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Review

SAUNA ist der Beitrag zum Queer Cinema vom dänischen Regisseur Mathias Broe und handelt von dem homosexuellen Mann Johan (Magnus Juhl Andersen), der in Kopenhagen in einer Gay-Sauna arbeitet und nebenbei auf der schwulen Datingplattform Grindr nach Kontakten sucht, welche am Ende alle auf ein reines Sex-Date hinauslaufen. Doch das alles ändert sich, als er den trans*Mann William (Nina Terese Rask) kennen lernt. Auf einmal ist Johan Hals über Kopf verliebt, muss sich aber auch mit für die Gesellschaft atypischen Geschlechterrollen beschäftigen.

Ein großer Vorteil von SAUNA ist es, dass der trans*Mann von dem trans*Masc Schauspieler Nina Terese Rask gespielt wird. Damit ist der Film schon deutlich diverser und queerer als der Film QUEER mit Daniel Craig, auch wenn der Protagonist Johan selbst cis und die Perspektive des Films damit cis ist. Bleibt für das Publikum nur zu hoffen, dass SAUNA sich dennoch auf die alltägliche Problematik von trans*Menschen fokussiert, ohne mit cis*Geschlechtlichen Vorwürfen auszukommen.

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Zwischen guten Punkten und fetischisierenden Darstellungen

In einigen Punkten ist SAUNA präzise getroffen und beschönigt wenig. Es wird Vorbereitung auf gay-Sex gezeigt und auch mit der Problematik gearbeitet, dass es in der Gay-Community des Öfteren zu reinen Sex-Dates ohne weiteren Kontakt kommt, was darauf beruht, dass zu wenig Kommunikation und keine wirkliche Kennenlernphase stattfindet. Der Film zeigt damit auch die verzweifelte Sehnsucht nach Nähe in einer Sex-dominierten-Welt.

Dementsprechend muss das Publikum mit einigen Sex-Szenen rechnen, was okay wäre, wenn SAUNA mit diesen nicht einen problematischen Unterton schaffen würde. Denn wenn es zu Sex zwischen zwei cis*Männern kommt, ist es ein liebloses rein-raus-Spiel, aber sobald der Protagonist Sex mit William hat, wird der Geschlechtsverkehr romantisch-intim, wie eine Blümchenwiese und propagiert damit eine feminin verklärte Sichtweise, was einen merkwürdigen Beigeschmack hat, da damit indirekt infrage gestellt wird, dass trans*Männer Männer sind.

Gut gemeint, nicht gut gemacht

Dass SAUNA aus der Perspektive eines cis*Mannes erzählt wird, obwohl es um die Bedürfnisse des trans*Mannes William gehen soll, ist nicht schlimm, da ein Großteil der Rezipienten selbst cis sein wird und sich dadurch mit der Hauptrolle besser identifizieren kann. Jedoch hat der Film dann auch die Aufgabe, mehr aufzuklären, auch wenn dies im herkömmlichen Filmemachen als Sünde gilt. Queere Filme müssen aber für das cis*Geschlechtliche Publikum öfter wie eine Lehrstunde wirken.

Ein Mann liegt auf dem Rücken auf einer schwarzen Liege oder Bank. Er trägt keine Oberbekleidung und hat die Arme seitlich ausgestreckt. In jeder Hand hält er ein Metallgriffstück, das an Seilen oder Kabeln befestigt ist. Der Hintergrund ist dunkel. [erstellt mit KI]

Sauna © 2025, Salzgeber

Stattdessen spricht SAUNA immer wieder nur trans*spezifische Themen an, ohne für die Zuschauenden zu erklären, was denn die Problematik dahinter ist. So erzählt William, dass es als offen homosexuell geoutete trans*Person schwerer ist, an Hormone heranzukommen, aber er erklärt Johan (Nina Terese Rask) und damit dem Publikum nicht, warum dies so ist. Damit bleibt dieses nach SAUNA genauso ratlos, wie vor der Sichtung.

Eine weitere und zudem problematische Darstellung des Films ist die Tatsache, dass cis*Menschen in eine Opferrolle gesteckt werden, welche so nicht existiert. Denn SAUNA stellt es so dar, als seien cis*Menschen in trans*sensiblen Räumen aufgrund ihrer cis*Geschlechtlichkeit nicht willkommen. Das dies daran liegt, dass cis*Menschen das trans*Geschlechtliche Umfeld zu sehr als Lexikon und Google benutzt, obwohl dieses Umfeld sich lieber auf andere/spaßige Dinge fokussieren will. Trans*Menschen sind gegenüber cis*Menschen nicht zur Aufklärung verpflichtet.

Inhaltsstärke = nicht vorhanden

Über die Charaktere von SAUNA ist für die Rezipienten nichts bis auf die Geschlechtsidentität und Sexualität zu erfahren. Wünsche, Ziele, Träume oder Gründe für eine romantische Liebe bleiben aus. Damit sind die Protagonisten inhaltsleere Abziehbilder, die selbst die Charaktere aus TRON: ARES wie eine reine Charakterstudie wirken lassen. Die Handlung von SAUNA selbst ist für die Zuschauenden jedoch vollkommen irrelevant.

Zwei junge Männer liegen nebeneinander in einem Bett. Der linke Mann liegt auf dem Rücken, hat blonde Haare und ist oberkörperfrei. Der rechte Mann liegt auf der Seite, trägt ein rotes Oberteil und hat braune Haare. Beide liegen auf weißen Kissen und einer hellen Bettdecke. [erstellt mit KI]

Sauna © 2025, Salzgeber

ALIEN VS. PREDATOR 2 lässt grüßen

SAUNA ist ruhig sowie bedacht gefilmt und kommt mit angenehm wenigen Schnitten aus, wodurch in der Theorie viel vom Film zu erkennen sein sollte. Jedoch ist es ein stilistischer Moment des Films, den Großteil der Szenen so stark abzudunkeln, das kaum etwas zu erkennen ist und die Rezipienten nur anhand der Geräusche erahnen können, was in den jeweiligen Momenten geschieht. Stilistischer Moment und kreative Idee hin oder her, es ist zu penetrant und schlichtweg zu dunkel.

Fazit

SAUNA will vielleicht das Herz am rechten Fleck haben, begeht aber wie der Protagonist selbst Fehler am laufenden Band, ohne sich zu reflektieren. Trans*Menschen erkennen zwar die Konflikte als real und sehen diese auch realistisch, aber für die cis*Menschen im Publikum wird zu wenig erklärt, warum es zu diesen Konflikten kommt. Das führt nur dazu, dass diese sich durch den Film in ungewollten sowie unterbewussten transphoben oder übergriffigen Mustern bestätigt fühlen.

Klar darf es Filme geben, die den Status Quo einfach so zeigen, wie er ist. Doch das darf auf SAUNA nicht zutreffen. Der Film muss in einer Welt, in der die ach so liberale Gesellschaft immer rechtere Standpunkte vertritt, aufklären und darf nicht nur ein vermeintlicher oberflächlicher Spiegel der Problematik queerer Datingkultur sein. Des Weiteren bleibt zu hoffen, dass die Fische und das Sperma in einer Szene von SAUNA nicht echt waren.

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Originaltitel Sauna
Kinostart 24.4.2025
Länge: 105 minuten
Produktionsland Denmark
Genre: Drama | Liebesfilm
Regie Mathias Broe
Producer Mads-August Grarup Hertz
Cast Magnus Juhl Andersen, Nina Rask, Dilan Amin, Klaus Tange, Peter Oliver Hansen, Morten Burian, Billie N. Hviid Andersen, Theo Suissa, Anton Hjejle, Fuad Gumas, Sam Koosha, Niels Munk Plum, Christian Gade Bjerrum, Daniel González-Muniz, Kenneth Cockwhore

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