Review Fakten + Credits


After Yang Filmstill

After Yang ©2022 Sky UK Limited

Vier Jahre nach seinem Debütfilm COLUMBUS feierte der zweite Spielfilm des US-amerikanischen Filmemachers und Filmkritikers Kogonada bei den Internationalen Filmfestspielen in Cannes Premiere. Der neue Science-Fiction-Slowburn im weltweiten Verleih des vielsagenden Independent-Labels A24 basiert auf einer Kurzgeschichte Alexander Weinsteins. Zum Cast des hierzulande Ende Oktober auf WOW (vormals Sky Ticket) gestarteten futuristischen Filmdramas gehören unter anderem Colin Farell (THE BATMAN, SEVEN PSYCHOS), Jodie Turner-Smith (QUEEN & SLIM), THE UMBRELLA ACADEMY-Star Justin H. Min und Newcomerin Malea Emma Tjandrawidjaja.

Darum geht es

Jake und Kyra führen ein glückliches Familienleben mit ihrer Adoptivtochter Mika. Damit sie etwas mehr über ihre chinesischen Wurzeln, Kultur und Sprache erfährt, haben sie dem jungen Mädchen einen empfindungsfähigen Roboter namens Yang gekauft. Dieser baut nicht nur zu Mika, sondern auch zu den anderen Familienmitgliedern eine besondere Beziehung auf. Doch eines Tages reagiert der Androide nicht mehr und die Kosten für einen Ersatz sind nicht zu stemmen. Jake besucht eine Werkstatt, um die Fehlfunktion beheben zu lassen, doch die Reparatur ist nahezu aussichtslos. Aus Yangs regungslosen Körper kann jedoch ein Erinnerungsspeicher geborgen werden, welcher Jake es ermöglicht, in das Unterbewusstsein und die Vergangenheit des androiden Familienfreundes einzutauchen …

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Rezension

Innerhalb seines futuristischen Familienkosmos behandelt AFTER YANG grundlegende Fragen und Themenkomplexe der Science-Fiction. Aufregendes oder gar Neues hat die US-amerikanische Independent-Produktion in Themen wie der Frage nach dem Menschsein oder der hier gezeigten Mensch/Androiden-Beziehung nicht hinzufügen, weiß sie jedoch in ein kleines, elegisch inszeniertes Familiendrama einzubetten. Dieses und vor allem die Beziehung einzelner Familienmitglieder zum in Rückblenden wiederauflebenden Yang stehen im Vordergrund, weit vor technologischen und gesellschaftlichen Erklärungen und ausführlicherem Worldbuilding.

After Yang Filmstill

After Yang ©2022 Sky UK Limited

In meditativen Bildern folgt Kogonada der kleinen Familie, allen voran Vater Jake auf dessen Nachforschungen, die ihn unverhofft tiefer ins Unterbewusstsein des längst akzeptierten und doch kaum bekannten Familienmitgliedes führen. Yangs Fehlfunktionen geben aber nicht nur Anlass, den Androiden und seine versteckten Erinnerungen und Erfahrungen (neu) zu entdecken, sondern offenbaren ebenso müde gewordene Familiendynamiken, um die sich vor allem Mutter Kyra sorgt. Ohne sich inszenatorisch und erzählerisch aus der Ruhe bringen zu lassen, möchte AFTER YANG somit etliche Konflikte behandeln, kann jedoch selten einen wirksam und tiefgreifend herausarbeiten. Intime Dialoge zwischen den Figuren und philosophische Gedanken verharren an der Oberfläche, geben nur hin und wieder einen groben Einblick in die Tiefe, die sie in der zurückhaltend aufgebauten Welt hätten entwickeln können.




In AFTER YANG sind es vor allem Bilder, die mal auf subtile, dennoch aussagekräftige und mal auf recht triviale Weise die bedeutungsschwangeren Dialoge und Befindlichkeiten der Figuren ergänzen, und die Musik, die es noch häufiger auf weniger elegantere Art und Weise tut. Abgesehen von den fabelhaft energiegeladenen Opening-Credits erzeugt die Musik mit ihren Klavierklängen einen Teil der oft anhaltenden Schwermut und entwickelt sich in manchen Szenen äußerst gefühlsseelig. Deutlich bedachter ist da der Einsatz von Effekten, die nie mit Größe und Bombast prahlen, sondern häufig hintergründig die Welt ausbauen. So wie zahlreiche Gedanken, die zwar in AFTER YANG verborgen liegen, denen aber zu selten substantielle Beachtung geschenkt wird.

FazitStilisierter Negativfilm mit roter Ziffer 6

Wäre AFTER YANG ein Tee aus dem Geschäft seiner Hauptfigur, dann wäre er ein Beruhigungstee. Ein heißes Science-Fiction-Gebräu, welches nicht so stark und intensiv schmeckt, wie es seine Farbe auf den ersten Blick behauptet. Ein Tee in einer handwerklich schön geformten Tasse, von guten Darsteller*innen serviert, letztlich aber zu lasch im Geschmack. Nach dem Abkühlen einmal ausgetrunken, bleiben nur einzelne Noten in Erinnerung.

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