Kate Macer (Emily Blunt) kämpft in einer Swat-Einheit des FBI gegen das organisierte Verbrechen in Arizona. Sie tritt Türen ein, sucht nach Geiseln und weiß, dass sie eigentlich nur an der Oberfläche kratzt. Doch unter der Leitung von Matt (Josh Brolin) soll eine Task-Force gegründet werden, deren Auftrag es ist, dramatisch zu überreagieren. Sie schließt sich der Task-Force um Matt und Alejandro (Benicio del Toro) an und muss schnell merken, dass hier einem anderen Handbuch als dem des FBI gefolgt wird. Die Einsätze sind chaotisch, dreckig und sie weiß bald nicht mehr, wer Verbündeter und wer Feind ist.
Review
Mit SICARIO entführt der Regisseur Denis Villeneuve das Publikum in den unendlich tiefen Sumpf der Drogenkriege und lässt dieses das Geschehen aus der Perspektive von Emily Blunt beobachten. Dabei kommt es zu hitzigen Gefechten, Verrat, Korruption und nicht jeder ist das, was er vorgibt zu sein. Das Geschehen wird hierbei von wunderschönen Landschaften und einem Score untermalt, der definitiv im Gedächtnis bleibt.
Adrenalin pur
Die Spannung ist in SICARIO allgegenwärtig, was an der anspruchsvollen Thematik, aber nicht zuletzt dem Drehbuch von Taylor Sheridan und der Inszenierung von Denis Villeneuve liegt. Gerade Szenen wie der Konvoi, der an der Mexikanisch-Amerikanischen Grenze festhängt, lassen das Publikum fast vor Spannung zerreißen. Diese bauen sich gezielt auf, bis sie in einem ergreifenden Knall der Action enden. Dabei achtet der Film auf eine ruhige Kamera, die Zuschauenden sind immer die Schirmherren des Geschehens und werden nicht durch wackelige Fahrten oder hektische Schnitte verwirrt.
Generell ist die Kameraarbeit von Roger Deakins, der sich mit Filmen wie FARGO oder THE BIG LEBOWSKI einen Namen gemacht hat, präzise, ruhig, dabei aber keineswegs langweilig. Vielmehr schafft SICARIO es dadurch, die Feuergefechte, Konvoi-Fahrten und Verfolgungen immersiver wirken zu lassen. Gleichzeitig nimmt sich der Film die Zeit, abseits der Action monumentale Landschaftsaufnahmen zu präsentieren, die zwar menschenfeindlich, aber trotzdem hypnotisierend faszinierend sind. Gerade die neu erschienene 4K-Fassung von SICARIO sorgt mit satteren Farben und klareren Bildern nochmal mehr für ein immersives Erlebnis im Heimkino.
Himmel und Hölle
Trotz des ernsten Themas schafft SICARIO es, nicht zu krampfhaft erzwungen zu wirken. Der Film gönnt immer wieder Verschnaufpausen und realistische Gespräche abseits der Jagd auf Kartellbosse. Gerade Josh Brolin als CIA-Agent fällt mit lockeren Sprüchen auf, ohne das Geschehen lächerlich wirken zu lassen. Dabei wirkt er zwar etwas wie eine überspitzte Karikatur eines CIA-Agenten, schafft es aber durch sein Schauspiel zu überzeugen und liefert eine Oscarreife Performance ab.
Als Gegenstück zu Josh Brolin liefert SICARIO Benicio del Toro, der durchweg ernst und etwas verbittert auffällt. Er ist nicht so leicht zu durchschauen wie sein CIA-Kollege und schafft es dadurch, das Publikum zu faszinieren. Er ist schwer zu deuten, ein Mysterium, welches die Zuschauenden durchschauen und verstehen wollen. Er präsentiert Zuneigung sowie Gewalt und somit ein Pendel zwischen Sympathie und Abneigung.
Die faszinierendste Person hier ist jedoch Emily Blunt als die FBI-Agentin. Sie ist nicht nur der moralische Bezugspunkt in SICARIO, sondern auch gleichzeitig die Augen und Ohren für die Rezipienten. Wir erleben die Handlung aus ihren Augen und erkennen durch und mit ihr die Sinnlosigkeit und Brutalität beider Seiten des Drogenkrieges. Denn selbst die Intention, Gutes tun zu wollen hilft hier nicht. Es ist ein Krieg, in dem beide Seiten sich aufputschen und der am Beispiel von Emily Blunt als Kate Macer zeigt, wie rücksichtslos dieser Menschen bricht. Dabei entstehen Bilder, die in Erinnerung bleiben. Der Film prägt sich im Gedächtnis des Publikums ein.
Ein Score zum Verlieben
Erinnerungswürdig ist vor allem SICARIOS Soundtrack von Jóhann Jóhannsson, der zu Unrecht bei der Oscarverleihung leer ausgegangen ist. Dieser schafft es nicht nur, Filmszenen zu untermalen, sondern prägt das Ergebnis dieser maßgeblich mit. Der Score schafft mitreißende Emotionen, weiß aber auch gleichzeitig, im richtigen Moment ruhig zu bleiben und das Geschehen von SICARIO allein für sich wirken zu lassen. Zudem bietet Jóhann Jóhannsson hiermit einen schönen Score für Fans von Filmmusik.
SICARIO ist gleichzeitig noch ein positives Beispiel der deutschen Stärke Synchronarbeit. Die englischsprachige Originalfassung ist zwar präziser, aber auch durch Akzente unverständlicher. Der Thriller schafft es in der deutschen Synchronfassung treffend zu sein und für die Charaktere die passenden Stimmen zu liefern. Gleichzeitig schafft die Synchronfassung es, Emotionen der Charaktere glaubhaft zu transportieren und sorgt auch für ein immersives Erlebnis in der deutschen Fassung.
Fazit
SICARIO bietet bildgewaltige Szenen, eine spannende Handlung durch Taylor Sheridans packendes Drehbuch und mitreißende Action, die von Roger Deakins Kameraarbeit lebt. Der Film reißt mit, emotionalisiert und bietet eine ergreifende Charakterentwicklung von Emily Blunt und schafft es durch seine Art zum erneuten Sehen einzuladen. Gleichzeitig ist der Film aus einer Filmhistorischen Sicht interessant, da SICARIO Denis Villeneuve auch abseits der Cineasten-Szene Aufmerksamkeit verschafft hat. Eine Empfehlung für alle Fans von Villeneuves DUNE oder Filmen über Drogenkriege.
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Originaltitel | Sicario |
Kinostart | 17.9.2015 |
Länge: | 122 minuten |
Produktionsland | Mexico |
Genre: | Action | Krimi | Thriller |
Regie | Denis Villeneuve |
Executive Producer | Basil Iwanyk | Stacy Perskie | Ellen H. Schwartz |
Producer | Basil Iwanyk | Thad Luckinbill | Trent Luckinbill | Edward McDonnell | Molly Smith |
Kamera | Roger Deakins |
Visual Effects | Alexandre Lafortune | Louis Morin | Jean-Pierre Boies | Luis Montemayor |
Musik | Jóhann Jóhannsson |
Cast | Emily Blunt, Benicio del Toro, Josh Brolin, Victor Garber, Jon Bernthal, Daniel Kaluuya, Jeffrey Donovan, Raoul Max Trujillo, Julio Cesar Cedillo, Hank Rogerson, Bernardo P. Saracino, Maximiliano Hernández, Kevin Wiggins, Edgar Arreola, Kim Larrichio, Jesus Nevarez-Castillo, Dylan Kenin, John Trejo, Marty Lindsey, Alex Knight |
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