Rezension
Mit nostalgischen Spielereien, überzeichneten Figuren und machtvollen Gadgets grüßt ein neuer Superhelden-Kosmos. Während Marvel und DC immer öfter der Blick auf ernüchternde Einspielergebnisse ihrer Leinwandadaptionen eint, erscheint hierzulande eine weitere Heldengeschichte im Heimkino. Wer dort auf eine ausgeklügelte Wundertüte hofft, wird enttäuscht. Eine solche ist Jon McDonalds anspielungsreicher Debütfilm THE HYPERIONS nicht. Stattdessen zeigt sich eine oftmals dröge Mischung aus Persiflage und altmodischen Genrebeitrag, der Tropes des Blockbusterkinos parodiert, aber nie eine eigene Sprache oder die nötige satirische Präzision entwickelt.
Superkräfte sind den Hyperions, anders als in manchen Comic-Adapationen, nicht angeboren, sondern werden durch DNA verwandelnde Titan Badges in ausgewählten Menschen entfesselt. Ihr Beitrag zum Weltfrieden ist laut des stereotypen Professor-Vaters unbestreitbar, ihre Austauschbarkeit ist es auch. Denn sind sie ihrem Auftreten als Superhelden entwachsen, ist es Zeit für eine neue Generation. Es ist also wie in der realen Kinowelt: Superkräfte und die Helden dahinter sind beliebig vertauschbar und willkürlich, charakterlos einsetzbar geworden. Diese Selbstreflektionen und Dekonstruktionen selten vertiefend, versandet der altmodisch kostümierte Streifen in einer Geschichte, die in Sachen Abziehbilder-Figuren und oberflächlichen Entwicklungen den großen Blockbuster-Leerläufen der letzten Zeit in kaum etwas nachsteht.
Im Westen nichts Neues
THE HYPERIONS parodiert Superhelden-Klischees, wie der Film selbst von solchen lebt. Für Entwicklungen und Figuren außerhalb matter Parodien reicht es nicht, mit Bild- und Toneffekten aber zu muffigen Retro-Charme. Die wenigen Momente, welche ernste Auseinandersetzungen durchscheinen lassen, gehen nicht zuletzt durch die überzeichnete Darstellung der real gewordenen Cartoon-Charaktere wieder verloren und verpassen es wiederholt, den Kern des Genres aufzubrechen. Entlarvende Metadiskussionen sind in der aufdringlichen Inszenierung ebenso lose, wenn nicht sogar unerwünscht wie ernstzunehmende Figuren- und Konfliktzeichnungen oder strukturelle und erzählerische Ausbrüche aus Genrekonventionen. Diese werden von den oberflächlichen niemals schlagkräftigen Humoreinlagen und Überspitzungen manifestiert, ohne Elemente des Genres hinreichend zu sezieren.
Eine Familiengeschichte allein, die mittels langgezogener Exposition Teile von Origin- und Legacy-Story miteinander verbindet, trägt jedenfalls kaum durch die für Superhelden-Verfilmungen beinah zum Novum gewordenen actionarmen anderthalb Stunden. Amüsante Einfälle dienen allenfalls zu einer Handvoll Sketche, als Ganzes aber kaum zu einem stringenten Spielfilm. Es scheint, als wolle THE HYPERIONS, weil der Film am Genre selbst Gefallen gefunden hat, jenes nicht zu sehr auf den Kopf stellen. Das wiederum ist anderen Genrebeiträgen der letzten Jahre gelungen, die dabei aufregendere, blutigere, vor allem aber bissigere Spuren hinterlassen haben.
Fazit
THE HYPERIONS bietet eine seichte Retro-Superhelden-Show, die weder als Parodie noch als altmodischer Genrebeitrag wirklich überraschend, entlarvend oder durchweg reizvoll ist.
Wie hat Dir der Film gefallen?
Originaltitel | The Hyperions |
Kinostart | 24.11.2022 |
Länge: | 96 minuten |
Produktionsland | United States of America |
Genre: | Action |
Regie | Jon McDonald |
Cast | Cary Elwes, Penelope Mitchell, Elaine Tan, Alphonso McAuley, Tanner Buchanan, Sal Lopez, Andrew Patrick Ralston, Annie Korzen, Jan Munroe, Indi Star |
Wie hat Dir der Film gefallen?
Hinterlasse einen Kommentar