Rezension
Angespannt und gleichermaßen fasziniert beobachten die Jugendlichen die unheimliche Kontaktaufnahme mit der Totenwelt durch einen übernatürlichen Händedruck. Die darauf folgenden metaphysischen Erfahrungen und Körperverrenkungen eignen sich ohne Frage zum Filmen, Teilen und zur Nachahme; der regelrechte Hype innerhalb der Gruppe junger Erwachsener zum abendfüllenden Scene Stealer. Glücklicherweise verzichtet der Film dabei auf eine ausnahmslos stereotypisierte und überzeichnete Clique, die nur als wehrlose Opfer eines übersinnlichen Gruselstücks herhält. Aus seinem Genre heraus ragt der Mystery- und Horrorstreifen dennoch nur selten.
Was die Brüder Danny und Michael Philippou nach jahrelanger Youtube-Erfahrung produktionstechnisch aus ihrem abendfüllenden Erstlingswerk herausholen, kann sich durchaus sehen lassen: wenige Jumpscares dafür eindringliche Genre- und handwerklich präzise Gruselmomente, die sich in wenigen, aber effektiven Gewaltspitzen entladen. Von der stimmungsvollen Plan-Sequenz im Prolog bis zur einprägsamen, nach einer Fortsetzung gierenden Schlusseinstellung hält sich die Kameraarbeit von Aaron McLisky nah an den Figuren und ist insbesondere im Zusammenspiel mit Sounddesign und Score ebenso wirkungsvoll.
Sprich mit der Hand
Wären das doch auch die Geschichten und Figuren, die sich vom einbalsamierten Unterarm und Hand eines Alchemisten zum Handschlag verführt sehen. Ausgearbeitet werden diese und deren angerissene Konflikte nur oberflächlich, allen voran jene der Hauptfigur Mia. Unaufgearbeitete Verluste, zurückliegende Depressionen und ein angespanntes Vater-Tochter Verhältnis sind häufiger Stichworte als durchdachte Konfliktverarbeitungen. Schemenhafte Einblicke, die durch entbehrliche Handlungselemente wie kleinen Liebes- und Eifersuchtsdramen ergänzt und von dem rätselhaften Phänomen mit seinem gelegentlich ebenso rätselhaften Regelwerk verhüllt werden. Schade, denn gerade in der gezielten Verknüpfung mit der Prämisse, wären noch eingehendere Auseinandersetzungen möglich gewesen.
Die schauspielerischen Leistungen schmälert das jedoch nur selten. Insbesondere innerhalb der eingespielten Gruppensequenzen entspinnen die Darsteller*innen eine sogartige Dynamik, die selbst zurückhaltende Jugendliche glaubhaft zum Händeschütteln mit dem Totenreich verleiten. Mit allen Konsequenzen. Als Parabel auf verlockenden Drogenkonsum oder riskante Social-Media-Trends zwar wenig subtil, aber auch an dieser Stelle wieder eines: effektiv. Die Spielfreude beim Verrenken und Herumkläffen ist da kaum bestreitbar, insbesondere bei den Newcomer*innen Sophie Wilde und Joe Bird.
Abseits einzelner Séancen verfliegt die Eindringlichkeit zügig, psychologische Facetten sind auf das Mindeste verkürzt, Nebenfiguren wie Mias Vater geraten zu Platzhaltern, die nur der nächsten Eskalationsstufe zum Opfer fallen. Obwohl die Handlung in knapp 90 Minuten entschlackt erscheint, sind viele Plotelemente und Motive altbekannt, selbst für jene ohne Vorliebe für diverse Okkult-Horrorstreifen. TALK TO ME ist keine Erneuerung oder Weiterentwicklung der Trademarks, sondern solides, nur selten auf bloße Effekthascherei getrimmtes Wiederaufgreifen dieser.
Fazit
Sauber inszeniertes sowie gut gespieltes, unter vereinzelten Vorschusslorbeeren ins Taumeln geratenes Gruseldrama zwischen altbekannten Handlungselementen und oberflächlich herausgearbeiteten Konflikten.
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Originaltitel | Talk to Me |
Kinostart | 26.7.2023 |
Länge: | 95 minuten |
Produktionsland | Australia |
Genre: | Horror |
Regie | Danny Philippou | Michael Philippou |
Executive Producer | Phil Hunt | Compton Ross | Daniel Negret | Miranda Otto | John Dummett | Noah Dummett | Sophie Green | Ari Harrison | Jeff Harrison | Stephen Kelliher | Danny Philippou | Michael Philippou | Dale Roberts |
Producer | Kristina Ceyton | Samantha Jennings | Christopher Seeto |
Kamera | Aaron McLisky |
Visual Effects | Marty Pepper |
Musik | Cornel Wilczek |
Cast | Sophie Wilde, Alexandra Jensen, Joe Bird, Otis Dhanji, Miranda Otto, Zoe Terakes, Chris Alosio, Marcus Johnson, Alexandria Steffensen, Ari McCarthy, Sunny Johnson, James Oliver, Cass Cumerford, Jett Gazley, Kitt Erhart-Bruce, Hamish Phillips, Kidaan Zelleke, Sarah Brokensha, Jayden Davison, Jodie Dry |
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