DVD/Blu-ray – Release: 28.02.2020
FSK 16 ©FSK
Länge: ca. 119 Minuten
Produktionsland: China
Regie: Tony Chan
Schauspieler:innen: Xiaoming Huang | Du Jiang | Tan Zhuo
Genre: Action | Drama | Katastrophenfilm
Verleiher: capelight pictures
The Bravest – Kampf den Flammen ©2020 Capelight Pictures
Die Provinz Liaoning ist ein wichtiger Teil der Volksrepublik China, denn in ihr liegt unter anderem die Stadt Shenyang, die gleichzeitig mit über 5,5 Millionen Einwohnern die bevölkerungsreichte dieser Region ist. Shenyang war bis zu Beginn des 17. Jahrhunderts die Hauptstadt des Reichs der Mitte, bis es dann durch die Gründung der Qing-Dynastie von Peking abgelöst wurde. Das Gebiet grenzt zwar an Nordkorea, wurde aber zu Beginn des 20. Jahrhunderts von Japan und Russland besetzt, die die Häfen von Dalian und Lüshunkou als strategische Wichtig für sich erkannten. In Dalian befindet sich noch heute die größte Schiffswert Chinas und der Ort gilt als wichtigster Punkt für den Tourismus wegen der vielen Sandstrände in und um die Stadt.
Menschengemachte Naturkatastrophe
Doch es gab eine Zeit, in der es nicht so reizvoll eben jene Strände zu besuchen. Im Juli 2010 gab es dort eine riesige Katastrophe, bei der Rohöl-Piplines gebrochen und kurz darauf explodiert sind. Die Folge war eine riesige Ölkatastrophe auf dem Gelben Meer mit mehr als 1.500 Tonnen Öl (offizielle Angabe – innoffizielle Zahlen liegen eher zwischen 60.000 und 90.000 Tonnen), die sich über eine Fläche von knapp 950 km² ausbreiteten. Um eine Vorstellung dieser dramatischen Situation zu bekommen: Berlin hat eine Gesamtfläche von ca. 890 km². Sprich nach gerade einmal 5 Tagen war eine Fläche mit Öl bedeckt die weit größer als Berlin ist und erzeugte einen Brand, der 15 Stunden lang brannte und nicht einzudämmen war.
The Bravest – Kampf den Flammen ©2020 Capelight Pictures
Darum geht es…
THE BRAVEST – KAMPF DEN FLAMMEN erzählt genau von dieser Naturkatastrophe und zeigt die unvorhersehbare Entwicklung der Ausbreitung des Feuers sowie die Vorgehensweisen der Feuerwehrmänner. Der Brand entwickelte sich im chinesischen Hafen Xingang. Und als ob die Bedrohung des Feuers und Öls noch nicht genug für Natur und Umwelt gewesen wäre, bedrohen die Flammen zudem die neben der Hafenanlage platzierten Chemietanks. Diese enthalten Chemikalien, die im Falle eines Brandes eine Katastrophe in den Ausmaßen von Tschernobyl verursachen und damit ganze Landstriche unbewohnbar machen könnten. Für die Feuerwehrmänner Jiang Liwei und Jiang Liwei sowie Wang Lu und Tan Zhuo gibt es keine andere Wahl als mit ihren Spezialteams alles in ihrer Macht zu tun, um den Supergau zu verhindern und ihre Familien zu retten.
Rezension
Fast schon erstmalig muss ich meine Rezension nun für euch splitten, denn es gibt einen ersten Eindruck, den ich gerne vermitteln möchte, sowie auch einen nachdem ich recherchiert habe für diese Kritik. Als ich erstmalig von dem Film hörte und einen Trailer gesehen habe, war ich voll auf begeistert, denn endlich gab es mal einen Film über Feuerwehrleute und ihre großartigen Leistungen. Oft genug wird in Filmen jeglicher Art die Polizei als wichtigstes Organ der öffentlichen Sicherheit hingestellt, wo doch die Feuerwehrmänner zum Teil noch viel mehr leisten! Spektakuläre Bilder aus dem Trailer ließen die Vorfreude steigen – schaut ihn euch doch über diesem Absatz gerne einmal an.
The Bravest – Kampf den Flammen ©2020 Capelight Pictures
Als ich dann den Film in meinen Player einlegte wurde in kürzester Zeit klar: Hier erwartet mich ein Trashfilm der besonderen Art, denn ganz abgesehen davon, dass die Asiaten einfach ein gewisses Gespür dafür haben Handlungen ernst zu nehmen und dennoch so drastisch zu übertreiben, präsentiert der Film schon von Beginn an eine Flut aus bombastischen Bildern und heldenhaften Patriotismus. Getreu dem Motto – wir weichen für unser Land nicht zurück – stellen sich viele Feuerwehrmänner der drohenden Gefahr entgegen, im Bewusstsein dabei möglicherweise ihr Leben zu verlieren, aber mit der Hoffnung damit das Leben ihrer Familie zu retten.
Chinesischer Michael Bay
Dabei wirkt es in vielen Momenten so, als wäre Regisseur Tony Chan der chinesische Michael Bay, denn THE BRAVEST – KAMPF DEN FLAMMEN folgt stets der Entwicklungsidee: wir lassen alles brennen, was brennen kann – alles was nicht brennen kann, brennt aber einfach auch! Es ist tatsächlich so. Denn immer, wenn der Eindruck aufkommt, dass das Feuerwehrteam die Katastrophe im Griff hat, fängt plötzlich etwas Neues an zu brennen und man kann gar nicht so recht folgen, was die Maßnahmen der Elite-Einheiten eigentlich bewirken.
The Bravest – Kampf den Flammen ©2020 Capelight Pictures
In diesem Tohuwabohu aus gleich aussehenden Darstellern gibt es tatsächlich auch einige Protagonisten, die jedoch nur schwer von einander zu trennen sind (jedenfalls für das europäische Auge). Diese spielen Figuren, die in unterschiedlichen Rängen und an unterschiedlichen Positionen gegen dieses Problem ankämpfen und selbst mit den verschiedensten Herausforderungen konfrontiert werden, unter anderem auch mit Vertuschungsaktionen der Hafenbehörde. Jede Figur bekommt dabei äußerst heroische Szenen, die fast schon typisch für die Trash-Katastrophe sind und die Menschen damit als Helden eines Landes zeigt.
Flut von SFX
Eingearbeitet wurden natürlich auch sehr viele Spezial-Effekte insbesondere bei Explosionen und natürlich den Bränden selbst. Während diese im Trailer noch richtig gut aussehen, reichte offenbar das Budget nicht so ganz aus, die Effekte auch für den Film zu perfektionieren und so entstehen doch recht viele Momente, die im Auge fast schon weh tun bezüglich der schlechten Umsetzung. Nichts desto trotz hatten die SFX-Produzenten auch eine Heidenarbeit vor sich und verdienen sich trotzdem ein Lob für ihre aufwendige Visualisierung.
The Bravest – Kampf den Flammen ©2020 Capelight Pictures
Ist es nun der chinesische Leichtsinn beim Drehbuch schreiben die diversen Handlungen zu überdramatisieren oder ist es tatsächlich so geschehen (wohl kaum vorstellbar), aber viele Abschnitte aus THE BRAVEST – KAMPF DEN FLAMMEN würden doch deutlich überinszeniert und – um es mal mit klaren Worten zu sagen – etwas zu doll auf die Kacke gehauen. Mal ehrlich: Zwei Feuerwehrmänner müssen mehrere Pipelinezuflüsse schließen, um eine größere Katastrophe zu stoppen. Dies gelingt anfangs noch automatisch, doch als sie manuell diese schließen müssen, steht Ihnen die Aufgabe bevor vier Ventile zu schließen, die jeweils mehrere Tausend Umdrehungen benötigen, mitten in den Flammen sind und als Metallräder demnach auch kochend heiß? Das klingt doch schon sehr fiktiv!
Trash mit neuen Aussichten
Abgesehen davon gibt es jedoch vor allem zu Beginn und zum Ende des Films tolle Momente in denen die Auswirkungen auf die Umgebung, insbesondere das Familienleben der heldenhaften Männer gezeigt werden. Patriotismus nimmt hier einen großen Stellenwert ein, was wohl auch ein Grund dafür ist, dass dieses Werk eines von sieben war, dass beim 70. Jubiläum der Gründung der Volksrepublik China gezeigt wurde und dort Premiere feierte. Als Trashfilm somit ein rundes und sehr eindrucksvolles Stück chinesischer Filmkunst, das sowohl Unterhaltung bietet als auch grenzenlose Action.
The Bravest – Kampf den Flammen ©2020 Capelight Pictures
Nun jedoch ergibt sich aus der Recherche, die ich euch anfänglich präsentieren konnte, ein komplett neues Bild dieses Films. Zwar bleiben die Spezialeffekte teilweise unansehbar und auch die Handlung gefüllt von eher unsinnigen Darstellungen, doch hätte ich nie gedacht, dass dieses Werk tatsächlich auf einer realen Geschichte beruht in dem unzählige Helfer eine eben solche Schlacht gegen eine Naturgewalt geschlagen haben, die seinen Ursprung im menschlichen Fehlverhalten hatte. Somit muss THE BRAVEST – KAMPF DEN FLAMMEN ja fast schon als historisch wertvolles Werk angesehen werden, welches versucht in umfassenden Visualisierungen das Ausmaß dieser Katastrophe einzufangen und auf verschiedenen Ebenen der Erzählform dem Zuschauer zu vermitteln.
Schade ist es, dass ich dies erst so spät erfahren habe, denn sonst hätte sich sicher ein gänzlich anderes Bild der Ereignisse in meinem Kopf festgesetzt, doch auch abgesehen des realen Hintergrunds will ich das Werk als durchaus gut guckbar einstufen – was im Normalfall eine 6-er Bewertung nach sich ziehen würde – und sogar noch eine kleine Schippe drauf legen, weshalb ich zu meiner finalen Einschätzung (siehe oben) gelange.
Asiatischer Trash-Katastrophenfilm – das kann ja nur funktionieren. In diesem Film beweisen die Chinesen wieder mal ihr außergewöhnliches Talent inhaltliche Darstellungen wirklich ernst zu nehmen und dabei so maßlos auf den Putz zu hauen, dass selbst ein Michael Bay der Mund offen stehen bleiben würde bei der Menge an Explosionen. Gleichzeitig zeigt sich hier ein heroisches, patriotisches Werk, dass vor allem zu Beginn und Ende kein bisschen an Emotionalität einbüßt, während im Mittelteil im übertragenen Sinne ein Loblied auf die Arbeit der Feuerwehrbrigaden gesungen wird. Visuell und inhaltlich entstehen dabei durchaus einige Schwächen, die jedoch an Hand der beispiellosen Heldenhaftigkeit deutlich an Bedeutung verlieren. Zu guter Letzt muss erwähnt werden, dass es sich wieder erwarten hierbei um einen Film basierend auf wahren Ereignissen handelt. Schade, dass dies nicht so recht aus dem Werk selbst herauskommt.
The Bravest – Kampf den Flammen ©2020 Capelight Pictures
