Rezension
Mitten im Nirgendwo befindet sich im wüstenhaften Arizona, genauer gesagt in Yuma County, eine Tankstelle mit einem kleinen Diner und einem unbewohnten Motel. Dieser Ort ist wortwörtlich der letzte Halt in Yuma County: Die nächste Tankstelle ist über 100 Meilen entfernt. Dort strandet eines Tages ein Messerverkäufer und kann nicht weiterfahren, da das Benzin ist leer. Nach und nach treffen weitere Charaktere ein, die sich unterschiedlicher nicht sein könnten: Ein altes Ehepaar aus Texas, ein junges Pärchen à la Bonnie und Clyde, sowie zwei kleinkriminelle Kameraden, die gerade erst eine Bank ausgeraubt haben. Blicke werden ausgetauscht und die Situation droht zu eskalieren – und zu allem Überfluss taucht dann auch noch ein Gehilfe des Sheriffs auf …
Ein klassischer Western im modernen Gewand
Wirklich dominant vertreten sind Western-Filme in der heutigen Filmbranche nicht. Sicherlich gibt es immer wieder mal prominente Gegenbeispiele, wie z.B. POWER OF THE DOG im Jahr 2020, aber die glorreichen Zeiten des Genres gelten für viele als längst vorbei. THE LAST STOP IN YUMA COUNTY scheint das nicht zu interessieren. Karge Wüstenlandschaft, brütende Hitze und eiskalte Pistolenduelle – der Film will überhaupt nichts anderes als ein klassischer Western sein. Ist er aber dennoch.
Direkt nach der Veröffentlichung des Streifens wurden bereits einige Vergleiche mit Filmemachern laut, die für ihre Westernklassiker bekannt sind. Besonders mit Werken von Quentin Tarantino oder den Coen-Brüdern sind oftmals Parallelen gezogen worden. Der isolierte, klaustrophobische Schauplatz des Geschehens; die vielen diversen Charaktere, welche alle Geheimnisse verbergen; oder die blutige Gewalt und der schwarze Humor – Ähnlichkeiten zu Tarantino sind unbestreitbar. Dennoch schafft es Drehbuchautor und Regisseur Francis Galluppi, einen ganz eigenen Film mit einer originellen Persönlichkeit zu kreieren.
Kurze Laufzeit, hohe Intensität
Vor allem die zahlreichen und plötzlichen Plot-Twists tragen zur konstanten Spannung in der Story von THE LAST STOP IN YUMA COUNTY bei. Bereits am Anfang lernen wir, dass es unweit des abgelegenen Schauplatzes einen Banküberfall gegeben haben soll. Kurz darauf stellt sich heraus, dass die Räuber auf der Flucht sind – und ihr Tank leer ist. Sie landen also im Diner, in welchem sich der allergrößte Teil des restlichen Films abspielt. Durch diese isolierte Location, gepaart mit vermeintlichen bösen Verbrechern und unschuldigen Personen, die sich nur zur falschen Zeit am falschen Ort befinden, ist eine nervenaufreibende Handlung praktisch vorprogrammiert.
Klar ist aber auch, dass die Story nicht ganz mit den Größen von Tarantino oder anderen Oldschool-Western-Legenden mithalten kann. Zu kurz ist dafür ebenso die Laufzeit des Films: mit 91 Minuten ist diese ungewöhnlich knapp bemessen. Daher gibt es wenig Zeit, sich mit den Charakteren vertraut zu machen. Was allerdings nicht unbedingt schlimm sein muss. Man wünscht sich fast, dass den Figuren etwas Schlimmes passiert – das bedeutet nämlich auch, dass noch eine zusätzliche Portion Spannung und Nervenkitzel aufkommt.
Galluppis Erfolgsrezept hinterlässt einen bleibenden Eindruck
In besonderem Maße lobenswert ist außerdem die clevere Bildgestaltung in THE LAST STOP IN YUMA COUNTY. Vornehmlich die Kameraführung und der Film-Schnitt sind herausragend und optimieren das gesamte Filmerlebnis. Die Schauspielleistungen des Ensembles sind allesamt ausgezeichnet: Primär im letzten Teil des Films, der völlig überraschend daherkommt und in einem grandiosen Finale endet, glänzt Jim Cummings in der Rolle des Messerverkäufers.
Doch Francis Galluppi kann nicht nur Aufwühlung und Hochspannung – in einigen Momenten kann man sich das Lachen aufgrund der Absurdität von bestimmten Situationen nicht verkneifen. Er schafft (fast immer) die Brücke und Balance zwischen urkomischen und dramatischen Momenten. Übrigens: Galluppi steht schon als Regisseur und Drehbuchautor von einem zukünftigen Horrorfilm im EVIL DEAD-Franchise fest. Bedenkt man die Explosivität, Brutalität und Spannungskurve in THE LAST STOP IN YUMA COUNTY, so kommen kaum Zweifel auf, dass sich dieses Erfolgsrezept nicht auch auf seinen EVIL DEAD-Film übertragen wird.
Fazit
Sieht man darüber hinweg, dass die Charaktere ungefähr zehn verschiedene Arten gehabt hätten, um ihrer Situation zu entkommen, so wird einem ein erfrischend fesselnder und lebendiger Film präsentiert. Mit einer 90-minütigen Laufzeit wirkt dieser ein wenig überstürzt, aber dafür auch nie langweilig. Der Film zeigt eindrucksvoll auf, wie übermäßige Gier oft zu einem bösen Ende führen kann. Besonders für Fans von alten Westernfilmen wird THE LAST STOP IN YUMA COUNTY ein Festmahl sein.
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Originaltitel | The Last Stop in Yuma County |
Kinostart | 10.5.2024 |
Länge: | 90 minuten |
Produktionsland | United States of America |
Genre: | Krimi | Thriller |
Regie | Francis Galluppi |
Executive Producer | Jim Cummings | James Claeys | Kyle Stroud | Brian Dahlin | Nicholas Logan | Joe Heath |
Producer | Matt O'Neill | Atif Malik | Francis Galluppi | David Guglielmo | Mazzin Chaudhari |
Kamera | Mac Fisken |
Musik | Matthew Compton |
Cast | Jim Cummings, Jocelin Donahue, Richard Brake, Nicholas Logan, Faizon Love, Michael Abbott Jr., Connor Paolo, Ryan Masson, Sierra McCormick, Gene Jones, Robin Bartlett, Jon Proudstar, Barbara Crampton, Alex Essoe, Sam Huntington, Robert Broski, Matt McVay |
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