Kinostart: 27.02.2020
Länge: ca. 113 Minuten
Produktionsland: USA
Regie: Guy Ritchie
Schauspieler:innen: Matthew McConaughey | Hugh Grant | Charlie Hunnam
Genre: Krimi | Action
Verleih: Leonine
Abspannszenen: 1
Guy Ritchie! – Mehr muss man wohl kaum über dieses Werk sagen?
Sollte es tatsächlich Menschen geben, die diesen Regisseur und seine Werke nicht kennen, ist es wohl am wichtigsten anzumerken, dass er eine recht ausgefallene Art hat Filme zu produzieren. Umfassende und perfekt ausgefeilte Dialoge gehören ebenso zu seinem Repertoire, wie die Fähigkeit die unterschiedlichsten Elemente zu kombinieren und zu einer harmonischen Komposition zu vereinen. Dieses Talent zeigt er in all seinen Filmen, zu denen unter anderem BUBE DAME KÖNIG GRAS, ROCKNROLLA, SHERLOCK HOLMES, KING ARTHUR: LEGEND OF THE SWORD und zuletzt ALLADIN gehören. Vor allem mit letzterem erreicht er einen riesigen Erfolg, denn die Neuauflage des Disney-Märchens spülte über eine Milliarde US-Dollar in die Kassen.
Das Starensemble um Guy Ritchie
Er hat zudem ein Talent große und namhafte Schauspieler in seinen Filmen unterzubringen und zu vereinen. Dies gelingt ihm diesmal sogar noch mehr als je zuvor. Mit Matthew McConaughey und Hugh Grant wurden zwei Altmeister des disparaten Kinos gecastet. Beide hüpfen in ihren langen Filmkarrieren von Genre zu Genre und schaffen es stets die Menschen zu begeistern. McConaughey hatte einen seiner größten Auftritte in Christopher Nolans INTERSTELLAR und ließ noch kurze Zeit vorher in MAGIC MIKE die Puppen tanzen. Währenddessen treibt sich Hugh Grant mit BRIDGET JONES – SCHOKOLADE ZUM FRÜHSTÜCK in der eher seichteren Liebeskomödien-Sparte herum, um daraufhin als Bösewicht die Welt eines kleinen sprechenden Bären auf den Kopf zu stellen.
Nachdem sich Guy Ritchie nun also dem Familienfilm von Disney widmete, kehrt er nun wieder zu seinem früheren Stil zurück, den Matthew McConaughey vor allem mit „spezieller Ausdrucksweise, Schlagkraft, Humor, Taschenspielertricks, sich auf keinen Fall unterkriegen lassen und echten Herausforderungen“ beschreibt. Doch ursprünglich sollte aus dem über zehn Jahre alten Skript gar kein Film werden. Ritchie und Atkinson wollten daraus eigentlich eine Serie produzieren, haben sich jedoch dann umentschieden.
Das Ende einer Ära
Es kommt einmal die Zeit, wo jeder sich von seinem Job zurückziehen und etwas kürzertreten will. Mickey Pearson hat genau diesen Punkt erreicht und zieht sich als großer Drogenboss aus dem Geschäft zurück und sucht nach einem würdigen Nachfolger. Viel mehr noch will er sein ganzes Geschäft verkaufen, um sich mit dem Geld einen schönen Lebensabend zu gestalten. Dieses Angebot ruft Matthew Berger auf den Plan. Der Milliardär ist durchaus interessiert, traut jedoch diesem verlockenden Handel nicht. Zudem bekommen auch viele Kleinganoven von diesem Plan wind und sind bestrebt selbst etwas von diesem Imperium abzubekommen. Ein Kleinkrieg der Gangs ist die Folge und Mickeys Ausstieg gestaltet sich deutlich schwieriger als gedacht. Wird er sein Ziel unter diesen Umständen erreichen?
Mit THE GENTLEMEN schafft Guy Ritchie es wieder einmal die Fans des modernen Mafia-Krimis in die Kinos zu locken. Mit einer riesigen Diskrepanz zwischen rasantem, ereignisreichen und gemächlich spannungsaufbauenden Erzählverlauf ist das Publikum in kürzester Zeit mitten in der Handlung wiederzufinden. Dieser Unterschied entsteht dadurch, dass es sich um zwei verschiedene Zeitebenen handelt, in den die Geschehnisse ablaufen, schlussendlich jedoch zu einem gemeinsamen Erzählstrang verschmelzen.
Die Verschachtelung von Handlungssträngen
Der erste, allumfassende Storypart wird von Charlie Hunnam und Hugh Grant dominiert und in einem schier unendlichen Dialog mit scharf ausformulierten Gesprächen als Rahmengeschichte für die restlichen Geschehnisse genommen. Die zweite Handlungsebene erzählt die eigentlich wesentliche Geschichte von Matthew McConaughey und seinem Drogenimperium. Dies geschieht teilweise recht verwirrend, weshalb es manchmal recht schwer ist den Ereignissen genaustens zu folgen. Diese Verwirrungen stammen aus der willkürlichen Zusammenwürfelung der verschiedenen Zeiten, die nur selten einem sichtbaren Muster folgen.
Dazu kommt, dass die vielen Dialogszenen THE GENTLEMEN etwas eintönig wirken lassen und daher teilweise in ein ziemlich innovativloses Licht stellen. Trotz das diese hervorragend ausformuliert sind und eigentlich auf den Punkt sitzen, schleicht sich stückweise Langeweile in die Konversationen ein. Auch Henry Golding war wohl nicht gerade die Bestbesetzung. Nachdem dieser zuletzt in LAST CHRISTMAS schon durch alle Kritiken gefallen ist, ist auch jetzt absolut keine Steigerung erkennbar. Glücklicherweise ist dies nur einer von vielen Stars.
Die anderen Darsteller schaffen es alle durchweg zu überzeugen. Allen voran Hugh Grant, Charlie Hunnam und Colin Farrell. Sobald diese im Bilde sind, macht der Film richtig Spaß. Getreu diesem Motto setzt sich das Werk aus vielen wirklich starken einzelnen Szenen zusammen – ein gemeinsames BBQ, die Synchronisation eines kurzen Videos sowie ein Toter im Flur. Doch machen ein paar starke Szenen noch keinen guten Film, was THE GENTLEMEN deutlich beweist. Denn die Gesamtheit aller Auftritte wirkt doch etwas verschroben und nicht so recht stimmig.
Für alle Fans Ritchies ein Muss, doch auch etwas zäh
Doch wie ist nun Guy Ritchies neuester Film einzuordnen? Fans des Regisseurs werden sicherlich bestens befriedigt, denn zu großen Teilen kehrt dieser zu alt bekannten Stilmitteln zurück. Irgendwie schafft es aber das Werk nicht so recht zu zünden. Es gibt tolle Dialoge, tolle Bilder, wunderbar anzusehende Sets, hervorragende Darsteller sowie einige recht nette Wendungen, doch das letzte Quäntchen fehlt einfach. Vielleicht wollte Guy Ritchie einfach zu viel und hat den Film etwas überinszeniert. Laut Aussage der Darsteller hat er wohl bis zuletzt immer wieder an dem Drehbuch rumgefeilt und Änderungen vorgenommen, um THE GENTLEMEN noch weiter zu perfektionieren und es wirkt ein wenig, als wäre genau dies nun dem Streifen zum Verhängnis geworden.
Ein namhafter Cast, ein gefeierter Regisseur und eine äußerst spannende Drogengeschichte sind eigentlich beste Voraussetzungen für einen spitzenmäßigen Film. Doch THE GENTLEMEN kann trotz all dieser Elemente nicht sein ganzes Potential abrufen. Es gibt viele einzelne herausragend inszenierte Momente, die dem Zuschauer ein Lächeln auf das Gesicht treiben, doch schaffen sie es nicht im Gesamtkonzept zu harmonieren. Daher kommt teilweise doch mehr Langeweile auf, als man sich es erhofft hat und die spannenden Wendungen und das unterhaltsame Ende gleichen nicht so ganz die entstandenen Verwirrungen der verschiedenen Zeitebenen aus. Nun ja, insgesamt also ein spannender Actionkrimi, der leider doch etwas größere Lücken aufweist und daher nicht so ganz zu überzeugen weiß.