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Originaltitel: Possessor
Kinostart: 01.07.2021

FSK 18

FSK 18 ©FSK

Länge: ca. 103 Minuten
Produktionsland: Kanada | Vereinigtes Königreich
Regie: Brandon Cronenberg
Schauspieler:innen: Andrea Riseborough | Christopher Abbott | Jennifer Jason Leigh
Genre: Thriller | Horror | Mystery | Sci-Fi
Verleih: Kinostar

Possessor

Possessor ©2021 Kinostar

David Cronenberg ist ein gefeierter Regisseur und Schauspieler, der seit den 60er Jahren an unzähligen Projekten mitwirkte und sich einen Namen gemacht hat durch irrationale und einprägsame Horrorstreifen der etwas anderen Art wie DIE FLIEGE oder EXISTENZ. Nun tritt sein 41jähriger Sohn, Brandon Cronenberg, in seine Fußstapfen und konnte bereits mit ANTIVIRAL für Aufmerksamkeit sorgen und erhielt für diesen und den hiesigen Film bereits einige Auszeichnungen. Er orientiert sich inhaltlich und in der Inszenierung an den Werken seines Vaters und schafft es diese zudem mit hoher Qualität zu verknüpfen. Für POSSESSOR sicherte er sich zudem einen recht namhaften Cast. So konnte Andrea Riseborough zuvor bereits in OBLIVION oder BATTLE OF THE SEXES – GEGEN JEDE REGEL begeistern und Sean Bean bereits mit mehreren Oscar- und Globeausgezeichneten Werken wie HERR DER RINGE und GAME OF THRONES auftrumpfen.

Darum geht es…

In einer fiktionalen Welt ist Tasya Vos als Agentin eines Privatunternehmens tätig, welche sich auf Auftragsmorde spezialisiert hat. Diese werden jedoch aufwendig realisiert, um stets die Identität der Agenten zu schützen. So ist es diesen möglich mittels Hirnimplantat-Technologie in die Körper anderer Menschen einzudringen und diese zu steuern, als wäre es der Eigene. Dadurch werden Morde ausgeführt, die schließlich dem fremden Menschen zugeschrieben werden. Um diese Übertragung zu beenden, wird dem beeinflussten Körper zudem in den Kopf geschossen. Eine geschickte Strategie sowohl Opfer als auch Mörder von der Bildfläche verschwinden zu lassen. Doch als Tasya den Auftrag bekommt die Frau von Colin und deren Vater zu ermorden, geht etwas schief und die Technik scheint zu versagen, denn es ist ihr plötzlich nicht mehr möglich in ihren eigenen Körper zurückzukehren. Als gejagter Mörder muss sie nun eine Lösung finden, sich aus dieser Misere zu befreien.

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Rezension von Possessor

POSSESSOR gehört zu den ersten Überraschungsentdeckungen des Jahres. Unscheinbar und ohne großes Aufsehen hat Cronenberg Junior das Werk geschrieben und entwickelt. Seine Intention dahinter war es eine Geschichte zu entwickeln, die sich mit der Thematik Identität auseinandersetzt und sich damit beschäftigen sollte, wie es ist im Alltag in eine alternative Rolle schlüpfen zu müssen und sich nicht mehr als eigenes Individuum zu fühlen. So jedenfalls können seine Aussagen interpretiert werden. Schnell können wir jedoch im Film feststellen, dass dies nicht dem Produkt entspricht, welches wir letztlich auf der Leinwand zu sehen bekommen, denn dort wird ein ganz anderes Szenario entwickelt. Ob sich seine Intention also im Verlauf der Dreharbeiten gewandelt hat oder seine Erklärungen fehlinterpretiert wurden, ist leider nicht eindeutig bestimmbar.

Possessor

Possessor ©2021 Kinostar

Doch das heißt nicht, dass seine Gedanken ganz abwegig sind, denn tatsächlich spielt hier das Thema Identität natürlich schon eine Rolle, doch wird dies deutlich in den Hintergrund geschoben angesichts der sehr unverblümten und direkten Storyline, die uns anfangs mit viel Ratlosigkeit entgegenschlägt und sich nur sehr langsam aufdröselt. In der Gesamtbetrachtung bekommen wir dabei eine sehr einfach gestrickte Geschichte präsentiert, die nicht sehr umschweifend wirkt, und vor allem klare Anfangs- und Endbegrenzungen liefert. Dies ist besonders lobenswert, weil hier weder in der Einführung groß auf die Vorstellung der Charaktere eingegangen wird, noch ein tragisches, in die Länge gezogenes Ende folgt, welches den Zuschauenden emotional an die Figuren binden könnte. Es gibt somit eine klare Grenze zwischen dem was auf der Leinwand geschieht und dem, was der Betrachtende fühlt. Normalerweise ein herber Kritikpunkt, doch hier durchaus geschickt gewählt.

Possessor

Possessor ©2021 Kinostar

Unverhofft kommt oft

Tatsächlich schafft es Cronenberg auf diese Weise ein gutes Spannungslevel von der ersten Szene an aufzubauen und dies durch den gesamten Film zu tragen. Schon der Auftakt ist ordentlich blutig und brutal, ohne dabei Züge von Sadismus auszustrahlen. Durch teilweise recht schnelle Schnitte werden aus einfachsten Szenarien plötzlich mitreißende Actionsequenzen geformt, die dennoch niemals Anlass dazu geben würden das Gesamtwerk als Actionfilm zu bezeichnen. Vielmehr arbeitet das Werk mit einer dubiosen Form des subtilen Horrors, welcher geprägt ist durch sehr intensive Gewaltszenen und die mysteriös gehaltenen Entwicklungen, die eben erst mit der Zeit klarere Formen annehmen.

Durch kleine Nebenhandlungen, wie einem Besuch auf der Arbeit des Protagonisten, bekommen wir stets das Gefühl vermittelt, dass es sich um ein Zukunftsszenario handelt, welches in nicht allzu weiter Ferne spielt und daher durchaus greifbare Züge an sich hat. Die Entwicklungen sind dabei gut getimet, denn immer, wenn der Zuschauende glaubt zu wissen, was als nächstes folgt, wird dieser doch wieder getäuscht. Gleich mehrfach werden wir vor die Frage gestellt: Wird dies die Hauptfigur (denn von Protagonisten ist tatsächlich nur schwer sprechbar) nun wirklich tun? Wenn wir uns sicher sind, dass die Antwort nein lautet, belehrt uns Cronenberg jedoch eines Besseren. Genau das macht tatsächlich die besondere Qualität von POSSESSOR (was im Übrigen Besitzer:in heißt) aus.

Possessor

Possessor ©2021 Kinostar

Auf einfachen Wegen zum Ziel

Zudem wirft uns Cronenberg einfach in die Handlung hinein, ohne uns die Möglichkeit zu geben zu überlegen, warum dies alles so ist, was die Hintergründe sind und worin die Folgen bestehen könnten. Er zwingt uns regelrecht dazu die alternative Realität anzuerkennen und kommentarlos so zu akzeptieren, wie wir sie zu sehen bekommen – und das gelingt ihm ziemlich gut. Insbesondere ist der Umgang mit Sympathien ein hervorragender, denn Cronenberg baut diese mit Leichtigkeit zu gewissen Figuren in kürzester Zeit auf und weiß in der Folge dann damit ein wenig zu spielen und den Zuschauenden in die Irre zu führen.

Während zwar deutlich erkennbar ist, dass es sich hierbei eher um eine Low-Budget-Produktion handelt, werden die verfügbaren Ressourcen stets dezent, aber effektiv genutzt und damit ein völlig ausreichendes Setting kreiert, welches meistens visuell ansprechend ist. Auch wenn bei den Darstellenden nur wenig erwähnenswerte Schauspielleistung zu benennen ist, so ist es doch gerade Sean Bean mal wieder, der, wenn auch nur in einer kleinen Nebenrolle, bestens heraussticht. Christopher Abbott hingegen fühlt sich eher an wie eine Reinkarnation eines lebhafteren Christian Greys aus FIFTY SHADES OF GREY. Beste Arbeit wurde hingegen im Sounddesign geliefert, welches mit einem sehr wuchtigen Bass daherkommt und das Publikum bei gewissen Szenen regelrecht in den Sitz drückt. Somit spüren wir in diesem Film ganz eindeutig, dass POSSESSOR regelrecht für die große Kinoleinwand geschaffen wurde und kein Heimkino uns ein solches Erlebnis bescheren könnte.

Possessor

Possessor ©2021 Kinostar

Fazit

Als einer seiner ersten Filme ist Brandon Cronenbergs POSSESSOR wirklich ordentlich gelungen und beweist damit, dass es nicht darauf ankommt, wie lange man im Filmbusiness ist, um einen starken Film zu produzieren, auch wenn sicherlich fördernd war, dass sein Vater in diesem Business zu Hause ist. Dennoch liefert uns POSSESSOR eine simple und kurzweilige Story, die ohne viel überflüssiges Tamtam auskommt und uns die Fakten kurz und bündig und ohne jeglichen Skrupel vorweist. Es passt einfach alles wunderbar zusammen und Cronenberg macht seinem Vater alle Ehre. Zu keinem Zeitpunkt kommt Langeweile auf, das Pacing ist perfekt gewählt und die Umsetzung ist rundum gelungen und ansprechend, gekrönt von einem wieder einmal hervorragenden Sean Bean.

Was ist der perfekte Mord? Ein Mord, den man nicht selbst begangen hat. Unter dieser Prämisse gestaltet sich POSSESSOR als ein Sci-Fi – Mysterythriller, welcher äußerst simpel und gradlinig aufgebaut ist und sich gar nicht groß in irgendwelchen überflüssigen Erzählungen verliert. Ins Leben gerufen von Brandon Cronenberg, Sohn von David Cronenberg, zeigt der hiesige Film schon früh seinen skrupellosen Umgang mit Gewalt, die letztlich jedoch nur eine konsequente Vollendung der stark aufgebauten Entwicklungen darstellt und somit nicht unangemessen erscheint. Cronenberg hat sich sein Team sorgfältig ausgesucht und seine Charaktere bestens gestaltet. Besonders im Sound wurde zudem auf kraftvolle und Bass lastige Momente wert gelegt, die dem Film eine gewisse Stärke und Erbarmungslosigkeit anfügt. Doch das wohl wesentlichste ist, dass die Geschichte weitestgehend smart gestaltet ist und uns immer wieder in falsche Sicherheit wiegt und dann Szenarien zeigt, die wir nicht für möglich gehalten hätten. Es werden immer wieder Grenzen überschritten, womit wir einfach kaum rechnen können. Somit ist POSSESSOR ein wirklich starker Thriller, der uns von Beginn an in seinen Bann zieht und trotz seiner etwas Arthouse ähnlichen Inszenierung dennoch immer wieder aufs neue begeistern kann.

Possessor

Possessor ©2021 Kinostar

Original title: Possessor
Cinema release: 01.07.2021

FSK 18

FSK 18 ©FSK

Length: approx. 103 minutes
Country of production: Canada | United Kingdom
Director: Brandon Cronenberg
Actors: Andrea Riseborough | Christopher Abbott | Jennifer Jason Leigh
Genre: Thriller | Horror | Mystery | Sci-Fi
Distributor: Kinostar

Possessor

Possessor ©2021 Kinostar

David Cronenberg is a celebrated director and actor who has worked on countless projects since the 1960s and made a name for himself with irrational and memorable horror flicks of a different kind such as THE FLY or EXISTENCE. Now his 41-year-old son, Brandon Cronenberg, is following in his footsteps and has already been able to attract attention with ANTIVIRAL and has already received several awards for this and the film here. In terms of content and staging, he takes his cue from his father’s works and also manages to combine them with high quality. For POSSESSOR, he also secured a quite renowned cast. Andrea Riseborough has already impressed in OBLIVION and BATTLE OF THE SEXES, and Sean Bean has already impressed with several Oscar and Globe-winning works such as LORD OF THE RINGS and GAME OF THRONES.

That’s the story about

In a fictional world, Tasya Vos works as an agent for a private company that specialises in contract killings. However, these are elaborately realised in order to always protect the identity of the agents. It is possible for them to penetrate the bodies of other people by means of brain implant technology and control them as if they were their own. In this way, murders are carried out that are finally attributed to the foreign person. To end this transmission, the influenced body is also shot in the head. A clever strategy to make both victim and murderer disappear from the scene. But when Tasya is given the task of murdering Colin’s wife and her father, something goes wrong and the technique seems to fail, because it is suddenly no longer possible for her to return to her own body. As the hunted murderer, she must now find a solution to free herself from this misery.

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Review of Possessor

POSSESSOR is one of the first surprise discoveries of the year. Cronenberg Junior wrote and developed the work inconspicuously and without much fuss. His intention behind it was to develop a story that dealt with the theme of identity and what it is like to have to slip into an alternative role in everyday life and no longer feel like your own individual. At least that is how his statements can be interpreted. However, we quickly realise in the film that this does not correspond to the product that we ultimately see on the screen, because a completely different scenario is developed there. So whether his intention changed in the course of filming or his statements were misinterpreted is unfortunately not clearly determinable.

Possessor

Possessor ©2021 Kinostar

But that doesn’t mean that his thoughts are completely absurd, because in fact the theme of identity does play a role here, of course, but this is clearly pushed into the background in view of the very blunt and direct storyline, which initially confronts us with a lot of perplexity and only unravels very slowly. On the whole, we are presented with a very simply knitted story that does not seem very circuitous, and above all provides clear beginning and end boundaries. This is particularly praiseworthy because there is neither much introduction of the characters nor a tragic, drawn-out ending that could emotionally bind the viewer to the characters. There is thus a clear line between what happens on screen and what the viewer feels. Normally this is a harsh point of criticism, but here it is cleverly chosen.

Unexpected often comes

In fact, Cronenberg manages to build up a good level of tension from the first scene and to carry it through the entire film. The opening is already properly bloody and brutal, without radiating any traits of sadism. By means of sometimes quite fast cuts, the simplest scenarios are suddenly transformed into thrilling action sequences, which nevertheless would never give reason to call the entire work an action film. Rather, the work works with a dubious form of subtle horror, which is characterised by very intense scenes of violence and the mysterious developments, which only take on clearer forms over time.

Possessor

Possessor ©2021 Kinostar

Through small subplots, such as a visit to the protagonist’s work, we always get the feeling that we are dealing with a future scenario that takes place in the not too distant future and therefore has quite tangible features. The developments are well timed, because whenever the viewer thinks he knows what will happen next, he is deceived again. Several times we are confronted with the question: Will the main character (because it is really difficult to speak of protagonists) really do this? When we are sure that the answer is no, Cronenberg proves us wrong. In fact, this is what makes POSSESSOR (which, by the way, means owner:in) so special.

The easy way to the goal

Moreover, Cronenberg simply throws us into the plot without giving us the opportunity to think about why all this is happening, what the background is and what the consequences might be. He literally forces us to recognise the alternative reality and accept it without comment as we see it – and he succeeds quite well. In particular, the handling of sympathies is an excellent one, as Cronenberg builds them up with ease to certain characters in no time at all and then knows how to play with them a bit in the aftermath, leading the viewer astray.

Possessor

Possessor ©2021 Kinostar

While it is clear that this is more of a low-budget production, the available resources are always used discreetly but effectively, creating a perfectly adequate setting that is mostly visually appealing. Even though there is little acting worth mentioning among the actors, it is Sean Bean who stands out once again, even if only in a small supporting role. Christopher Abbott, on the other hand, feels more like a reincarnation of a livelier Christian Grey from FIFTY SHADES OF GREY. The best work has been done in the sound design, which comes along with a very powerful bass and really pushes the audience into their seats during certain scenes. In this film, we can clearly feel that POSSESSOR was created for the big screen and that no home cinema could give us such an experience.

Possessor

Possessor ©2021 Kinostar

Conclusion

As one of his first films, Brandon Cronenberg’s POSSESSOR is really neat and proves that it doesn’t matter how long you’ve been in the film business to produce a strong film, although the fact that his father is in the business certainly helped. Nevertheless, POSSESSOR provides us with a simple and entertaining story that gets by without much superfluous ballyhoo and presents us with the facts succinctly and without any qualms. Everything simply fits together wonderfully and Cronenberg does his father credit. There is never a moment of boredom, the pacing is perfectly chosen and the realisation is all-round successful and appealing, crowned by another excellent Sean Bean.

Schauspieler:in Rolle
Gabrielle Graham Holly
Hanneke Talbot Katherine
Matthew Garlick Elio
Daniel Park Polizist
Andrea Riseborough Tasya Vos
Jennifer Jason Leigh Girder
Hrant Alianak Cheftechniker
Rachael Crawford Dr. Melis
Rossif Sutherland Michael Vos
Gage Graham-Arbuthnot Ira Vos
Kathy Maloney Reporter
Megan Vincent Alice
Danny Waugh Patrick
Christopher Abbott Colin Tate
Sean Bean John Parse

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