Langsam taut Vanessa wieder auf und traut sich wieder allein spazieren zu gehen, als eine Person sie anschießt, die genauso aussieht, wie sie selbst. Schnell macht Vanessa die Entdeckung, dass mit dem Wald etwas nicht stimmt, dieser ein Tor in parallele Welten ist und sie sich durch ein Labyrinth der Multiversen zu ihrem Alex und Martel durchschlagen muss.
Review
Kourosh Aharis PARALLEL ist ein Remake des chinesischen Films PARALLEL FOREST vom Regisseur Lei Zheng, welcher bei der US-Produktion ebenfalls beteiligt war. Der Film will den Charme bodenständiger, kleiner Produktionen erwecken, weshalb die beiden Brüder Edwin und Aldis Hodge nicht nur im überschaubaren Cast, sondern auch bei Drehbuch sowie Produktion mitwirken.
Immerhin: Facettenreicher als das MCU
Die Prämisse der Parallelwelten und Multiversen von PARALLEL ist auf den ersten Blick spannend und vielversprechend. Dimensionen können nicht willkürlich übertreten werden, sondern brauchen einen Ort als Portal. Zudem sind diese nicht überladen. Im ersten Moment scheint alles harmlos, die Unterschiede finden sich dezent, aber dennoch auffällig in den Darstellenden wieder. So merken Zuschauende, dass es dieselbe Person aus einer anderen Dimension ist und können sich auf eine Schnitzeljagd der Parallelwelten begeben.
Jedoch verfällt PARALLEL in Muster von Multiversum-Filmen sowie Thrillern. Es wird nicht aufgeklärt, was der plötzliche Ursprung des Auftretens der parallelen Dimensionen ist und bei den weiteren Mysterien ist es Danielle Deadwyler vergönnt, mit dem Publikum die Mysterien zu lösen. Denn exakt zur Hälfte der Laufzeit präsentiert PARALLEL den Exposition-Man, der alles bis ins kleinste Detail erklärt und somit den Raum für Überraschungen vorwegnimmt.
Multiversum Yay, Familiendrama Nay
Das ärgert, sorgt für genervte Lacher und nagt etwas am bodenständigen, kreativen Multiversum von PARALLEL, welches dennoch von sich überzeugen kann. Anders sieht es bei der Handlung abseits der Parallelwelten aus. Der Plot um den verstorbenen Sohn als Motivator greift nicht und irritiert auch, da der Film abrupt in diese Handlung startet. Das erinnert an einen Sturz ins kalte Becken und wirkt zudem erzwungen.
Denn als Antrieb zum Erkunden des Waldes hätten die schießwütige Doppelgängerin von Danielle Deadwyler, die Sehnsucht der eigenen Version von Edwin und Aldis Hodge, sowie der verstorbene Vater, der von allem wusste, gereicht. PARALLEL hätte sich mehr auf den Ausbau der Multiversen konzentrieren und trotzdem ein erleichterndes Finale haben können.
Kleiner Cast mit hoher Wirkung
Besonderes Lob hat der Cast von PARALLEL verdient. Dieser besteht ausschließlich aus Edwin und Aldis Hodge sowie Danielle Deadwyler und wirkt dennoch so facettenreich als ob die dreifache Anzahl an Darstellenden beteiligt war. Dies liegt am breit gefächerten Schauspiel sowie der charakterlichen Vielfalt, durch das das Publikum in Verbindung mit den Kostümen sofort merkt, dass es sich um eine alternative Person handelt.
Auch die familiäre Verbindung von PARALLEL ist für die Zuschauenden greifbar, was nicht zuletzt daran liegt, dass die beiden männlichen Protagonisten Brüder sind. Die Dynamik wirkt echt, sodass das Gefühl entsteht, sie treffen sich auch abseits des Films auf ein BBQ im Garten. Das besänftigt schon fast die Enttäuschung über das aufgesetzte Drama um den toten Sohn.
Etwas für deutsche Filmfans und wieder auch nicht
Ein weiteres Highlight, welches die Multiversen von PARALLEL lebendig wirken lässt, ist überraschenderweise die deutsche Synchronfassung. Wie schon bei den Darstellenden, ist die Riege an Synchronsprechenden überschaubar. Umso mehr setzen diese auf ein Spiel mit Stimmklang, -höhe sowie Betonung von Wörtern. Das ist für solch eine kleine Produktion kreativ und wird gern gesehen. PARALLEL wird somit zu einer Liebeserklärung an Synchronarbeit, was in Zeiten der Bedrohung durch KI ein wichtiges Zeichen ist.
Ein kleines Manko für Sammelnde ist jedoch die deutsche Blu-Ray von PARALLEL. Diese kommt ohne Wendecover aus, wodurch das gewohnt große FSK-Logo immer präsent ist. Das mag für einige wie Meckern auf hohem Niveau klingen, aber der Aufwand kostet den Verleih auf die Masse der Blu-Rays gerechnet ein paar Cent in der Produktion, bedeutet Sammelnden aber einiges.
Fazit
PARALLEL steht zwischen den Stärken und Schwächen, die der Film hat. Auf der einen Seite stehen die geerdete, interessante Geschichte um Multiversen, das Schauspiel, die Synchronfassung sowie das Setdesign. Auf der anderen Seite sind ein aufgesetztes persönliches Problem, Genreklischees und der „Exposition-Man“. Wer sich für Multiversen interessiert, sollte trotz der Probleme einen Blick wagen, da PARALLEL immer noch ein solider Film ist und sich kreativ von überladenen Multiversengeschichten a al MCU abhebt. Jedoch hat PARALLEL keine hohe Langzeitwirkung und es gibt zu wenig zu entdecken, was zu einer zweiten Sichtung einladen könnte
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Originaltitel | Parallel |
Kinostart | 23.2.2024 |
Länge: | 88 minuten |
Produktionsland | United States of America |
Genre: | Science Fiction | Thriller | Drama |
Regie | Kourosh Ahari |
Executive Producer | Chengxi Li | Elliott Michael Smith | Richard Doyle | Danielle Deadwyler | Jovanna Huguet | RJ Collins | Yolette Hodge | Alex Bretow | Michelle Seañez | Peter Jarowey | Richard Goldberg | Kristin Harris | Randall J. Bacon | Joseph Lanius | Danny R. Carmona | Alex Farnham | Matthew Helderman | Tyler Gould | Luke Taylor | Deena Bacon | Dean Scheske | Charles H. LaHaie | Lei Zheng |
Producer | Jonathan Keasey | Sean Lydiard | Jaylen Moore | Ann Zhang | Edwin Hodge | Aldis Hodge | Elliott Michael Smith | Wenqiuzi Zhang |
Kamera | Pip White |
Cast | Danielle Deadwyler, Aldis Hodge, Edwin Hodge |
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