93 Jahre sind vergangen, seit der Film DRACULA von Tod Browning in den Kinos lief. Nun bekommt der Film endlich eine Fortsetzung – zumindest laut Regisseur Chris McKay, der nun mit RENFIELD einen weiteren Film über den Fürsten der Finsternis gedreht hat, genauer gesagt über seinen Handlanger. Eigentlich hatte Universal Pictures andere Pläne für ihre Monster. Mit dem 2017 erschienenen Film DIE MUMIE, in dem Tom Cruise die Hauptrolle spielte, sollte ein eigenes Filmuniversum geschaffen werden, in dem Figuren wie Frankensteins Monster, Dracula, der Unsichtbare und viele weitere im Fokus stehen sollten. Nach dem finanziellen Misserfolg des ersten Films wurden die Pläne schnell aufgegeben, und man konzentrierte sich auf Einzelprojekte wie DER UNSICHTBARE im Jahr 2020 oder jetzt RENFIELD. Bisher deutet sich an, dass dieser Plan eher aufgeht, da die Filmemacher nun größere kreative Freiheit haben – was auch bei RENFIELD zum Ausdruck kommt.
Darum geht es…
RENFIELD (Nicholas Hoult) sah Anfang des 20. Jahrhunderts seine große Chance. Er war im Immobilienbereich tätig und wollte Geschäfte mit einem reichen Grafen machen. Dieser Graf war jedoch kein gewöhnlicher Adliger, sondern der Fürst der Finsternis, der weltbekannte Vampir Dracula (Nicolas Cage). Um dem Blutsauger zu dienen, verließ Renfield seine Familie. Er lockte Opfer an, deren Blut Dracula dann trinken konnte. In der Regel funktionierte das gut, bis die Bevölkerung auf die düsteren Machenschaften aufmerksam wurde und die beiden fliehen mussten. Mittlerweile sind Dracula und Renfield in einem verlassenen Krankenhaus in New Orleans angekommen, und der Diener hat genug von seinem Meister. Er fühlt sich nicht ernst genommen und begibt sich in eine Selbsthilfegruppe für Opfer toxischer Beziehungen. Trotzdem versorgt er seinen Meister weiterhin mit menschlichen Opfern, bis er mit der Mafia in Berührung kommt.
Rezension:
Eine Fortsetzung eines Films aus den 1930er Jahren ist sicherlich eine gewagte Idee. Allerdings scheint Regisseur Chris McKay es nicht allzu ernst zu meinen. Während DRACULA noch ein klassischer Horrorfilm ist, präsentiert sich RENFIELD eher als Komödie mit Horrorelementen und einer gehörigen Portion Brutalität. Von Anfang an ist klar, dass der Film sich zu keinem Zeitpunkt ernst nimmt. Eine Rückblende zeigt Dracula im Kampf mit Vampirjägern der katholischen Kirche, wobei es zu einer von vielen überzeichneten Gewaltspitzen kommt, die uns RENFIELD immer wieder vor Augen führt. Der Diener versucht seinen Meister zu retten und tötet die beiden Kirchendiener auf äußerst brutale Weise. Diese Splatter-Elemente sind ein zentraler Bestandteil des Films. Allerdings handelt es sich dabei niemals um realistische Gewaltdarstellungen; alles wirkt eher wie aus einem Comic entsprungen. Dadurch entsteht ein blutrotes Vergnügen statt einer abschreckenden Ekelparade.
Durch die zahlreichen Actionszenen und den von Regisseur Chris McKay in die Choreografien eingebauten Humor entwickelt RENFIELD ein hohes Tempo. Anstatt uns von einem Dialog zum nächsten zu werfen und Konflikte auf intellektueller Ebene auszutragen, verprügelt Renfield seine Gegner mit herausgerissenen Armen. Obwohl diese rasante Action viel Freude bereitet, ist sie nicht frei von Fehlern. Es gibt viele Schnitte und unruhige Kamerafahrten, was dem Film etwas an Wirkungskraft etwas. Da die Action im Mittelpunkt steht, verliert die Handlung des Films an Bedeutung. Die Geschichte um Renfield, seinen Meister und ihre Beziehung ist sehr vorhersehbar und bietet nur wenige Überraschungen. Es wird schnell deutlich, dass die Handlung lediglich als Rahmen dient, in den die wirklich unterhaltsamen Kämpfe eingebettet wurden.
Nicolas Cage auf Hochtouren!
Auch wenn die Schauspieler*innen nicht viel zu tun haben, gibt es einige Konstellationen, die ebenfalls einen hohen Unterhaltungswert bieten. Zum einen ist da die Beziehung zwischen Renfield und Dracula. Nicholas Hoult verleiht seiner Figur die Naivität eines Mannes, der in den letzten 100 Jahren kaum Entwicklungen wahrgenommen hat. Hoult spielt eine charmante Hauptfigur, die trotz ihrer düsteren Aufgabe liebenswert ist. Auf der anderen Seite haben wir Nicolas Cage als Graf Dracula. Cage scheint eine besondere Freude an der Rolle des Fürsten der Finsternis gehabt zu haben. In bester Cage-Manier übertreibt er maßlos mit den Gesten seiner Figur und schafft eine seltsame, aber dennoch überzeugende Darstellung. In weiteren Rollen sehen wir Awkwafina als Polizistin und Ben Schwartz als Mafioso, aber sobald Hoult oder Cage die Bühne betreten, wird schnell klar, wer hier im Fokus steht.
Obwohl RENFIELD ein Film voller Albernheiten ist, behandelt er auf einer Metaebene ein sehr interessantes Thema. Regisseur Chris McKay nimmt auf etwas überzogene Weise toxische Beziehungen ins Visier und möchte den Zuschauer*innen Mut machen, aus solchen Beziehungen auszubrechen. In der Selbsthilfegruppe, der Renfield regelmäßig beiwohnt, lernen wir Figuren kennen, die sich Narzisst*innen ins Haus geholt haben und nun unter ihren Tyrann*innen leiden. Dabei wird immer wieder der Begriff der Co-Abhängigkeit erwähnt. Die Betroffenen haben das Gefühl, dass sie ohne ihre Partner*innen nicht weiterleben können, obwohl sie unter der Beziehung leiden. Obwohl der Film nicht allzu tief in das Thema eintaucht, ist es dennoch lobenswert, dass er die gute Absicht verfolgt, darauf aufmerksam zu machen.
Fazit:
RENFIELD ist Popcornkino für Erwachsene. Wenn man von den immer gleichen Blockbustern genug hat, wird man mit diesem Film vermutlich viel Freude haben. Der Film nutzt mit Graf Dracula eine bekannte Figur und kann daher direkt in die Action einsteigen. Besonders die blutigen Actionsequenzen bereiten viel Freude, auch wenn sie aufgrund vieler Schnitte manchmal etwas unruhig wirken. Durch die Darstellungen von Nicolas Cage und Nicholas Hoult sowie ihrer Beziehung entsteht ein Film voller Charme. Cage scheint sich mit großer Hingabe in die Rolle des Blutsaugers gestürzt zu haben. Man sollte von RENFIELD keine raffinierte Handlung erwarten, dafür bekommt man eine rasante Achterbahnfahrt, nach der man am liebsten gleich noch einmal einsteigen möchte.
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Originaltitel | Renfield |
Kinostart | 7.4.2023 |
Länge: | 93 minuten |
Produktionsland | United States of America |
Genre: | Komödie | Horror |
Regie | Chris McKay |
Executive Producer | Samantha Nisenboim | Todd Lewis |
Producer | Chris McKay | Sean Furst | Bryan Furst | David Alpert | Robert Kirkman |
Kamera | Mitchell Amundsen |
Visual Effects | Miranda Middlewood | Andrew Byrne | Richard Clegg | Sheen Wei Yap |
Musik | Marco Beltrami |
Cast | Nicholas Hoult, Nicolas Cage, Awkwafina, Ben Schwartz, Shohreh Aghdashloo, Brandon Scott Jones, Adrian Martinez, Camille Chen, Bess Rous, Jenna Kanell, Danya LaBelle, Rhonda Johnson Dents, Christopher Matthew Cook, Michael P. Sullivan, Rosha Washington, James Moses Black, T.C. Matherne, Caroline Williams, Marcus Lewis, Derek Russo |
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