Wie es der Serientitel schon vermuten lässt haben wir es bei der Netflix-Serie ALL OF US ARE DEAD mit einer Geschichte zu tun, in der Zombies ein zentrales Element sind. Nach dem Erfolg von SQUID GAME im letzten Jahr versucht der Streaming-Gigant nun den nächsten großen Hit aus Südkorea nachzubilden. Dafür sind in den letzten Monaten Produktionen wie SILENT SEA oder HELLBOUND erschienen, kreative Stoffe, die allerdings kaum Aufmerksamkeit bekommen haben. Mit dieser neuen Serie geht Netflix nun einen Schritt zurück und bedient sich einer Handlung, die man schon häufig gesehen hat: Ein Zombie-Virus bricht aus und überrascht die Bevölkerung, währenddessen halten sich die Hauptfiguren in einer besonderen Location auf. Wo sich die Held*innen in George R. Romeros Klassiker DAWN OF THE DEAD in einem Kaufhaus aufgehalten haben, verfrachtet ALL OF US ARE DEAD das Szenario in eine südkoreanische Schule. Die Serie basiert dabei auf dem gleichnamigen Webtoon, der auf der Online-Plattform Naver erschienen ist. Ob diese neue Serie eine Offenbarung im Horrorgenre ist, oder ob ihr lieber auf großartige südkoreanische Werke wie KINGDOM oder TRAIN TO BUSAN zurückgreifen solltet, erfahrt ihr im folgenden Text.
Darum geht es…
An einer High School im südkoreanischen Hyosan forscht ein ehemaliger Wissenschaftler, der die Schüler nun in Biologie unterrichtet, an einem Virus. Er testet den Erreger an seinem Sohn, und will ihm dabei helfen sich gegen die Schüler durchzusetzen, die ihn tagein tagaus schikanieren. Leider nimmt das Ergebnis ungeahnte Züge an. Der Schüler entwickelt sich zu einem wütenden Zombie und beginnt seine Mitschüler*innen zu beißen. Alle die er erwischt werden ebenfalls zu blutrünstigen Zombies, die alles beißen wollen, was lebendig ist. Einigen Schüler*innen gelingt es sich in einem Klassenzimmer zu verbarrikadieren, sie scheinen in Sicherheit zu sein, doch die Zombies warten bereits vor der Tür. Wie lange werden die Schüler*innen in dem Raum überleben? Sie haben weder etwas zu essen, oder zu trinken und auch ihre Handys wurden vor unterrichtsbeginn eingesammelt und sind eingeschlossen im Lehrerzimmer. Sie sind nun auf sich gestellt und müssen gemeinsam einen Weg finden die Krise zu überstehen.
Rezension
Wenn man sich Produktionen aus Südkorea anschaut, erwartet man mittlerweile einzigartige Serien oder Filme, die einen komplett neuen Ansatz in ein Genre bringen. Serien wie SQUID GAME waren nicht nur aufgrund der perfiden Spiele so erfolgreich, sondern auch wegen der immensen Kreativität, die ins Drehbuch geflossen ist. ALL OF US ARE DEAD definiert des Zombie-Genre zwar nicht neu, schafft es aber trotzdem eine sehr spannende Horror-Serie zu sein, die einige interessante Ansätze bietet. Was die Serie so besonders macht ist die detaillierte Betrachtung eines Szenarios. So begleiten wir eine Gruppe Schüler*innen vom Ausbruch der Seuche, bis zu dem Zeitpunkt, an dem sie das „Schlachtfeld“ verlassen. Insgesamt erstreckt sich die Handlung dabei über ein paar wenige Tage, die in zwölf Episoden mit einer Laufzeit von jeweils ca. einer Stunde erzählt werden. Auch wenn sich dadurch die Chance bietet eine detaillierte Reise durch eine von Zombies überlaufene High School abzubilden, verliert die Serie doch in der zweiten Hälfte der Staffel etwas an Wirkung. Man hat bereits alles gesehen und auch große Überraschungen bleiben aus.
Gerade in den ersten Folgen spielt die Serie ihre Stärken aus. Wir lernen einiges über den Zombie-Virus, wir erfahren die Gründe, warum er auf die Schüler*innen losgelassen wurde und lernen die Figuren kennen. Hier wird schnell klar, dass die Schulklasse, die wir begleiten einen Querschnitt der südkoreanischen Bevölkerung abbilden soll. Wir begleiten Charaktere aus allen erdenklichen Schichten, von der wohlhabenden Göre, die erwartet, dass alles nach ihrer Pfeife tanzt, über die Tochter eines alleinerziehenden Polizisten, bis zu den Ärmsten des Landes. Während der zwölf Folgen bleibt der Fokus sehr stark auf diesen Figuren und lässt sie uns kennen lernen. So erfahren wir einiges über den Leistungsdruck, mit dem südkoreanische Teenager permanent konfrontiert sind. Alles ist darauf ausgerichtet auf ein gutes College zu kommen um später als Erwachsene*r erfolgreich zu sein. Die Serie kritisiert das System, in dem sich die Jugendlichen nicht frei entfalten können.
Alles andere als Untot!
Eine der größten Stärken von ALL OF US ARE DEAD ist der visuelle Stil, insbesondere die Umsetzung der Zombies. Wir haben es hier nicht mit langsam schlurfenden Untoten zu tun, sondern mit Jägern, die immer auf der Suche nach Beute sind. Die visuelle Umsetzung der Zombies ist dabei schaurig schön. Sobald sich ein Mensch verwandelt beginnt er zu verkrampfen, alles in seinem Körper beginnt zu knacken und zu ächzen. Nach den Verwandlungen sehen wir Kreaturen, die sich abrupt und scheinbar planlos bewegen. Es ist der Serie gelungen den Zombies jegliche Menschlichkeit zu nehmen. Nicht nur die Untoten sehen großartig aus, insgesamt wirkt die Serie sehr hochwertig produziert. Ein Beispiel dafür ist eine Plansequenz in der Cafeteria der Schule Anfang der zweiten Folge. Hier wurde in einer langen Szene der Kampf zwischen Schüler*innen und Zombies in Szene gesetzt und das Resultat ist wirklich spektakulär. Da kann man auch den einen oder anderen befremdlichen digitalen Effekt verzeihen (Stichwort: Hubschrauber).
Leider hat die Serie einige Schwächen in der Handlung, über die man nur schwer hinwegsehen kann. Es kommt immer wieder dazu, dass auch Hauptfiguren den Zombies zum Opfer fallen, was im ersten Moment sehr positiv ist, da die Serie so bis zum Schluss unberechenbar bleibt. Allerdings sterben sehr viele der Figuren, indem sie sich für die Gruppe opfern, bei einigen Momenten hätte ein Opfer ganz einfach vermieden werden können, diese Momente werden allerdings eingebaut, um künstlich Emotion zu erzeugen. Insgesamt kommt es regelmäßig zu Szenen, in denen die eigene Logik gebrochen wird, um die Handlung in die gewünschten Bahnen zu lenken.
Die Opfer der Pandemie
Bei ALL OF US ARE DEAD handelts es sich natürlich nicht nur um eine plumpe Zombie-Serie, im Subtext steckt sehr viel Kritik gegenüber der südkoreanischen Regierung und ihrem Umgang mit einer Pandemie. In unserer Welt heißt diese Pandemie Covid-19 und in der Serie ist es ein Zombie Virus. Es werden viele Parallelen eröffnet, so handelt es sich bei dem Zombie-Virus um einen Erreger, der ebenfalls schnell mutiert und deswegen nur schwer zu bändigen ist. Die größte Kritik richtet sich allerdings an den Umgang der Regierung mit Kindern und Jugendlichen. In Deutschland stellt sich immer mehr das Gefühl ein, dass die Jüngsten unserer Gesellschaft über Jahre allein gelassen wurden und sich seit Beginn der Pandemie kaum etwas daran geändert hat. Dies prangert ALL OF US ARE DEAD an, wir begleiten eine Gruppe Schüler*innen, deren Tod von der Regierung in Kauf genommen wird.
Fazit
Grundsätzlich kann ich sagen, dass ich eine gute Zeit mit ALL OF US ARE DEAD hatte, auch wenn die Serie einige Schwächen hat. Gerade zu Beginn wird man in den Bann gezogen und dann hat die Serie einen am Haken, sodass man ihr bis zum Ende folgt. Leider ist die Serie mit einer Laufzeit von über zwölf Stunden viel zu lang und man hätte einiges zielgerichteter erzählen können. Wenn man allerdings Lust hat auf eine Zombie-Survival-Serie, mit unerwarteten Toden und einer sehr starken Charakterdynamik, wird man hier auf jeden Fall eine gute Zeit haben.
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In einer High School im südkoreanischen Hyosan bricht ein Zombie-Virus aus. Eine Gruppe Schüler*innen kämpft ums Überleben und versucht einen Weg aus der Krise zu finden, dabei müssen sie leider immer wieder Opfer bringen.
ALL OF US ARE DEAD ist die neue große Serie aus Südkorea auf Netflix. Nach dem Erfolg von SQUID GAME versucht der Streaming-Gigant den nächsten großen Hit zu landen und obwohl es sich hier um eine sehr interessante Serie handelt, kommt sie nicht an die Kreativität und Qualität der Hitserie aus dem letzten Jahr heran. Wir begleiten dieses mal eine Gruppe Schüler*innen, die versuchen sich aus einer High School zu befreien, die Handlung findet an wenigen Tagen statt, sodass man in den zwölf Stunden Laufzeit ein umfangreichen Einblick in das Seelenleben der Teenager*innen bekommt. Sie stehen dabei stellvertretend für verschiedene Gesellschaftsschichten in Südkorea und liefern dadurch einen Einblick in die unterschiedlichsten Probleme.
Die größte Stärke der Serie ist die Umsetzung der Zombies. Durch ihre verkrampften und unberechenbaren Bewegungen wurde ihnen jegliche Menschlichkeit genommen, sie haben etwas unheimlich Monströses. Leider verliert die Serie gerade in der zweiten Hälfte etwas an Tempo, zu Beginn ist man noch sehr investiert in die neue Welt und in das rätselhafte Virus, viele Fragen bekommen aber schnell eine Antwort, sodass die Serie am Ende nur noch vor sich hinplätschert. Trotzdem kann ich hier eine Empfehlung aussprechen, da es sich nicht nur um eine plumpe Zombie-Serie handelt, sondern um eine ausgefeilte Gesellschaftskritik, die den Umgang der Regierung mit Pandemien in den Fokus rückt.
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Originaltitel | Jigeum Uri Hakgyoneun (지금 우리 학교는) |
Serien – Release | 28.01.2022 |
Länge | 12 x ca. 60 Minuten |
Produktionsland | Südkorea |
Genre | Horror | Action | Drama | Fantasy |
Verleih | Netflix |
FSK | unbekannt |
Regie | J. Q. Lee | Kim Nam-Soo |
Drehbuch | Seong-il Cheon |
Besetzung | Rolle |
Ji-hu Park | Nam On-jo |
Chan-Young Yoon | Lee Cheong-san |
Yi-Hyun Cho | Choi Nam-ra |
Park Solomon | Lee Su-hyeok |
In-soo Yoo | Yoon Gwi-nam |
Jeon Bae-soo | Nam So-ju |
Byeong-cheol Kim | Lee Byeong-chan |
Kyoo-hyung Lee | Song Jae-ik |
Sang-Yeon Son | Jang Woo-jin |
Victoria Grace | On-jo |
Lisa Yamada | Hyo-Ryeong |
Harrison Xu | Chung-san |
Darren Keilan | Lee Su-Hyeok |
Ru Kumagai | Lee Na Yeon |
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