Wir leben in spannenden Zeiten. In den letzten Jahren konnte man einen rasanten technologischen Fortschritt beobachten, der die Grenzen des menschlichen Verständnisses sprengt. Mittlerweile tragen wir alle einen kleinen Computer in unserer Hosentasche, der als Universalfernbedienung für die Welt funktioniert. Wir wollen schnell etwas wissen, wir wollen Unterhaltung, etwas bestellen? Unser Smartphone ist für uns da. Nun sind wir an einem Punkt angelangt, an dem künstliche Intelligenz Einzug in unseren Alltag findet. Die ersten Unternehmen nutzen Tools wie ChatGPT, um Arbeitsabläufe zu vereinfachen. Seit Jahrzehnten stellen sich Science-Fiction-Autor*innen die Frage, ab wann man von einem eigenen Bewusstsein sprechen kann. Wie muss man eine Maschine behandeln, die selbst fühlen kann? Mit diesen Fragen beschäftigt sich auch die Kurzgeschichtenreihe „The Robot Who Looked Like Me“, die Autor Robert Sheckley seit 1973 in verschiedenen Magazinen veröffentlicht hat. Nun wurden die Geschichten unter dem Titel ROBOTS von Ant Hines und Casper Christensen verfilmt.
Darum geht es…
Es ist das Jahr 2032. Durch die Tesla Corporation haben Androiden Einzug in die Gesellschaft gefunden. Sie erfüllen nun die unliebsamen Aufgaben, die in den Jahren zuvor von illegalen Einwanderern ausgeführt wurden. Die amerikanische Regierung hat diese fragwürdige Chance genutzt, um die Einwanderer auszuweisen und eine Mauer an der mexikanischen Grenze zu errichten. In den neuen USA lebt Charles (Jack Whitehall). Er ist der Sohn eines reichen Industriellen und arbeitet in dessen Firma. Da Charles jedoch keine Lust auf die langweiligen Aufgaben in der Firma hat, musste er nach einem Ausweg suchen. Einen Androiden-Zwilling, der in die Firma und mit Frauen auf Dates geht, während Charles weiter Videospiele spielen kann. Genaue Kopien von Menschen sind allerdings illegal, sodass Charles und der Roboter niemals zusammen gesehen werden dürfen. Als Charles mal wieder auf die Eislaufbahn geht, um Frauen kennenzulernen, trifft er auf Elaine (Shailene Woodley), die sein Leben in den Grundfesten erschüttern wird.
Rezension:
ROBOTS startet mit dem texanischen Gouverneur, der stolz vor seiner Mauer steht und gegen Einwanderer hetzt. Der Film setzt dabei auf fröhliche Musik und Pastellfarben. Während man diese erste Szene betrachtet, wird man unweigerlich an IDIOCRACY von Mike Judge erinnert, in dem ein durchschnittlicher Mann 500 Jahre in der Zukunft erwacht und die Welt komplett verblödet ist. Es wächst die Vorfreude auf die nächsten 90 Minuten, in denen man vermutlich einen Einblick in eine futuristische Welt bekommt. Doch leider wird schnell klar, dass der Film sich weniger auf seine Welt konzentriert als auf seine beiden Hauptfiguren. Statt hier eine futuristische Geschichte zu erzählen, betrachten wir eine durchschnittliche Liebeskomödie mit einem kleinen Kniff. Zwei Figuren werden aufgrund eines gemeinsamen Ziels zusammengeworfen, müssen einen Konflikt lösen, um dann später zusammenzufinden. ROBOTS ist dabei unterhaltsam und hat ein paar gute Gags, zu viel mehr reicht es dann allerdings leider nicht.
Eines der großen Probleme von ROBOTS ist die Glaubwürdigkeit. Da wäre zum einen die Liebesgeschichte zwischen Elaine und Charles. Die beiden können sich eigentlich nicht ausstehen, von einer Minute auf die nächste empfinden sie dann Sympathien für die jeweils andere Person. Sie machen zwar eine Charakterentwicklung durch, diese geschieht aber ohne jeglichen erkennbaren Grund. Sie verhalten sich entgegen ihrer vorher definierten Charaktereigenschaften. Charles entwickelt sich innerhalb weniger Tage von einem überzeugten Chauvinisten zu einem liebevollen Partner. Leider können in ihrer Darstellung auch die Schauspieler*innen nicht überzeugen. Shailene Woodley macht einen soliden Job, aber selbst diese durchschnittliche Arbeit genügt, um Jake Whitehall die Show zu stehlen. Der britische Schauspieler spielt seine Figur vollkommen überzogen. Er versucht mit übertriebenen Gesten für Lacher zu sorgen. So fühlen sich viele der Gags an, als würden sie aus einem anderen Jahrzehnt stammen.
Ein glaubwürdiges Bild der Zukunft?
Das zweite große Problem von ROBOTS ist der schwache Plot und die damit verbundenen Logiklöcher. Zum einen scheint sich die Welt, abgesehen von den Robotern, nicht weiterentwickelt zu haben. Wo uns andere Filme und Serien immer wieder Kleinigkeiten präsentieren, die uns spüren lassen, dass wir uns in der Zukunft befinden (Hologramme, transparente Displays, selbstfahrende Autos), verzichtet ROBOTS auf diese Details. Bereits im Jahr 2013 hat Spike Jonze mit HER einen Film inszeniert, bei dem dieselben Themen wesentlich cleverer behandelt wurden. Es wurde im Kleinen darauf geachtet, eine kohärente Welt zu schaffen. Der Welt von ROBOTS fehlt es hingegen vollkommen an Glaubwürdigkeit. Stattdessen sehen wir zwei Personen, die auf eine wahnsinnig konstruierte Reise gehen, deren Konflikt man wesentlich einfacher hätte lösen können. Wir sehen zwei Figuren, die dümmer gemacht worden sind, als vorher charakterisiert werden, um einen Film mit 90 Minuten Laufzeit zu rechtfertigen.
Mit vielen Anspielungen versucht ROBOTS cleverer zu sein, als er eigentlich ist. Der Film möchte eine Satire auf aktuelle politische Themen sein, lenkt den Fokus dabei aber viel zu sehr auf seine uninspirierten Figuren. Dabei hätte man eine spannende Geschichte über Rassismus erzählen können. Würden die ROBOTER mehr im Fokus stehen, hätte man noch mehr Parallelen zur Ausbeutung von Einwanderern ziehen können. Zudem wäre eine Geschichte über die Bewusstseinsfindung einer künstlichen Intelligenz spannend gewesen. Stattdessen ruht man sich auf billigen Gags wie einem pinkelnden Androiden aus (warum kann er das überhaupt?). Hätte man sich mehr an kritische Themen gewagt, hätte ROBOTS in die Fußstapfen von IDIOCRACY treten können. So handelt es sich allerdings nur um einen Film, an den sich in ein paar Jahren niemand mehr erinnern wird.
Fazit:
ROBOTS ist leider ein Film der verpassten Chancen. Auch wenn der Film einige spannende Themen anspricht, werden diese nicht ausformuliert. Stattdessen verlieren sich Ant Hines und Caspar Christensen in langweiligen Nichtigkeiten. Auch wenn der Film über weite Strecken unterhaltsam ist, darf man die Handlung nicht zu sehr hinterfragen, sonst bricht die komplette Logik des Films in sich zusammen. Es gibt ein paar ganz nette Momente und einige sozialkritische Spitzen, diese reichen jedoch nicht aus, damit ROBOTS im Gedächtnis bleibt.
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Originaltitel | Robots |
Kinostart | 26.4.2023 |
Länge: | 93 minuten |
Produktionsland | Germany |
Genre: | Komödie | Science Fiction | Liebesfilm | Fantasy |
Regie | Casper Christensen | Anthony Hines |
Executive Producer | Thorsten Schumacher | Jere Hausfater | Matt Kennedy | Jian Cao | Gongming Cai |
Producer | Sascha rnajac | Julien Favre | Luke Geissbühler | Matthew Freund | Lars Sylvest | Stephen Hamel | Cassian Elwes |
Kamera | Luke Geissbühler |
Musik | Magnus Fiennes |
Cast | Shailene Woodley, Jack Whitehall, Paul Rust, Nick Rutherford, Paul Jurewicz, David Grant Wright, Emanuela Postacchini, Chelsea Edmundson, Jackamoe Buzzell, Samantha Ashley, Richard Lippert, Kate Herman, Hank Rogerson, Tiffany Adams, Miguel Martinez, Dani Payne, Rebekah Patton, Patrick Burch, Case Matthews, Leslie Fleming-Mitchell |
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