In den arktischen Regionen der Erde sind sie nicht unüblich, die Eisstraßen. Wenn in den Wintermonaten eine dicke Eisschicht auf den einheimischen Gewässern entsteht, werden die Seen und Flüsse zu Straßen umfunktioniert. Diese Eisstraßen ermöglichen LKW-Fahrer*innen im Winter kürzere Wege zu nehmen und so Zeit und Geld zu sparen. Trotz der Zeitersparnis sind die Eisstraßen doch immer mit einem gewissen Risiko verbunden, beim Transport muss ganz genau auf das Gewicht der Ladung geachtet werden, damit die Straße nicht unter der Last zusammenbricht und der Fahrer mit seinem Sattelzug in den Tiefen des Eiswassers versinkt. Gerade in den letzten Jahren werden die Eisstraßen immer gefährlicher, da die Eisschicht durch den Klimawandel immer dünner wird. Um trotzdem eine gefährliche Fahrt über einen zugefrorenen See anzutreten, gibt es natürlich niemand besseren als Liam Neeson.
Der Schauspieler wurde 1993 das erste mal von der breiten Masse wahrgenommen, als er in Steven Spielbergs Meisterwerk SCHINDLERS LISTE den Unternehmer Oskar Schindler verkörpert hat, der Juden in seiner Firma angestellt hat, um sie vor dem Tod im Konzentrationslager zu schützen. Sechs Jahre später hat er den Jedi-Meister Qui-Gon Jinn in STAR WARS: EPISODE 1 gespielt, der seine Weisheiten an Obi-Wan Kenobi weitergegeben hat. Seit 2008 sieht man den irischen Schauspieler vor allem in Actionfilmen, in 96 HOURS musste er seine Tochter aus den Händen von Menschenhändlern befreien und seitdem wird er immer wieder für ähnliche Rollen besetzt. Er gibt den alten harten Kerl, der es mit finsteren Typen aufnehmen muss. Sobald man Neeson auf einem Filmplakat sieht, weiß man eigentlich was man bekommt, einen Film, bei dem man den Kopf ausschalten soll. Ob THE ICE ROAD wieder ein „typischer Neeson Film“ ist, erfahrt ihr in meinem Text.
Darum geht es…
In einer Diamantenmine kommt es zu einer Explosion. Die Bergarbeiter sind scheinbar auf Methan gestoßen, dass dort nicht hätte sein dürfen. Sie versuchen sich noch in Sicherheit zu bringen, schaffen es aber nicht mehr die Mine zu verlassen. Es bleiben ihnen nur knapp 72 Stunden bis der Sauerstoff ausgeht. Damit die Bergarbeiter befreit werden können, benötigt es einen speziellen Bohrkopf, der erst angeliefert werden muss. Während die Bergarbeiter in der Mine festsitzen, verliert der LKW-Fahrer Mike (Liam Neeson) gerade seinen Job. Er hat gemeinsam mit seinem Bruder Gurty (Marcus Thomas) in einer Firma gearbeitet, er als Fahrer und sein Bruder als Mechaniker. Gurty wird aber ständig von den Kollegen aufgezogen. Er hat als Soldat gedient und leidet nun an einer posttraumatischen Belastungsstörung, die dafür sorgt, dass sein Hirn Schaden davongetragen hat. Als er erneut von den anderen Truckern herumgeschubst wird, platzt Mike der Kragen und er bricht einem der Peiniger die Nase.
Da kommt es gerade gelegen, dass er vom Transporteur Goldenrod (Laurence Fishburne) angeheuert wird. Die Brüder sollen gemeinsam mit Goldenrod und der Truckerin Tantoo (Amber Midthunder) zur Mine fahren und den Bohrkopf liefern, allerdings sollen sie dazu die lange geschlossene Eisstraße nehmen, der kürzeste, aber auch der gefährlichste Weg. Eine Fahrt von drei Tagen, in denen die Fahrer*innen immer aufmerksam sein müssen.
Rezension
So viel vorweg: Liam Neeson ist wieder da und macht Liam-Neeson-Kram. Er hat erneut eine der vielen Rollen angenommen, die ihn weiter zum Klischee des alternden harten Kerls machen. Um ihn hier nicht komplett zu kritisieren, muss man sagen, dass er gewohnt überzeugend spielt. Obwohl er immer dieselben Rollen annimmt und eigentlich immer die selbe Figur in anderen Szenarien spielt, macht er es doch jedes Mal relativ überzeugend und mit einer gewissen Hingabe für seine langweiligen Figuren. Man kauft ihm die Liebe zu seinem kranken Bruder ab und die emotionale Bindung zwischen den beiden Figuren. Damit dann aber auch genug des Lobes, denn der Rest des Films ist stinkend langweilig und die Figuren sind furchtbar geschrieben. Wie in jedem Hollywood Action Film braucht es einen Schurken, um Spannung zu erzeugen, sobald uns die Figur vorgestellt wird, die sich später als Bösewicht herausstellen soll, durchschauen wir es. Das ist aber nicht nur das Problem des Schurken, alle Figuren im Film haben nur eine Charaktereigenschaft, die sie den Rest des Films definiert. THE ICE ROAD bietet keine zweite Ebene in den Figuren, keine spannenden Wendungen, alles ist so wie es auf den ersten Blick scheint.
Grundsätzlich erkennt man, wo THE ICE ROAD eigentlich hinwollte. Es scheint so, als hätte Regisseur Jonathan Hensleigh einen Film über die amerikanische Truckerromantik mit ein paar Action-Elementen inszenieren wollen. Allerdings leben viele Filme, die auf den Straßen der USA spielen, von den beeindruckenden Landschaftsaufnahmen, die die Vereinigten Staaten zu bieten haben, wenn wir dann aber Trucks sehen, die zu einem Großteil des Films über einen zugefrorenen See fahren, ist nicht mehr viel übrig von der Romantik, stattdessen sehen wir die immer gleichen langweiligen weiß-grauen Bilder. Wahrscheinlich wäre ein besserer Film entstanden, wenn man auf die Action verzichtet hätte. Die komplette Action in THE ICE ROAD wirkt völlig hanebüchen, vermutlich wegen der geringen Möglichkeiten die Trucks auf einem zugefrorenen See bieten. Dadurch passiert alles was passieren könnte, das Eis bricht, die Trucks kippen um und es wird mit der Ladung an Bord der Trucks experimentiert. Viel mehr Möglichkeiten gibt es dann nicht.
Das Eis ist gebrochen
Natürlich sind Neeson, Fishburne und Midthunder nicht wirklich über einen zugefrorenen See gefahren. Vieles von dem was man sieht ist digital entstanden. So fühlt es sich dann aber leider auch an. Gerade wenn man Explosionen, oder brechendes Eis sieht, zwei der wenigen Elemente, die für Spannung sorgen könnten, wirkt es unecht, fast wie aus einem Videospiel. Damit verliert THE ICE ROAD das letzte bisschen Fallhöhe und jegliche Spannung schwindet. Auch der Soundtrack schafft es leider nicht den Film besser zu machen, hier wurde auf sehr plakative Musikstücke gesetzt, die auch den letzten Zuschauer*innen vor Ohren führen, was gerade passiert. In dem Moment, in dem Neeson das erste Mal am Steuer seines Trucks auftaucht, hören wir im Hintergrund einen Song, der uns zu verstehen gibt „all I do is drive“ (dt. „alles was ich tue ist Fahren“).
Fazit
Liam Neesons neusten Film kann man sich auf jeden Fall sparen. Auch wenn man dem Schauspieler seine Freude am einfachen Action-Kino anmerkt, springt der Funke doch nicht über. Was man hier geboten bekommt ist ein öder Film, in einem der langweiligsten Szenarios, die man sich nur vorstellen kann. Der Film versucht krampfhaft Spannung zu erzeugen, rutscht dabei aber jedes Mal aus. Der Film sieht teilweise sehr billig aus und die Charaktere sind alle wahnsinnig eindimensional. Wenn ihr euch hier den Trailer zum Film anschaut, habt ihr das Beste eigentlich schon gesehen.
Wie hat dir der Film gefallen?
Liam Neeson ist wieder zurück und spielt einen alternden harten Kerl, der es mit fiesen Typen aufnehmen muss. Kommt euch bekannt vor? Neeson verkörpert dieses Mal einen Trucker, der gemeinsam mit seinem Bruder einen Bohrkopf zu einer eingestürzten Diamantenmine bringen muss, damit die verschütteten Bergleute befreit werden können. Allerdings fährt er dafür nicht über einen normalen Highway, sondern eine Eisstraße, also ein zugefrorener See. Nur so können die Bergleute noch rechtzeitig befreit werden. Begleitet wird er dabei von zwei weiteren Fahrer*innen und einem Mitarbeiter des Bergbauunternehmens. Viel mehr hat der Film dann auch nicht zu bieten. Statt die Trucker*innen durch die schönen Landschaften der USA fahren zu lassen, ist die Route eine gerade Strecke über einen vereisten See. Der Film verspielt dadurch seine Chance uns einen gewissen Grad an Truckerromantik zu vermitteln. Darüber hinaus haben sämtliche Charaktere nur eine Charaktereigenschaft, die sie über den Rest des Films definieren soll. Das einzig Positive an THE ICE ROAD ist die Hingabe mit der Liam Neeson seine langweilige Figur spielt.
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Originaltitel | The Ice Road |
Kinostart | 14.10.2021 |
DVD/Blu-ray – Release | 30.12.2021 |
Länge | ca. 109 Minuten |
Produktionsland | USA | Kanada |
Genre | Action | Abenteuer | Drama |
Verleih | Wild Bunch |
FSK |
Regie | Jonathan Hensleigh |
Drehbuch | Jonathan Hensleigh |
Produzierende | David Buelow | Al Corley | Jonathan Dana | Cary Davies | Connor Flanagan | Julie Golstein | Adam M. Lebovitz | John Leonetti | Monica Levinson | Eugene Musso | Lee Nelson | Myles Nestel | Keith Ray Putman | Shivani Rawat | Andrew C. Robinson | Bart Rosenblatt | David Tish | Jared Underwood | Lisa Wilson |
Musik | Max Aruj |
Kamera | Tom Stern |
Schnitt | Douglas Crise |
Besetzung | Rolle |
Liam Neeson | Mike McCann |
Marcus Thomas | Gurty McCann |
Laurence Fishburne | Jim Goldenrod |
Amber Midthunder | Tantoo |
Benjamin Walker | Tom Varnay |
Holt McCallany | Lampard |
Martin Sensmeier | Cody Mantooth |
Matt McCoy | GM George Sickle |
Matt Salinger | CEO Thomason |
Chad Bruce | Shift Super Mankins |
Adam Hurtig | Fred Ford |
Bradley Sawatzky | VP Operations Jack Tager |
Marshall Williams | Mine Safety Supervisor Tully |
Paul Essiembre | Deputy Minister O’Toole |
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