Einst ein gefeiertes Wunder der Technik, ist die Kompaktkassette oder auch einfach nur Kassette bezeichnet, mittlerweile zum Urgestein der Tontechnik mutiert und in den jungen Generationen kaum noch bekannt. Knapp 30 Jahre lang waren die handlichen Plastikgehäuse in jedem Haushalt zu finden und ermöglichten es den Menschen einerseits, ihre Lieblingssongs mittels Walkmans überall genießen zu können und andererseits sogar selbst Audioaufnahmen zu erstellen. Nicht unüblich war es daher, dass die neusten Hits direkt aus dem Radio aufgenommen wurden und eine Welt zusammengebrochen ist, wenn der Radiomoderator in die Aufnahme hineingesprochen hat. Bis zu 90 Minuten Spieldauer passten auf jede der Seiten, die durch die Magnetbandtechnik ihre Funktionalität erhielten. Erst Ende der 90er-Jahre wurden die Tonträger durch die moderneren und leistungsfähigeren Compact Discs (CDs) abgelöst, deren Bedeutung selbst immer mehr schwindet durch die allgegenwärtige Präsenz von MP3-Abspielgeräten wie Smartphones.
Es ist das Regiedebüt von Greg Björkman, der zuvor lediglich in der Visual Effects Abteilung des Welterfolgs DAS SCHICKSAL IST EIN MIESER VERRÄTER tätig war. Mit PRESS PLAY AND LOVE AGAIN bleibt er somit dem Genre der Tragik-Romanze treu und setzt dabei auf einen vorwiegend jungen, aber keineswegs unerfahrenen Cast. So haben wir Hauptdarstellerin Clara Rugaard jüngst in dem Sci-Fi-Thriller I AM MOTHER als einzige Überlebende und Tochter eines Roboters genießen dürfen. Auch Co-Star Lewis Pullman dreht in seiner Karriere gerade richtig auf. Nachdem er bereits in Filmen wie BATTLE OF THE SEXES – GEGEN JEDE REGEL und BAD TIMES AT THE EL ROYALE an der Seite von namhaften Darstellenden spielte, hat er es nun geschafft, in TOP GUN: MAVERICK eine Rolle zu ergattern. Doch Björkman konnte mit Danny Glover auch einen überragenden Senior für sein Team gewinne, welcher nun seit mehr als vier Jahrzehnten in der Filmbranche gern gesehen ist.
Darum geht es
Als Laura von ihrer besten Freundin zum lokalen Musikstore gebracht wird, ahnt sie schon, dass hier nicht die neusten Albumtrends geshoppt werden sollen, sondern dass das Ziel ist, sie mit dem jungen und gut aussehenden Typen am Verkaufstresen zu verkuppeln. Anfangs noch widerwillig, lässt sie sich darauf an und findet sehr schnell gefallen an Harrison und schnell zeichnet sich ab, dass sie tatsächlich in ihm den Traummann fürs Leben gefunden hat. Doch das pure Glück soll nicht ewig anhalten, denn als Harrison Opfer eines tragischen Unfalls wird, verliert Laura den Boden unter den Füßen und weiß partout nicht mehr weiter. Ihr Alltag scheint keinen Sinn mehr zu haben. Irgendwann fasst sie jedoch den Mut, noch einmal in das Mixtape reinzuhören, welches sie mit Harrison zusammen aufgenommen hat. Auf unerklärliche Weise bekommt sie dadurch noch einmal die Möglichkeit, Harrison wieder zu sehen.
Rezension
Nur noch selten gibt es reine Romanzen heute noch im Kino zu sehen. Zumeist werden wir nur noch bombardiert mit elenden Romcoms, die allesamt nach dem gleichen Muster aufgebaut sind und absolut keine Ernsthaftigkeit (oftmals) bieten. Zugegebenermaßen passt auch PRESS PLAY AND LOVE AGAIN nicht so ganz in das Schema Kinoromantik, denn was wir hier aufgetischt bekommen, ist eigentlich ein klassischer Direct-to-DVD-Film, der im Heimatland USA noch nicht einmal ein Kinorelease bekommt. Warum auch immer ist der Verleiher Splendid jedoch der Auffassung, dass Menschen ein wenig Schnulze und Klischee in diesen etwas schweren Zeiten nötig haben und versucht mit einer Kinoauswertung ein klein wenig Aufmerksamkeit auf diese Produktion zu lenken.
Die Grundidee des Streifens ist dabei gar nicht mal so verkehrt und hätte durchaus Potenzial einen annehmbaren und netten Zeitvertreib zu bieten. Einerseits ist es wundervoll, dass auch heute noch das Kassetten-Medium gewürdigt wird, und andererseits sind tragische Romanzen oftmals ein Garant dafür, die Herzen des Publikums zu erreichen und einzufangen. All dies dann auch noch mit einer Zeitreisethematik zu verknüpfen ist eine nette Möglichkeit, um etwas vom bekannten Schema abzuweichen, auch wenn es durchaus vereinzelte Filme wie ALLES EINE FRAGE DER ZEIT gibt, die sich dem bereits angenommen haben. Ein starker Aspekt ist zudem, dass die Zeitreisen arg limitiert sind und auch zeitlich nur von kurzer Dauer. Doch wie so häufig bringt das Thema auch seine Tücken mit, die hier nur bedingt gelungen überwunden werden.
Der Butterfly Effect
Ein wesentliches Problem ist dabei der Schmetterlingseffekt, der nur so weit berücksichtigt wird, wie es dem Filmteam gerade passte. So umfassen die Zeitreisen in der Regel mehrere Jahre und dürften daher auch recht massive Veränderungen mit sich bringen, was auch mehrfach angedeutet wird durch Umorientierungen der besten Freundin oder nicht mehr existierenden Läden, gleichzeitig aber offenbar keinerlei Auswirkungen auf die Protagonistin selbst zu haben scheint, die immer wieder am gleichen Punkt ihres eigenen Lebens ankommt. Dennoch macht es der Film in dieser Hinsicht deutlich besser als viele vergleichbare Werke, die einfach jegliche Entwicklungen und Veränderungen ganz außenvorlassen, weshalb die Kritik an diesem Faktor auch nicht allzu sehr ins Gewicht fällt.
Etwas schlimmer ist da leider, dass der Film nicht nur vor Schnulzigkeit trieft und daher mehrfach das Publikum mit den Augen rollen lässt, sondern vor allem, dass die Figuren fast ausnahmslos leere und unbedeutende Hüllen bleiben, die keinerlei tiefere Persönlichkeit ausstrahlen und lediglich als Mittel zum Zweck aufgebaut werden. Spätestens an diesem Punkt wirkt das Script, als wäre es einmal durch einen Drehbuchgenerator geschickt wurden, welcher ganz von allein die üblichen Klischees und Handlungen eines verliebten Pärchens hineinschreibt und daher genauso oberflächlich bleibt wie bei jedem anderen Werk des Genres. Zudem wirkt der Twist so generisch, dass er schon vor der eigentlichen Handlung deutlich erkennbar war. Nicht überraschend ist daher der etwas missgestaltete Ruf, den Romanzen durch ihren übertriebenen Kitsch mittlerweile mit sich bringen, obwohl es einst so fantastische Filme gab.
Einfältig und zahnlos
Während es zwar ein paar nette Songs gibt und die Bilder weitestgehend wertig aussehen, wodurch der technische Part zumindest annehmbar ist, ist es vor allem die Dummheit der Protagonistin, die mit der Zeit nervtötend wird. Immer wieder bekommt sie von Donald Glovers Figur, die abseits dieser einen wesentlichen Funktion sehr blass bleibt, sinnige Ratschläge geboten, die allesamt einfach eiskalt missachtet werden und immer wieder dazu führen, dass sie sich selbst Vorwürfe macht, die bei Beachtung der Hilfestellungen nicht aufgetreten wären. Die Lernkurve von ihr bleibt ziemlich flach und sorgt daher immer wieder dafür, dass unzählige unsinnige Taten den Filmgenuss schmälern, wodurch letztlich viel von dem eigentlichen Potenzial verschenkt wird.
Fazit
PRESS PLAY AND LOVE AGAIN ist somit nicht viel mehr als ein guter Heimkinofilm, der sanft dahingleitet und ein wohliges Gefühl mit sich bringt, gleichzeitig aber auf jegliche tiefgreifendere Logik verzichtet und sich von Oberflächlichkeit zu Oberflächlichkeit hangelt. Die Handlung erscheint repetitiv und schafft es nicht, aus dem immer gleichen Muster auszubrechen, auch wenn einige gute Ansätze für eine innovativere Storyentwicklung gegeben wären. Für einen netten Abend zu Hause auf dem Sofa mit dem oder der Liebsten ist der Film sicherlich eine Alternative, doch das Geld für einen Kinobesuch kann getrost in andere Werke investiert werden.
Der Gang ins Kino umfasst immer auch etwas magisches, denn der Gast lässt sich auf ein ungewisses Erlebnis ein, welches ihn bestenfalls in eine völlig andere Welt hineinzieht. Ob jedoch PRESS PLAY AND LOVE AGAIN geeignet ist, diese Erwartung zu erfüllen, wage ich ein wenig zu bezweifeln. Zwar kommt der Film mit einer Zeitreisegeschichte, die es in Kombination mit einer tragischen Romanze nicht allzu häufig gibt und dadurch einige nette Ansätze bietet, doch übertünchen Kitsch und Oberflächlichkeit die zusammengestückelten netten Elemente. Da selbst Superstar Danny Glover es nicht schafft, über eine völlige Austauschbarkeit seiner Person hinauszuwachsen, dann kann zurecht die Frage gestellt werden, ob der Film nicht im Heimkino deutlich besser aufgehoben wäre, als den bitteren Verzweiflungsversuch zu starten, einem größeren Publikum das Geld aus der Tasche zu ziehen.
Once a celebrated miracle of technology, the compact cassette, or simply cassette, has now mutated into the bedrock of audio technology and is hardly known to the younger generations. For almost 30 years, the handy plastic cases could be found in every household and enabled people on the one hand to enjoy their favourite songs everywhere by means of Walkmans and on the other hand even to make audio recordings themselves. It was therefore not uncommon for the latest hits to be recorded directly from the radio and for a world to collapse when the radio presenter spoke into the recording. Up to 90 minutes of playing time fit on each of the sides, which were given their functionality by magnetic tape technology. It was not until the end of the 1990s that the audio carriers were replaced by the more modern and powerful compact discs (CDs), whose importance itself is increasingly dwindling due to the ubiquitous presence of MP3 players such as smartphones.
It is the directorial debut of Greg Björkman, who previously only worked in the visual effects department of the global success DAS SCHICKSAL IST EIN MIESER VERRÄTER. With PRESS PLAY AND LOVE AGAIN he thus remains true to the genre of the tragic-romance and relies on a predominantly young, but by no means inexperienced cast. We recently enjoyed leading actress Clara Rugaard in the sci-fi thriller I AM MOTHER as the sole survivor and daughter of a robot. Co-star Lewis Pullman is also really turning up the heat in his career. After starring in films such as BATTLE OF THE SEXES and BAD TIMES AT THE EL ROYALE, he has now managed to land a role in TOP GUN: MAVERICK. But Björkman was also able to recruit a towering senior for his team in Danny Glover, who has now been a popular figure in the film industry for more than four decades.
This is what it’s all about
When Laura is brought to the local music store by her best friend, she already suspects that the aim is not to shop for the latest album trends, but to set her up with the young and good-looking guy at the sales counter. Reluctant at first, she agrees and quickly takes a liking to Harrison, and it soon becomes apparent that she has indeed found the man of her dreams in him. But the pure happiness is not to last forever, because when Harrison falls victim to a tragic accident, Laura loses her footing and doesn’t know what to do. Her everyday life no longer seems to make sense. At some point, however, she plucks up the courage to listen again to the mixtape she recorded with Harrison. In an inexplicable way, this gives her another chance to see Harrison again.
Review
Only rarely do we get to see pure romances in the cinema these days. Mostly we are bombarded with miserable romcoms, all of which follow the same pattern and offer absolutely no seriousness (often). Admittedly, PRESS PLAY AND LOVE AGAIN doesn’t quite fit into the scheme of cinema romance either, because what we are served here is actually a classic direct-to-DVD film that doesn’t even get a theatrical release in its home country, the USA. For whatever reason, however, the distributor Splendid feels that people need a little schmaltz and cliché in these somewhat difficult times and is trying to draw a little attention to this production with a theatrical release.
The basic idea of the film is not so bad and has the potential to be an acceptable and nice pastime. On the one hand, it is wonderful that the cassette medium is still appreciated today, and on the other hand, tragic romances are often a guarantee to reach and capture the hearts of the audience. Combining all of this with a time travel theme is a nice way to deviate a little from the familiar pattern, even though there are certainly isolated films like ABOUT TIME that have already taken this on. Another strong aspect is that the time travel is very limited and also only of short duration. But as is so often the case, the theme also has its pitfalls, which are only partially overcome here.
The Butterfly Effect
A major problem here is the butterfly effect, which is only taken into account as far as it suited the film team. For example, the time travels usually cover several years and are therefore likely to involve quite massive changes, which is also hinted at several times by reorientations of the best friend or shops that no longer exist, but at the same time seemingly have no effect on the protagonist herself, who always arrives at the same point in her own life. Nevertheless, the film does much better in this respect than many comparable works that simply leave out any developments and changes altogether, which is why the criticism of this factor does not carry too much weight.
Unfortunately, it is somewhat worse that the film is not only dripping with schmaltziness and therefore makes the audience roll its eyes several times, but above all that the characters almost without exception remain empty and insignificant shells that do not radiate any deeper personality and are merely built up as a means to an end. At this point at the latest, the script seems as if it had once been sent through a script generator, which all by itself writes in the usual clichés and plots of a couple in love and therefore remains just as superficial as in any other work of the genre. Moreover, the twist seems so generic that it was already clearly recognisable before the actual plot. Not surprisingly, therefore, is the somewhat misshapen reputation that romances have come to carry with them due to their over-the-top kitsch, despite the fact that they were once such fantastic films.
Simple-minded and toothless
While there are some nice songs and the pictures look largely worthy, making the technical part at least acceptable, it is mainly the stupidity of the protagonist that becomes annoying over time. Time and again she is offered sensible advice by Donald Glover’s character, who remains very pale apart from this one essential function, all of which is simply disregarded in a stone-cold manner and repeatedly leads to her blaming herself for things that would not have occurred if she had heeded the help. The learning curve of her remains rather flat and therefore repeatedly ensures that countless nonsensical acts detract from the enjoyment of the film, which ultimately wastes much of the actual potential.
Conclusion
PRESS PLAY AND LOVE AGAIN is thus not much more than a good home movie that glides along smoothly and brings with it a comforting feeling, but at the same time renounces any deeper logic and shimmies from superficiality to superficiality. The plot seems repetitive and doesn’t manage to break out of the same old pattern, even if there were some good approaches for a more innovative story development. For a nice evening at home on the sofa with your loved one, the film is certainly an alternative, but the money for a visit to the cinema can be safely invested in other works.
Originaltitel | Press Play |
Kinostart | 16.06.2022 |
Länge | ca. 85 Minuten |
Produktionsland | Südkorea | USA |
Genre | Romanze | Musikfilm |
Verleih | Splendid Film |
FSK |
Regie | Greg Björkman |
Drehbuch | Greg Björkman | James Bachelor |
Produzierende | Josh Boone | Young Ki Cho | Francis Chung | Ini Chung | Paul O. Davis | Mina Hwang | Jerry Kyoungboum Ko | Logan Lerman | Jonathan Schwartz |
Musik | Eldad Guetta |
Kamera | Luca Del Puppo |
Schnitt | Patrick J. Don Vito |
Besetzung | Rolle |
Lewis Pullman | Harrison |
Danny Glover | Cooper |
Christina Chang | Mrs. Knott |
Clara Rugaard | Laura |
Matt Walsh | Mr. Knott |
Lyrica Okano | Chloe |
Kekoa Kekumano | Jason |
Rachel Trautmann | |
Taiana Tully | junge MUtter |
Michelle Zauner | sie selbst |
Luke Lenza | Brett |
Deven Craige | er selbst |
Andrea Elizabeth Sikkink | Art Patron |
Peter Bradley | er selbst |
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