Wie es der Titel schon vermuten lässt, handelt es sich bei THE WOLF OF SNOW HOLLOW um einen Film, der einen Werwolf in den Mittelpunkt stellt. Geschichten über diese Gestaltwandler existieren schon seit tausenden Jahren. Bereits in der Antike gab es Erzählungen über Menschen, die sich im Licht des Vollmondes in Wölfe verwandeln. Auch im Mittelalter haben es die Wolfsmenschen ins Bewusstsein der Bevölkerung geschafft, so gab es nicht nur Frauen, die der Hexerei angeklagt und hingerichtet wurden, sondern auch Männer, meistens Hirten, die man für Werwölfe gehalten hat. Heutzutage finden sich die Wesen hauptsächlich in Fantasyromanen und Filmen wieder. In TWILIGHT, kann sich Bella nicht zwischen einem Werwolf und einem Vampir entscheiden und bei HARRY POTTER wird ein Werwolf Lehrer in Hogwarts.
Diese spannenden Kreaturen hat sich Regisseur Jim Cummings genommen und eine Kriminalgeschichte um einen kleinen Ort geschrieben, in dem junge Frauen bei Vollmond von einem Werwolf gejagt und brutal zerstückelt werden. Die Hauptrolle in THE WOLF OF SNOW HOLLOW wird ebenfalls von Cummings übernommen, der hier einen Polizisten spielt, der sich um den Fall der ermordeten Frauen kümmern soll. Unterstützt wird Cummings dabei unter anderem von Robert Forster, der sich seit 1967 eine Schauspielkarriere aufgebaut hat und unter anderem in JACKIE BROWN und MULHOLLAND DRIVE zu sehen war. Eigentlich hat Cummings mit einer höflichen Absage von Forster gerechnet, dieser war aber so begeistert von dem Drehbuch, dass er zugesagt hat. Der Film wurde am 09. Oktober 2020 veröffentlicht, lief in 112 Kinos und ist am selben Tag zum Streaming freigegeben worden.
Darum geht es…
Ein junges Paar macht Urlaub in dem kleinen Ort Snow Hollow in Utah. Als PJ (Jimmy Tatro) und seine Freundin Brianne (Annie Hamilton) vom Abendbrot aus einem Lokal zurückkehren, nehmen sie noch ein gemeinsames Bad in dem heißen Whirlpool, der sich im Freien vor dem Haus befindet. PJ verlässt das Bad vor seiner Freundin und bereitet alles vor, um ihr einen Heiratsantrag zu machen. Dieser Plan wird dann aber unerwartet durchkreuzt. Als er nachsieht, wo Brianne bleibt, findet er ihre blutigen Überreste im Schnee. Er ist schockiert, die Liebe seines Lebens sieht aus, als wäre sie von einer wilden Bestie zerfetzt worden. Er ruft die Polizei und John Marshall (Jim Cummings) übernimmt die Ermittlungen. Marshall ist ein Cop, der sich voll und ganz auf seine Karriere konzentriert, damit er nicht wieder dem Alkohol verfällt. Der Polizist hat eine Tochter, die kurz davor ist aufs College zu gehen und hat eine gescheiterte Ehe hinter sich.
Die Ermittlungen ergeben keinen Sinn. Laut Forensik deutet alles darauf hin, dass die Frau von einem Menschen getötet wurde, da die Wunden viel zu präzise für ein Tier sind. Auf der anderen Seite wurden Wolfshaare am Tatort gefunden. Einen Monat später taucht erneut eine Frauenleiche auf, mit denselben Merkmalen und Tierhaaren am Ort des Geschehens. Die Informationen sickern langsam zur Bevölkerung und Presse durch. Ganz Snow Hollow glaubt, dass ein Werwolf für die Taten verantwortlich sein muss, nur John glaubt nicht an übernatürliche Wesen. Es muss eine natürliche Erklärung geben und John will sie finden, koste es was es wolle.
Rezension
THE WOLF OF SNOW HOLLOW klingt erstmal wie einer von vielen Genre-Filmen, die in den letzten Jahren erschienen sind. Die Handlung wirkt wie ein nicht sehr innovativer Mix aus verschiedenen Filmgattungen. Ein Horror-Szenario wird in einen Krimi gegossen und daraus entsteht eine Geschichte, in der es ein Ermittler mit einer übernatürlichen Bedrohung aufnehmen muss. Jim Cummings Film ist allerdings viel mehr, als man auf den ersten Blick vermutet. Der Regisseur schafft es mit den Erwartungen seiner Zuschauer*innen zu spielen und hat einen kurzweiligen Film inszeniert, der bis zum Ende Spaß macht.
Der Film eröffnet mit dem Paar Brianne und PJ, das eigentlich nur den Urlaub im Schnee genießen will. Es scheint so, als würden wir hier die Hauptfiguren sehen, bis es zum Mord an der jungen Frau kommt und die Perspektive wechselt. Ab diesem Zeitpunkt beginnt man mitzurätseln wer für den Mord verantwortlich ist. Es scheint sich ja offensichtlich um einen Werwolf zu handeln, aber wer ist der Gestaltwandler? Als Zuschauer*in ist man mit der Suche nach Hinweisen beschäftigt und glaubt sehr schnell, den Fall durchschaut zu haben, doch dann kommt es anders als man denkt. Immer wieder legt Cummings falsche Fährten aus, sodass der Film bis zum Ende überraschend bleibt.
Willkommen in Snow Hollow
Im Zentrum steht mit John Marshall eine Figur, die nun seit einigen Jahren trocken ist, aber immer noch mit Wutausbrüchen zu kämpfen hat. Der Film lebt von dem überzogenen Schauspiel von Jim Cummings und der Beziehung seiner Figur zu seiner Familie. Unter der harten und unsympathischen Schale verbirgt sich ein liebender Vater und sorgender Sohn, dem seine Familie am Herzen liegt. Er weiß nicht, wie er seine Gefühle ausdrücken soll und gerät dadurch immer wieder in Spiralen aus Wut und Frust. Er gibt seiner Figur eine unglaubliche emotionale Tiefe, die er über teilweise subtiles, aber auch übertriebenes Schauspiel transportiert. Gerade die lauten Momente sorgen dafür, dass die Figur überfordert wirkt.
Unterstützt wird der instabile Geisteszustand der Hauptfigur, durch die Kameraarbeit von Natalie Kingston. Es gibt viele schnelle Schnitte und unruhige Kamerafahrten, durch die wir uns genau wie John Marshall kurz vor einer Panikattacke fühlen. Darüber hinaus bietet uns der Film große Aufnahmen der verschneiten Umgebung, sodass ein Eindruck von Weite entsteht. Snow Hollow fühlt sich an wie eine lebendige Kleinstadt, mit echten Bewohnern. Die Bilder von THE WOLF OF SNOW HOLLOW sind in kühlen Farben gehalten, wodurch wir uns selbst so fühlen, als wären wir in dem verschneiten Ort.
Fazit
In letzter Zeit habe ich viele kleinere Horrorfilme gesehen und damit auch viel Mittelmaß. Häufig merkt man, dass es eine sehr spannende Idee gibt, es dann aber leider an der Umsetzung scheitert. THE WOLF OF SNOW HOLLOW ist ein Film, der erstmal keine neuen Ansätze mitbringt, aus den gewählten Versatzstücken dann aber das Beste rausholt. Ich hatte keine hohen Erwartungen an den Film, war nach dem Schauen aber sehr positiv überrascht. Immer wieder habe ich geglaubt das Rätsel gelöst zu haben, bevor ich realisiert habe, dass ich auf die Finten von Jim Cummings reingefallen bin. Diesen Film möchte ich euch allen sehr ans Herz legen, insbesondere wenn ihr euch für ungewöhnliche Kriminalgeschichten begeistern könnt.
Originaltitel | The Wolf of Snow Hollow |
Streaming-Release | 28.09.2021 |
Länge | ca. 83 Minuten |
Produktionsland | USA |
Genre | Horror | Komödie | Mystery |
Verleih | Orion Releasing |
FSK | unbekannt |
Regie | Jim Cummings |
Drehbuch | Jim Cummings |
Produzierende | Kathleen Grace | Matt Hoklotubbe | Michael J. McGarry | Natalie Metzger | Matt Miller | Pip Ngo | Nick Spicer | Benjamin Wiessner |
Musik | Ben Lovett |
Kamera | Natalie Kingston |
Schnitt | Patrick Nelson Barnes | R. Brett Thomas |
Besetzung | Rolle |
Jim Cummings | John Marshall |
Riki Lindhome | Detective Julia Robson |
Robert Forster | Sheriff Hadley |
Chloe East | Jenna Marshall |
Will Madden | Paul Carnury |
Annie Hamilton | Brianne Paulson |
Jimmy Tatro | PJ Palfrey |
Hannah Elder | Hannah Marten |
Kelsey Edwards | Liz Fairchild |
Skyler Bible | Officer Guttierrez |
Anne Sward | Carla |
Demetrius Daniels | Officer Chavez |
Kevin Changaris | Officer Bo |
Chase Palmer | Brock |
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