Die Karriere des Simon Rex im Filmgeschäft ist nicht gerade eine große Erfolgsgeschichte. Bekannt wurde er durch einige alberne Komödien wie SCARY MOVIE 3 und 4, in denen er als einer der Hauptfiguren zwar begeistern konnte, aber tendenziell eher die ausgelutschten Werke der Reihe abpasste. Auch die Screwball-Komödie SUPERHERO MOVIE sorgte dafür, dass sein filmischer Aufstieg bereits früh erstickt wurde. Doch scheinbar möchte der 48-Jährige nun seinen zweiten Frühling erleben, denn Regisseur Sean Baker hat ihm mit seiner Hauptrolle in RED ROCKET eine auf den Laib geschneiderte Persönlichkeit verpasst, die wohl nur er in dieser Perfektion darbieten kann. Baker, der zuletzt mit Willem Dafoe gearbeitet hat, welcher für THE FLORIDA PROJECT sogar eine Oscar®-Nominierung erhielt, widmet sich in seinen Werken Milieustudien, die ihre volle Konzentration auf die jeweiligen Hauptfiguren legen.
Darum geht es…
Nach vielen Jahren, die Mikey in Los Angeles verbracht hat, kehrt er nun zurück in seine kleine Heimatstadt im tiefsten Texas, wo er ein neues Leben starten möchte. Dies jedoch geschieht nicht ganz freiwillig. Mikeys große Karriere ist vorüber, das Geld blieb aus, und ein Leben in L. A. war ihm einfach nicht mehr möglich. Mit ein wenig Starthilfe von seiner (Ex)-Frau, von der er seit Ewigkeiten getrennt lebt, aber noch immer nicht geschieden ist, versucht Mikey, sich einen neuen Job zu suchen. Das soll sich jedoch als schwieriger herausstellen als gedacht, denn nachdem er mehrjährig als Pornostar tätig war, ist mit ihm ein schmuddeliger Ruf verknüpft, den niemand in sein Unternehmen holen möchte. Diese Rückschläge verdaut er jedoch relativ schnell und widmet sich mit seiner vielen freien Zeit anderen Interessen und genießt das mehr oder weniger unbeschwerte Leben.
Rezension
Es gibt sie, diese Menschen, die immer mit beiden Beinen auf dem Boden landen. Ihnen kann alles Mögliche passieren, und trotzdem schaffen sie es immer wieder, sich aufzurappeln und mit viel Glück und Geschick, sich neue Türen im Leben zu öffnen. Die Figur Mikey gehört definitiv dazu, und wie könnte sie besser besetzt werden als mit einem Schauspieler, dem es relativ ähnlich im Leben geht? Simon Rex ist wie gemacht für diese Rolle, denn schon früher hat er bewiesen, dass seine schlaksige und tagträumerische Art in Kombination mit seinem losen Mundwerk und mit dem Talent, alle Menschen in seinem Umfeld verbal zu bezirzen, für gewisse Figuren einzigartig ist. Oftmals wirkt seine Figur wie ein naives Kind, welches nie so recht erwachsen geworden ist und zumindest geistig in einer ganz anderen Zeit stecken geblieben ist.
Mit RED ROCKET versucht Sean Baker, das unbeschwerte Leben von Menschen einzufangen, die sowohl als riesige betrügerische Schweine, die nur den eigenen Vorteil im Sinn haben, bezeichnet werden können, aber auch eine gewisse Liebenswürdigkeit ausstrahlen, so dass es unglaublich schwer ist, einer solchen Person für etwas böse zu sein. Es scheint einfach so, als wüsste Mikey oftmals nicht, was er tut, weshalb er sogar Konflikte bis auf die Spitze treibt, um festzustellen, dass er diesen Situationen nicht gewachsen ist. Es gibt Spielshows, in denen Menschen auf Mutproben immer höher bieten und als Sieger diese dann in die Tat umsetzen müssten – Mikey wäre definitiv der klare Gewinner einer solchen Show.
Eine seichte Milieustudie
Diese Art der Persönlichkeit wirkt anfangs sehr befremdlich, und es dauert eine Weile, bis man anfängt, sich mit der Figur zu identifizieren. Gleichzeitig beweist dieser eindimensionale Charakter, wie viele Facetten selbst in einer solchen Art zu finden sein können, und so werden wir immer wieder von neuen, irrwitzigen Ideen überrascht, die nicht selten auch ein Schmunzeln auf die Lippen treiben. Baker schafft es regelrecht, eine Wohlfühlatmosphäre zu etablieren, bei der es leicht ist, genüsslich die Szenerien zu genießen, die in einem ruhigen, aber weitem nicht einschläfernden Tempo auf uns hineinprasseln.
Darüber hinaus versucht Baker gar nicht erst, eine tiefgründige Story zu etablieren. Allen Fans des etwas anspruchsvolleren Kinos reicht er zwar die Hand, indem er diskutable Storyelemente etabliert wie das Verführen einer Minderjährigen, Ausnutzung für die eigene Karriereförderung, Drogenverkauf und -missbrauch sowie Betrug. Ein interessanter Einschub ist vor allem auch die Betrachtung der beruflichen Laufbahn eines Pornostars und die damit verbundenen Schwierigkeiten in einer späteren Karriere, die hier zwar eher humoristisch dargestellt werden, aber dennoch einen Ansatz liefert, der eine intensivere Auseinandersetzung mit der Problematik rechtfertigt. Gleichzeitig wird allerdings nicht der Fokus auf alle diese Aspekte gelegt, und der Regisseur konzentriert sich deutlich mehr auf die Milieustudie rund um den Protagonisten.
Hitziges Sommerfeeling
Wie auch in seinen letzten Filmen führt Baker uns dabei direkt an den Ort des Geschehens, denn wie er selbst sagt, ist es ihm ein Bedürfnis, seine Filmdrehs an echten Sets, an greifbaren Umgebungen und in natürlichen Landschaften stattfinden zu lassen. Dies ist auch deutlich spürbar, denn ähnlich wie schon in THE FLORIDA PROJECT die heiße Sonne regelrecht in den Augen brannte, spüren wir auch hier die ungebändigte Energie des Feuerballs auf die Erde niederprasseln und erleben damit eine schwüle und anstrengende Atmosphäre, die RED ROCKET noch den letzten Schliff verpasst und die unzähligen erotischen und sexuellen Szenerien noch weiter aufheizt. Das Ganze wird unter anderem mit der kultigen Musik von NSYNC unterlegt, die zwar im Tempo etwas im Kontrast mit dem restlichen Werk steht, aber durchaus die Stimmung in die richtigen Bahnen lenkt.
Fazit
Der ganze Film wirkt wie ein Urlaub vom Alltag und entführt uns in eine sehr simpel strukturierte Slacker-Umgebung, die definitiv nicht für jeden Konsumenten genießbar ist. Man muss sich einfach auf die Erzählart einlassen und wird dann zwar keinen tiefgründigen, aber durchaus unterhaltsamen Film vorfinden. Simon Rex brilliert als Mikey und wird hoffentlich in ähnlichen Rollen auch künftig wieder häufiger auf der Leinwand zu sehen sein. RED ROCKET ist der perfekte Film für den Frühling, denn mit seiner anheizenden Atmosphäre stellt uns das Werk schon jetzt auf den Sommer ein und lässt die Vorfreude auf die warmen und sonnigen Tage wieder anschwellen. Dies ist somit ein Film, den man zwar nicht unbedingt gesehen haben muss, aber von dem man sich durchaus gut treiben lassen kann und welcher auf jeden Fall eine ganz nette Zeit verspricht und daher durchaus auch auf der Watchlist landen kann.
Wie hat Dir der Film gefallen?
Simon Rex schien mittlerweile schon vollkommen im Filmgeschäft abgeschrieben, denn auch wenn viele von uns ihn aus diversen Screwball-Komödien wie SCARY MOVIE kennen, so hat er doch zuletzt keine nennenswerten Engagements mehr vorweisen können. Doch Regisseur Sean Baker, der unter anderem THE FLORIDA PROJECT entwickelte, glaubt noch immer an den Comedy-Star von einst und hat geradezu die perfekte Rolle für ihn gefunden. Als ehemaliger Pornostar baut sich der Protagonist in RED ROCKET ein neues Leben auf, doch seine Slackerart scheint ihm dabei immer wieder im Weg zu stehen. Wir erhalten einen Film, der uns zwar kein großes Kinospektakel bietet, aber wunderbar harmonisch dahingleitet, und mehrfach herzhaft lachen lässt. Trotz Schnee vor der Tür stimmt uns das Werk hervorragend auf den Sommer ein und lässt schon einmal die Gedanken in den Urlaubsmodus abschweifen. Es ist dabei vor allem die herrlich unverfälschte Art von Rex, die dem ganzen Film einen Stempel aufdrückt.
Es gibt einige diskutable Themen, mit denen das Werk etwas fahrlässig umgeht, wie zum Beispiel Verführung und Ausnutzung einer Minderjährigen, doch auf der anderen Seite präsentiert uns Baker eine spannende Milieustudie, die uns den vermeintlichen Einblick in eine interessante, wenn auch gewöhnungsbedürftige Welt zeigt. Es ist kein großes Drama, wenn man diesen Film im Kino verpassen sollte, doch wer einfach mal den Alltagsstress Stress sein lassen möchte, sollte vielleicht einmal eine Sichtung erwägen.
Wie hat Dir der Film gefallen?
Simon Rex’s career in the film business is not exactly a great success story. He became known for a few silly comedies such as SCARY MOVIE 3 and 4, in which he was able to thrill as one of the main characters, but tended to riff off the more hackneyed works in the series. The screwball comedy SUPERHERO MOVIE also ensured that his cinematic rise was stifled early on. But apparently the 48-year-old now wants to experience his second spring, because director Sean Baker has given him a tailor-made personality with his leading role in RED ROCKET, which probably only he can perform to such perfection. Baker, who most recently worked with Willem Dafoe, who even received an Oscar® nomination for THE FLORIDA PROJECT, devotes his works to milieu studies that place their full concentration on the respective main characters.
What it’s about…
After many years spent in Los Angeles, Mikey now returns to his small hometown in deepest Texas, where he wants to start a new life. However, this is not entirely by choice. Mikey’s great career is over, the money stopped coming in and a life in L.A. was simply no longer possible for him. With a little help from his (ex)-wife, from whom he has been separated for ages but is still not divorced, Mikey tries to find a new job. This is to prove more difficult than expected, however, because after working as a porn star for several years, he has a grubby reputation attached to him that no one wants to bring into their business. He digests these setbacks relatively quickly, however, and devotes his much free time to other interests and enjoys the more or less carefree life.
Review
They exist, those people who always land with both feet on the ground. Anything can happen to them, and yet they always manage to pick themselves up and with a lot of luck and skill, open new doors in life. The character Mikey is definitely one of them, and what better way to cast him than with an actor who is going through relatively similar things in life? Simon Rex is made for this role, because he has already proven that his lanky and daydreamy manner in combination with his loose mouth and with the talent to verbally charm everyone around him is unique for certain characters. Often his character comes across as a naïve child who has never quite grown up and is stuck in a completely different time, at least mentally.
With RED ROCKET, Sean Baker tries to capture the carefree lives of people who can be described as both huge cheating pigs who only have their own advantage in mind, but who also exude a certain kindness, making it incredibly hard to be angry with such a person for anything. It just seems like Mikey often doesn’t know what he’s doing, which is why he even takes conflict to extremes only to find that he can’t handle these situations. There are game shows where people bid higher and higher on tests of courage and as the winner would have to put them into action – Mikey would definitely be the clear winner of such a show.
A shallow milieu study
This kind of personality seems very alienating at first, and it takes a while before you start to identify with the character. At the same time, this one-dimensional character proves how many facets can be found even in such a type, and so we are surprised again and again by new, crazy ideas that not infrequently bring a smile to our lips. Baker really succeeds in establishing a feel-good atmosphere in which it is easy to enjoy the scenery, which pours in on us at a calm but far from soporific pace.
Moreover, Baker does not even try to establish a profound story. He does reach out to all fans of more sophisticated cinema by establishing debatable story elements such as the seduction of a minor, exploitation for one’s own career promotion, drug sales and abuse as well as fraud. An interesting insertion in particular is also the consideration of the professional career of a porn star and the associated difficulties in a later career, which are presented here in a rather humorous way, but nevertheless provide an approach that justifies a more intensive examination of the problem. At the same time, however, the focus is not placed on all these aspects, and the director concentrates much more on the milieu study surrounding the protagonist.
Heated summer feeling
As in his last films, Baker takes us directly to the location of the action, because, as he says himself, he feels the need to have his film shoots take place on real sets, in tangible environments and in natural landscapes. This is also clearly noticeable, because similar to how the hot sun literally burned our eyes in THE FLORIDA PROJECT, we also feel the unbridled energy of the fireball raining down on the earth here and thus experience a sultry and exhausting atmosphere, which gives RED ROCKET the final touch and heats up the countless erotic and sexual scenes even more. The whole thing is underpinned by the iconic music of NSYNC, among others, which contrasts somewhat in tempo with the rest of the work, but definitely sets the mood in the right direction.
Conclusion
The whole film feels like a holiday from everyday life, taking us into a very simplistically structured slacker environment that is definitely not enjoyable for every consumer. You just have to get into the narrative style and then you won’t find a profound but thoroughly entertaining film. Simon Rex shines as Mikey and will hopefully be seen more often on screen in similar roles in the future. RED ROCKET is the perfect film for spring, because with its warming atmosphere it already sets us up for summer and makes the anticipation of the warm and sunny days swell again. This is therefore a film that you don’t necessarily have to have seen, but that you can definitely let yourself drift away from and which promises quite a nice time in any case and can therefore definitely land on your watchlist.
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Originaltitel | Red Rocket |
Kinostart | 14.04.2022 |
Länge | ca. 130 Minuten |
Produktionsland | USA |
Genre | Komödie | Drama |
Verleih | A24 | Universal Pictures |
FSK | unbekannt |
Regie | Sean Baker |
Drehbuch | Sean Baker | Chris Bergoch |
Produzierende | Sean Baker | Glen Basner | Ben Browning | Alex Coco | Alison Cohen | Milan Popelka | Samantha Quan | Alex Saks | Jackie Shenoo | Shih-Ching Tsou | Mariela Villa | Erin Yarbrough |
Kamera | Drew Daniels |
Schnitt | Sean Baker |
Besetzung | Rolle |
Simon Rex | Mikey |
Bree Elrod | Lexi |
Suzanna Son | Strawberry |
Brenda Deiss | Lil |
Sophie | Sophie |
Vickie Pearce | Manager |
Bashir Abboud | Manager |
Kevin Cavanaugh | Manager |
Caressa Garza | Manager |
Marlon Lambert | Ernesto |
Judy Hill | Leondria |
Brittney Rodriguez | June |
Melary Jones | Leondria’s Friend |
Najeeb Hassan | Quick Stop Clerk |
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