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Review

Wenn der Serienbereich verlassen wird, dann geht es dem Westerngenre alles andere als gut. Zwar haben Westernlegenden wie Kevin Costner mit dem Film HORIZON oder Alec Baldwin im von negativen Ereignissen überschatteten RUST: LEGENDE DES WESTENS versucht, dem Genre einen neuen Push zu geben, aber diese Filme waren alles andere als ein finanzieller Erfolg. Mit THE THICKET versucht Regisseur Elliot Lester als nächstes, dem Genre neues Leben einzuhauchen.

Doch trotz einer vielversprechenden Story, in der Jack Parker (Levon Hawke) mit Reginald Jones (Peter Dinklage) seine Schwester Lula (Esmé Creed-Miles) aus den Fängen von Cut Throat Bill (Juliette Lewis) befreien muss, hatte der Film die Chance von Anfang an nie bekommen. Denn THE THICKET hat von Anfang an nur einen Release auf Streamern und in Deutschland direkt auf Blu-Ray bekommen. Bleibt für Zuschauende nur zu hoffen, dass der Film dennoch von sich überzeugen kann.

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Das Klischee des Western

THE THICKET braucht in den ersten 10 bis 15 Minuten etwas, um die Zuschauenden in die Handlung einzuführen. Es wird wild zwischen Charakteren gesprungen, diese werden nicht genug eingeführt und die Rezipienten damit in das kalte Becken der Handlung rein geschmissen. Doch nach dem Intro schafft der Film es zumindest, stockend in Fahrt zu kommen, auch wenn THE THICKET sich immer wieder den Klischees des Genre bedient und nicht traut, aus der Masse auszubrechen.

Dadurch hat THE THICKET auch immer wieder Hänger. Gerade, wenn der Film etwas auf Abwegen ist und sich nicht auf die Haupthandlung fokussiert, schalten die Zuschauenden ab und fangen an, sich mit Dingen nebenbei zu beschäftigen. Am Ende erreicht der Film zwar einen Höhepunkt, der das Publikum aus der Schockstarre raus reißen kann, aber durch die Tiefphasen zu lange auf sich warten lässt. Dem Western hätten 15 bis 20 Minuten weniger deutlich gut getan.

Der Tenor

THE THICKET will die Rezipienten schocken, indem der Film sich immer wieder brutal gibt und schonungslos zeigt, wie hart die damalige Zeit war. Die Brutalität ist im Vergleich zu Filmen wie SAW oder Tarantinos THE HATEFUL EIGHT nicht so explizit, wirkt aber in Gegenüberstellung zum restlichen Tenor des Films überzeichnet. Auch wenn die Ära der Western rauer war, heißt das nicht, dass jeder Mensch eine mordlustige Schlägermentalität hatte, die rund um die Uhr ausgelebt wurde.

Zwei Personen sitzen Rücken an Rücken in einem Wald mit kahlen Bäumen. Die Person links trägt einen dunklen, grob gewebten Mantel und hat rotbraunes Haar. Die Person rechts hat langes, dunkles Haar mit einigen hellen Strähnen und trägt einen schwarzen Gürtel mit Metallnieten. Beide sitzen auf einem mit Fell bedeckten Untergrund.

The Thicket – Jagd auf Cut Throat Bill ©2025, Meteor Film Gmbh

THE THICKET versucht zwar, diese Ernsthaftigkeit mit etwas Humor aufzulockern, aber das funktioniert nur bedingt. Die Witze zünden zwar, gehen aber rückwirkend betrachtet in der Inhaltslosigkeit der restlichen Dialoge unter. Diese sind eine Mischung aus klischeebehafteten ernsthaft geschwungenen Dialogen des Westerngenre, sowie bedeutungsschwangeren pseudophilosophischen Monologen, welche bei Sternenhimmel am Lagerfeuer stattfinden. Nichts, was Liebhabende des Westerngenres vom Hocker haut.

Wie ein Gemälde

Doch bei all der Negativität hat THE THICKET auch sein Positives. Die Bilder vom Kameramann Guillermo Garza sind fantastisch. Die verschneite bergige Landschaft mit ihren unendlich weit wirkenden Kieferwäldern sowie die kleinen Städte werden malerisch, sowie idyllisch eingefangen. Wie ein Kunstwerk reihen sich die Bilder aneinander und warten nur darauf, von den Rezipienten bestaunt zu werden. Hier kommt auch nicht wie in HORIZON das NATIONAL-GEOGRAPHIC-Gefühl auf.

Hinzu kommt das Kostümdesign, bei dem THE THICKET besonders glänzen kann. Die Kleidung der Leute wirkt nicht nur wertig, sondern täuschend echt. Zwar ist das in einem Westernfilm wahrscheinlich deutlich einfacher, als zum Beispiel in einem Sci-Fi oder Fantasy-Film, dennoch ermöglicht es den Zuschauenden dadurch mehr, dass diese in das Szenario eintauchen können. Die Welt fühlt sich greifbar realistisch an.

Eine weite, schneebedeckte Landschaft mit einer einzelnen Person auf einem Pferd in der Ferne. Der Himmel ist bewölkt und die Umrisse von Bergen sind am Horizont sichtbar. [erstellt mit KI]

The Thicket – Jagd auf Cut Throat Bill ©2025, Meteor Film Gmbh

Nepo-Baby-Alarm!

Peter Dinklage ist mit seinem Kollegen Gbenga Akinnagbe das schauspielerische Highlight von THE THICKET. Als Duo haben beide Darsteller die beste Dynamik, humoristische Unterhaltung und die einzig nennenswerte charakterliche Entwicklung. Der restliche Cast spielt zwar solide, geht aber im Vergleich zu Peter Dinklage und Gbenga Akinnagbe unter. Gerade Juliette Lewis overactet als Cut Throat Bill an manchen Stellen zu sehr.

Levon Hawke, welcher der Sohn von Ethan Hawke und Uma Thurman ist, wird sich wahrscheinlich wieder anhören dürfen, dass er als Nepo-Baby mit Leichtigkeit die Rolle bekommen hat. Und vielleicht ist an dem Vorwurf sogar etwas dran. Denn seine Leistung geht – obwohl er einer der Hauptdarsteller von THE THICKET ist – komplett unter und ist minimal schlechter, als seine Darstellung in Zoë Kravitz BLINK TWICE.

Fazit

THE THICKET wird wie schon HORIZON oder RUST: LEGENDE DES WESTENS nicht die erhoffte Wiederbelebung des Westerngenres im Kino. Der Film bleibt zu sehr in den Grenzen des Genre und traut sich nicht, eigene revolutionäre, vielleicht sogar kontroverse Wege auszuprobieren. Wer gute Western will, muss weiterhin bei den Serien, welche vorwiegend von Paramount produziert werden, bleiben. Westernfans können trotzdem einen Blick wagen und können sich bei der Blu-ray immerhin über ein Wendecover freuen.

 

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Originaltitel The Thicket
Kinostart 5.9.2024
Länge: 105 minuten
Produktionsland Canada
Genre: Western | Krimi | Thriller
Regie Elliott Lester
Executive Producer Lauren Case | Anders Erdén | Michael Frislev | Brian O'Shea | Chad Oakes | Blair Ward
Producer Peter Dinklage | David Ginsberg | Andre L III | Gianni Nunnari | Caddy Vanasirikul | Phil Chipera
Kamera Guillermo Garza
Musik Ray Suen
Cast Peter Dinklage, Juliette Lewis, Levon Hawke, Leslie Grace, Gbenga Akinnagbe, Esmé Creed-Miles, Andrew Schulz, Macon Blair, Arliss Howard, James Hetfield, Ryan Robbins, Ned Dennehy, David Midthunder, Sophia Fabris, Guy Sprung, Derek Gilroy, Chris Enright, Teach Grant, Roger LeBlanc, Brent Stait

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