Review Fakten + Credits


Review

Eigentlich bin ich alles andere als ein Fan des MCU, doch nach CAPTAIN AMERICA: BRAVE NEW WORLD hatte ich das Bedürfnis, die wichtigsten Filme nochmals zu schauen und bin besonders an THE RETURN OF THE FIRST AVENGER hängen geblieben. Dieser hat im O-Ton den besseren Titel CAPTAIN AMERICA: THE WINTER SOLDIER, spielt zur Phase Zwei und ist der neunte Film des Marvel Cinematic Universe. Zeitgleich ist es der Beginn der Karriere von Anthony und Joe Russo als Regisseure im Franchise und wird heutzutage für seine Bodenständigkeit geschätzt.

Denn THE RETURN OF THE FIRST AVENGER erwähnt zwar am Rande Tony Stark (Robert Downey Jr.), präsentiert Senator Stern (Garry Shandling) aus IRON MAN 2 und thematisiert Shield sowie Captain Americas (Chris Evans) alten Widersacher Hydra, ist aber abseits davon und einiger futuristischer Gadgets losgelöst von übermächtigen Superhelden, Göttern oder außerirdischen Bedrohungen. Das Publikum hat zudem immer wieder das Gefühl, dass es sich um einen MISSION-IMPOSSIBLE-Versuch der Russo Brüder handelt.

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Hollywood Spionage und politische Kritik at it’s best

Für dieses Gefühl sorgen diverse Faktoren, die essentiell für das MI-Franchise sind und sich in etlichen Filmen der Reihe wiederfinden. Es geht um Intrigen, die Unterwanderung von Staatsdiensten bis in die höchsten Ebenen, das gezielte Schüren von Angst, damit Bürger ihre Freiheit freiwillig gegen vermeintliche Sicherheit aufgeben, einen KI-Algorithmus, der potentielle Bedrohungen ausfindig machen und eliminieren soll, sowie eine Organisation, die weltweite Kontrolle und eine neue Ordnung anstrebt. Da würde es wirklich nicht wunder, wenn neben Chris Evans als Steve Rogers plötzlich Ethan Hunt (Tom Cruise) auftaucht, denn immerhin kommt es in THE RETURN OF THE FIRST AVENGER zu einer obligatorischen Maskenszene der MISSION-IMPOSSIBLE-Saga

Doch diese Punkte lassen THE RETURN OF THE FIRST AVENGER nicht nur wie von MI inspiriert wirken, sie sorgen für die Konsequenz, die ein  Spionagethriller losgelöst von gottgleichen Helden im MCU braucht. Der Film schafft neue Gegner, alte und neue Verbündete und ist konsequent ernst, ohne dabei den notwendigen Humor des MCU zu verliern. Kevin Feige und die Russo-Brüder wissen, wann hier die Grenze des Machbaren erreicht ist. Es wurde perfekt abgewogen, wieviel man dem Publikum abverlangen kann, welches seichte Superheldenunterhaltung erwartet. Durch diese Konsequenz ist THE RETURN OF THE FIRST AVENGER auch elf Jahre nach Erscheinen gut gealtert, würde aber mit heutigen Release von diversen konservativen Strömungen als woke linksextreme Propaganda bezeichnet werden.

Denn die Bedrohung durch eine faschistische Organisation, die das vermeintlich sichere demokratische System unbehelligt infiltriert, die Grenzen des Machbaren in eine Extreme lenkt und mit gezielten Terrorangriffen für Unruhen sorgt ist alles andere als Fiktion des MCU. Diese Bedrohung ist elf Jahre nach THE RETURN OF THE FIRST AVENGER eine Realität, die sich in der Weltpolitik wiederfindet. Und selbst ein KI-Algorithmus, der (potentielle) Bedrohungen erkennt und ausschaltet klingt im Jahr 2025 nicht mehr wie eine futuristische Idee. Es würde die Zuschauenden nicht wundern, wenn die US-Regierung solch einen Algorithmus nächste Woche in einer Pressekonferenz als bittere Wahrheit etabliert.

Kein A24, aber immerhin…

Die schauspielerische Leistung in THE RETURN OF THE FIRST AVENGER ist unter der Berücksichtigung der Tatsache, dass es sich um einen Superheldenfilm und damit in erster Linie ein reines Unterhaltungswerk handelt, mehr als beeindruckend. Klar ist die wahre Absicht von Robert Redford als Alexander Pierce für ein geschultes Auge schnell offensichtlich, aber dennoch funktioniert dieses Schauspiel für den Film. Samuel L. Jackson bietet wahrscheinlich sogar die beste Performance als Direktor Fury. Selbiges gilt auch für Chris Evans als Captain America, der gerade im Gespann mit Scarlett Johannson Spaß macht. Es funktioniert, Charaktere haben logische Entwicklungen, die sie durchleben und stehen für sich sowie ihre Sache ein.

Einzig mit Anthony Mackies Debüt als Sam Wilson tut sich das Publikum etwas schwer. Er ist zwar keine Nullnummer oder komplett uninteressant, darf aber in THE RETURN OF THE FIRST AVENGER nicht über die Wingman-Rolle hinauswachsen. Da ist der Film zu einer Black Widow deutlich gnädiger. Selbiges gilt für Frank Grillo als Rumlow sowie Callan Mulvey als Jack Rollins, die die Köpfe des S.T.R.I.K.E-Teams von S.H.I.E.L.D. sind. Das jederzeit finstere dreinschauen der Beiden versprüht nicht den Charme eines Helden, wodurch die Entwicklungen von THE RETURN OF THE FIRST AVENGER in manchen Punkten vorhersehbar sind.

Ein abplatzender Lack

Bei all dem Lob und dem Vergleich zur MISSION-IMPOSSIBLE-Reihe muss auch Kritik ausgesprochen werden. Und entgegen vieler Erwartungen zum MCU trifft es nicht das CGI. Dieses ist zwar elf Jahre später nicht mehr das Schönste und in einigen Momenten bereits klar erkennbar, kann aber in den meisten Szenen von sich überzeugen. Vielmehr geht es um die Kämpfe, besonders im Nahkampf. Beim Kampf zwischen Captain America (Chris Evans) und dem Winter Soldier (Sebastian Stan) bleibt es vergleichsweise überschaubar, aber die restlichen Kämpfe sind von wilden Kameraschnitten und Perspektivwechseln geplagt. Bei einem Budget von 170 Millionen Dollar wär ein bisschen mehr Investition in Choreografien wünschenswert gewesen.

Fazit

THE RETURN OF THE FIRST AVENGER ist nicht nur ein solider, sondern auch guter Film, welcher sich überraschenderweise eher im Spionagegenre, als der Superheldenklopperei wiederfindet und damit eine gern gesehene sowie bodenständige Abwechslung bietet. Zudem handelt es sich um den wahrscheinlich politischsten Film des MCU, den Disney heutzutage nicht mehr so drehen würde, wenn die Zuschauenden die diversen Nachdrehs aktueller Projekte aufgrund „zu viel“ Diversität und Kritik an faschistischen Strukturen bedenken. Somit ist THE RETURN OF THE FIRST AVENGER trotz seiner eher enttäuschenden Kämpfe abseits von den zwei Kernfiguren eine klare Empfehlung und heutzutage aktueller denn je.

 

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Review Fakten + Credits


Originaltitel Captain America: The Winter Soldier
Kinostart 20.3.2014
Länge: 128 minuten
Produktionsland United States of America
Genre: Action | Abenteuer | Science Fiction
Regie Joe Russo | Anthony Russo
Executive Producer Michael Grillo | Louis D'Esposito | Alan Fine | Victoria Alonso | Stan Lee
Producer Nate Moore | Kevin Feige
Kamera Trent Opaloch
Visual Effects Peter G. Travers | Bryan Grill | Dan DeLeeuw | Russell Earl | David Casey | Alessandro Cioffi | Votch Levi | Edson Williams | Geoffrey Baumann | Florian Gellinger | Stéphan Kosinski
Musik Henry Jackman
Cast Chris Evans, Samuel L. Jackson, Scarlett Johansson, Robert Redford, Sebastian Stan, Anthony Mackie, Cobie Smulders, Frank Grillo, Maximiliano Hernández, Emily VanCamp, Hayley Atwell, Toby Jones, Stan Lee, Callan Mulvey, Jenny Agutter, Bernard White, Alan Dale, Chin Han, Garry Shandling, Georges St-Pierre

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