Originaltitel: Queen & Slim
Kinostart: 09.01.2020
Länge: ca. 133 Minuten
Produktionsland: USA
Regie: Melina Matsoukas
Schauspieler:innen: Daniel Kaluuya | Jodie Turner-Smith | Bokeem Woodbine
Genre: Drama | Thriller
Verleih: Universal Pictures Germany
Melina Matsoukas ist unter den Stars und Sternchen längst kein unbeschriebenes Blatt mehr. In den letzten 13 Jahren hat sie die Produktion unzähliger Musikvideos für alle großen Stars des Business übernommen und sich damit einen Namen gemacht. Die zweifache Grammy-Gewinnerin hat unter anderem die Videos für die Songs „S&M“ von Rihanna, „Sweet Dreams“ von Beyoncé und „I look to You“ von Whitney Houston produziert.
Vom Tinder-Date zum Staatsfeind #1
Nun jedoch hat sie sich mit QUEEN & SLIM das erste Mal an einen Langfilm gewagt und sofort, mit einem starken Cast im Rücken, einen Kinohit produziert. Absoluter Durchstarter davon ist Daniel Kaluuya, der mit GET OUT und BLACK PANTHER ins große Rampenlicht trat. Neben ihm hat die britische Schauspielerin Jodie Turner-Smith die zweite Hauptrolle. Zudem treten noch Boheem Woodbine (RIDDICK, SPIDER-MAN: HOMECOMING), Benito Martinez (MILLION DOLLAR BABY) und Sturgill Simpson (THE DEAD DON’T DIE) in kleinen Nebenrollen auf.
Wer jedoch sind eigentlich QUEEN & SLIM?
Ernest Hines und Angela Johnson verbringen gemeinsam einen schönen Abend in einem Diner, wo sie sich bei ihrem ersten Date etwas näher beschnuppern. Gentleman Ernest stellt sich daraufhin zur Verfügung die Dame nach Hause zu fahren, doch diese Autofahrt soll ihr beider Leben völlig auf den Kopf stellen.
Ein Polizist hält die beiden auf einer menschenleeren Straße an wegen eines defekten Rücklichtes. Diese Polizeikontrolle artet jedoch plötzlich aus, obwohl die beiden Afroamerikaner stets das befolgt haben, was der weiße Gesetzeshüter verlangt hat. In dem folgenden Gefecht wird Angela angeschossen und der Polizist getötet. Was die beiden jedoch nicht ahnen: Die Kamera des Polizeiwagens hat all dies aufgezeichnet. Die beiden sind sich dem Unfall und den weitreichenden Folgen bewusst und versuchen erst gar nicht Hilfe zu holen und die Sache aufzuklären, sondern treten die Flucht an. Es beginnt eine wilde Verfolgungsjagd durchs gesamte Land.
Romantisch, packend und fesselnd
Der erste Film in diesem Jahr, der so richtig unter die Haut geht. Nicht nur das die Story von sich aus schon eine höchst dramatische Grundlage bietet und viel Konfliktpotential aufwirft, auch die Umsetzung und Erzählweise bietet ordentlich Zündstoff. Nach dem großartigen Werk BEALE STREET im vergangenen Jahr, welches grundlegend ähnlich angehaucht war, schafft es erneut ein Film über Rassendiskriminierung in Kombination mit herrlicher Romantik die Zuschauer in Atem zu halten.
Worin besteht der wesentliche Erfolg? Vor allem im Aufeinandertreffen extrem unterschiedlicher Gefühle. Zum einen wird der Rezipient in absolute Schockstarre versetzt als ihm klar wird, welche weitreichenden Folgen ein derartiger Unfall hat, die wohl nie so entstehen würden, wenn der Konflikt zwischen rein schwarzen oder rein weißen Menschen ausgetragen werden würde, zum anderen verfolgt man eine der schönsten Liebesgeschichten des Jahres. Verpackt in einem Roadtrip werden zwei Figuren aneinandergekoppelt, die eigentlich gar nicht so einen richtigen Draht zueinander haben und daher keine harmonische Einheit bilden. Dennoch spürt man über den ganzen Film hinweg, dass ein gewisses Knistern zwischen den Protagonisten herrscht, welches immer stärker wird, und das ganz ohne die heutzutage typische unromantische und hektische Kennlernphase. Sinnlichkeit finden einen selten präzisen Zugang zum distanzierten Umgang der beiden Darsteller.
Heiter treibend und doch mit Sinn für den Moment
Sowohl Daniel Kaluuya als auch Jodie Turner-Smith glänzen in ihren Rollen herausragend und schaffen es die nötige Distanz lang genug aufrecht zu erhalten. Beeindruckend ist vor allem eine Szene von Mrs. Turner-Smith in der sie sich den Arm ausgekugelt, denn dies sieht so echt aus, dass der Zuschauer geradezu mitleiden muss. Doch auch die vielen anderen kleinen Darsteller sorgen dafür, dass der Film die Gefühle transportieren kann, wie er es soll. Doch sind die Schauspieler nicht allein dafür verantwortlich, denn Regisseurin Melina Matsoukas gibt den Momenten Zeit und Raum sich zu entfalten und setzt keine übertrieben häufigen Schnitte. Unterstützend für die knisternde und dennoch angespannte Atmosphäre wirkt dabei stets der Score, der vor allem aus Songs der häufig so bezeichneten „Black Music“ besteht.
Nothing is so scary like seeing a black man on a horse! – Why? – Because you have to look up to him!
Gelegentlich werden Off-Dialoge ins Storytelling eingearbeitet. Dies geschieht jedoch nur in ruhigen Sequenzen, in denen die Figuren selbst die Situation auskosten und kein Dialog nötig ist. Über die Notwendigkeit dieser Off-Einspielungen ist dabei zu fachsimpeln, mich persönlich jedoch haben diese wegen der dezenten Art und Weise nicht weiter gestört.
Viel Interessanter ist dabei das politische Statement, welches sich durch den gesamten Film zieht. Dass der Rassenhass auch heute noch allgegenwärtig ist, ist wohl absolut kein Geheimnis. Doch mit QUEEN & SLIM schafft es die Regisseurin auch dem „weißen“ Zuschauer, der mit dieser Problematik eigentlich nur über die Medien konfrontiert wird, einen Spiegel vorzuhalten und zu sagen: Schaut euch an, was Menschen nur wegen einer unterschiedlichen Hautfarbe mit uns machen!
Dramatischer Showdown in Perfektion
Etwas theatralisch und dramatisch ist wohl der Aspekt, dass neben der eigentlichen Story mitten im Film noch eine weitere begonnen wird, die eher unrelevant und unnötig, wenn auch an sich recht wichtig ist. Entstehende Unruhen und der Kampf von Polizeigewalt gegen schwarze Mitmenschen ist ebenfalls ein wirklich brisantes Thema, welches seine Bühne benötigt, doch passt es hier nicht so recht hinein. Dennoch wird auch damit ein wenig Spannung erzeugt, da klar wird, zu was die Gesetzeshüter fähig sind und wozu sie bereit sind.
Letztendlich lebt der Film von einer erschreckenden Nähe zur Realität und einer harmonisch leidenschaftlichen Grundeinstellung. Während sich zwar vor allem einige zeitliche Ungenauigkeiten durch den Film ziehen, unterliegen den Handlungen stets recht smarte Entscheidungen die letztlich zu einem stark inszenierten dramatischen Showdown führen, an dem die Anspannung regelrecht im Raum zu spüren ist. Für mich ist damit QUEEN & SLIM ein rundum gelungenes Werk, welches alles zu bieten hat: Dramatik, Spannung, Unterhaltung und wirklich schöne Romantik.
Schauspieler:in | Rolle |
Daniel Kaluuya | Slim |
Jodie Turner-Smith | Queen |
Bokeem Woodbine | Onkel Earl |
Chloë Sevigny | Mrs. Shepherd |
Flea | Mr. Shepherd |
Sturgill Simpson | Polizist Reed |
Indya Moore | Goddess |
Benito Martinez | Sheriff Edgar |
Jahi Di’Allo Winston | Junior |
Gralen Bryant Banks | Older Black Man |
Dickson Obahor | Large Black Man |
Bryant Tardy | Chubby |
Thom Gossom Jr. | Slims Vater |
Melanie Halfkenny | Naomi |