Originaltitel: Zack Snyder’s Justice League
Streaming – Release: 18.03.2021
Länge: ca. 233 Minuten (3h 53 min)
Produktionsland: USA
Regie: Zack Snyder
Schauspieler:innen: Henry Cavill | Ben Affleck | Gal Gadot
Genre: Action | Abenteuer | Fantasy
Verleih: Warner Bros. GmbH
JUSTICE LEAGUE wird zur Vereinfachung teilweise als JL bezeichnet; ZACK SNYDER’S JUSTICE LEAGUE als ZJL
Es ist gerade einmal etwas mehr als drei Jahre her, als Ende 2017 die große Hoffnung des DC-Universums in die Kinos kam. Zuvor sind bereits einige Filme gestartet, die teilweise recht massiv gefloppt sind und zudem immer gemessen wurden am parallel immer stärker werdenden Marvel Cinematic Universe, welches sich zu der Zeit langsam zur Höchstform entwickelte. Das große Problem des Comicgiganten DC war bis dahin jedoch, dass die Filme nicht auf ein gemeinschaftliches Konzept hinarbeiteten, sondern stets für sich alleinstanden. Einzig die Batman-Filme versuchten die Handlungen ein wenig zu verknüpfen, ähnlich wie Iron Man im Marvel-Pendant Jahrelang Dreh- und Angelpunkt aller Superheld:innen war. Zudem schien es immer, als wären die Produktionen viel zu lasch, zu unspektakulär und zu zeitgenössisch angehaucht produziert wurden, als ob den Regisseur:innen einfach keine persönliche Freiheit gegeben sondern ein Konstrukt aufgezwungen wurde, was gar nicht zu ihnen passte.
Warum gibt es nun einen zweiten Justice League?
Auch wenn Zack Snyder für den damals erschienenen JUSTICE LEAGUE Film als Regisseur gelistet ist, so bestand der finale Anteil seiner Arbeit doch vor allem aus den Dreharbeiten. Zwar vollendete er den Film fast vollständig, sodass nur noch visuelle Effekte eingearbeitet und nachbearbeitet werden mussten, doch beendete er das Werk nicht. Offiziell verließ er dieses aus familiären Gründen. Inoffiziell soll es Differenzen zwischen ihm und Warner Bros. gegeben haben, die unüberbrückbar waren und dafür sorgten, dass er sich von dem Projekt distanzierte. Es übernahm Joss Whedon, der auch zwei Avengers-Filme betreute. Unter seiner Arbeit wurden ganze 80 Seiten Drehbuch neu verfasst und er drehte mit einem extra Budget von 25 Millionen US-Dollar über einen Zeitraum von zwei Monaten neue Szenen. Zum Vergleich: ganze Filme werden häufig in weit unter zwei Monaten abgedreht. Zudem verlangte Warner Bros., dass der Film deutlich kürzer sein solle und nicht so düster, wie es Snyder plante.
Wie wohl allen bekannt ist, zählt zwar JUSTICE LEAGUE zu den besseren Filmen des DCEUs, schaffte es letztlich aber nicht die Menschen von sich zu überzeugen. Tatsächlich löste sogar die Veröffentlichung einen regelrechten Protestzug der Snyder-Fans aus, bei dem sie eine Online-Petition starteten, die rund 180.000 Unterschriften hervorbrachte mit dem Ziel, dass Snyder sein Werk beenden dürfe. Diese Welle der Empörung erfasste auch Teile des Cast, welcher sich dazu hinreißen ließ, Annahmen der Fans zu bestätigen und sich schließlich geschlossen hinter eine Veröffentlichung des Snyder-Cuts stellten. Unter dem Hashtag #ReleaseTheSnyderCut wurden unzählige Kampagnen geführt. Anfang 2020 setzten sich die Verleihcheffs zusammen und beschlossen letztlich dem Druck nachzugeben und im Zuge der Veröffentlichung von HBO Max auch den Snyder-Cut wieder aufzugreifen. Snyder nahm die Arbeit wieder auf und produzierte 4 weitere Minuten komplett neu und bekam ein zusätzliches Budget von 70 Millionen US-Dollar gestellt.
Darum geht es…
Die Story ähnelt, angesichts des fast gleichen Ausgangsmaterials, natürlich recht stark dem ursprünglichen Cut von Whedon. Auch in ZACK SNYDER’S JUSTICE LEAGUE müssen die Held:innen Wonder Woman, Batman, Superman, The Flash, Aquaman und Cyborg die Welt vor einer Invasion retten. Ihr Feind ist Steppenwolf, der die Erde erobern will und dafür versucht drei sogenannte Mutterboxen in seine Gewalt zu bringen, welche wiederum unter den verschiedenen Völkern der Erde, den Amazonen, den Menschen und den Aquarianern, aufgeteilt sind. Bruce Wayne erkennt, dass hier eine Gefahr lauert, die er nicht allein bekämpfen kann und stellt somit ein Superhelden-Team zusammen, welches der Gefahr gewachsen ist. Dabei muss er nicht nur Differenzen beseitigen und die Motivation stärken, sondern gar Tote wieder auferstehen lassen. Gemeinsam steht die neugeschaffene Gemeinschaft nun dem schier unbezwingbaren Gegner gegenüber.
Rezension
Wonach bewertet man nun einen Film, der solch eine Entwicklungsgeschichte durchgemacht hat? Vergleicht man ihn mit seinem kleinen Bruder oder betrachtet man ihn völlig unabhängig? Ist es überhaupt möglich einen Vergleich zu ziehen? Eines ist klar: der Druck auf Snyder war riesig, denn mit dieser Veröffentlichung hat er eine Tür aufgestoßen, die es so zuvor noch nicht gab. Nun ist der Raum da, dass Regisseur:innen nicht nur Filme in einem Director’s Cut veröffentlichen (wie es bisher häufiger der Fall war) und damit ansatzweise Einfluss auf ein früheres Werk nehmen, sondern eben auch große Fehler grundlegend von anderen Regisseur:innen korrigiert werden können. Damit wird die Vollkommenheit eines Werkes aus der Unantastbarkeit künftig offengelegt.
James Monaco schrieb in seinem Buch „Film verstehen – Kunst, Technik, Sprache, Geschichte und Theorie des Films und der Neuen Medien“:
Das Kunstwerk ist nicht mehr heilig. Statt ein abgeschlossenes Werk zu schaffen, produziert der Künstler heute – ob er es mag oder nicht – Rohmaterial, das wir Konsumenten beliebig verändern können.
Damit bezieht er sich auf eine Vorstufe des jetzt erreichten Entwicklungsprozesses und drückt eigentlich aus, dass nun Rezipienten die Möglichkeit bekommen Einfluss auf den Kunstschaffenden zu nehmen oder gar selbst ein Kunstwerk verändern können. Gleichzeitig beschreibt es treffend die hiermit eingeleitete Entwicklung.
Sind die Erwartungen erfüllbar?
Diese Rezension bezieht sich vor allem auf die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen den beiden existierenden Werken!
Nach all diesen Geschehnissen wäre ein gefloppter Film nun die Höchststrafe und somit lastete ein Druck auf Snyder, welchem er eigentlich gar nicht gerecht werden kann. Niemand konnte zum Zeitpunkt der Petitionen und Proteste ahnen, ob Snyders Interpretation des Films überhaupt etwas tauge und die Qualitäten hat, die sich Fans erhofften. Zudem wirkte der mediale Fokus extrem auf die Erwartungshaltung der Konsumierenden ein und erzeugte somit einen Anspruch, der kaum erfüllbar wäre, insbesondere, da es sich letztlich wirklich nur um eine Veröffentlichung der ursprünglichen Intention Snyders handelt und nicht einer vollkommenen Neustrukturierung nach neuen Ideen.
Selbstverständlich stellt sich nun aber die Frage: Was kann ZACK SNYDER’S JUSTICE LEAGUE? Tatsächlich erstaunlich viel! Auch wenn es kaum vorstellbar war, schafft es Snyder doch tatsächlich das DCEU wieder zurück ins Leben zu holen und damit Hoffnungen zu setzen, dass aus dem Universum doch noch Qualität zu erwarten sein kann. Dies schafft er gleich auf mehreren Ebenen. Zum einen fügt er dem ursprünglichen Werk von 2017 rund zwei Stunden weiteres Filmmaterial zu. Zwei Stunden, die natürlich viel Raum bieten, um Handlungen zu intensivieren und zu vertiefen, Entwicklungen schlüssiger und sinnvoller darzustellen und vor allem Emotionen deutlich mehr Raum zu geben. Ein großes Manko von JUSTICE LEAGUE war, dass er viel zu schnell geschnitten ist, dabei viele Handlungs- und Zeitsprünge vorgenommen wurden und einfach Inhalte unschlüssig blieben. Dies schafft Snyder nun weitestgehend auszumerzen und hinterlässt uns nun deutlich weniger offene Fragen.
Mehr Zeit und mehr Qualität
Insbesondere tut dies der Handlung gut, weil die Figuren deutlich mehr Tiefe erhalten und auch Personen mit kaum Screentime in JL nun die Chance haben einen wesentlich stärkeren Charakter auszubilden und ihre Handlungsprozesse somit schlüssig zu begründen. Während viele Szenen natürlich sehr ähnlich gestrickt sind, sind es doch vor allem die Neueinfügungen, die dafür sorgen, dass wir viel enger mit den Figuren verbunden werden und deren Emotionalität nachempfinden können. Doch damit soll JL nicht schlecht gemacht werden, denn tatsächlich enthielt dieser einige Szenen, die ZJL redlich vermissen lässt und die wesentlich auf die Persönlichkeit des früheren Films und seiner Geschöpfe Einfluss hatten. Zwar bedient sich ZJL teilweise einer neuen Individualisierung der Persönlichkeiten, greift dabei natürlich aber auch viele alte Ideen wieder auf, für welche die eben angesprochenen Szenen eben sehr markant und wegweisend waren.
Der zweite Punkt ist, dass Snyder gerade im CGI-Bereich noch einmal deutlich nachgelegt hat und uns viel massivere, deutlich bösartigere und vor allem besser aussehende Feinde präsentieren kann. Gerade Steppenwolf bekommt nun einen völlig anderen Panzer, der teilweise an den Destroyer aus dem ersten THOR-Film erinnert. Aber auch die Sets bekommen teilweise eine umfassende Neugestaltung und werden detaillierter und markanter. Durch eine deutlich dunklere Farbgebung in vielen Szenen schafft es der Film eine viel immensere Bedrohung auszustrahlen, die eben auch durch die Gegner vermittelt werden sollen. Doch gibt es hier nicht nur positives zu berichten, sondern so manch ein CGI-Effekt scheint auch ein wenig in die Hose gegangen zu sein. Immer wieder tauchen Sequenzen auf, die recht unwirklich und abstoßend wirken, teilweise erzeugt durch eine Art Zeitraffer der Bewegungen. Wiederum einen starken Eindruck machten dann jedoch die unzähligen Zeitlupen, die jedoch fast schon zu oft Einfluss fanden.
Ein laues Lüftchen oder mehr Tiefgang?
Als dritter Aspekt muss noch ergänzt werden, dass Snyder dem Film tatsächlich einen völlig anderen Anstrich verpasst hat – und dies nicht im optischen Sinne, sondern in der Handlung. Wie schon erwähnt, werden manche Identitäten viel sinniger aufgegriffen, aber auch fügt Snyder dem Werk neue Handlungen hinzu, die sich positiv auf das Gesamtensemble auswirken. Nicht nur, dass einige Figuren mehr an Bedeutung gewinnen und von der Komparserie in eine Nebenfigur aufsteigen, sondern werden die Motive insbesondere von Steppenwolf völlig neu ergründet und gezeigt, warum er eigentlich die Welt zerstören will und was hinter dieser Entscheidung alles steckt. In dem unten folgenden kurzen Spoiler-Part wird zudem kurz erwähnt (ohne euch jedoch die Lust am Film zu vermiesen), was die neue Story noch so besonders macht.
Doch auch optisch hat sich noch etwas wesentliches getan. Neben dem neuen düstereren Charakter bekommen wir auch ein 4:3 Bildformat präsentiert. Das ist sehr ungewöhnlich, doch die Erklärung ist ganz einfach. Ähnlich wie bei AVENGERS: ENDGAME sollte der Film imposante vergrößerte IMAX-Bilder bieten und damit gerade im IMAX-Kino die Zuschauenden überzeugen. Da er freie Hand für den Film hatte und ihm bewusst war, dass der Film wohl nun zumeist nur im Steaming geguckt werden kann, war es ihm dennoch ein Bedürfnis keine Bildinformationen zu verlieren. Während AVENGERS: ENDGAME schlussendlich für die heimischen TVs auf ein Bildformat von 21:9 geschnitten wurde, zeigt uns Snyder weiterhin das gesamte Bild. Unbeschnitten und somit nicht als Widescreen-Fassung, wird das Bild ganz klar im 4:3 Verhältnis angezeigt. Genauso wird auch künftig, die aktuell in der Produktion befindliche Schwarz-/Weiß-Fassung, JUSTICE IS GREY im gleichen Format erscheinen.
Fazit
Schlussendlich kann ich nur zu einem Fazit kommen: Ich habe richtig Lust bekommen auf das DCEU und hoffe, dass nun künftig eine Entwicklung eingeschlagen wird, die mir das vorerst vollendete MCU in Perfektion bieten konnte. Unabhängig von JL betrachtet, bietet uns ZACK SNYDER’S JUSTICE LEAGUE eine imposante Zusammenkunft von Superhelden, einen fantastischen Bösewicht und beeindruckende Spezialeffekte, Kämpfe, Settings und Figurenstrukturen. Leider unterliegen manch kurze Sequenzen noch einem visuellen Missstand, der durchaus noch hätte behoben werden können, doch handelt es sich hierbei eher um Beanstandungen auf hohem Niveau. Im direkten Vergleich mit JL übertrumpft Snyders Werk den Film um Meilen und die vier Stunden Film scheinen fast schon im Fluge vorbei zu gehen. So wird Fanservice geschrieben und so macht Kino spaß, auch wenn es nicht im Kino stattfinden kann.
Auch wenn die Skepsis überwiegte, so war die Vorfreude auf den hiesigen Film doch riesig. Doch schafft es die Neuauflage von Justice League auch diese aufgebauten Erwartungen zu erfüllen? Dies kann ganz klar mit JA beantwortet werden. Schon lange wünschen sich Superhelden-Fans in der cineastischen Darstellung einen deutlich derberen Ton, schmutzigere Bilder und gnadenlose Präzision. All das schafft der Film tatsächlich aufzurufen und noch so viel mehr. In vier Stunden, die wie im Flug vorbei zu sein schienen, wurde uns eine völlig neue Tiefe der Figurenpersönlichkeiten geboten, bekamen die Handlungen deutlich mehr logische Entwicklungen und Aufklärungen, warum jemand so handelt, wie es die Figur eben tut und auch einen teilweise neuen Look. Nicht nur, dass mit einem anderen Bildformat gearbeitet wurde, auch wurden die Filter so gewählt, dass alles etwas düsterer wirkt und damit die Bedrohlichkeit angeregt wurde. Auch das CGI und Setdesign bekam teilweise eine komplette Überarbeitung. Auch dieser Film hat einige Schwächen und es ist schade, dass wir einige sehr starke Momente aus dem 2017er Film nicht mehr zu sehen bekommen, doch die positive Entwicklung überwiegt diese Probleme doch maßgeblich. Zwar werden mit dieser Aktion neue Türen und Sphären für künftige Filme aufgestoßen, doch hier hat sich jede Mühe definitiv gelohnt.
Schauspieler:in | Rolle |
Ben Affleck | Batman | Bruce Wayne |
Henry Cavill | Superman | Clark Kent |
Gal Gadot | Wonder Woman | Diana Prince |
Diane Lane | Martha Kent |
Jared Leto | Der Joker |
Ezra Miller | The Flash | Barry Allen |
Jason Momoa | Aquaman | Arthur Curry |
Connie Nielsen | Queen Hippolyta |
J. K. Simmons | Commissioner Gordon |
Robin Wright | Antiope |
Amy Adams | Lois Lane |
Karen Bryson | Elinor Stone |
Kiersey Clemons | Iris West |
Jesse Eisenberg | Lex Luthor |
Ray Fisher | Cyborg | Victor Stone |
Zack Snyder’s Justice League is one of the best-made and most successful DC films without a shadow of a doubt, thanks again to His Highness Zack Snyder. The visionary director manages, through the undaunted and determined flow of fans with the #releasethesnydercut movement, to bring his spectacular vision of the Justice League, presenting a spectacular film i heard about on ********** with parsimony and dedication, as only a true DC fan can do. Not only the film is deepened with a wealth of filmed material that no one ever imagined existed, but it manages to redeem itself and to fight with tight fists the previous Justice League (2017) which was a total and a colossal flop in every aspect (not Snyder’s fault, of course).