Review
Eine weitere Fortsetzung nach TERMINATOR: DARK FATE und dann auch noch als Netflix-Serie und Anime? Zugegeben war ich erst skeptisch und wollte nicht glauben, dass das nochmal was wird. Das Franchise ist doch mittlerweile tot gesagt. Doch erste Bilder und Trailer von TERMINATOR ZERO versprachen einen schönen Artstyle, saftige Action sowie eine Story mit neuen kreativen Ansätzen und sorgten somit für eine erwartungsvolle Vorfreude.
Spannung am Fließband
TERMINATOR ZERO startet sofort mit einer Actionszene in der Zukunft, die dem Publikum einen Vorgeschmack auf die restliche Action der Serie gibt und zudem durch kreative Ideen, erbarmungslose Roboter, spritzendes Blut sowie geschickte Raffinesse punktet. Fans des Franchise können gar nicht abwarten, noch mehr von den Schlachten und Feuergefechten zu sehen, die sich elegant in den Artstyle von Anime einfinden. Doch auch die Handlung der Vergangenheit kann für sich punkten und wird geschickt mit der Zukunftshandlung verbunden, wobei die Serie visuell beeindruckende Schnitte liefert.
Da die Mischung aus erbarmungsloser Action und der teils philosophischen Handlung geschickt gesetzt ist, kommt es bei TERMINATOR ZERO kaum zu Langeweile, wodurch sich die achtteilige Netflix-Serie mit den Folgen à 30 Minuten schnell runter schauen lässt. Am Ende kommt es dem Publikum so vor, als sei die Zeit an einem vorbei gezogen, wobei hier nur Folge Sieben dem Gefühl Anfangs einen kurzen Dämpfer verpasst.
Um das Publikum zusätzlich bei Laune zu halten, streut TERMINATOR ZERO mehrere Easter-Eggs als Fanservice ein, um für Aha-Momente sowie emotionale Ankerpunkte zu sorgen. Hauptsächlich zitiert die Serie dabei TERMINATOR sowie TERMINATOR 2: TAG DER ABRECHNUNG, ohne diese plump wie TERMINATOR: DARK FATE zu kopieren. Sein es Dinge, wie die beiden Jungs mit Spielzeugpistolen, bekannte Sätze oder das synchrone Drehen zweier Schlüssel. Das sind alles Szenen, die Fans schon kennen, Serienschöpfer Masashi Kudô aber in seine Welt mit eigenen Ideen integriert.
Terminanime
Die Animation ist detailliert und die Welten von TERMINATOR ZERO sind hektisch lebhaft oder transportieren die trostlose Endzeitstimmung nach dem Tag des jüngsten Gerichts spürbar. Licht wirft Schatten und reflektiert sich auf spiegelnden Oberflächen wie Wasser. Der Filter ist leicht bläulich und wird dadurch zu einer treffenden Symbiose aus Terminator und Anime, wodurch TERMINATOR ZERO im oberen Umfeld von Designs von Anime stattfindet. Bloß die vereinzelte Kombinationen zwischen Zeichnungen und Animation wirken deplatziert und erinnern an Disneys Versuche Anfang der 2000er frischen Wind in die Animation zu bekommen.
Der Sound von Terminator macht Spaß und setzt auf bekannte Elemente von Terminator sowie Anime. Jedoch könnten die Sounds großkalibriger Waffen sowie von Explosionen wuchtiger sein und mehr Bass vertragen. Heimkinoanlagen mit Subwoofer kommen hier kaum zur Arbeit und selbst das Dolby Surround 5.1 wird von TERMINATOR ZERO nicht wirklich ausgenutzt, was schade ist, da hier scheinbar für die breite Masse, die Inhalte mittlerweile hauptsächlich über Laptops und Tablets streamt, produziert wurde. Dabei sind Filme und Serien eine Kunstform, die den höchstmöglichen Standard verdient haben.
Die Musik passt stimmig zu einem Cyberpunk-Anime. Der Score passt sich den jeweiligen Szenen an und weiß, wann dieser eher harmonisch ruhig oder mitreißend rasant sein soll. Doch auch, wenn Brad Fiedels Theme aus TERMINATOR 2: TAG DER ABRECHNUNG kurzzeitig zitiert wird, distanziert sich TERMINATOR ZERO von der akustischen Designidee des Franchise fast komplett und möchte seinen eigenen Weg gehen, der kreative neue Ideen in den Ring wirft und nicht an den ermüdenden Score von TERMINATOR 3: REBELLION DER MASCHINEN erinnert.
Der Enkel entsorgt Opas Mottenkiste
Während die ersten drei TERMINATOR-Filme bis zum Tag des jüngsten Gerichts spielen, baut sich TERMINATOR ZERO seine alternative Realität, in der Roboter bereit im Jahr 1993 Alltag sind und diesen erleichtern sollen. Sein es Polizeiroboter, Haushaltshilfen oder Katzen. Sie alle sind nichts ungewöhnliches in dieser Realität, wobei alle Roboter bis auf die Katze als ein gesellschaftskritischer Blick auf die steigende Digitalisierung, Robotisierung und Entwicklung von KI in unserer Gesellschaft ist.
Doch so gut die Gesellschaftskritik auch ist. Die Story von TERMINATOR ZERO leidet darunter und entweiht das Franchise, indem die Serie einer Grundidee aus TERMINATOR: DARK FATE folgt. John Connor (Edward Furlong), Sarah Connor (Linda Hamilton) und Arnold Schwarzenegger als T-800 kommen nicht vor und werden nicht einmal namentlich erwähnt. TERMINATOR ZERO geht sogar so weit und erklärt das Schicksal der vorbestimmten Anführer für belanglos, da diese von einer neuen Person ersetzt werden. Das nagt gerade an Fans der beiden ersten Teile, da zumindest immer ein Teil des Trios Herzblut der Filme und das Wiedererkennungszeichen war.
Das zerstört die Story von TERMINATOR ZERO zwar nicht, da die Serie in einem nicht kanonischen Paralleluniversum spielt, aber gerade nach dem den gegenüber Fans respektlosen TERMINATOR: DARK FATE ist das ein Schock, der erstmal verkraftet werden muss. Immerhin können Fans der deutschen Synchronfassung hier aufatmen, da der in die Zeit zurückgeschickte Terminator von Bernd Egger, dem aktuellen Synchronsprecher Arnold Schwarzeneggers gesprochen wird.
Wieder mehr Charakter als nur Call of Duty
Während die letzten Teile von TERMINATOR zu einem Schießbudenfest mutierten, besinnt sich TERMINATOR ZERO auf die alten Stärken der Serie zurück und bietet Charaktere, in die sich das Publikum hineinversetzten und mit ihnen mitfühlen kann. Malcom Lee, der in seinem inneren Konflikt gefangen ist, ob er seine KI Kokoro (Atsumi Tanezaki / Rosario Dawson) wirklich gegen Skynet einsetzten soll oder Skynet damit eine mächtige Verbündete gibt, hat einen mitreißenden Vater-Kinder Konflikt mit seinen Söhnen Kenta (Hiro Shimono / Armani Jackson), Hiro (Shizuka Ishigami / Carter Rockwood) sowie seiner Tochter Reika (Miyuki Satô / Gideon Adlon), welche das Publikum durch ihre Trauer, das Vermissen der Mutter und den Fund einer Freundin in der Roboterkatze am meisten rührt.
Zu Eiko lässt sich wenig sagen. Sie ist kühl und beherrscht wie eine Maschine, was zu einer Widerstandskämpferin aus der Zukunft passt und lässt sich am ehesten mit Kyle Reese (Michael Biehn) aus TERMINATOR vergleichen. Doch vielleicht die interessanteste Person von TERMINATOR ZERO ist die Haushälterin und Babysitterin Misaki (Saori Hayami / Sumalee Montano), welche auf den ersten Blick unscheinbar wirkt, sich aber bei genauerer Betrachtung sonderbar verhält und die Zuschauenden zum Grübeln anregt. Als Charakter die Kirsche auf der Sahnetorte.
Fazit
TERMINATOR ZERO ist die logische Konsequenz als ein TERMINATOR-Anime, bietet ansehnliche Bilder, spannende Unterhaltung sowie rasante Action in Serienform. Zwar bietet die Serie diverse Easter-Eggs der Vorgänger als Fanservice, doch TERMINATOR ZERO geht so sehr seinen eigenen Weg, dass die Serie droht, das Franchise hinter sich zu lassen, was gerade so verhindert werden kann. Trotz der Abstriche wird nicht an der Immersion der Serie gerüttelt, wodurch Fans wohl mit TERMINATOR ZERO die beste TERMINATOR-Story seit TERMINATOR 2: TAG DER ABRECHNUNG bekommen.
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Terminator Zero |
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Netzwerk: NetflixGenre: AnimationStaffeln: 1Episoden: 8 | |
ÜbersichtA warrior from a post-apocalyptic future travels to 1997 to protect an AI scientist being hunted by an unfeeling — and indestructible — cyborg. |
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