Originaltitel: The Harder They Fall
Kinostart: 03.11.2021
Länge: ca. 137 Minuten
Produktionsland: USA
Regie: Jeymes Samuel
Schauspieler:innen: Jonathan Majors | Idris Elba | Zazie Beetz
Genre: Western
Verleih: Netflix
Das Westerngenre ist aus der Welt des Films nicht wegzudenken. Ihre Blütezeit hatten die schweigsamen Helden des Wilden Westens allerdings in den 1960er Jahren. Damals gab es Schauspieler wie John Wayne, oder Clint Eastwood, die dabei waren das neue Land zu erkunden und dabei regelmäßig in Konflikt mit Ureinwohnern oder Banditen geraten sind. Nach dieser Zeit ist der klassische Westernstreifen langsam aus den Kinos verschwunden und die Zuschauer*innen haben sich für andere Genres interessiert. Allerdings ist der Western genauso zäh wie seine Helden und bis heute erscheinen immer wieder neue Filme, die frischen Wind in die Welt der Cowboys bringen wollen. Einer der Regisseure, der in den letzten Jahren seine Liebe für das Genre bewiesen hat ist Quentin Tarantino. Mit THE HATEFUL EIGHT und DJANGO UNCHAINED hat er gleich zwei Westernfilme ins Kino gebracht und in ONCE UPON A TIME IN … IN HOLLYWOOD einen alternden Westernhelden ins Zentrum des Geschehens gestellt.
Nun ist mit THE HARDER THEY FALL ein neuer Western auf der Streamingplattform Netflix erschienen. Das besondere an diesem Film, wir sehen hier keinen weißen Helden, der den Tag rettet, sondern alle Hauptrollen werden von People of Colour verkörpert. Außerdem sehen wir eine fiktionalisierte Geschichte über reale historische Figuren. Die Hauptfigur Nat Love wird verkörpert von Jonathan Majors. Love hat von 1854 bis 1921 in den USA gelebt, er wurde geboren als Sohn eines Sklaven, hat aber selbst später in Freiheit gelebt und gilt als einer der bekanntesten Cowboys der amerikanischen Geschichte. Ihm gegenüber steht Rufus Buck, der im Film von Idris Elba verkörpert wird. Buck war der Anführer einer Gruppe Banditen, die mehrere Raubzüge durchgeführt haben. Weitere Rollen im Film werden von Zazie Beetz, Lakeith Stanfield, Regina King und Delroy Lindo verkörpert. Regie geführt hat Jeymes Samuel, der neben seiner Arbeit als Filmschaffender auch Musikproduzent ist. Bei THE HARDER THEY FALL handelt es sich um seinen ersten Spielfilm.
Darum geht es…
Der zehnjährige Nat Love (Jonathan Majors) sitzt zusammen mit seinen Eltern beim Abendbrot. Er führt ein ruhiges und geordnetes Leben, seine Eltern sind zwar nicht reich, aber sein Vater arbeitet als Priester, wodurch sich die kleine Familie zumindest keine Sorgen machen muss, bis es unerwartet an der Tür klopft. Vor der Tür stehen einige Männer, die scheinbar Nats Vater kennen und eine offene Rechnung mit ihm haben, sie bedrohen ihn mit ihren Revolvern und erschießen schließlich Nats Eltern, verschonen aber den kleinen Jungen. Stattdessen hinterlässt der Anführer der Bande eine Narbe auf der Stirn von Nat, ein Kreuz, das ihn jederzeit an diesen schrecklichen Abend erinnern soll. Nat schwört Rache und verbringt die nächsten zwanzig Jahre damit herauszufinden, wer die Männer waren, die seine Eltern brutal getötet haben und schaltet einen nach dem anderen aus. Nur den Anführer der Bande hat er bisher nicht zu fassen bekommen. Rufus Buck (Idris Elba) verbüßt gerade eine Haftstrafe. Bei einer Überführung von einem Gefängnis in ein anderes wird er jedoch von den übrigen Ganoven seiner Bande befreit und Nat wittert seine Chance. Er mobilisiert seine alten Bekannten und gemeinsam machen sie sich auf die Jagd nach Rufus Buck.
Rezension
THE HARDER THEY FALL ist ein waschechter Western, der viele Elemente des Genres in sich vereint. Wir begleiten geheimnisvolle Charaktere, die eine blutige Agenda verfolgen. Sie geraten regelmäßig in Konflikt mit dem Gesetz und anderen Gesetzlosen, was in der Regel mit dem Revolver geklärt wird. Darüber hinaus sehen wir die weiten Landschaften der USA, die unberührte Wildnis, und erste Siedlungen, in deren Zentrum meistens ein Saloon steht. Klingt alles erstmal wie die gewohnte Westernkost, warum sollte man sich also ausgerechnet diesen Film anschauen? Ganz einfach: THE HARDER THEY FALL macht einiges anders als andere Vertreter des Genres. Zum einen wären da die Hauptfiguren. Wenn man an Western denkt, kommen einem wahrscheinlich erstmal Schauspieler wie John Wayne, oder Clint Eastwood in den Sinn. Alle Hauptfiguren in THE HARDER THEY FALL werden allerdings von People of Colour verkörpert. Der Film legt hier bewusst den Fokus auf diese Menschen und die Kämpfe, die sie bis heute auszutragen haben.
Um der vielfältigen schwarzen Kultur zu huldigen, hat Regisseur Jeymes Samuel einige inszenatorische Kniffe eingebaut. Was als erstes auffällt ist die Filmmusik, wir hören nicht die üblichen Klänge eines Ennio Morricone, sondern Reggae – und Hip-Hop-Songs. Erstmal wirkt dies wie ein Stilbruch, doch die Musikstücke sind geschickt und vor allem sinnvoll in die Handlung eingewoben. Der Regisseur hat seine Erfahrungen beispielsweise bei dem Jay-Z (der hier übrigens Produzent ist) Kurzfilm LEGACY gesammelt und ist selbst Musikproduzent. Durch die Liebe zur Musik ist hier ein sehr rhythmischer Film entstanden. Besonders in den Schusswechseln wurde viel zur Musik geschnitten, sodass sich die einzelnen Explosionen wie Percussions in den Song einfügen. Auch optisch hebt der Regisseur die kulturelle Vielfalt der People of Colour hervor. In einer Szene reitet Nat Love in eine „weiße Stadt“, überraschenderweise sind tatsächlich sämtliche Fassaden der Häuser weiß gestrichen und die Stadt wirkt steril. Sobald man sich wieder in einer „schwarzen Stadt“ befindet, sehen wir bunte Fassaden und vielfältige Kostüme. Uns wird vor Augen geführt, was für eine Vielfalt People of Colour in die USA gebracht haben.
Revengewestern mit Schauspielglanz
Neben der großartigen Inszenierung, sind in THE HARDER THEY FALL einige der vielversprechendsten Schauspieler*innen Hollywoods besetzt. Allen voran der Hauptdarsteller Jonathan Majors. Kürzlich konnte man ihn noch in den Serien LOKI oder LOVECRAFT COUNTY sehen und sehr wahrscheinlich wird er sich zu einem der größten Stars Hollywoods entwickeln, da er in ANTMAN AND THE WASP: QUANTUMANIA, den großen Schurken Kang spielen wird, sehr wahrscheinlich wird das aber nicht der letzte Auftritt in dieser Rolle bleiben. Majors bekommt diese großen Rollen nicht umsonst, er ist ein großartiger Schauspieler, der sämtliche Facetten seines Handwerks beherrscht. Er macht aus Nat Love keinen stoischen Revolverhelden, sondern eine Figur, die hin- und hergerissen ist und sich ständig selbst hinterfragt. Durch sein Trauma ist er innerlich zerrissen, er will selbst kein Bandit sein, hat diesen Weg aber trotzdem eingeschlagen, um sich an Buck zu Rächen. Man spürt den Selbstzweifel der Figur, der sich unter der selbstbewussten Fassade verbirgt. Sobald er zu sehen ist, stielt er die Show. Das bedeutet allerdings nicht, dass die anderen Schauspieler*innen einen schlechten Job machen. Sämtliche Rollen sind super besetzt und alle gehen in ihren Rollen auf.
Leichte Abstriche muss man allerdings bei der Handlung machen. So spektakulär THE HARDER THEY FALL inszeniert ist und so großartig er besetzt ist, so durchschnittlich ist doch die Handlung. Wir sehen eine klassische Rachegeschichte, wie man sie schon häufig gesehen hat. Unsere Hauptfigur stellt sich dafür ein Team aus seinen alten Bekannten zusammen und gemeinsam machen sie sich auf die Jagd. Der Film macht hier alles richtig und es macht Freude die Figuren zu begleiten, bei der Geschichte darf man hier keine Innovationen erwarten.
Fazit
Wer Lust auf einen guten und vor allem besonderen Western hat, ist bei THE HARDER THEY FALL an der richtigen Adresse. Man darf hier keine neuartige Story erwarten, trotzdem besticht der Film mit seinem herausragenden Cast und seiner besonderen Inszenierung. Regisseur Jeymes Samuel hat einen Film geschaffen, der gleichzeitig eine Verneigung vor dem Westerngenre ist, auf der anderen Seite aber genug eigene Impulse mitbringt, um etwas neues ins Genre zu bringen. Der perfekte Film für ein kühles Herbstwochenende.
Bei THE HARDER THEY FALL handelt es sich um einen neuen Westernfilm, der von dem Streaminganbieter Netflix veröffentlicht wurde. Das besondere an dem Film, alle Hauptrollen werden von People of Colour verkörpert, Weiße spielen für die Handlung nur eine untergeordnete Rolle. Damit bringt Regisseur Jeymes Samuel neue Impulse in ein Genre, dass vorrangig von stoischen weißen Helden beherrscht wurde. Der Film erzählt eine klassische Rachegeschichte. Als Kind verliert Nat Love (Jonathan Majors) seine Eltern. Sie werden von dem Banditen Rufus Buck (Idris Elba) umgebracht und Nat schwört Rache. Zwanzig Jahre ist er mit der Suche nach Buck beschäftigt, bis er ihn endlich findet.
So bekommen wir eine typische Westernhandlung geboten, die einige neue Impulse ins Genre bringt. Jeymes Samuel war vorher hauptsächlich als Musikproduzent tätig und hat den Kurzfilm LEGACY für Jay-Z inszeniert, sodass auch in diesem Film die Musik eine große Rolle spielt. Viele Szenen sind im Rhythmus der Musik geschnitten, sodass sich die Umgebungsgeräusche in die Songs einfügen. Darüber hinaus hat der Film einige der vielversprechendsten Schauspieler*innen Hollywoods zu bieten. Neben einem großartigen Jonathan Majors und einem bedrohlichen Idris Elba sehen wir Zazie Beetz, Lakeith Stanfielt und Regina King. Auch wenn die Story eher durchschnittlich ist, solltet ihr diesen Film nicht verpassen.
Schauspieler:in | Rolle |
Jonathan Majors | Nat Love |
Zazie Beetz | Mary Fields |
RJ Cyler | Jim Beckworth |
Edi Gathegi | Bill Pickett |
Chase Dillon | junger Nat |
DeWanda Wise | Eleanor Love |
Julio Cesar Cedillo | Jesus Cortez |
Manny Rubio | Vater Esparza |
Damon Wayans Jr. | Monroe Grimes |
Woody McClain | Clyde Grimes |
Danielle Deadwyler | Cuffee |
Torrey B. Lawrence | Saloon Hardcase |
Araxi Lindsey | Tambourine Spieler |
Fatima Robinson | Gitarristin |
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