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FSK 12

FSK 12 ©FSK

Originaltitel: Opération Portugal
Kinostart: 23.09.2021
Länge: ca. 91 Minuten
Produktionsland: Frankreich
Regie: Frank Cimière
Schauspieler:innen: D’Jal | Sarah Perles | Pierre Azéma
Genre: Komödie
Verleih: One Filmverleih

Operation Portugal

Operation Portugal ©2021 One Filmverleih

Das Spielfilmdebüt von Frank Cimière reiht sich in die lange Tradition französischer Komödien ein und ist dabei, soviel sei bereits an dieser Stelle vorweggenommen, zahlreiche filmische Meilensteine von großen Erfolgen wie Ziemlich beste Freunde oder Monsieur Claude entfernt. Viel mehr steht sein erstes Werk stellvertretend für viele andere Komödien, die in ihrer Ideenlosigkeit anderen Genrevertretern nachzueifern versuchen und diesen nicht im Ansatz das Wasser reichen können. Gleichzeitig funktioniert kaum ein Genre subjektiver als das der Filme mit humorbasierenden Stoffen, doch das ist nicht das einzige Problem.

Die unter anderen mit D’Jal und Sarah Perles besetzte Komödie versucht sich als Polizei- und Undercoverkomödie mit gleichzeitigen Culture-Clash liefert ein französisches Pendant zum Adam Sandler-Humor und einen großen Haufen an Klischees. Da helfen auch die vielen unverbrauchten Schauspielgesichter nicht, dem Ganzen etwas Eigenständiges oder gar Herausragendes zu verleihen.

Darum geht es…

Hakim ist ein netter Polizist aus der Nachbarschaft, er ist mittleren Alters und marokkanischer Abstammung und lebt mit seiner geliebten Mutter zusammen. Wegen äußerlichen Ähnlichkeiten zu einem Beobachtungsziel wird er eines Tages als Undercover-Agent in die ansässige portugiesische Community geschleust, um Beweise zu sammeln. Während seines Einsatzes gerät Hakim nicht nur in das ein oder andere kulturelle Fettnäpfchen, sondern sieht sich auch mit seinen Gefühlen und der Beziehung zu seiner eigenen Familie konfrontiert …

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Rezension

Vollgestopft mit unausgegorenem Slapstick und infantilen Humoreskapaden stolpert die Hauptfigur Hakim über 91 Minuten hinweg von Unannehmlichkeit zu Unannehmlichkeit. Weder lässt sich dabei eine originell in Szene gesetzte Komik noch das richtige Timing für amüsante Momente finden. Das meiste geschieht platt, vorhersehbar und mitten ins Gesicht der Zuschauer*innen, – und wer bei dieser Art Humor nicht einmal ein halbherziges Schmunzeln über die Lippen bringt, den dürfte der Film schon nach dem ersten „Einsatz“ des Protagonisten verloren haben.

Operation Portugal

Operation Portugal ©2021 One Filmverleih

Limbotanz am Humorniveau

Um einem Kühlwagen zu entkommen, pinkelt sich Hakim seinen Weg frei und friert mit seinem besten Stück an der vereisten Wagentür fest – viel höher klettert das Niveau auf der Humorskala selten. Das würde als Slapstick-Feuerwerk oder mit der ausgeklügelten Verbindung von Wortwitz und Witzen im Bild funktionieren, jedoch nicht, wenn mindestens jeder Gag gestreckt und ausgenommen wird, bis das Publikum nur noch mit dem Kopf schütteln kann.

OPERATION PORTUGAL grast eine Vielzahl an Länderklischees ab, ohne das eigene Land auf die Schippe zu nehmen. Er tanzt auf viel zu oft gezeigten Stereotypen herum, ohne jemals etwas (Neues) zu erzählen. Zwischendrin gibt es rührselige Momente und romantische Abstecher, die durch die Banalität der Figuren aber genauso belanglos sind wie irgendeine Realitätsnähe des Films. Die Hauptfigur wandert unbeholfen durch ihre Dämlichkeiten, dass sich spätestens nach deren Etablierung eine konsequente Langeweile im Film einstellt.

Operation Portugal

Operation Portugal ©2021 One Filmverleih

Viele Handlungsaspekte sind substanzlos und uninspiriert, etwa wenn es zur x-ten Parodie von Ausbildungs- und Trainingssequenzen kommt (diesmal mit einem Möchtegern-Portugiesen, der dem Protagonisten das fragwürdige herablassend gezeigte und klischeereiche „Portugiesen-Sein“ beibringt). Als Persiflage hat der Film ebenso wenig zu bieten wie in jenen Szenen, die zumindest auf dem Papier im Ansatz amüsant erscheinen. Doch selbst solche oft gesehenen Verwechslungsmomente scheitern an den zumeist anstrengenden Figuren.

Nichts zu sagen

Immerhin zeigen die Frauen in OPERATION PORTUGAL, wo es langgeht. Sie sind deutlich weniger dümmlich, zwar auch nicht von Grund auf sympathisch, aber erträglich. Warum abseits dessen jedoch einige Subplots wie jener rundum zwei Polizisten von Interpol so leidig ausgewalzt werden muss, obwohl er schon beim ersten Aufzeigen nur bedingt unterhaltsam war, steht in den Sternen.

Selbst der durchaus hochwertige Produktionsaufwand bewahrt den Film nicht davor, einen bisherigen Tiefpunkt im aktuellen Kinojahr zu setzen. Als Komödie bietet er nichts neues, als Parodie fehlt es ihm an Biss und als Romanze an jedwedem Gefühl. Wirklich etwas zu sagen scheint er unter seiner seichten Oberfläche auch nicht zu haben, wenngleich er über knapp anderthalb Stunden vor sich hin plappert.

Fazit

In OPERATION PORTUGAL werden Witze ins Bodenlose ausgereizt, die schon beim ersten Ansatz nur bedingt amüsant und unterhaltsam waren. Hinzukommen klischeebeladene oder anstrengend schwachsinnige Charaktere ohne Charme, einer heraushebenden Ausstrahlung oder gar Witz. Der Film zieht sich von einem uneleganten Humorbeitrag zum nächsten, durch ein Tal von vertanen Timing und überdrüssigen Romanzen und Rührseligkeiten. Eine Komödie, die maximal diejenigen Leute abholt, die dieser Art des platten Humors aufgeschlossen sind und die sich nicht an einzelnen Figurenzügen und Wiederholungen stören. Doch auch abseits eines selbstverständlich subjektiven Wirkens von Humor bleibt ein leider spannungsarmer und unbedeutender Film.

Schauspieler:in Rolle
Sarah Perles Julia
Pierre Azéma Kommissar
Leticia Belliccini Journalistin
Frédéric Chau Dr. Truong
D’Jal Hakim
Eric da Costa Fernando
José Da Silva Claude
Serge Da Silva Carlos
Antonia de Rendinger Colonel Faillancier
Carl Ernouf Agent H
Doriane Kane Policier groupe d’intervention
William Louis Policier groupe d’intervention
Arnaud Maillard Agent Baumard
Vincent Moscato Agent Chabin