Kinostart: 13.02.2020
Länge: ca. 100 Minuten
Produktionsland: USA | Japan
Regie: Jeff Fowler
Schauspieler:innen: Jim Carrey | James Marsden | Tika Sumpter
Genre: Abenteuer | Familie
Verleih: Paramount Pictures Germany
Fast 30 Jahre ist nun das älteste Spiel von SONIC THE HEDGEHOG alt. Seit 1991 werden regelmäßig neue Ableger der Videospielserie veröffentlicht. Anfangs noch nur auf der Sega Mega Drive, kann heute jeder Sonic auf so ziemlich allen verfügbaren Konsolen genießen. Der japanische Spielehersteller Sega erzielte vor allem mit den ersten beiden Teilen einen großen Erfolg, da diese als visuell ansprechend und erstaunlich flüssig im Spielhandling galten. Zwar werden noch immer Fortsetzungen programmiert wie zuletzt „Team Sonic Racing“, doch mangels innovativer Neuinterpretierung hält sich der derzeitige Erfolg doch sehr in Grenzen.
Doch worum geht es in dieser Spieleserie eigentlich?
Dr. Ivo Robotnik (seit der Jahrtausendwende Dr. Eggman bezeichnet) ist ein verrückter Wissenschaftler, der die Weltherrschaft erlangen will. Um dieses Ziel zu realisieren, hält er alle Tiere eines Planeten in Robotern gefangen und missbraucht diese als Sklaven. Die Situation ist äußerst prekär, gäbe es da nicht den kleinen Igel Sonic, der mit seinen Fähigkeiten, die er seit seiner Geburt hat, dem miesen Bösewicht Einhalt gebieten kann. Sonic ist das wohl schnellste Lebewesen und kann dadurch große Kräfte abrufen, die ihm im Kampf gegen Dr. Robotnik helfen.
Ähnlich zum Spiel und doch völlig anders
In SONIC THE HEDGEHOG wird nun auf die Grundidee des Spiels Bezug genommen. Hier jedoch ist die Geschichte des Helden etwas umfangreicher erzählt. Beginnend in seiner Kindheit, nimmt dieser auch Bezug auf die Vorgeschichte des kleinen Igels, erzählt wofür die gesammelten Ringe gut sind und zeigt vor allem auch eine persönliche Ebene des Protagonisten, denn der kleine Igel hat vor allem ein großes Einsamkeitsproblem.
Als Sonic als Kind aus seiner Heimat vertrieben wurde, bekam er den Rat einer weisen Lehrerin, sich immer bedeckt zu halten. Durch einen der Ringe gelangt er via Raumportal auf die Erde, auf der er ein neues Leben beginnt. Völlig abgeschottet von allen Lebewesen fristet er sein Dasein. Doch da er mit über 300 Meilen pro Stunde sich fortbewegen kann, ist es ihm ein leichtes die Menschen zu beobachten, wie sie ihren Alltag gestalten, dabei etwas Unfug zu treiben und im Verborgenen die Gewohnheiten von besonders einem ihm liebgewonnenen Menschen zu studieren. All das ändert sich jedoch, als er eines Tages plötzlich unvorsichtig wird und seine Anwesenheit bemerkt wird. Bleibt ihm nun nur die erneute Flucht auf einen anderen Planeten?
Kaum besser als zuvor
Im Zuge der Verfilmung aller möglichen Konsolenspiele springt nun also auch Sega auf den Trend auf und versucht ein fast schon totgeglaubtes Spiel wieder in die Erinnerung der Gamer zu rufen. Doch geschah dies mit einem deutlichen Fehlstart, denn bereits die erste Trailerveröffentlichung brachte ihnen einen riesigen Shit-Storm ein, da der dort animierte Igel alle restlichen guten Erinnerungen an das Spiel bei den Fans zerstörte, woraufhin schnell zurück gerudert und eine Neuüberarbeitung der Visuellen Effekte angekündigt wurde. Dies hat unzählige weitere Millionen US-Dollar verschluckt. Doch hat sich dies nun gelohnt?
Eigentlich nicht wirklich. Visuell ist zwar sowohl der Igel als auch die ganze restliche Welt nun deutlich schöner gestaltet, doch reicht ein schönes Bild noch lange nicht für einen guten Film. Wenn der Zuschauer nun also mit etwas Vorfreude, aber eben auch sehr viel Skepsis ins Kino geht, erwartet ihn anfangs ein angepasstes Paramount Pictures Logo, um welches sich die bekannten Sonic-Ringe drehen. Eine nette Spielerei, die in der heutigen Zeit immer häufiger bei Filmen gemacht wird.
Fanservice en masse
Doch was wird das Publikum anschließend tolles überraschen? Eigentlich nur eine recht flache Story, die viel Fanservice bietet, daraus aber nicht viel macht. Arg angelehnt in den Grundfesten an das gleichnamige Spiel, zeigt sich hier wieder einmal das viel genutzt “Schema F”. Ein Mix aus nettem Humor und Drama soll den Zuschauer in Stimmung bringen, gefolgt von einer Katastrophe, die irgendwelche Bösewichte auf den Schirm ruft, vor denen dann der Protagonist flieht und dann irgendwann doch den Entschluss fasst, selbst gegen dieses Unrecht vorzugehen und sich mit Offensive statt Defensive zu schützen und damit auch die Welt zu retten. Schlussendlich noch ein nettes Happy End dran geklatscht und alle sind glück… oder auch nicht.
Das wohl Angenehmste war, zu beobachten wie es die Drehbuchautoren geschafft haben aus einer simplen Spielengine eine halbwegs sinnvolle Story zusammen zu schustern und dabei auch Sammelobjekte und andere Figuren des Spiels einzubeziehen. Nett war vor allem der ständige Bezug auf andere Filme und Filmreihen, die unterschwellig immer wieder Anwendung fanden. Unter anderem STAR WARS, APOLLO 13, MEN IN BLACK und FAST & FURIOUS. Visuell erinnerte ein bestimmtes Element auch etwas an OBLIVION.
Jim Carrey wie man ihn kennt und liebt
Bevor ich nun zu den doch deutlichen Mängeln übergehe, muss ich noch ein Wort zu Jim Carrey verlieren, denn obwohl auch sein Auftritt keiner Glanzleistung entspricht, ist er doch die sicherste und stetigste Komponente in diesem Film, denn mit seinem ganz eigenen Humor und Auftreten, bringt er doch immer wieder eine gewisse Form von Stimmung in das Geschehen. Wer die Filme dieses recht speziellen Künstlers liebt, wird auch hier wieder auf eine ansprechende Darstellung seiner selbst treffen, die diesmal aber eben in eine vorbestimmte Rolle gequetscht wurde.
Ab da an, fällt es jedoch schwer weitere positive Aspekte zu finden, da SONIC THE HEDGEHOG weder richtig witzig, noch berührend, noch unterhaltungsreich und actiongeladen ist. Zwar finden all diese Elemente zwar ihren Platz in der Handlung kommen jedoch nie so recht zur Geltung, da die Figuren quasi ununterbrochen labern, dabei so viel uninteressantes Zeugs labern, dass absolut keine Bewandtnis für den restlichen Film hat und damit den Zuschauer eher in einen komatösen Zustand versetzen, in dem man einfach nur noch auf die Leinwand starrt ohne wirklich etwas wahrzunehmen.
Trockene Witze und Tempo, allerdings ohne Ende
Die Witze zünden bei einer recht hohen Gagdichte leider nur selten und werden stets auf Kosten der Eigenschaften des Igels gemacht (Einsamkeit und Schnelligkeit). Da hilft auch die direkte Kommunikation mit dem Zuschauer nicht mehr und man wünscht sich gelegentlich, dass der Durchbruch der vierten Ebene gern wieder in die zweite Dimension zurückgedrückt werden sollte. Ähnlich wie die Hauptfigur charakterisiert ist, verläuft auch der Film selbst: in hohem Tempo. Schnelle Bilder, schnelle Handlungsabläufe, häufige Ortswechsel und ein daraus folgender aufreibender Inhalt könnte Eltern in den kommenden Tagen ganz schön zu schaffen machen, wenn ihre Kinder dementsprechend aufdrehen.
Insgesamt also ein Film, auf den die Menschheit gewartet hat, aber nun dennoch nicht benötigt. Es gibt durchaus schlimmere, keine Frage, aber ansprechend ist er trotzdem nicht. Es hätte wohl sehr gut getan sich auf ein Thema mehr zu fokussieren. Insbesondere der Ansatz der Einsamkeit bietet doch eine tolle Idee die Geschichte auszuschmücken und eine Spielfigur mal aus der nervigen actionreichen Comedyebene entweichen zu lassen und die Handlung in ein wertvolles Sozialdrama zu verwandeln. Klar eine abstruse Vorstellung, aber zumindest wäre es mal etwas Neues! Aber zumindest bietet der Schluss mal wieder einen Ausblick auf eine mögliche Fortsetzung. Oh man!
Ein Feuerwerk an Fanservice macht noch lange keinen guten Film, was SONIC THE HEDGEHOG deutlich beweist. Zwar findet man immer wieder ein paar nette Ansätze und ein gewisses Maß an Unterhaltung ist auch gegeben, doch fehlt dennoch die völlige Begeisterung, nicht nur bei mir auch bei vielen Kindern, die zusammen mit mir in der Vorstellung saßen. Die Witze zünden nicht, die Geschichte ist eher nach dem 0815-Prinzip und die Bilder sind nett, aber mehr auch nicht. Nachdem dieser Film bereits einen ordentlichen Shit-Storm verkraften wurde, trägt das fertige Werk nun nicht wirklich dazu bei, die Gemüter zu glätten und sorgt mehr für Langeweile als alles andere. Wie gut das zumindest Jim Carrey dabei ist, ein Schauspieler, der stets seinem Stil treu bleibt und damit seinen ganz eigenen Charme in diesen hineinbringt. Retten kann er den Film zwar auch nicht, aber ihn zumindest erträglicher gestalten.