich vernachlässigte familiäre Bindung in den Fokus stellt. Gleichzeitig werden Werte wie Zusammenhalt, Freundschaft, Liebe und Vertrauen thematisiert, auch wenn dies doch recht gängig in Animationsfilmen ist. Zum Schluss wartet ONWARD: KEINE HALBEN SACHEN zudem noch mit einer kleinen unterschwelligen Moral für den Zuschauer auf.
Insgesamt ist ONWARD: KEINE HALBEN SACHEN somit ein schön anzusehender Film, der seine Stärken jedoch fast ausschließlich im Visuellen ausspielen kann und im Storytelling arg an Begeisterung verliert. Einige unterhaltsame Momente überdecken nicht die ansonsten eher lahmen und spannungslosen Inhalte. Somit bleibt zu hoffen, dass dieser Film eher ein taktischer Schachzug war, um die Erwartungshaltung der Zuschauer mal wieder etwas abzusenken, um in Kürze mit dem neuen Pixar-Film SOUL so richtig abzuräumen und Begeisterungswellen zu empfangen. Kinder werden dennoch ihren Spaß haben, da bin ich mir sicher!
Die animierte Antwort auf INDIANA JONES ist ONWARD: KEINE HALBEN SACHEN nur bedingt, denn es gibt zwar inhaltlich schon so einige Überschneidungen, doch wusste Harrison Ford damals noch Action und Komödie geschickt zu vereinen und zeitgleich eine rasante und doch spannende Story zu erzählen, was in dem neuen Pixar-Animationsabenteuer absolut nicht der Fall ist. Über lange Strecken hinweg schleppt sich die Geschichte nur von einem Spielort zum anderen ohne wirklich den Zuschauer zu fesseln. ONWARD lebt einzig und allein von der visuellen Idee, die, wie üblich für dieses Animationsstudio, einmal etwas querer verläuft, als man es aus sonstigen Disney-Produktionen gewöhnt ist. Leider jedoch bleibt dieser besondere Charme, den Pixar sonst zu Hauf versprüht, diesmal nahezu völlig aus und schafft es erst zum Ende hin ein wenig Pepp in den Ablauf zu bringen, doch leider viel zu spät.