FilmkritikCast

Originaltitel: The Unholy
Kinostart: 17.06.2021

FSK 16

FSK 16 ©FSK

Länge: ca. 99 Minuten
Produktionsland: USA
Regie: Evan Spiliotopoulos
Schauspieler:innen: Jeffrey Dean Morgan | Cricket Brown | William Sadler
Genre: Horror | Mystery | Drama
Verleih: Sony Pictures Germany

Wo Gott eine Kirche baut, da baut der Teufel eine Kapelle daneben. (Martin Luther)

The Unholy

The Unholy ©2021 Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH

In den USA ausgerechnet (oder berechnend) am Karfreitag in die Kinos gebracht, startet der neue Horrorfilm aus dem Hause Sony und Ghost House Pictures mit einiger Verspätung in unseren Lichtspielhäusern. Evan Spiliotopoulus, der nicht nur Regie führte, sondern auch das Drehbuch verfasste, versucht sich mit THE UNHOLY auf neue Genrepfade zu begeben und bannt nun tatsächlich einen Film auf die Leinwand, bei dem Wunder und pures Verderben nur einen Augenaufschlag voneinander entfernt liegen.

Darum geht es…

Banfield, Massachusetts 1845. Die junge Frau Mary of Elnor (Marina Mazepa) wird der Hexerei beschuldigt, gehängt und bei lebendigen Leibe verbrannt. Jahre später findet sich Gerry Fenn (Jeffrey Dean Morgan) in dem Ort wieder und versucht mittels einer neuen aufregenden Story, seine Reputation als Journalist wieder herzustellen. Wie der Zufall es will, könnte ihm das sogar gelingen, denn ganz plötzlich kann die taub stumme Alice (Cricket Brown) sprechen. Alice ist voller Überzeugung, dass ihr die heilige Jungfrau Maria erschienen ist und dass diese sie von ihrem Leiden geheilt hätte. Als Alice wenig später noch weitere Wunder vollbringt, der Medienrummel immer größer wird, wittert Gerry als Vertrauter von Alice seine Chance. Allerdings scheinen die Wunderheilungen nicht ohne Konsequenzen zu bleiben: Nicht nur dass nun auch die Kirche herauszufinden versucht, wie viel Wahrheit wirklich hinter den Wundern steckt, auch Gerry beschleicht allmählich das Gefühl, dass Alice den Menschen ihre Dienste nicht nur im Auftrag einer Heiligen zur Verfügung stellt.

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Rezension

Basierend auf dem 1983 erschienenem Roman „The Shrine“ von James Herbert ist THE UNHOLY eine weitere Erzählung, die sich auf religiöse Ekstase, Heilung durch Glauben, im weitesten Sinne Massenhysterie und dämonische Besessenheit befasst. Den Einstieg wagt der Horrorfilm dabei jedoch auf etwas ungewöhnliche, wenngleich auch atmosphärisch beeindruckende Weise. Denn das Publikum darf zunächst hautnah aus der Ichperspektive miterleben, wie die junge Frau Mary Elnor unter höllischen Schmerzen und Qualen den Tod findet. Das was sich hier zunächst noch als interessante Perspektive mit gewaltigem Horrorfaktor auf der Leinwand zeigt, verwandelt sich jedoch schon nach relativ kurzer Zeit in ein zusehends harmloses Katz-und-Mausspiel, bei dem sich Dämonen und Heilige in Situationen wiederfinden, die leider viel zu oft zu bekannt daher kommen.

The Unholy

The Unholy ©2021 Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH

Demnach dürften gerade die sehr gradlinig durchkonstruierten Jumpscares, auf die man hier durchweg als Mittel der Wahl setzt, Horror- und Genrefans wenig überraschen. Hier verspielt man vielfach die Gelegenheit, dass eigentlich ziemlich gute Design der dämonischen Mary Elnor in weitere Augenblicke mit einzubinden, um einem den Schauer über den Rücken laufen zu lassen. Denn das Make-up und die handgemachten Effekte, auf die man glücklicherweise dann im weiteren Verlauf vermehrt zurückgreift, strahlen trotz aller Widrigkeiten einen gewissen Reiz aus. Nur macht man gerade aus diesem Fünkchen Charme, der immer mal wieder auflodert, schlichtweg nichts und lässt THE UNHOLY stattdessen in einer zu schnell auserzählten Handlung und zusätzlich zu dürftig ausgearbeiteten Charakteren münden.

The Unholy

The Unholy ©2021 Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH

Der Tod ist überall

Insgesamt wäre nämlich reichlich Potenzial gewesen, um die Gefahren und Schrecken, die nicht hinterfragte Hörigkeit und Glauben mit sich bringen können und nicht selten darauf abzielen die Gefolgschaft (finanziell) auszunutzen, deutlicher hervorzuheben. Denn wenn es darum geht sich mittels Lügen und auf Kosten anderer, Vorteile, Ruhm und Gehorsamkeit zu verschaffen, sind sich Gerry und Mary im Grunde gar nicht so unähnlich. Die ungewöhnlichen Gemeinsamkeiten der sonst scheinbar so gegensätzlichen Figuren zeigt auf menschlicher, wie auch auf übernatürlicher Ebene, dass Gut und Böse oder Wahrheit und Lüge oft Hand in Hand gehen und die Übergänge oft nur schwer auszumachen sind. Flüchtig wird hier mit kurzen Sequenzen auch der Bogen zur digital vernetzten Welt gespannt und eine Allegorie zum heutigen Influencertreiben geformt, welches sich vielfach auch dem blinden Vertrauen bedient. THE UNHOLY verfolgt viele dieser Ansätze jedoch kaum und hangelt sich vielmehr von einem vermeintlichen Höhepunkt zum Nächsten und hinterlässt dabei lediglich eine Spur des Todes, bei denen weder die beteiligten Figuren noch das Publikum von der Opferwahl überrascht werden oder gar in der Lage wären Anteilnahme aufzubringen. Denn wirkliche Sympathieträger sucht man hier einfach vergebens.

The Unhol

The Unholy ©2021 Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH

Am Ende bleibt von THE UNHOLY leider nicht mehr viel übrig als ein überhasteter Horrorfilm, der sich mehr schlecht als recht an gruseligen Momenten versucht, sich vielfach an ungenügendem CGI bedient und augenscheinlich markante Charaktere etablieren will, die einem als Zuschauer/-in letztendlich aber reichlich uninteressant erscheinen und zuweilen sogar mehr langweilen als unterhalten.

Aber, trotz aller Makel und Mängel: ein kompletter Totalausfall ist THE UNHOLY nicht. Denn dafür birgt der Film einen sehr seltsamen, kaum vergleichbaren Charme in sich, der einem zwar oftmals das Augenrollen und Kopfschütteln nicht erspart, aber immerhin trotzdem irgendwie auf dem Kinosessel hält.

The Unholy

The Unholy ©2021 Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH

Fazit

Schlechtes und gerade im letzten Drittel zu überstürztes Erzähltempo, uninteressante Figuren, mangelhaftes CGI und insgesamt zu bekannte Horrorelemente: THE UNHOLY ist eine Komposition aus Fehlgriffen, die die Vorfreude auf einen guten oder zumindest soliden Horrorfilm deutlich trüben. Das Regiedebüt von Spiliotopoulus manövriert sich in die Belanglosigkeit, kriegt aber auf wundersame Weise die Kurve und kann sich zumindest mit einem gewissen Charme noch vor der Totalkatastrophe retten.

Schauspieler:in Rolle
Jeffrey Dean Morgan Gerry Fenn
Cricket Brown Alice
William Sadler Vater Hagan
Katie Aselton Natalie Gates
Cary Elwes Bischoff Gyles
Diogo Morgado Delgarde
Bates Wilder Geary
Marina Mazepa Mary of Elnor
Christine Adams Monica Slade
Dustin Tucker Dan Walsh
Gisela Chipe Sophia Walsh
Danny Corbo Toby Walsh
Sonny Corbo Toby Walsh
Michael Strauss Max
Madison LaPlante Teenie-Mädchen