Originaltitel: Reminiscence
Kinostart: 26.08.2021
Länge: ca. 116 Minuten
Produktionsland: USA
Regie: Lisa Joy
Schauspieler:innen: Hugh Jackman | Rebecca Ferguson | Thandiwe Newton
Genre: Mystery | Romanze | Sci-Fi
Verleih: Warner Bros. GmbH
Schwangerschaft – ständig zu Hause – was soll man nur die ganze Zeit machen? Emerald Fennel produzierte in dieser Phase ihr Regiedebüt PROMISING YOUNG WOMAN, während Lisa Joy es ihr fast gleichtat und jede freie Minute nutzte, um das Drehbuch zum hiesigen Film zu scheiben. Auch für sie ist es ihr erster Langfilm, den sie als Regisseurin betreut. Offenbar regt diese wichtige Lebensphase zu hervorragender Kreativität an. Wie Joy selbst erzählt, schlug bei ihr das Schicksal zu, denn noch immer glaube ich persönlich daran, dass ein Mensch aus dem näheren Umkreis unmittelbar Platz machen muss, sobald die Geburt eines anderen Menschen ansteht – diese Theorie hat sich schon unzählige Male bewahrheitet. Auch hier war es so und Joy erhielt während ihrer Schwangerschaft einen Anruf, dass ihr Großvater verstorben sei. Kurz darauf erkannte sie, wie wertvoll Erinnerungen sind, da wir einen Moment niemals wieder zurückholen könnten.
Nachdem Hugh Jackman nun viele Jahre einen regelrechten Filmmarathon hingelegt hat und eine nennenswerte Produktion nach der anderen mit seinem Können veredelte, ist es gerade in den vergangenen drei Jahren deutlich ruhiger um ihn geworden. Doch auch Künstler benötigen mal eine Pause, die natürlich Corona bedingt auch nicht ganz freiwillig auftrat. Bereits früher hat er mit der Deuteragonistin Rebecca Ferguson zusammengedreht und den kommerziellen Erfolg GREATEST SHOWMAN realisiert. Mit rund 70 Millionen US-Dollar Produktionsbudget gehört REMINISCENCE tatsächlich zu den etwas günstigeren Sci-Fi Produktionen auf dem US-amerikanischen Markt, da gerade die digitalen Spezialeffekte, die es auch hier zuhauf gibt, in der Regel sehr viel Geld verschlingen.
Darum geht es…
Was wäre, wenn wir noch einmal in unsere Erinnerungen zurückkehren könnten und diese noch einmal genauso erleben würden? Diese Frage stellt sich nicht nur Regisseurin Lisa Joy, sondern auch Hauptfigur Nick Bannister, der in einem futuristischen Setting, geprägt von einem überschwemmten Miami, welches an Venedig erinnern lässt, einen Service anbietet, bei dem Menschen noch einmal die Vergangenheit durchleben können. Dabei ist es ihm möglich diese Erinnerungen selbst zu betrachten und auch aufzuzeichnen. Dies bringt gleichwohl einige nette Vorteile mit sich, denn zusätzlich zu seinen üblichen Leistungen kooperiert er mit der Polizei und dringt immer wieder in die Erinnerungen von Straftätern ein, um dadurch entsprechende Antworten zu finden. Doch sein ganzes Leben ändert sich schlagartig, als er Mae kennen lernt und sich sogleich für sie begeistert. Das plötzliche Verschwinden der jungen Dame versetzt ihn in Aufruhr und es beginnt für ihn eine emotional herausfordernde Reise.
Rezension
Erste Trailer machten durchaus Hoffnung auf einen epochalen Sci-Fi Film, welcher mit Hugh Jackman und Rebecca Ferguson zudem noch hochklassig besetzt ist. Und tatsächlich überzeugen die ersten Minuten auch hervorragend und liefern uns genau das, was wir uns wünschen – ein visuell bombastisches Feuerwerk – oder vielleicht eher eine Flut? Denn tatsächlich inszeniert Regisseurin Lisa Joy ein beeindruckendes futuristisches Setting, welches Miami darstellt, nachdem dies vollständig überschwemmt wurde und der Meeresspiegel offenbar zunehmend ansteigt. Schon in den ersten Minuten werden wir somit deutlich mit entsprechender Klimakritik konfrontiert, die zwar nur unterschwellig stattfindet, aber doch auch zurecht angebracht wird und uns die Folgen unserer schandhaften Lebensweise einmal verdeutlicht.
Auch abseits dieses imposanten Überflutungssettings bekommen wir immer wieder starke Aufnahmen präsentiert. So wurde der Film auf ein solch düsteres Level heruntergefahren, dass das ganze Setting eher in eine DC Welt hineingepasst hätte und vor allem durch die Kamerafahrten durch die vielen Hochhäuser und die teilweise verkommenen Gassen, an Batmans Heimat Gotham erinnert. Da mit einigen Einstellungen immer wieder deutlich gemacht wird, wie klein Protagonist Hugh Jackman im Vergleich zu der übermächtigen Stadt ist, wird schon visuell deutlich gemacht, dass die Geschichte sich in einem sehr bodenständigen Millieu abspielt und neben der uns gezeigten Realität wohl noch eine parallele höherklassige Gesellschaft existiert. Tatsächlich geht jedoch Regisseurin Joy recht sparsam mit den Eindrücken des Settings um und lässt den etwas urigen Eindruck somit bestehen. Dies ist auch ein geschickter Schachzug, da dies somit nicht zu etwas besonderem heraufgewürdigt wird, sondern einfach als gegebene Voraussetzung.
Stille Wasser sind tief
Die Idee sich einmal mit der eigenen Vergangenheit auseinanderzusetzen und dies auch noch in einen Mysterykrimi zu verpacken ist grundsätzlich ein wirklich guter Ansatz und bietet viel Spielraum zur Entfaltung. In diesem Zusammenhang kann es durchaus dazu kommen, dass Bezüge zu TOTAL RECALL deutlich werden, auch wenn letztlich eine ganz andere Richtung eingeschlagen wird. Etwas schade ist es jedoch, dass REMINISCENCE daraus nicht so viel zu machen scheint und die Krimigeschichte teilweise immer wieder in den Hintergrund rückt zu Gunsten einer Romanze, die eigentlich ziemlich ernüchternd wirkt. Somit befindet sich das Werk irgendwo zwischen Neo Noir und klassischer Romanze verpackt in einer Sci-Fi Geschichte.
Das Hugh Jackman und Rebecca Ferguson zwei exzellente Schauspieler sind, ist gar keine Frage. Auch hier zeigen beide wieder was sie können, auch wenn direkt ergänzt werden muss, dass es nicht all zu viel zu zeigen gibt. Da die Rollen recht simpel angelegt sind hat Jackman nicht so viel mehr zu tun als den immer gleichen Gesichtsausdruck in die Kamera zu halten und damit weit hinter seinen Möglichkeiten zu bleiben. Zudem fehlt die Chemie zwischen beiden Figuren ganz und gar und die emotionale Bindung wird somit für Zuschauende niemals so recht spürbar. Auch anderweitig hält sich REMINISCENCE deutlich zurück mit Gefühlsdarstellungen und versinkt bildlich im eigenen Fluss der Handlung durch das immergleiche Pacing. Zudem sind die immer wieder philosophisch angehauchten Dialoge mit der Zeit einfach ausgelutscht und werden zunehmend anstrengender.
Fazit
REMINISCENCE wird absolut seine Fans finden, doch gehöre ich leider nicht dazu. Auch wenn ich mir diesen gerne anschaue, um die visuellen Feinheiten erleben zu dürfen, so fehlt mir doch vor allem in der Handlung und im Pacing einiges, um letztlich wirklich cineastischen Spaß damit haben zu können. Doch da es mir in BLADE RUNNER 2049 ziemlich ähnlich erging, auch wenn dieser noch einmal auf einem ganz anderen Level angesiedelt ist, möchte ich gerade den vielen Begeisterten des gerade genannten Werks empfehlen auch in den hiesigen Film einmal hineinzuschauen. Wer sich daran erfreuen konnte, wird dies auch hier, wem es ähnlich wir mir erging, wird auch in REMINISCENCE seine Schwierigkeiten haben und nur wenig mitreißende und ansprechende Aspekte finden.
Was wäre, wenn wir noch einmal in unseren Erinnerungen zurückreisen könnten und bereits erlebte Momente noch einmal durchleben? Mit dieser und vielen weiteren Fragen beschäftigt sich der hiesige Film recht ausgiebig, auch wenn die Bedeutung davon erst so richtig klar wird mit dem Statement der Regisseurin Lisa Joy, dass es eigentlich schrecklich ist, dass wir einen vergangenen Moment niemals mehr so durchleben können und fühlen, schmecken oder riechen, was wir einmal wahrgenommen haben. Reminiscence versucht sich dieser Thematik in einem überwältigenden Setting zu nähern, welches sich vor allem durch ein von einer Überflutung bedrohtes Miami auszeichnet – wobei Teile der Stadt diesem Problem bereits zum Opfer gefallen sind. Hier gibt es einige sehr hochwertige Aufnahmen zu betrachten, ohne dass die Regisseurin ihre eigene Arbeit ständig selbst loben muss, wie es in so vielen vergleichbaren Werken geschieht. Leider jedoch wurde aus der eigentlich interessanten Idee nicht sehr viel gemacht und im Neo Noir Stil bekommen wir plötzlich eine belanglose Romanze zu sehen, die auch nicht durch die schauspielerische Arbeit des hochklassigen Casts verbessert werden konnte. Der wohl beste Vergleich ist wohl BLADE RUNNER 2049 – wer diesen Film mochte, wird auch hier gewisse Vorzüge finden; alle anderen sollten vielleicht doch die Filmwahl noch einmal überdenken.
Original title: Reminiscence
Theatrical release: 26.08.2021
Length: approx. 116 minutes
Country of production: USA
Director: Lisa Joy
Actors:inside: Hugh Jackman | Rebecca Ferguson | Thandiwe Newton
Genre: Mystery | Romance | Sci-Fi
Distributor: Warner Bros. GmbH
Pregnancy – at home all the time – what are you supposed to do all the time? Emerald Fennel produced her directorial debut PROMISING YOUNG WOMAN during this period, while Lisa Joy almost did the same and used every spare minute to write the script for the film here. For her, too, it is her first feature-length film that she is overseeing as a director. Apparently, this important phase of life inspires excellent creativity. As Joy herself tells us, fate struck in her case, because I still personally believe that a person from the immediate vicinity has to make way as soon as the birth of another person is imminent – this theory has been proven true countless times. It was the same here and Joy received a call during her pregnancy that her grandfather had passed away. Shortly afterwards she realised how precious memories are, as we could never retrieve a moment.
After Hugh Jackman‘s many years of film marathons and one noteworthy production after another, it has become much quieter around him, especially in the last three years. But even artists need a break sometimes, which, of course, was not entirely voluntary due to Corona. He has already worked together with the deuteragonist Rebecca Ferguson in the past and realised the commercial success GREATEST SHOWMAN. With a production budget of around 70 million US dollars, REMINISCENCE is actually one of the somewhat cheaper sci-fi productions on the US market, since it is precisely the digital special effects, which also abound here, that usually devour a lot of money.
That’s the story about
What if we could go back to our memories and experience them exactly the same way again? This question is not only asked by director Lisa Joy, but also by main character Nick Bannister, who offers a service in a futuristic setting, characterised by a flooded Miami reminiscent of Venice, in which people can relive the past. He is able to view and record these memories himself. This brings some nice advantages, however, because in addition to his usual services, he cooperates with the police and repeatedly penetrates the memories of criminals in order to find appropriate answers. But his whole life changes abruptly when he meets Mae and immediately falls for her. The sudden disappearance of the young lady throws him into turmoil and an emotionally challenging journey begins for him.
Review
The first trailers raised hopes of an epoch-making sci-fi film with a top-class cast including Hugh Jackman and Rebecca Ferguson. And indeed, the first few minutes are outstandingly convincing and deliver exactly what we want – visually bombastic fireworks – or perhaps rather a flood? Because director Lisa Joy actually stages an impressive futuristic setting depicting Miami after it has been completely flooded and the sea level is apparently rising more and more. Already in the first minutes we are clearly confronted with appropriate climate criticism, which takes place only subliminally, but is also rightly applied and makes the consequences of our shameful way of life clear to us.
Even away from this imposing flood setting, we are repeatedly presented with strong shots. The film has been brought down to such a gloomy level that the whole setting would have fitted more into a DC world and is reminiscent of Batman’s home Gotham, especially through the tracking shots through the many skyscrapers and the partly dilapidated alleys. Since some shots repeatedly make clear how small protagonist Hugh Jackman is in comparison to the overpowering city, it is already made visually clear that the story takes place in a very down-to-earth milieu and that a parallel higher-class society probably exists alongside the reality we are shown. In fact, however, director Joy is quite sparing with the impressions of the setting and thus allows the somewhat quaint impression to persist. This is also a clever move, as it is not elevated to something special, but simply as a given.
Still waters are deep
The idea of dealing with one’s own past and wrapping it up in a mystery thriller is basically a really good approach and offers a lot of scope for development. In this context, it is quite possible that references to TOTAL RECALL become clear, even if ultimately a completely different direction is taken. However, it is a bit of a shame that REMINISCENCE doesn’t seem to make that much out of it and the crime story is sometimes pushed into the background in favour of a romance, which actually seems rather sobering. Thus the work is somewhere between neo-noir and classic romance wrapped in a sci-fi story.
There is no question that Hugh Jackman and Rebecca Ferguson are two excellent actors. Again, they show what they can do, even if it has to be added that there is not too much to show. Since the roles are quite simple, Jackman doesn’t have that much more to do than to hold the same facial expression into the camera and thus remain far behind his possibilities. In addition, the chemistry between the two characters is completely lacking and the emotional connection never really becomes tangible for the audience. REMINISCENCE also restrains itself from depicting emotions in other ways and sinks into its own flow of the plot due to the constant pacing. In addition, the dialogues, which are always philosophically tinged, are simply worn out over time and become increasingly tiring.
Conclusion
REMINISCENCE will absolutely find its fans, but unfortunately I am not one of them. Even though I enjoy watching it to experience the visual subtleties, I find the plot and pacing lacking in order to have real cinematic fun with it. But since I felt the same way about BLADE RUNNER 2049, even if it is on a completely different level, I would like to recommend the many fans of the aforementioned work to also take a look at this film. Those who enjoyed it will do the same here, but those who felt the same way as I did will also have difficulties with REMINISCENCE and will find only a few thrilling and appealing aspects.
Schauspieler:in | Rolle |
Hugh Jackman | Nick Bannister |
Rebecca Ferguson | Mae |
Thandiwe Newton | Emily “Watts” Sanders |
Cliff Curtis | Cyrus Boothe |
Marina de Tavira | Tamara Sylvan |
Natalie Martinez | Avery Castillo |
Angela Sarafyan | Elsa Carine |
Javier Molina | Hank |
Sam Medina | Falks |
Norio Nishimura | Harris |
Roxton Garcia | Freddie |
Giovannie Cruz | Cindy |
Woon Young Park | Burly Bouncer |
Han Soto | Wesley Humphrey |
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