White Snake - Die Legende der weissen Schlange

FilmkritikIn KürzeDas sagen die Kollegen

Jetzt auf Amazon kaufen oder leihen
Originaltitel: Baishe: Yuanqi (白蛇：缘起)
DVD/Blu-ray – Release: 19.05.2020

FSK 12 ©FSK

Schon in der Ming-Dynastie von 1368 bis 1644 wurde die mysteriöse Legende über die weiße Schlange, die in China zu einer der ältesten und beliebtesten Volkssagen gehört, erstmalig niedergeschrieben. Bis heute wird diese immer wieder in Theaterstücken, Filmen und Opern verarbeitet und stets neu interpretiert. So wurde bereits 1939 ein erster Film mit dem Titel THE LEGEND OF THE WHITE SNAKE gedreht. Die Sage ist auch weit über das Land China hinaus bekannt und gehört zu den vier wichtigsten Legenden des Landes. In einem Interview verrät Regisseur Ji Zhao, dass auch er diese Geschichte seit seiner Kindheit kennt und liebt, diese jedoch nur einen kleinen unvollständigen Auszug erzählt, welchen er durch eigene Fantasie nun durch eigene Ausschmückungen vervollständigt.

Die Sage

In der Sage geht es nämlich um die Schlange Suzhen, die es nach vielen Jahren disziplinierter Meditation schafft sich in eine schöne Frau zu verwandeln. Auch ihre Freundin Xiaoqing schafft es sich zu verwandeln. Gemeinsam betreten sie die gebrochene Brücke am Westsee, wo Suzhen auf einmal auf Xu Xian aufmerksam wird und sich in ihn spontan verliebt. Um ihn kennen zu lernen, zaubert die junge Dame einen Regen herbei und Xu Xian half ihr mit seinem Regenschirm aus. Dies initiierte ein ausführlicheres Kennenlernen und bald vermählte sich das junge Glück. Doch diese Liebesgeschichte sollte nicht von dauerhafter Schönheit sein, denn als ein Mönch herausfindet, wer Suzhen wirklich ist, treibt dieser einen Keil zwischen die Beiden. Nachdem Suzhen dazu gezwungen wird ihre wahre Gestalt anzunehmen erschrickt ihr Ehemann zu Tode, woraufhin die Frau loszieht und Heilkräuter besorgt, um ihn doch noch zu retten.

Als sie dies schafft, erkennt Xu Xian die enorme Liebe zwischen Ihnen, die der Mönch weiterhin spalten möchte, woraufhin er Xu Xian einsperrt. Gemeinsam mit ihrer Freundin setzen sie die Heimat des Mönchs durch ihre magischen Kräfte unter Wasser. Nachdem sich der junge Mann befreien konnte, erwarten die beiden ein Kind und nur wenig später nach dessen Geburt startet der Mönch erneut einen Angriff und hält von da an Suzhen in Schlangengestalt im Westsee gefangen, welchen sie erst verlassen könne, wenn dieser versiegt sei.
Zu dieser Sage gibt es allerdings mehrere Versionen, die sich zwar in vielen wesentlichen Punkten ähneln, aber dennoch auch deutliche Unterschiede zeigen, weshalb es nicht verwundernswert wäre, wenn ihr eine andere inhaltliche Zusammensetzung kennen solltet.

White Snake - Die Legende der weissen Schlange

Darum geht es…

Im Gegensatz zur eigentlichen Sage erzählt WHITE SNAKE – DIE LEGENGEE DER WEISSEN SCHLANGE eine noch deutlich rundere Geschichte. So wird diese damit eröffnet, dass ein mächtiger Herrscher sich seine Kraft aus den Seelen von Schlangen extrahiert woraufhin die Schlangendämonin Blanca geschickt wird, um ein Attentat auf den General auszuüben. Als dieses fehlschlägt verliert sie ihr Bewusstsein und wacht in menschlicher Gestalt bei den Menschen, um genauer zu sein bei den Schlangenjägern, auf. Sie kann sich an nichts erinnern. Auf dem Weg ihre Erinnerungen an ihrem Fundort wieder zu finden, verliebt sie sich in kürzester Zeit in den jungen und tollpatschigen A Xuan. Schnell entdeckt sie auch ihre magischen Kräfte wieder und so dauert es nicht lange bis sie erkennen muss, dass in ihr eine besondere Macht gefangen ist, welche sie künftig ergründet und schließlich allmählich zu ihrer Bestimmung zurückführt.

Aus datenschutzrechtlichen Gründen benötigt YouTube Ihre Einwilligung um geladen zu werden. Mehr Informationen finden Sie unter Datenschutzerklärung.

Rezension

Endlich wieder ein Fantasy-Film und endlich wieder tolle Sagengestalten verwoben in einer epochalen Story – so ungefähr müssen meine ersten Gedanken gewesen sein, als ich von der Veröffentlichung dieses Films gehört habe und mir ein erstes Poster anschauen durfte. Daraufhin stieg die Spannung sehr und es war bereits ein schlechtes Vorzeichen, dass sich in mir recht hohe Erwartungen aufbauten, insbesondere, da das Cover einfach genial ist. Nur wenige Sekunden nach dem ich nun den Film eingeschalten hatte, zeigte sich eine erste Überraschung, dir mir zuvor nicht bewusst war: Es handelt es ich um einen chinesischen Anime! Tatsächlich ging ich lange Zeit davon aus, dass hier ein Realfilm auf mich wartet, mit einer äußerst starken Darstellung einer weißen Schlange, denn die Grafik lies nicht gerade erahnen, dass es sich um eine animierte Geschichte handle.

Nachdem diese Fehleinschätzung jedoch überwunden ist, erwartet den Rezipienten plötzlich eine neue ungewöhnliche visuelle Aufmachung, denn hierbei handelt es sich nicht um eine klassisch japanische Animeverfilmung, sondern ausnahmsweise einmal um eine chinesische. Die Chinesen sind nicht gerade bekannt für dieses Genre und der visuelle Stil hebt sich doch deutlich von der amerikanischen und japanischen Variante ab. Regisseur Ji Zhao war jedoch gerade dort bestrebt bei der zeichnerischen Übertragung aus der Realität den chinesischen Look und Charme nicht zu verlieren. So war es nicht nur wichtig, dass die Figuren dem typischen Bild des Landes entsprechen, sondern waren vor allem die Kleider eine große Herausforderung.

Realität oder Animation?

Wie Ji Zhao verrät wurde viel recherchiert, um Gewänder der dargestellten Zeit kennen zu lernen und für die Geschichte anzupassen, wobei teilweise bis zu elf Schichten Stoff die Grundlage für ein einziges Kostüm darstellten. Dies stellte die Animateure vor große Herausforderungen, denn jede Bewegung dieser Stofflagen erfordert äußerst viel Kleinstarbeit und Präzision. Letztlich haben sie es dennoch in herausragender Leistung geschafft, daraus ein optisches Erlebnis zu zaubern. Nicht zuletzt auch deswegen, weil es mehrere Landschaftsaufnahmen gab, die äußerst fotorealistisch nachgeahmt wurden und durchaus mit der Realität hätten verwechselt werden können. So wie es bei mir auch mit dem Coverbild geschehen ist.

Zur Story selbst ist zu sagen, dass sie nur noch im weitesten Sinne der Originalsage folgt. An vielen Stellen wurde so enorm ausgeschmückt, dass das Vorbild immer weiter verwässerte und in der neu geschaffenen Handlung verschwamm. Dennoch wurde es geschafft eine durchweg spannende, abwechslungsreiche und lebhafte Geschichte zu erzählen, die den Zuschauer ganz für sich vereinnahmt. Es dauert zwar ein wenig, bis man sich in den Film hineingeschaut hat und diverse Zusammenhänge anfängt zu begreifen, doch ist der dramaturgische Bogen so gut gefasst, dass man regelrecht darauf wartet mit welcher magisch fesselnden Idee das Produktionsteam einen als nächstes einfängt.

Ein liebevoller Sprung durch die Genre

Zudem werden gleich mehrere verschiedene Genreliebhaber befriedigt, denn durchaus als Actionfilm benennbar, werden hier Kampfkünste verschmolzen mit Fantasy und Romantik. Hierbei wurde jedoch ein sehr schmaler Grat eingeschlagen, denn manche Actionsequenzen sind schon etwas grenzwertig in Bezug auf die Altersfreigabe, was jedoch nicht heißt, dass sie schlecht wären, sondern viel mehr, dass sie eine Form der brutalen Realität einbringen, die doch eher erwachsende Konsumenten ansprechen dürfte. Dennoch gibt es hiermit einen recht dezenten Umgang, so dass durchaus festgestellt werden kann, dass dieser schmale Grat erfolgreich beschritten und umgesetzt wurde.

White Snake - Die Legende weissen Schlange

WHITE SNAKE – DIE LEGENDE DER WEISSEN SCHLANGE schafft es zudem einen erwartbaren Storyverlauf zu beschreiten, der dennoch immer wieder neue und faszinierende Ideen einbringt und es gleichzeitig schafft einen spannenden Teil der chinesischen Kultur wiederzugeben. Animationen schaffen Dinge, die in der Realität einfach nicht einzufangen sind und genau diese Stärken spielt das Werk geschickt aus. Mit viel Liebe zum Detail wurden jegliche Figuren realisiert und auch wenn vor allem der Bewegungsstil aller dargestellten Lebewesen recht gewöhnungsbedürftig ist, blieben sich die Macher stets treu und zogen ihre Art der Umsetzung bis zum Schluss durch.

Opfer amerikanischer Einflüsse

Das einzige größere Manko ist leider der unpassende und vor allem auch unnütze Sidekick in Form eines Hundes, der stets dem gesamten Abenteuer folgt. Dieser wird einzig und allein immer wieder als Figur aufgerufen, um einen kleinen Gag auszuspielen und damit auch den humoristischen Charme einzubringen, doch wäre dieser bei weitem nicht nötig gewesen. An genau dieser Stelle wirkt es deutlich, als ob hier die amerikanische Art und Weise Animationsfilme zu produzieren durchgekommen ist. Gerne möchte ich mehr dieser Filme sehen, doch ist die Hoffnung groß, dass künftig auf solche Elemente verzichtet und dafür noch mehr Energie in die Figuren und die Gefühlsverwicklungen gelegt wird, denn diese kamen in manchen Momenten doch ein klein wenig zu kurz.

Unverhofft kommt oft, wie man so schön sagt. Doch leider etwas anders als erwartet. In großer Hoffnung einen Realfilm zu sehen mit einem nahezu perfekt animierten Schlangenmonster, war die erste Enttäuschung doch groß, als sich rausstellte, dass es sich hier doch nur um ein Animationsabenteuer handelt. Doch dieser betrübliche Aspekt wich sogleich einer hervorragenden Geschichte und epochalen optischen Darstellungen, die jegliche Faszinationen durch mehrere fotorealistische Elemente befriedigte. Auch wenn die Handlung in manchen Momenten etwas konfus wirkt, so folgt sie doch stets einer groben Leitlinie, die, sollte man die Sage hinter der Geschichte kennen, immer ganz leicht durchschimmert. Es wurde geschickt geschafft die etwas stupide Story aufzuhübschen und in einen neuen modernen Blickwinkel auf altertümliche Geschehnisse zu setzen. Etwas gewöhnungsbedürftig sind zwar die Optiken der Figuren sowie ein nicht notwendiger Sidekick, insbesondere bezogen auf die Bewegungen, doch erkennt man klar den Wunsch der Distanzierung der chinesischen Animationskunst zum Rest der Welt. Zudem ist der Film mit viel Liebe produziert und zeigt eine fantastische Welt. Gerne mehr davon!

7,0 von 10 (Stand: 09.05.2020)