Review Fakten + Credits

Rezension

Umringt von vielen Mitarbeitenden, klingelnden Telefonen und Zigarettenqualm sitzt die junge Frau an ihrem Schreibtisch in einem improvisierten Büro und lehnt am Telefon. Routiniert tätigt sie Scamanrufe, die Daten und Geld erbeuten und ihr ein überschaubares Einkommen sichern. Der Betrug scheint sie dabei kaum zu berühren. Jegliche Gedanken daran werden von den eigenen Problemen und der unsicheren Lebenssituation der Protagonistin erdrückt. Ce Ding Tan inszeniert das überschaubare Charakterdrama mit gewissenhaften Tempo, reizvollen Ansätzen und schleichenden Thrilleranleihen.

Please Hold the Line © Hofer Filmtage

Ausschnitthaft erzählt der malaysische Regisseur in seinem achtzehnminütigen Kurzfilm von der gegenwärtigen Lage der jungen Frau, die trotz der Kontakte zu anderen Menschen mit ihren vielschichtigen Problemen auf sich allein gestellt ist. Feinsinnig verdichten sich deren innere Konflikte, ohne die Hauptfigur in den knappen Charakterskizzen und der Kürze der Zeit von Grund auf zu durchleuchten. Glaubhaft ist diese dennoch, allen voran durch das zurückhaltende Schauspiel von Kendra Sow, welches jene Authentizität bewahrt, die in der oberflächlichen Charakterisierung des Ganganführers bröckelt.

Ungleich der Bilder, die geerdet und unaufdringlich bleiben, schwellen die Konflikte zu einem entscheidenden Dilemma an, als das Ziel ihrer betrügerischen Arbeit die eigene Familie ist. Auswege daraus sucht und findet der Film nicht, ebenso wie nähere Betrachtungen der Ausbeutung, des sozialen Umfeldes oder der Abtreibungsthematik. Dass der Film Themen und Charaktertiefe für noch einmal das doppelte oder gar dreifache seiner Laufzeit gehabt hätte, wird sowohl bei der kurzen Einführung in das Milieu der Telefonbetrüger*innen als auch bei den angetasteten Lebensumständen der Hauptfigur, spätestens aber am Ende deutlich. Denn das hält sich so offen, als würde es selbst sagen: PLEASE HOLD THE LINE.

Fazit

Die Skizzen eines interessanten Umfeldes und die zugespitzten inneren Konflikte der Hauptfigur ergeben einen atmosphärisch dichten und unaufgeregten Kurzfilm mit einer Handvoll spannenden Ansätzen.

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