Review Fakten + Credits


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Rezension

Eigentlich bereiten sich Elena (Jimena Lindo) und ihre Töchter Lucia (Abril Gjurinovic) und Aurora (Luana Vege) auf die Abreise von ihrer Heimatstadt, der peruanischen Hauptstadt Lima vor, da versucht sich Carlos (Gonzalo Molina), der Ex-Ehemann und Vater der kleinen Familie, seinen beiden Kindern wieder anzunähern und mit ihnen noch einmal Zeit zu verbringen. In einem Schwebezustand zwischen Kindsein und Erwachsenwerden, zwischen endgültigem Abschied, der Zukunft in den Vereinigten Staaten und all den verbleibenden Freunden, Verwandten und Orten, an denen die Kinder ihr bisheriges Leben verbrachten, zeichnet Regisseurin Klaudia Reynicke ein kleines, mit persönlichen Erinnerungen gefülltes Coming of Age-Drama.

ein Vater sitzt mit seinen zwei Töchtern, einer Jugendlichen und einem jungen Mädchen, an einem Tisch im Freien, im Hintergrund ist eine Sanddüne zu erkennen, auf dem Tisch stehen verschiedene Speisen und Getränke

Reinas – Die Königinnen ©2024 Arsenal Filmverleih

Die politischen und gesellschaftlichen Hintergründe der 1990er-Jahre, die Mutter und Töchter erst dazu veranlassen, einen Umzug in die Vereinigten Staaten in Erwägung zu ziehen, verblassen angesichts der häufig pittoresken Ausarbeitungen der Vergangenheit. REINAS, die Königinnen, wie der Vater seine beiden Mädchen wiederholt nennt, obwohl der gemeinsame Draht längst nicht so innig ist, wie es der Ausdruck vermuten lässt, konstruiert die autobiografisch inspirierte Lebensrealität seiner jungen Protagonist*innen in erster Linie mittels klassischer Coming of Age-Elemente und nicht durch historische oder politische Ambitionen.

Letztere bleiben denkbar blass und dienen in Szenen rundum Ausgangssperren und Polizeigewalt eher einer von wenigen kalkulierten Spannungsschrauben als einer kritischen Auseinandersetzung. Öfter sind es nostalgisch gefärbte Bilder von Ausflügen an den Strand oder auf die Dünen, in denen sich die (neu)auflebende Dynamik zwischen Vater und Töchtern allmählich entfaltet. Abril Gjurinovic und Luana Vege verkörpern das vertraute Schwesternduo authentisch und lebhaft, während Gonzalo Molina nicht nur die windige, unzuverlässige Vaterfigur, sondern gegenüber der wiederholt eingearbeiteten Perspektive seiner Töchter, deren Mutter (ebenfalls energisch und glaubhaft: Jimena Lindo) und Großmutter auch eines von vielen Rädchen patriarchaler Macht porträtiert. Von seiner Unterschrift auf einem Dokument hängt schließlich die Ausreise der Töchter ab; der Film wiederum nicht vom Hinterfragen seines strukturell bedingten Einflusses auf das Leben der kleinen Familie.

Aufwachsen zwischen den Welten

Die Sichtweisen der jungen Protagonist*innen sind da von deutlich größerem Interesse für die internationale Koproduktion, denn in die Mischung aus persönlichen Erinnerungen, Postkartenmotiven und nüchternen Alltagsaufnahmen streuen sich deren Sorgen, Sehnsüchte, Abschiedsgedanken und die Suche nach einem (festen) Platz in der Welt, welcher weder das Aufwachsen in der offenen Familienkonstellation, noch der bevorstehende Umzug gerecht wird. Jene durchdringt die kleinen Alltagsepisoden um Wiederannäherungsversuche, jugendliche Romanzen und Emanzipationsversuche unaufdringlich sowohl in Dialogen als auch visuell.

der hintere Teil eines roten Autos, ein Mädchen hat die Fensterscheibe heruntergelassen und schaut aus dem Auto heraus, neben ihr sitzt ihre ältere Schwester, die ebenfalls aus dem Fenster sieht

Reinas – Die Königinnen ©2024 Arsenal Filmverleih

Am Ende können diese Facetten und auch die unaufgeregt eingefangenen Bilder von Diego Romero Suarez Llanos dem auf die Schicksale jugendlicher Figuren bedachten Genre weder inhaltlich noch inszenatorisch etwas wirklich bemerkenswertes hinzufügen, aber aufgewühlte, wandelbare Gefühle herauskristallisieren. Dass diese nicht auch durch politische oder historische Tiefe noch mehr Rückhalt als jenen erhalten, der von der gründlichen Ausstattung und der soliden musikalischen Untermalung ausgeht, trübt die Wirkungskraft des auf dem Sundance Film Festival uraufgeführten Familiendramas. Das hinterlässt angesichts der eher prototypischen Coming of Age-Elemente, der gesellschaftspolitischen Zurückhaltung und trotz persönlicher Verdichtungen öfter austauschbaren als bleibenden Eindruck.

Fazit

Abschiedsgedanken liegen in der Sommerluft, die viele der mit Erinnerungen bestückten Aufnahmen von Klaudia Reynickes dritten Spielfilm durchstreifen. REINAS erzählt eine nostalgisch gefilmte und ausgestattete, konventionell konzipierte Coming of Age-Geschichte, deutlich persönlicher und ins eigene Genre zurückgezogen als aktiv politisch oder hervorragend inszeniert.

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Originaltitel Reinas
Kinostart 22.8.2024
Länge: 104 minuten
Produktionsland Peru
Genre: Drama
Regie Klaudia Reynicke
Producer Britta Rindelaub | Thomas Reichlin | Daniel Vega Vidal | Valérie Delpierre
Kamera Diego Romero
Cast Abril Gjurinovic, Luana Vega, Jimena Lindo, Gonzalo Molina, Susi Sánchez, Denise Arregui, Fabrizio Aguilar, Tatiana Astengo, Sebastián Rubio, Alexandra Müller, Uma Mikati

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