Martial Arts Filme sind uns wahrscheinlich alle ein Begriff. Bereits in den 1960er Jahren waren die Zuschauer*innen von Kung-Fu Kämpfern wie Bruce Lee fasziniert, sodass das Genre des Kampf-Films bis heute erhalten geblieben ist. Es gibt Filme für Jung und Alt, ob wir Daniel LaRusso dabei zusehen, wie er seine Kampfkünste beim Waschen der Autos von Mister Miyagi erlernt, Jackie Chan in RUSH HOUR an der Seite von Chris Tucker gegen die chinesischen Triaden kämpft, oder es sich brutal in THE RAID durch ein Hochhaus gekämpft wird, das Martial-Arts Genre hat für alle etwas zu bieten. Dabei geht es keinesfalls nur um Kämpfe, es geht häufig um die Philosophie, die hinter den Kampfkünsten steckt. So war auch Regisseur Quoc Bao Tran ein großer Fan des Genres und wollte den Filmen seiner Jungend mit THE PAPER TIGERS Tribut zollen.
Der Weg zum fertigen Film war allerdings ein sehr steiniger. Die großen Studios waren grundsätzlich von Trans Drehbuch angetan, allerdings hat er sehr schnell zu verstehen bekommen, dass er seine Hauptfiguren durch weiße Schauspieler ersetzen solle, die Studiobosse haben ein zu großes Risiko in einem Film mit People of Colour gesehen. Sie sollen vorgeschlagen haben Bruce Willis in die Hauptrolle zu setzen, doch Tran wollte sich dem Rassismus der Studios nicht beugen und hat eine Kickstarter-Kampagne gestartet. Seine Idee hat großen Zuspruch gefunden und wurde unter anderem von einem ehemaligen Schüler Bruce Lees mit einem Betrag von 1 Mio. $ unterstützt. Es gab allerdings auch Gegenstimmen, die ein Stereotyp in dem asiatisch-stämmigen Kung Fu Kämpfer gesehen haben.
Darum geht es…
Die Paper Tigers sind eine Gruppe von drei Freunden, die seit ihren Kindheitstagen eine Leidenschaft zum Kung Fu verbindet. Mitte der 1980er haben Danny (Alain Uy), Jim (Mykel Shannon Jenkins) und Hing (Ron Yuan) ihre Ausbildung bei Sifu Cheung (Roger Yuan) begonnen und waren die besten Kämpfer der Stadt. Heute ist nicht mehr viel von den glorreichen Tagen übrig. Die drei Freunde haben sich aus den Augen verloren und führen alle ein einsames Dasein. So arbeitet Danny für eine Versicherung, durch den Fokus auf seine Arbeit ist bereits seine Ehe in die Brüche gegangen und mittlerweile entfernt sich sein Sohn immer weiter von ihm. Die drei Paper Tigers kommen wieder zusammen, als ihr Sifu tot aufgefunden wird. Sie kennen ihren Meister und spüren, dass irgendwas nicht mit rechten Dingen zugeht. So begeben sich drei gealterte Kung Fu Kämpfer auf die Suche nach dem Mörder und müssen dafür ihre Kampfkunst ein letztes Mal entfesseln.
Rezension
THE PAPER TIGERS ist ein Film, dem man seine Liebe zum Genre mit jeder Faser anmerkt, das ist auf der einen Seite die große Stärke des Films, sorgt gleichzeitig aber auch für die schwächeren Momente. Der Film ist voller Schauspieler*innen, die entweder ausgebildete Stuntleute oder Kämpfer sind, so kommt es über die ganze Handlung immer wieder zu sehr dynamischen Kämpfen, die sich gerade dadurch auszeichnen, dass man den Figuren den Schmerz anmerkt. Es gibt hier keine übermächtigen Superhelden, ein gezielt platzierter Schlag tut eben weh. Regisseur Tran setzt dabei auf eine ähnliche Technik, wie Jackie Chan es in seinen Filmen macht. Durch das Alter und das vernachlässigte Training der Hauptfiguren wurden eher humorvolle, als spannende Kämpfe inszeniert. Dabei gerät man immer wieder ins Staunen, wenn ein junger Kämpfer beispielsweise einen Salto aus dem Stand macht.
Rein handwerklich handelt es sich ebenso um einen großartig umgesetzten Film, wenn man sich das geringe Budget von 4 Mio. US-Dollar vor Augen führt, ist es erstaunlich, was Tran aus seinen Mitteln rausgeholt hat. Die Kamerafahrten sind dynamisch, die Kämpfe haben Energie und gerade der Sound ist beeindruckend. So wurde darauf geachtet unterschiedlich starken Tritten und Schlägen auch unterschiedliche Sounds zu geben. So merken wir sofort, bei wem es sich um eine ernstzunehmende Gefahr für unsere drei gealterten Helden handelt und wer sich nur groß aufspielt.
Zu viel Martial Arts?
Obwohl die Kämpfe und deren Inszenierung dem geneigten Genre Fan große Freude bereiten, geht dem Film auf Seite der Geschichte sehr schnell die Luft aus. Es stellt keine große Herausforderung dar den Mörder ihres Meisters zu finden, der Rest der Zeit wird mit teilweise unnötigen Kampfsequenzen aufgeblasen, sodass der Film eine stolze Laufzeit von 148 Minuten mitbringt. Was wir hier sehen, ist vermutlich die Vision des Regisseurs, es hätte dem Film doch nicht geschadet, wenn man auf etwas Füllmaterial verzichtet hätte und sich auf die wesentlichen Dinge zu konzentrieren. Leider gelingt es Tran auch nicht wirklich sich auf seine Charaktere zu fokussieren, die einzige Figur, die etwas Fleisch bekommt, ist Danny, seine beiden Mitstreiter sind allerdings blasses Beiwerk, das auch durch jede andere Figur ersetzt werden könnte. So hätte man im Film gegebenenfalls einen von Dannys Freunden durch eine Frau ersetzten können, denn neben der mürrischen Ex-Frau gibt es im Film keine nennenswerte weibliche Figur.
Unter der Oberfläche ist THE PAPER TIGERS ein Film, der sich mit dem Älterwerden auseinandersetzt, wir beobachten drei Männer, die sich in ihrer Midlife-Crisis befinden und es nun noch einmal wissen wollen. Leider ist der Film etwas zu platt, um uns eine tiefergehende Botschaft mitzugeben, alles was anfangs aufgebaut wird, verpufft leider zum Ende.
Fazit
Obwohl ich in den letzten Absätzen einiges an THE PAPER TIGERS auszusetzen hatte, überwiegen doch zu einem großen Teil die positiven Aspekte des Films. Es handelt sich um eine sehr respektvolle und spaßige Hommage an die Martial Arts Filme der letzten Jahrzehnte, eine Verneigung vor Kung Fu Stars wie Jackie Chan und Bruce Lee. Man darf hier keine tiefgreifende Charakterstudie erwarten, wenn man allerdings knapp zwei Stunden aus dem Alltag fliehen und einen warmherzigen Film sehen möchte, kann man diesem kleinen Film eine Chance geben.
Wie hat dir der Film gefallen?
Mitte der 1980er haben Danny (Alain Uy), Jim (Mykel Shannon Jenkins) und Hing (Ron Yuan) ihre Ausbildung bei Sifu Cheung (Roger Yuan) begonnen und waren die besten Kämpfer der Stadt. Mittlerweile haben sie sich aus den Augen verloren und kommen zusammen, weil ihr Meister gestorben ist. Irgendetwas scheint faul am Tod ihres Sifus zu sein und so beginnen die drei zu ermitteln.
THE PAPER TIGERS ist ein Low-Budget Martial Arts Film, dem man sein geringes Budget zu keiner Zeit anmerkt. Regisseur Quoc Bao Tran hatte die Vision eine Hommage an die Filme seiner Jugend zu drehen und hat durch Kickstarter und weitere Spenden so viel Geld zusammenbekommen, um einen warmherzigen kleinen Film zu drehen. Der Film legt den Fokus ganz klar auf die Kampfsequenzen, die durch den geschickten Einsatz von Kamera und Sound eine ganz besondere Dynamik bekommen. Dabei wirken die Kämpfe teilweise wie in Jackie Chans Filmen und erzeugen dadurch einen ganz besonderen Humor. Leider geht dem Film auf Seite der Handlung etwas die Luft aus. Danny ist die einzige Figur, bei der wir etwas über das Privatleben erfahren, ansonsten bleiben alle anderen Figuren blass. Insbesondere Frauen sind in THE PAPER TIGERS sehr unterrepräsentiert und dienen höchstens als Stichwortgeberinnen. Trotzdem handelt es sich bei THE PAPER TIGERS um einen leichtfüßigen kleinen Martial Arts Film, der gerade Genre-Fans gefallen wird.
Wie hat dir der Film gefallen?
Originaltitel | The Paper Tigers |
DVD/Blu-ray – Release | 25.03.2022 |
Länge | ca. 108 Minuten |
Produktionsland | USA |
Genre | Action | Komödie |
Verleih | capelight pictures |
FSK |
Regie | Quoc Bao Tran |
Drehbuch | Quoc Bao Tran |
Produzierende | Quoc Bao Tran | Todd Brown | Gildas Cheung | Al’n Duong | Eliza Flug | Dan Gildark | Andrew Jiang | Collin Manaois | Andrew Nevils | Yuji Okumoto | Christine Lee Risinger | Nick Risinger | Ninnette Robare | Hieu Tran | Mark Tran | Arsenio Valdez Jr. | Michael Velasquez | Jennifer Wang | Kevin Woo | Derek Xu | Ann Yu | Ron Yuan | Jp Zarate |
Musik | Daniel L. K. Caldwell |
Kamera | Shaun Mayor |
Schnitt | Kris Kristensen |
Besetzung | Rolle |
Yuji Okumoto | Wing |
Alain Uy | Danny |
Ron Yuan | Hing |
Andy Le | Fu |
Jae Suh Park | Caryn |
Mykel Shannon Jenkins | Jim |
Matthew Page | Carter |
Yushi Sudarso | junger Danny |
Roger Yuan | Sifu Cheung |
Peter Adrian Sudarso | junger Hing |
Brian Le | Boi |
Ken Quitugua | Zhen Fan |
Gui DaSilva-Greene | junger Jim |
Raymond Ma | Sifu Wong |
Wie hat dir der Film gefallen?
Hinterlasse einen Kommentar