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The Stand: Das letzte Gefecht

The Stand: Das letzte Gefecht ©2020 Paramount Pictures

Stephen King ist einer der erfolgreichsten und bekanntesten Autoren der Gegenwart. Er gilt als ein Visionär im Bereich des Horrors und hat viele Geschichten geschaffen, die fester Bestandteil der Popkultur geworden sind. Durch King fürchten wir uns vor dem unheimlichen Clown Pennywise, der in ES sein Unwesen treibt und leiden mit der Schülerin CARRIE, die von ihren Mitschülerinnen gemobbt wird. Im Laufe der Zeit wurden immer wieder Werke des Autors verfilmt, wodurch einige der besten Filme aller Zeiten entstanden sind. Stanley Kubrick hat sich dem Roman THE SHINING genommen und einen Filmklassiker geschaffen, STAND BY ME ist einer der Filme, über die man spricht, wenn man an die 1980er denkt und die Verfilmung von DIE VERURTEILTEN aus dem Jahr 1994 befindet sich bereits seit mehreren Jahren auf Platz 1 der 250 besten Filme aller Zeiten, die von der IMDb geführt wird. In den letzten Jahren wurde mehrfach versucht an den einstigen Erfolg anzuknüpfen. Es gab Neuverfilmungen von ES und CARRIE, aber im goldenen Zeitalter der Serien kann man nun auch endlich längere Geschichten von King umsetzen.

Nun ist im Jahr 2020 eine Serienadaption zu dem 1712-seitigen Monstrum THE STAND – DAS LETZTE GEFECHT erschienen. Die Idee für eine neue Umsetzung des Romans kam dem Regisseur Josh Boone, der vorher Filme wie DAS SCHICKSAL IST EIN MIESER VERRÄTER und THE NEW MUTANTS gedreht hat. Die Miniserie beinhaltet 9 Folgen und ist mit großartigen Schauspieler*innen besetzt. So sehen wir in den Hauptrollen unter anderem Whoopie Goldberg, Alexander Skarsgård, James Marsden, Amber Heard und Greg Kinnear. Darüber hinaus gibt es Gastauftritte von J.K. Simmons, Heather Graham, Ezra Miller, Hamish Linklater und wenn man ganz genau hinsieht kann man sogar Stephen King entdecken. Es ist eine Mammutaufgabe einen so umfangreichen Roman wie THE STAND umzusetzen, in meinem Text erfahrt ihr, ob es gelungen ist, oder ob ihr die neun Stunden lieber anders investieren solltet.

The Stand: Das letzte Gefecht

The Stand: Das letzte Gefecht ©2020 Paramount Pictures

Darum geht es…

Eine Krankheit hat die Welt im Griff. Durch ein mutiertes Grippevirus sterben sehr viele Menschen, den infizierten schwillt der Hals zu und sie sterben einen qualvollen Tod. Doch es gibt ein Licht in dieser düsteren Zeit, einige Menschen sind immun gegen das gefährliche Virus und überleben die Pandemie. Mittlerweile sind 99% der Weltbevölkerung gestorben und die übrigen versuchen sich eine neue, bessere Welt aufzubauen. So auch Frannie (Odessa Young) und Harold (Owen Teague), die beiden leben in einer kleinen Küstenstadt und sind die einzigen Überlebenden in ihrem Ort. Eines Nachts hat Frannie einen merkwürdigen Traum, in dem ihr eine alte Frau erscheint. Sie stellt sich ihr als Mutter Abigail (Whoopie Goldberg) vor und erzählt ihr von dem Ort Boulder, in dem es mehr Überlebende geben soll und eine neue Gesellschaft aufgebaut wird. Frannie und Harold wollen diesem merkwürdigen Traum nachgehen, was haben sie schon zu verlieren.

Sie sind aber nicht die einzigen auf dem Weg nach Boulder. Mutter Abigail ist vielen Überlebenden im Traum erschienen und lädt sie zu sich ein. So macht sich auch der Musiker Larry Underwood (Jovan Adepo) auf den Weg und trifft auf seiner Reise die schöne Rita (Heather Graham), an die er sein Herz verliert. Allerdings ist nicht nur die 108-jährige Mutter Abigail auf der Suche nach Menschen, die in ihrer Stadt leben können. Aus dem Schatten taucht eine Gestalt auf, die ebenfalls einigen in ihren Träumen erscheint. Er nennt sich Randall Flagg (Alexander Skarsgård) und scheint einen finsteren Plan zu verfolgen. So entsteht ein Machtkampf zwischen Gut und Böse, zwischen Mutter Abigail und Randall Flagg und mittendrin befinden sich Frannie, Harold, Larry und viele andere.

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Rezension

Es hätte alles so schön werden können, THE STAND bringt einige Zutaten mit, um eine großartige Serie sein zu können, leider ist Josh Boone mit seinem Projekt voll gegen die Wand gefahren. Gut, das war jetzt vielleicht etwas übertrieben, aber wenn man sich die Besetzungsliste und die Buchvorlage ansieht, erwartet man großes. Hier ist allerdings eine Serie entstanden, die so anstrengend geworden ist, wie die Wanderung, die einige der Hauptfiguren zum Schluss auf sich nehmen. Bevor hier aber auf die Schwächen eingeprügelt wird, erstmal ein paar positive Aspekte über die Serie. THE STAND beginnt mit großartigen Bildern, immer wieder wechseln die Orte und wir sehen beeindruckende Aufnahmen aus der amerikanischen Wildnis. Es entsteht so ein Gefühl einer realistischen Umgebung. Dabei helfen außerdem die sehr aufwendigen Sets. Bei allen Szenen, die in Innenräumen spielen, entsteht der Eindruck, dass man sich in einer authentischen Umgebung befindet. Zu keinem Zeitpunkt fühlt man sich wie in einer Kulisse. Man merkt der Serie ihr Budget an und alles wirkt sehr hochwertig.

The Stand: Das letzte Gefecht

The Stand: Das letzte Gefecht ©2020 Paramount Pictures

Das betrifft ebenfalls die Schauspieler*innen. Es ist eine sehr positive Überraschung, was THE STAND für eine talentierte Besetzung hat. Alexander Skarsgård ist ein furchteinflößender, unberechenbarer Gegenspieler, man merkt ihm förmlich an wie viel Freude ihm die Verkörperung von Randall Flagg bereitet hat. Auf der anderen Seite steht Whoopie Goldberg, die wir wahrscheinlich noch alle als singende Nonne aus SISTER ACT in Erinnerung haben. Hier spielt sie eine geheimnisvolle alte Frau, die etwas Mystisches umgibt. Alle Schauspieler*innen schaffen es potenziell spannende Charaktere zu kreieren, doch leider kommt ihnen dabei das mittelmäßige Drehbuch in die Quere. THE STAND ist eine handwerklich tolle Serie, doch kein Schauwert und kein*e Schauspieler*in kann eine langweilige Handlung auffangen.

Wie Sie sehen, sehen Sie nichts

Das große Problem von THE STAND ist, dass nichts passiert. Wir beobachten Charaktere wie sie quer durch Amerika reisen, um nach Boulder zu gelangen, sie schaffen es aber alle ohne Probleme in dem Ort anzukommen. Wir betrachten keine herausfordernden Odysseen, sondern ruhige Sonntagsspaziergänge. Dabei kommt zu keiner Zeit Spannung auf. Die meisten Ereignisse passieren, bevor die Charaktere an einem Schauplatz ankommen, sodass ihnen nur noch von Zeugen darüber erzählt wird. Dabei werden die einzelnen Geschichten in Rückblenden auf mehreren Zeitebenen erzählt, dadurch verliert man gerade in den ersten Folgen schnell den Überblick, wer gerade wo ist und wann das ganze spielt. Eine weitere Schwierigkeit ist der Einstieg in die Serie. Die erste Figur, die wir begleiten, ist wahnsinnig unsympathisch und wir bekommen ihn nicht als Identifikationsfigur zu greifen. So verliert THE STAND die Zuschauer*innen bereits bevor die Handlung richtig losgeht.

The Stand: Das letzte Gefecht

The Stand: Das letzte Gefecht ©2020 Paramount Pictures

Die größte Schwäche von THE STAND, die sich durch die ganze Serie zieht nennt sich „Deus Ex Machina“. Für alle die mit dem Begriff nichts anfangen können: Von „Deus Ex Machina“ spricht man, wenn ein Konflikt in einer Geschichte plötzlich wie aus dem nichts von einer unbeteiligten Person, oder höheren Macht aufgelöst wird. Der Begriff stammt ursprünglich aus dem antiken griechischen Theater, in dem viele Stücke am Ende von göttlichen Fügungen gelöst wurden. Damals war das vielleicht angebracht, aber in einer modernen Serie wirkt das sehr faul. Wenn man nach der letzten Episode betrachtet, was die Hauptfiguren eigentlich zur Lösung des Konfliktes beigetragen haben, steht man ratlos da. Keine der Figuren ist wichtig für die Handlung, niemand trägt irgendwas bei. Sie dienen lediglich als Identifikationspunkte für die Zuschauer, sämtliche Probleme lösen sich aber von selbst. So kommt es in der achten Folge zu einem völlig bescheuerten Finale, das die Frage aufwirft, warum man sich die übrigen Episoden überhaupt angesehen hat. Danach endet THE STAND mit einer völlig überflüssigen neunten Epilog-Episode, die wirkt, als wolle man auf eine zweite Staffel vorbereiten, obwohl der Roman abgeschlossen ist.

Fazit

THE STAND ist keine Serie, die ich ruhigen Gewissens empfehlen kann. Einen mittelmäßigen Film hat man in der Regel nach knapp zwei Stunden überstanden, aber neun Stunden in eine Serie wie THE STAND zu investieren ist da schon etwas anderes. Die Serie hat ein paar großartige Bilder und tolle Schauspieler*innen, allerdings kann die Handlung zu keiner Zeit überzeugen. Wir beobachten Figuren in einer Welt, in der scheinbar alle Probleme durch eine übernatürliche Macht gelöst wird. Man muss hier natürlich anmerken, dass es sich um die Adaption eines Buches handelt und sich vermutlich daran orientiert wurde, einige Stoffe eignen sich aber eben besser als Bücher und andere besser als Film oder Serie.

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Mit THE STAND hat Regisseur Josh Boone sich eine Geschichte von Stephen King genommen, um diese auf unsere Fernseher zu bringen. In den letzten Jahren gab es mit Filmen wie CARRIE und ES einige neue Adaptionen von Kings Büchern, nun gibt es aber erstmalig eine Miniserie zu einem der Romane des Autors. In THE STAND begleiten wir mehrere Protagonisten auf ihrem Weg in den kleinen Ort Boulder. Die Menschen wollen eine neue Zivilisation gründen, nachdem 99% der Menschheit an einem mutierten Grippevirus gestorben ist. Einigen der übrigen Menschen ist im Schlaf Mutter Abigail (Whoopie Goldberg) erschienen, die sie nun in den kleinen Ort einlädt. Noch ahnen sie allerdings nichts von der finsteren Bedrohung in Form von Randall Flagg (Alexander Skarsgård), der sie aufhalten möchte.

Erstmal klingt die Prämisse der Serie sehr spannend und vor allem sehr aktuell. Doch leider ist die Inhaltsangabe das interessanteste an der Serie. Wir begleiten diverse Figuren, wie sie durch die USA spazieren, ohne dass wir uns jemals um sie fürchten müssen. Da die Geschichten in Rückblenden erzählt werden, wissen wir, dass den Figuren nichts passieren wird. Häufig werden die Herausforderungen durch glückliche Wendungen des Schicksals gelöst, sodass die Charaktere niemals selbst ein Problem lösen müssen. Da helfen auch nicht die großartigen Schauspieler*innen (Amber Heard, Greg Kinnear, James Marsden usw.), oder die beeindruckenden Bilder. Leider handelt es sich bei THE STAND nur um eine mittelmäßige Serie, bei der man sich gut überlegen muss, ob man neun Stunden investieren möchte.

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The Stand: Das letzte Gefecht

The Stand: Das letzte Gefecht ©2020 Paramount Pictures

Originaltitel The Stand
Serienrelease 17.12.2020
Staffelfinale 11.02.2021
Länge 9x ca. 49-65 Minuten
Produktionsland USA
Genre Abenteuer | Drama | Fantasy | Mystery
Verleih Paramount Pictures
FSK unbekannt

Regie Josh Boone (2 Folgen) | Bridget Savage Cole (2 Folgen) | Danielle Krudy (2 Folgen) | Chris Fisher (2 Folgen) | Vincenzo Natali (2 Folgen) | Tucker Gates (1 Folge)
Drehbuch Josh Boone | Benjamin Cavell | Stephen King (Vorlage) | Jill Killington | Owen King | Knaten Lee | Eric Dickinson | Taylor Elmore
Produzierende Josh Boone | Jake Braver | Benjamin Cavell | Anya Dubble Olson | Taylor Elmore | Jill Killington | Owen King | Knate Lee | Roy Lee | Jimmy Miller | Richard P. Rubinstein | Will Weiske | Stephen Welke | Robert W. Egami | Miri Yoon
Musik Mike Mogis | Nate Walcott
Kamera Thomas Yatsko | Elie Smolkin | David Stockton
Schnitt Matthew Rundell | Robb Sullivan | Rob Bonz | Marc Clark

Besetzung Rolle
Whoopie Goldberg Mutter Abagail Freemantle
Alexander Skarsgård Randall Flagg
James Marsden Stu Redman
Odessa Young Frannie Goldsmith
Cordon Cormier Joe
Amber Heard Nadine Cross
Jovan Adepo Larry Underwood
Owen Teague Harold Lauder
Irene Bedard Ray Brentner
Brad William Henke Tom Cullen
Nat Wolff Lloyd Henreid
Henry Zaga Nick Andros
Greg Kinnear Glen Bateman
Nicholas Lea Norris

 

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