Originaltitel: Gamgi
DVD/Blu-ray – Release: 06.08.2020
Länge: ca. 121 Minuten
Produktionsland: Südkorea
Regie: Sung-Soo Kim
Schauspieler:innen: Jang Hyuk | Soo Ae | Min-ah Park
Genre: Horror | Action | Drama | Sci-Fi
Verleiher: Busch Media Group
In einer Welt, wo dass Alltagsleben mittlerweile von einer Pandemie bestimmt ist, ist es ein geschickter Schachzug einen Film zu veröffentlichen, der den gleichen Titel trägt. Eigentlich erschien nämlich PANDEMIE bereits 2013 auf dem Südkoreanischen Kinomarkt und lief dort mit rund drei Millionen Zuschauern auch sehr erfolgreich. Dennoch dauerte es sieben Jahre, bis das Werk nun auch endlich nach Deutschland schwappte und das auch noch mit einem marketingtechnisch klugen Titel, der jedoch nicht der ursprünglichen Bedeutung entspricht. Der Originaltitel lässt sich nämlich eigentlich vielmehr mit dem Begriff Grippe übersetzen, passend zum hiesigen Thema. Doch nicht nur in Deutschland wurde der Film glatt einfach umgetauft, auch in Mexiko wurde der Film in „Coronavirus – Der Beginn der Epidemie“ durch Raubkopierer umbenannt.
Doch wo liegen eigentlich die Unterschiede zwischen Epidemie, Pandemie und normaler Grippe? In den Medien wurde diese Frage nun schon unzählige Male aufgegriffen. Eine Epidemie ist eine Seuche, die zeitlich und örtlich begrenzt ist und somit (wie ihr später sehen werdet) dem Film am ehesten als Beschreibung dient. Die Influenza, oder auch Grippe genannt im Volksmund, ist eine Infektionskrankheit, die zumeist epidemisch auftritt und sich somit nur arg beschränkt ausbreiten kann. Nun natürlich noch die Pandemie, die wir selbst gerade alle durchleben müssen. Dies ist eine Infektionskrankheit, die einer weltweiten starken Ausbreitung unterliegt, hohe Erkrankungszahlen aufweist und teilweise mit sehr schweren Krankheitsverläufen von statten geht. Somit wäre schon rein aus der Definition heraus diversen Leugnern einer gegenwärtigen Pandemie nachgewiesen, dass ein solches Ereignis tatsächlich unseren Alltag derzeitig bestimmt.
Darum geht es…
Das Schleusen von illegalen Einwander:innen ist heute noch immer weltweit verbreitet. Teilweise geschieht dies unter aller höchstem Lebensrisiko der Beteiligten. So auch als ein Container, voll mit Menschen, nach Südkorea geschleust wird. Diese Umgebung bietet beste Voraussetzungen zur Übertragung und Entwicklung eines Virus, der sich schnell unter allen eingepferchten Menschen breit macht. Als der Container geöffnet wird, springt das Virus zudem in Kürze auf den Schmuggler über, der wiederum weitere Menschen beim Einkaufen, in den öffentlichen Verkehrsmitteln und an allen weiteren Orten wo die Bevölkerung zusammenkommt ansteckt. In Windeseile überträgt sich die äußerst tödliche Krankheit auf einen Großteil der Stadtbevölkerung und hinterlässt dabei verheerende Schäden. Es tötet binnen 48 Stunden und eine Heilung scheint nicht in Sicht. Die einzige Lösung: Die Suche nach einem Impfstoff.
Rezension
Aktueller könnte ein Film wohl kaum sein, trotz dass dieses Werk eigentlich schon sieben Jahre alt ist und daher noch mit einer Krankheit arbeitet, die schon fast in Vergessenheit gerückt scheint – einer Form der Vogelgrippe. Ähnlich wie auch in CONTAGION wird der Ausbruch einer Krankheit skizziert, der vor einem Jahr noch als Humbug und Absurd bezeichnet wäre. Aus heutiger Perspektive liefert das Werk jedoch viele Ansätze, die erstaunlich nah am realen Zeitgeschehen sind und eine vergleichbar dramatische Entwicklung in der heutigen Zeit nicht mehr ausschließbar ist. Vornweg gesagt sei jedoch, dass sehr schnell auffällig ist, dass Sung-Soo Kim nicht bedacht hat, dass Menschen immer in Bewegung auch über die Stadtgrenzen hinaus sind und somit die eigentlich globale Ausbreitung, die zudem den aktuellen deutschen Titel gerechtfertigt hätte, ausbleibt.
Das ist jedoch nicht weiter schlimm, denn so war es möglich eine umfangreiche Handlung immer wieder auch auf exemplarische Entwicklungen runter zu brechen und damit ein viel intensiveres Gefühl für die entstandene Dramatik zu schaffen. So steht im Fokus des gesamten Geschehens eine Ärztin/Virologin und ihr etwa 8jähriges Kind. Nebenher werden aber auch politische und militärische Vorgänge immer wieder berücksichtigt, wodurch eher das Gefühl eines Katastrophenfilms aufkommt. Insbesondere entsteht dies, da der strukturelle Aufbau recht ähnlich erscheint. So werden die Figuren und deren Bekanntschaften durch einen recht langen Part umfangreich eingeführt, bis es plötzlich zu der ausufernden Katastrophe kommt, die mit einer enormen Handlungswelle aufgebaut wird, kurz danach zusammenbricht und im weiteren Verlauf nur noch gezeigt wird, wie die Menschen versuchen zu überleben. Das Grundkonstrukt stimmt somit 1:1.
Schwer anzuschauen und noch schwer zu hören
Zwar kann PANDEMIE selbst nichts dafür, aber die Synchronstimmen sind teilweise fast schon unerträglich anzuhören und haben nicht viel mit Lippensynchron zu tun. Aus diesem Grund war es ein persönliches frühzeitiges Bedürfnis die Blu-ray von deutscher Sprache auf Originalton mit Untertiteln umzustellen. Auch hier wirkte die Stimmfarbe oft nicht so recht passend, ausgenommen von der Kinderdarstellerin, die generell einen hervorragenden Job gemacht. Während die meisten schauspielerischen Interaktionen sehr aufgesetzt und keineswegs natürlich wirkten, schaffte es einzig Park Min-ha, die die junge Tochter der Ärztin spielt, mit ehrlichem und liebevollem Auftreten zu überzeugen. Besonders bemerkenswert hierbei ist die Angst, die buchstäblich in ihr Gesicht geschrieben war und sich in Heultiraden widerspiegelte, aber auch in fabelhafter kindlicher Stärke.
Zwar ist kein Budget für den Film bekannt, doch litt das Werk teilweise arg unter den visuellen Darstellungen, die nicht immer gut aussahen. Zwar hatten wohl Masken- und Kostümbild ordentlich was zu tun und machten ihre Arbeit recht überzeugend, doch vor allem die digitalen Nachbearbeitungen in der Postproduktionen waren teilweise unansehnlich. Diverse Explosionen erinnerten arg an THE BRAVEST – KAMPF DEN FLAMMEN und immer wieder wurde versucht die Übertragung der Viren durch Tröpfchenverbreitung zu signalisieren mit einer fliegenden, folgenden Kamera. Dieser Moment sah stets unschön aus und hätte auch durch ein einfaches Niesen dargestellt werden können. Andererseits dient die Darstellung so nun vielleicht der weltweiten Veranschaulichung, wie arg sich entsprechende Tröpfchen ausbreiten und gefährlich sein können.
Da geht die Post ab
Etwas schwer tut man sich zudem mit dem Tempo der Geschichte, da dieses recht gemächlich anfängt, während die Charaktere vorgestellt werden, dann rasant anschwillt, während die Epidemie sich breit macht und dann wieder arg nachlässt, als der wesentliche Handlungsschwerpunkt erreicht wird. Zudem existiert stets eine enorme Hektik unter allen Darsteller:innen, die auch beim Publikum eine enorme Unruhe verbreitet, obwohl dies wohl durchaus auch angebracht ist, angesichts des Themas. Zudem fragt man sich gelegentlich, ob eine Regierung wirklich so vorgehen würde, denn wir bekommen eine Szene zu sehen, in der Menschen mit den Greifkrallen von Baggern umgelagert werden, als wären sie ein Haufen Müll. Solch Menschenverachtende Varianten der Leichenbehandlung würde wohl auch nicht im größten Katastrophenfall stattfinden.
Doch nicht nur, dass teilweise ordentlich aufs Tempo gedrückt wird, zeitgleich schaffte es das Filmteam sogar den Film viel zu lange hinzuziehen und somit trotz der vielen Action streckenweise langweilig zu inszenieren. Dementgegen steht einzig der ziemlich starke Score, der die Handlung sehr gut unterstreicht und sowohl dramatische als auch tragische Elemente deutlich verstärkt. Von beidem gibt es reichlich und schlussendlich arbeitet Regisseur Sung-Soo Kim auch mit ordentlicher Übertreibung, denn ein vollständiges Bombardement einer Ortschaft, um eine Epidemie einzudämmen, geht wohl doch etwas über das Ziel hinaus.
Fazit
Mit PANDEMIE bekommen wir also eine Art schlechtes Remake von CONTAGION, der die Entwicklung und Folgen einer sich schnell ausbreitenden Infektion doch deutlich sachlicher angegangen ist und damit eine viel realistischere Ebene erzeugt hat. Doch ist wohl nicht zu erwarten, dass mit dem hiesigen Werk eine realitätsnahe Geschichte entwickelt werden, sondern diese eher der Unterhaltung dienen sollte. Teilweise ist dies ganz gut gelungen, da einfach extrem viel passiert, streckenweise zieht sich die Geschichte jedoch so sehr in die Länge, dass jegliches gute Gefühl für den Film schnell wieder verfliegt. Mit nur einer authentisch agierenden Schauspielerin, die zudem auch noch die jüngste am ganzen Set war, kämpft das Werk zudem mit der unschönen arg inszenierten Erscheinung.
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Pandemie, Pandemie, Pandemie… da war doch irgendwas… der Begriff kommt mir derzeitig so geläufig vor – woran mag das nur liegen? Ach klar, wegen des diesjährig erschienen Films vom Regisseur Sung-Soo Kim, der die Ausbreitung einer entwickelten Form des Vogelgrippevirus in den Fokus stellt. Tatsächlich wurde der Film in Südkorea bereits vor sieben Jahren veröffentlicht und schwappte erst dieses Jahr zu uns rüber, was wohl recht anschaulich verdeutlicht, warum hier eine Mutation der Vogelgrippe fokussiert wurde. Der Film selbst hat jedoch im Vergleich zu Contagion arg mit der Seriosität zu kämpfen, denn im klassischen asiatischen Stil wird hier schon ordentlich auf die Pauke gehauen und eine Katastrophe inszeniert, die doch etwas über eine realistische Handlung drüber hinausschießen. Dennoch bietet der Film gelegentlich interessante Momente und vor allem einen starken Score, der die jeweilige Stimmung angemessen unterstreicht. Neben der hervorragenden Kinderdarstellerin Park Min-ha bekommen wir darstellerisch eher nur laue Lüftchen zu spüren, da sich alle Entwicklungen doch arg am Drehbuch zu orientieren scheinen und offenbar dort auch jegliche Mimik und Körperhaltung verankert zu sein schien. Ein wenig mehr „Freiheit“ hätte dem gesamten Film jedoch sehr gut getan. So bekommen wir jedoch nur einen weiteren Action-B-Movie der koreanischen Filmschmiede zu sehen, der zudem auch noch dem deutschen Marketing zum Opfer fällt.