Der Iran befindet sich im Westen von Asien und hat insgesamt sieben Nachbarländer: Irak, Pakistan, Afghanistan, Turkmenistan, Aserbaidschan, Armenien und die Türkei. Grundsächlich ist der Iran ein sehr trockenes Land, dass aber aufgrund der vielen Gebirge nicht sonderlich heiß ist. Das Grenzgebiet zwischen Pakistan und Iran liegt am Golf von Oman, wo die Handlung in UNTIMELY sich zum Großteil abspielt. Es handelt sich um Pouya Eshdehardis Langfilmdebüt, der zuvor viele Kurz- und Dokumentarfilme inszeniert hat. Eshdehardi ist in Teheran, der Hauptstadt vom Iran, aufgewachsen. Außerdem ist der Regisseur Musiker und Romanautor. Nachdem Eshdehardi sein Filmstudium abgeschlossen hat, ist er aus Teheran nach Malaysia umgezogen. In Maylaysia hat Eshdehardi in der Limkokwing University Digital Film und Television studiert. Eshdehardis erster Langfilm, bei dem er unteranderem das Drehbuch selbst geschrieben hat, ist schon auf mehreren Festivals aufgeführt worden und hat zudem diverse Auszeichnungen gewonnen. Nun hat UNTIMELY einen deutschen Kinostart am 10.03. bekommen.
Darum geht es…
In UNTIMELY begleiten wir Hamin (Iman Afshar), einen jungen Soldaten, der seine Arbeit beim Militär auf einem Wachturm am Golf von Oman, an der Grenze zwischen Iran und Pakistan, nachgeht. Er würde liebend gerne heute einen Tag frei bekommen, um auf die Hochzeit seiner Schwester gehen zu können. Sein Antrag auf Urlaub wird von seinem Vorgesetzten aufgrund eines Fehlverhaltens abgelehnt. Daraufhin ist Hamin völlig verzweifelt und traurig darüber, dass er das Fest nicht besuchen kann. Infolgedessen gerät Hamin während seines Dienstes mit seinem Vorgesetzten in einem heftigen Streit. Oben auf dem Wachturm beginnt Hamin sich daran zu erinnern, wie die Zeit mit seiner Schwester abgelaufen ist. Er erinnert sich an die gemeinsame Kindheit und wie er Jahrelang versucht hat, seine Schwester vor der Gesellschaft und ihrem Schicksal zu beschützen.
Rezension
Wenn jemand nach meiner Meinung zum iranischen Kino fragt, dann würde ich erstmal grübeln, um eine Antwort zu geben, die dem iranischen Kino gerecht wird. Ich habe als Filmliebhaber nicht besonders viele iranische Filme gesehen. Eines, dass mir wie bei der Sichtung zu UNTIMELY aufgefallen ist, kann ich aber sagen: Das iranische Kino beschäftigt sich viel mit den inneren Konflikten der Charaktere. Es lässt sich Zeit für die stattgefunden Probleme, die für die Handlung und den Protagonisten eine große Rolle spielen. In Pouya Eshdehardis erstem Langspielfilm ist von der ersten Minute ganz klar, dass man hier einen erzählerisch anspruchsvollen Film inszenieren wollte. Die Idee der Prämisse ist grundsächlich sehr interessant. Ein junger Soldat, der durch die Umstände dazu gezwungen wird, sämtliche moralische Werte über Bord zu werfen. Eshdehardi hat daraus einen Film geschaffen, der aus einer kleinen Situation einen poetischen Touch kreiert, auch wenn er zu Beginn eine verwirrende Zeitstruktur aufweist.
Eindrucksvolle Bilder und emotionale Distanz
Die Bilder aus UNTIMELY sind sehr künstlerisch und auf die jeweilige Gefühlslage von Hamin zugeschnitten. Wenn Eshdehardi sich zum Beispiel dafür entscheidet die Hochzeit von Hamins Schwester mit verblassenden Bildern zu zeigen, dann wirkt das für die Zuschauenden auf den ersten Blick sehr konfus. Doch nach genauerem Schauen ist mir bewusst geworden, dass Eshdehardi mit solch eindrucksvollen Bildern zeigen wollte, wie langsam die Hoffnung von Hamin, noch vor Sonnenuntergang zur Hochzeit seiner Schwester zu gelangen, verschwindet. Des weiteren gibt es visuell ansprechender Bilder, die die Umgebung eindrucksvoll einfangen. Bei all der künstlerischen Raffinesse ist mir dennoch aufgefallen wie emotional distanziert ich gegenüber dem Protagonisten war, denn Hamin und seine Schwester hatten keine leichte Kindheit. Es gibt eine Sequenz, die besonders ausschlaggebend ist für das was Hamin in seinem Leben durchgemacht hat. Seltsamerweise hat mich diese Sequenz nur gering getroffen. Meines Erachtens findet sich bei dieser Schwäche auch eine Stärke wieder. Der Film porträtiert hiermit sehr deutlich, dass solche Umstände für die iranische Gesellschaft gang und gäbe sind.
Fazit
Alles in allem ist UNTIMELY ein kleines künstlerisches Drama mit großartig eingefangen Bildern und einer poetischen Inszenierung. Am Anfang hatte ich meine Schwierigkeiten mit der Zeitstruktur des Films, doch die Prämisse des Films erleichtert es einem, dass man schnell reinfindet. Das iranische Kino ist schon etwas besonderes und Pouya Eshdehardi hat bewiesen, dass er ein Gespür für die Inszenierung einer anspruchsvollen Geschichte hat. Dennoch kommt man nicht darüber hinweg, dass Eshdehardi sich viel Zeit lässt aus einer einfachen Handlung einen visuell ansprechenden Film zu inszenieren. Hierbei vergisst er jedoch seine Charaktere. Der Leidensweg vom Protagonisten wird durchgängig im Film geschildert, doch es ist die auffällige, anspruchsvolle Inszenierung, die einen daran hindert, emotional mitzufühlen. Schlussendlich ein solides iranisches Drama.
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Originaltitel | Untimely |
Kinostart | 10.03.2022 |
Länge | ca. 78 Minuten |
Produktionsland | Iran |
Genre | Drama |
Verleih | déjà-vu Filmverleih |
FSK | unbekannt |
Regie | Pouya Eshtehardi |
Drehbuch | Pouya Eshtehardi |
Produzierende | Mohammad Sajadian |
Musik | Navid Jaberi |
Kamera | Reza Hemasi |
Schnitt | Pouya Eshtehardi |
Besetzung | Rolle |
Ayoub Afshar | Vater |
Iman Afshar | Hamin |
Mousa Afshar | Commander |
Shayan Afshar | Hamin |
Awa Azarpira | Mahin |
Tajmohammad Azarpira | Elder Man |
Hosniye Borhanzehi | Tante |
Danial Mashreghi | Sergeant |
Mahsa Narooie | Mahin |
Mahnaz Raesi | Mutter |
Molabakhsh Raesi | Vajdel |
Majid Sharif | Sea Captain |
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