Langreview English Version Fakten & Credits
Das letzte Massaker von Woodsboro steckt Sam und Tara noch immer in den Knochen. Damit sie endgültig mit dem Wahnsinn abschließen können, entscheiden sie sich zusammen mit Mindy und Chad die Stadt zu verlassen und ihr Glück in New York City zu finden. Die Flucht scheint geglückt und der Neustart perfekt, bis plötzlich erste Morde in den Medien bekannt werden, bei denen eine Ghostfacemaske zurückgelassen wird. Handelt es sich hierbei nur um Zufälle und Trittbrettfahrer oder hat sie der Terror auch hierhin verfolgt? Der gnadenlose Killer versetzt die Stadt in Angst und Schrecken und taucht an allen nur erdenklichen Orten auf. Können die Freunde dem Monstrum erneut die Stirn bieten und seine Mordserie beenden?
Rezension
Nachdem lange unsicher war, ob es überhaupt einen fünften und sechsten Teil der SCREAM Reihe geben würde, geht es nun Schlag auf Schlag. Gerade mal ein Jahr ist es her, dass der Ghostfacekiller wieder angefangen hat zu morden. In lediglich neun Monaten haben es Matt Battinelli-Olpin und Tyler Gillett, die nach dem fünften Teil nun erneut die Regie übernommen haben, geschafft einen Film von der ersten Aufnahme bis zur Fertigstellung durchzuboxen. Eine FSK 18 Freigabe, die es zuvor lediglich beim zweiten Teil gab, und ein neuer Handlungsort sorgten zudem schon im Vorfeld für Vorfreude bei den eingefleischten Fans.
SCREAM VI eröffnet mit einem frischen und angenehmen Intro, welches leichte satirische Avancen an die früheren Eröffnungsszenen nimmt und sich dennoch neu erfindet. Gespickt mit einem überraschenden kleinen Gastauftritt werden die Zuschauenden langsam an das Großstadtfeeling von New York City, welches unzählige neue Möglichkeiten bietet, herangeführt. Alte Filmmuster werden durchbrochen und die vielen neuen Ideen heizen die Vorfreude weiter an. Doch was uns nach dem berühmten Leinwandschnitt zur Titeleinblendung erwartet, ist leider alles andere als kreativ.
Nachdem der Film eine gefühlte Ewigkeit versucht die Geschehnisse des vorherigen Teils in einen Kontext zur neuen Schauplatzwahl zu bringen, dauert es noch einmal so lange, bis überhaupt klar ist, was erzählt werden soll. Angesichts dessen, dass es sich lediglich um ein loses Remake vom zweiten Teil handelt, ist diese Zeitverschwendung recht bemerkenswert. Doch wie die Figuren feststellen, ist SCREAM VI nicht nur ein Remake oder ein Sequel, sondern ein Weg in ein Franchise, welches wiederum unzählige neue Möglichkeiten der Storyentwicklung bieten kann. Damit auch der letzte Filmlaie im Kinosaal versteht, was das bedeutet, bekommt Jasmin Savoy Brown ihren großen Auftritt, bei welchem sie wikipediaartig runterzitiert, worin die Bedeutung eines Franchise liegt und welche neuen Regeln nun gelten.
Alles Neu, alles Größer, alles Besser?
Doch statt nun alle Regeln der Kunst zu ziehen, bekommen wir lediglich einen vollkommen austauschbaren Slasherfilm, der nun eben nicht in einer kleinen Vorstadt, im Wald oder in einer einsamen Hütte stattfindet, sondern mitten in der Großstadt. Die Drehbuchautoren James Vanderbilt und Guy Busick haben sich noch nicht einmal die Mühe gemacht, die neuen Herausforderungen und Chancen dieses Ortes zu erforschen und mit ihnen zu spielen. Einzig neu ist, dass alles etwas edler und moderner aussieht und damit auch der letzte Charme der Ursprungsfilme, verabschiedet wird. Genießen hätte man ihn sowieso nicht können, denn immer wieder springt die Handlung von Ort zu Ort und hinterlässt uns ein zusammengeschustertes Schnittgewitter ohne jegliche Logik. Es ist zu spüren, dass die Geschichte Freiraum benötigt, doch stattdessen wird sie ein vorgefertigtes Konstrukt gedrückt und bleibt bei durchdeklinierten alten Mustern. Es wird sogar davon geredet, dass alles größer sein müsse, doch umgesetzt wird es nicht.
So entstehen viele absurde Szenarien, in welchen Ghostface, der nun mit einer ausgefransten, arg in Mitleidenschaft gezogenen Maske gezeigt wird und eine Hommage an den vorherigen 9 Killern darstellen soll, drauf los mordet, ohne dass es von den Menschen bemerkt wird. Vergleichbar wäre dies mit einem Green Screen Dreh, bei dem im Hintergrund etwas völlig anderes geschieht als in der Realität und beide Ebenen verschmelzen nicht. Diese vielen kleinen Punkte führen dazu, dass Filmliebhabende in SCREAM VI nicht auf Ihre Kosten kommen, denn die sonst so liebevolle Persiflage des Genres findet fast nicht mehr statt. Lediglich kleine Referenzen an FREITAG DER 13. und BUBE, DAME, KÖNIG, GRAS erinnern an die eigentliche Identität der Filmreihe.
Kinderhorror und Fanverprellung
Die Altersfreigabe rundet die Augenwischerei noch ab, denn keines Falls ist der aktuelle Titel gruseliger, brutaler oder unzumutbarer als die Vorherigen. Jeder Filmverleih im Horrorgenre nimmt diese Bewertung natürlich dankend an und schlachtet sie werbetechnisch gnadenlos aus, doch gerechtfertigt ist sie nicht. Die Einschätzung kann lediglich darauf beruhen, dass das spielerische Whodunit Element nun durch einen etwas erbarmungsloseren Killerauftritt ausgetauscht wurde und damit jeglicher unterschwelliger Witz verpufft. Die Pointen sind ausgelutscht und wirken fast schon bemitleidenswert, da sie unter der Selbstbeweihräucherung in totaler Belanglosigkeit resultieren.
Für Neueinsteiger in die Reihe sei jedoch noch angefügt, dass sowohl Teil eins und fünf zuvor gesichtet werden sollten, um den Film auch umfassend verstehen zu können. Trotz aller Kritik bietet SCREAM VI dennoch einen gewissen Unterhaltungsgrad. Die etwas mehr als zwei Stunden Spieldauer vergehen recht geschwind und bieten immer wieder einen Ansatz zum Miträtseln. Kenner wissen jedoch schon frühzeitig um wen es sich beim Killer handelt.
Fazit
Der neue Ghostface enttäuscht leider auf ganzer Linie und mutiert zu einem bitteren Abklatsch der einst so feinsinnig gestalteten Genreperlen. Statt einer brutalen und unnachgiebigen Persiflage erhalten wir lediglich ein bisschen harmloses Gemetzel, bei welchem die wirklich drastischen Szenen auch noch weggeblendet werden. Ganz zu schweigen davon, dass Mordszenarien von der Umgebung losgelöst sind, so dass die neuen Gegebenheiten der Großstadt zu keinem Zeitpunkt wirklich Relevanz haben. Doch wie der Zeitgeist zeigt, sind viele Konsumenten sowieso nur noch auf eine belanglose Unterhaltung aus, die sie mit diesem Film tatsächlich auch bekommen.
Wie hat Dir der Film gefallen?
Langreview English Version Fakten & Credits
Originaltitel | Scream VI |
Kinostart | 8.3.2023 |
Länge: | 123 minuten |
Produktionsland | United States of America |
Genre: | Horror | Krimi | Thriller |
Regie | Matt Bettinelli-Olpin | Tyler Gillett |
Executive Producer | Cathy Konrad | Marianne Maddalena | Gary Barber | Ron Lynch | Kevin Williamson | Peter Oillataguerre | Chad Villella | Courteney Cox |
Producer | Paul Neinstein | William Sherak | James Vanderbilt | Chris Stone |
Kamera | Brett Jutkiewicz |
Visual Effects | Andre Bustanoby |
Musik | Brian Tyler | Sven Faulconer |
Cast | Melissa Barrera, Jenna Ortega, Jasmin Savoy Brown, Mason Gooding, Jack Champion, Roger L. Jackson, Liana Liberato, Dermot Mulroney, Devyn Nekoda, Josh Segarra, Hayden Panettiere, Henry Czerny, Tony Revolori, Skeet Ulrich, Samara Weaving, Courteney Cox, Matthew Giuffrida, Andre Anthony, Thomas Cadrot, Barry Morgan |
Wie hat Dir der Film gefallen?
Hinterlasse einen Kommentar