Kommunikative Gesellschaftsspiele in Form von aufwendigen Krimidinnern erfreuen sich seit einigen Jahren großer Beliebtheit. Die Partygäste müssen sich für einige Stunden in eine fremde Welt hineindenken, in der es einen Mörder zu finden und zu enttarnen gilt. Im besten Fall überleben die Spieler bis zum Schluss der Partie. Mit der Zeit haben sich viele unterschiedliche Varianten dieser Rollenspiele mit den verschiedensten Szenarien entwickelt. So auch in dem in Deutschland unter dem Namen „Werwolf“ bekannten Partyspiel, in dem ein Mitspieler vom Spielleiter unter Ausschluss der restlichen Teilnehmer zum titelgebenden Werwolf erklärt wird. Seine Aufgabe ist es, die anderen Spieler nacheinander zu dezimieren, andere Partygäste des Mordes zu beschuldigen und sich dabei selbst stets als Unschuldslamm in Szene zu setzen, um möglichst nicht selbst überführt zu werden.
Wer sich nun wie ich nicht sonderlich gut in der Welt der Computerspiele auskennt, dürfte bei der Horrorkomödie WEREWOLVES WITHIN vermutlich sofort an das eingangs beschriebene interaktive Partyspiel denken. Und doch handelt es sich bei dem spaßigen Genre-Mix genaugenommen um eine waschechte Videospielverfilmung, was den bekennenden Cineasten vermutlich umgehend die Hände über dem Kopf zusammenschlagen lässt. Die Whodunit-Geschichte über einen mörderischen Werwolf, der sich unbemerkt durch ein gesamtes Dorf meuchelt, basiert nämlich auf dem 2016 erschienenen, gleichnamigen Ubisoft-Game. Doch keine Sorge! Anders als bei vielen der artgenössischen Spielverfilmungen kann der skeptische Filmfan bei diesem Werwolf-Spaß seine Hände schön unten behalten – ein Griff an den Kopf ist bei dieser Gaming-Adaption keinesfalls vonnöten.
Darum geht es…
In der Beziehung von Finn Wheeler (Sam Richardson) und seiner Freundin kriselt es. Als der Ranger Finn nach einem Zwischenfall in den kleinen verschneiten Ort Beaverfield versetzt wird, akzeptiert er die gewünschte Auszeit eher widerwillig. Eine Unterkunft findet er im einzigen Hotel der Stadt, in welchem auch die charismatische Postbotin Cecily (Milana Vayntrub) wohnt. Die lebensfrohe Frau lässt ihn seine privaten Sorgen recht schnell vergessen und entwickelt sich zu einer wichtigen Bezugsperson für ihn. Die anfängliche Euphorie findet ein jähes Ende als die Bewohner Beaverfields plötzlich von einer unheimlichen Kreatur bedroht werden. Wer steckt hinter den animalischen Attacken und was hat der skrupellose Geschäftsmann Sam Parker (Wayne Duyall) damit zu tun, dessen geplante Öl-Pipeline das kleine Örtchen in zwei Lager zu spalten droht. Als ein Schneesturm aufzieht und Beaverfield von der Außenwelt abschottet, gilt es herauszufinden was hier vor sich geht, ehe sich der Schnee vom Blut der Bewohner noch weiter rot färbt.
Rezension
Nach der für das Horror-Genre obligatorischen Eröffnungsszene, in der ein Mann von einer unsichtbaren Bedrohung attackiert und in das Dickicht des Waldes gezerrt wird, erkunden wir Beaverfield und seine schrulligen Einwohner durch die Augen des herzensguten Optimisten Finn. Die Geschichte nach dem „Der-neue-Sheriff-in-der-Stadt“-Prinzip ist dabei alles andere als neu, dank Comedian Sam Richardson in der Hauptrolle, der mit seiner gewohnt charismatischen Ausstrahlung das Publikum direkt an sich binden kann, aber nie langweilig. Selbst wenn es fast eine Stunde dauert bis WEREWOLVES WITHIN sein Versprechen einer Whodunit-Geschichten im Stile der berühmten Agatha-Christie-Klassiker einlöst, kann man der Computerspielverfilmung auch bis dahin einen gewissen Unterhaltungsfaktor nicht absprechen. Wirklich Spaß macht die Horrorkomödie aber erst in der letzten halben Stunde, wenn die Geschichte erst so richtig in Schwung kommt.
Das erhoffte große Rätselraten ist WEREWOLVES WITHIN dann zwar immer noch nicht und auch in Sachen Werewolf-Action hält sich Regisseur Josh Ruben sehr zurück, das Gefühl der Vorlage kommt dabei trotzdem auf, wenn auch in einer etwas anderen Form als man zunächst vielleicht denken mag. Wenn der erste richtige Angriff der Bestie in Anwesenheit der meisten Figuren stattfindet, ist das zunächst etwas ernüchternd. Schließlich bedeutet dies direkt, dass ein Großteil der Charaktere als Mörder eigentlich nicht in Frage kommen kann – oder doch? Und trotzdem schafft es WEREWOLVE WITHIN den Geist des Spiels einzufangen. So ist die Dynamik innerhalb der Gruppe und das Verfolgen der eigenen Interessen der einzelnen Figuren viel spannender als die Frage nach der wahren Identität des Werwolfs – deren Auflösung entsprechend unspektakulär und vorhersehbar ausfällt.
Fokus auf die Komik
Genauso wenig wie es sich bei der Spielvorlage um ein Horror-Game handelt, weiß WEREWOLVES WITHIN mit seinen Horror-Elementen umzugehen. So wird es hier und da zwar immer mal wieder etwas blutig und auch der eine oder andere wohl dosierte Jump-Scare kommt zum Einsatz – ein echtes Gefühl von Horror will sich dabei jedoch nie einstellen. Das braucht es aber auch nicht! Der Fokus liegt weniger auf der titelgebenden Werwolf-Thematik, als auf der komödiantischen Gruppendynamik. Der Humor wirkt dabei jedoch nie aufgesetzt und jagt der nächsten Pointe hinter, sondern findet wesentlich subtiler im Hintergrund statt und begleitet die Geschehnisse mit einer unterschwelligen, etwas albernen, Komik. Somit ist die Werwolf-Komödie zwar nie brüllend lustig, aber stets amüsant. So richtig zur Geltung kommt dieses aber erst im Schlussdrittel. Man könnte fast meinen Josh Ruben wäre während der ersten 50 Minuten mit gezogener Handbremse gefahren. Etwas mehr Tempo hätte WEREWOLVES WITHIN sicher gutgetan.
Fazit
Mehr Komödie als Horror! Wer an WEREWOLVES WITHIN mit der Erwartung einen brutalen Creature-Horror zu sehen herantritt, dürfte wohl ziemlich enttäuscht werden. Die Spiel-Adaption ist nämlich im Kern eine schrullige, kleine Komödie mit Whodunit-Thematik und nutzt den Werwolf-Mythos lediglich als Aufhänger für seine Geschichte über einen Haufen skurriler Persönlichkeiten auf der Suche nach einem Mörder, der unter ihnen weilt. Dank der spaßigen Dynamik zwischen den einzelnen Figuren und dem unterhaltsamen Schlussdrittel ist WEREWOLVES WITHIN definitiv einen Blick wert und ein kleiner Hoffnungsschimmer am Firmament der Computerspieleverfilmungen – denn da gibt es tatsächlich nur wenige, die besser sind!
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Originaltitel | Werewolves Within |
Kinostart | 17.02.2022 |
Länge | ca. 97 Minuten |
Produktionsland | USA |
Genre | Komödie | Horror | Mystery |
Verleih | EuroVideo |
FSK |
Regie | Josh Ruben |
Drehbuch | Mishna Wolff |
Produzierende | Jason Altman | Margaret Boykin | Gerard Guillemot | Andrew Lieberman | Justus McLarty | Natalie Metzger | Matt Miller | Sam Richardson | Benjamin Wiessner |
Musik | Anna Drubich |
Kamera | Matt Wise |
Schnitt | Brett W. Bachman |
Besetzung | Rolle |
Sam Richardson | Finn Wheeler |
Milana Vayntrub | Cecily Moore |
George Basil | Marcus |
Sarah Burns | Gwen |
Michael Chernus | Pete Anderton |
Catherine Curtin | Jeanine Sherman |
Wayne Duvall | Sam Parker |
Harvey Guillén | Joaquim Wolfson |
Rebecca Henderson | Dr. Ellis |
Cheyenne Jackson | Devon Wolfson |
Michaela Watkins | Trisha Anderton |
Glenn Fleshler | Emerson |
Patrick M. Walsh | Dave Sherman |
Anni Krueger | Charlotte |
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