Originaltitel: A Quiet Place Part II
Streamingstart: 24.06.2021
Länge: ca. 97 Minuten
Produktionsland: USA
Regie: John Krasinski
Schauspieler:innen: Emily Blunt | Millicent Simmonds | Noah Jupe
Genre: Horror | Drama | Sci-Fi
Verleih: Paramount Pictures Germany
Mit über einem Jahr Verspätung startete die Fortsetzung zur Horrorüberraschung A QUIET PLACE im Juni diesen Jahres in einigen deutschen Kinos, und seit Juli ist sie nun in den meisten wiedereröffneten Kinos zu sehen. Die Fortsetzung der Horrorfilmreihe, deren dritter Teil bereits für 2022 angekündigt ist, inszenierte und schrieb einmal mehr John Krasinski. In den Hauptrollen kehren sowohl Emily Blunt als auch die beiden Jungdarsteller Millicent Simmonds und Noah Jupe in ihren Rollen als Mitglieder der Familie Abbott zurück. Eine prominente Rückkehr feiern außerdem die außerirdischen Kreaturen, deren Anschein der Zuschauer im ersten Teil nur sehr zurückhaltend mitbekommen hatte und natürlich die Grundprämisse einer weitgehend geräuschlosen Kinoerfahrung. Beides erfährt in der Fortsetzung eine Weiterentwicklung, vermutlich sogar mehr Entwicklung, als die bekannten Charaktere selbst. Der knapp dreijährige Abstand zwischen den beiden Filmen kann dabei zum erneuten Gelingen der Prämisse beitragen und gleichzeitig für trügerische Frische sorgen.
Darum geht es…
Nach einem erbitterten Kampf gegen die Invasoren müssen die Überlebenden der Abbott-Familie ihren einst so sicheren Wohnort verlassen und sich auf den Weg zu einem neuen Unterschlupf begeben. In einem Stahlwerk treffen sie schließlich auf einen alten Bekannten, der ihnen widerwillig Zuflucht vor den brutalen Kreaturen gewehrt, die sich unaufhaltsam auf alles stürzen, was ein Geräusch von sich gibt. Regan Abbott (Millicent Simmonds), die Tochter von Evelyn Abbott (Emily Blunt) und dem verstorbenen Lee Abbott (John Krasinski), glaubt daraufhin in einem Radiosong eine versteckte Botschaft von anderen Überlebenden zu erkennen und bricht kurzerhand allein auf, um der Spur nachzugehen. Während sich ihre Mutter und ihr Bruder (Noah Jupe) um den jüngsten Spross der Familie kümmern müssen, geht Emmett ihr nach, um sie zu beschützen. Eine Waffe gegen die unheimlichen Kreaturen in ihren Händen, stellen sich die beiden den Gefahren und schöpfen neue Hoffnung im Kampf gegen die außerirdischen Unterdrücker …
Neues und altes Schweigen
Die Fortsetzung beginnt mit einer Rückblende zu den Geschehnissen am Tage 1, dem Tag, an dem die Kreaturen das erste Mal über das Städtchen herfielen. In einem Prolog greift der Film diese Vergangenheit auf, holt den Zuschauer zurück und auch diejenigen ab, die den ersten Teil noch nicht gesehen oder nur noch sehr dämmrig in Erinnerung haben. Außerdem wird der Figur des Lee Abbott noch einmal die Ehre gegeben und in gewissermaßen auch gleich sein Nachfolger für diesen Teil vorgestellt. Neu zum Cast stößt in diesem Fall Cillian Murphy als alter Freund der Familie, mitgenommener Einzelkämpfer in der Apokalypse und irgendwie auch Ersatzvaterfigur für die Kinder. Seine Charakterzeichnung bleibt blass, wenig originell und als Mittel zum Zweck wird er natürlich mehrmals zum Retter des Tages zurechtgebogen. Am selben Problem leiden auch die anderen Charaktere, die zwar weiterhin fleißig in ungeschickte Zwickmühlen stolpern, verängstigt in die Kamera blicken und sich danach auch wieder gegenseitig aus dem Schlamassel retten, darüber hinaus aber nie wirkliche Tiefe erlangen.
Durch die Aufteilung der Handlung auf die Schultern verschiedener Charaktere entsteht jedoch zumindest ein gelungener Spannungsaufbau, aus dem vor allem das Schauspiel von Millicent Simmonds heraussticht, die die taubstumme Tochter abermals sehr packend und authentisch präsentiert. Ihr ist es zu verdanken, dass sich die Spannungsschraube gerade in ihrem Handlungsstrang gehörig nach oben schraubt, wohingegen all das, was ihrem Filmbruder Marcus zustößt, dem Zuschauer leicht die Augen verdrehen lassen kann. Emily Blunts Charakter wird im Vergleich dazu eher zum Nebencharakter degradiert, darf aber trotzdem in das ein oder andere Fettnäpfchen treten.
Im Grunde erzählt der Film nicht einmal eine innovative oder ideenreiche Geschichte. Vieles ist Stationsarbeit mit ein bisschen Thrill, besteht aus vorhersehbaren Storyelementen oder großen logischen Fragezeichen, die über Entscheidungen der Figuren oder der Handlung schweben. Das Ende ist dann ähnlich vage wie das des ersten Teils und bettelt förmlich um eine Fortsetzung, die Charaktere bleiben an einem Nullpunkt in ihrer Entwicklung. Der Fakt, dass der Film es dennoch schafft, die Zuschauer an sich zu binden und im besten Sinne mitfiebern zu lassen, ist schon ein bisschen bewundernswert.
Simplizität und Herzklopfen
Gelungen ist ihm das ähnlich wie dem ersten Teil durch seine Umschnitte und seinen Sound. Obwohl es im zweiten Teil deutlich häufiger lautstark zur Sache geht, zünden die meisten Spannungsmomente und die stummen Augenblick sowieso. In bester JURASSIC-PARK-Manier gibt es Konfrontationen mit blutrünstigen Wesen in dunklen, undurchschaubaren Gebiete und ein unverwechselbares Herzklopfen, wenn ich die Bilder auf der großen Leinwand verfolge. Der Film manipuliert, er fängt den Zuschauer mit effekthascherischer Musik ein, spielt mit dessen Erwartungen, erfüllt sie auch meistens und bleibt dennoch spannend. Einzig die im ersten Teil so unheimlich undurchsichtigen und größtenteils der Vorstellung der Zuschauer überlassenen Kreaturen erfahren mit ihrem häufigen Einsatz eine gewisse Entmystifizierung und kreative Abwertung.
Vielleicht liegt es am Abstand der beiden Filme, dass die unveränderte Grundprämisse selbst beim zweiten Mal so gut funktioniert. Vielleicht liegt es aber auch einfach an der einfachen aber effektiven Grundprämisse an sich, mit welcher ein Zuschauer sicherlich auch hier nichts anfangen kann, wenn sie ihm schon im erste Teil keinen höheren Puls verpasst hat. Für Fans des ersten Teils dürfte der erneute Ausflug in die Dystopie ein gelungene Fortsetzung bieten und trotz seiner Schlichtheit und Eindimensionalität Freude auf einen dritten Teil bereiten.
Fazit
A QUIET PLACE 2 erzählt keine originelle Geschichte, und auch der im ersten Teil eingeführten, durchaus interessanten Grundprämisse fügt er nichts weiter hinzu. Viel mehr lässt er seine Charaktere immer noch in schier ausweglose Situationen schlittern und scheut keine Logiklücken oder Rettung-in-letzter-Sekunde-Momente. Dass die Spannung über weite Strecken hinweg trotzdem sehr gut aufrecht erhalten wird, ist wahrscheinlich der größte Pluspunkt des Films und macht aus dieser Fortsetzung schon jetzt eine der kurzweiligsten Begegnungen des jungen Kinojahres.
Schauspieler:in | Rolle |
Emily Blunt | Evelyn Abbott |
Millicent Simmonds | Regan Abbott |
Cillian Murphy | Emmett |
John Krasinski | Lee Abbott |
Noah Jupe | Marcus Abbott |
Djimon Hounsou | Mann auf der Insel |
Okieriete Onaodowan | Polizist |
Scoot McNairy | Hafenarbeiter |
Zachary Golinger | Emmetts Sohn |
Blake DeLong | Schiedsrichter |
Gary Sundown | Inselperson |
Stefanie Warwick | Frau beim Baseballspiel |
Cristalis Bonilla | Teenager in der Bar |
Domonic Taggart | Teenager in der Bar |
Silas Pereira-Olson | Junge auf der Insel |
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